Romanik
Die Romanik war der erste universelle Kunststil des europäischen Mittelalters.
Romanische Kirchen sind besonders imposant und mächtig gebaut. Sie drücken unbeschränkte Gewalt und Mittel aus und erinnern an Burgen, weshalb sie auch Gottesburgen genannt werden.
Allgemein charakteristisch für den romanischen Baustil ist der Gewölbebau und die Rundbögen, sowie eine klare Gliederung des Kirchenschiffes. Fenster und Portale sind relativ klein, haben Rundbögen und liegen trichterartig tief im Mauerwerk. Die romanische Kirche (Basilika) ist west-ost-gerichtet. Der Eingang liegt im profanen Westen, gegenüber der im heiligen Osten (Jerusalem!)Apsis, wodurch der Blick gleich auf den erhöhten Altar in der Apsis fällt. Durch den langgestreckten Bau ist die ganze Gemeinde mit einbezogen.
Die Romanik lässt sich in drei Epochen teilen: Die Karolingische Baukunst ab ca.750 n.Chr., die frühe Romanik oder ottonische Baukunst bis ca. 950 n.Chr. und die Hochromanik bis ca. 1250 n.Chr..
Die Höhepunkte dieser Entwicklung in Deutschland bilden die Kaiserdome in Speyer, Mainz und Worms. Die vollkommenste Ausprägung erfährt die Romanik in Burgund mit Cluny, der Normandie mit Caen, sowie in Florenz, Pisa und Mailand.
Nicht in Rom, sondern in Cluny stand im 12. Jahrhundert die größte Kirche der Christenheit. Der Bau von 187m Länge und 50m Höhe, sieben Türmen, fünf Längs- und zwei Querschiffen bot die äußerste Vollendung romanischer Architektur.
Die Karolingische Baukunst
In der karolingischen Stilepoche war der Gedanke der Renaissance/der Wiedergeburt des römischen Steinbaues gegeben. Diese Epoche hat sich überwiegend auf Klosterkirchen beschränkt, hat jedoch auch höfischen Ursprung.
Im Grundriss, wie im Detail werden vorhandene altchristliche, spätantike Basiliken in ihren Formen, ihren korinthischen Kapitellen, ihrem waagerechten Gebälk und ihren flachen Holzdecken übernommen.
Unter dem Ostteil der Basiliken sind Krypten (Gräber für Bischöfe oder Aufbewahrung von Reliquien) angelegt.
Die frühe Romanik oder ottonische Baukunst von 950 bis 1024
In dieser Epoche fand eine Rückkehr zu den Uhrformen statt. Die Säule wurde zum Vierkantpfeiler, das korinthische Kapitell zum blockhaften, urtümlichen Würfelkapitell, die Mosaiken (Darstellung des himmlischen Reiches) wurden aufgegeben oder ersetzt durch Fresken oder Wandmalerei, um die Wand bei ihrer schließenden Funktion zu belassen. Organisches Bildwerk (Menschen-, Tier- und Pflanzendarstellung) wurde aus den Kirchen verbannt. So wirkte der nackte Stein (auch "edelster Werkstoff Gottes" genannt) für sich, wie er in der Romanik geliebt wurde. Durch die Verjüngung des Bauens unterscheidet sich das Abendland (Europa) von der islamischen und indischen Kultur, die ererbten Reichtum noch weiter bereichert haben.
Diese Erneuerung wird in einem Zitat aus einer in Cluny niedergeschriebene Chronik zum Jahre 1003 deutlich:
"Es geschah fast auf dem ganzen Erdkreis, besonders aber in Italien und Gallien, eine Erneuerung der Basiliken, obwohl die meisten günstig gelegenen dessen nicht bedurft hätten. Dennoch wetteiferte ein Volk der Christenheit mit dem anderen, sich des Schönen zu erfreuen. Denn es war, als ob die Welt sich erneuerte, das Alte abwürfe und überall ein glänzendes Gewand von Kirchen anlegte. Jetzt verwandeln die Gläubigen fast alle Kirchen von Bischofssitzen, auch die Klöster der verschiedenen Heiligen, ja selbst die kleineren Kapellen der Dörfer."
Im Grundriss der Basiliken kam das Westwerk, ein Choranbau an der traditionellen Eingangsseite dazu. Es besteht in der Regel aus zwei Emporgeschossen und diente dem Kaiser und seinem Gefolge auf Reisen an den Andachten teilzunehmen. Mit dem Westwerk entstand der Westwerkturm, der mit den seitlichen Treppentürmen dem Bau einen burgartigen Charakter gab. Dadurch bekam die frühmittelalterliche Kirche mit Westwerk die Bedeutung einer Trutzburg gegen die aus dem Westen anstürmende Dämonen oder auch als Eingang zum himmlischen Jerusalem. Der Bau von Kirchen mit Westwerk bleibt auf die ottonische Zeit beschränkt.
Die Hochromanik
Dem starren, stummen Stein der frühen Romanik war kein Bleiben beschieden. Reichtum, Bewegtheit und Lebendigkeit bestimmt die Formen der reifen Romanik. Die Lösung aus der anfänglichen Bindung an die Formen der Spätantike ist nun vollzogen. Diese Entwicklung brachte eine Vielgestaltigkeit, wie sie Europa in keiner anderen Epoche gekannt hat.
Durch viele verschiedene Bauschulen unterschieden sich die Baustile der Romanik von Schule zu Schule. Gemeinsam hatten alle die Entwicklung vom Kargen zum Reichen, die auflösende Gliederung der Mauern. Die Außenwand wird durch Lisenen belebt, Wandvorlagen ohne Kapitelle, die Friese aus kleinen Rundbogen tragen. Diese Bildung von Wandschichten steigert sich von den unteren Geschossen zu den oberen, die Großförmigkeit in Kleinteiligkeit wandeln. Abschließend bildet die Zwerggalerie einen Schatten fangende Gang hinter Säulen und macht die Wand raumhaltig.
Querschiffe, die in den ottonischen Basiliken zwischen Langhaus und Chor bzw. Apsis eingeschoben wurden, trennen die Kirchenräume voneinander. Um die Räume miteinander verschmelzen zu können, bildet man in diesem entstehenden Raum eine Vierung, d.h. hier stehen vier Triumphbögen im Quadrat zueinander. Auf dem Bogenmauerwerk konnten die Wände quadratisch oder achteckigen Vierungstürmen anwachsen.
Der Gewölbebau ist das Ergebnis einer langen Entwicklung. Auch die großen romanischen Kaiserdome wurden als Flachdeckenbasiliken gebaut und erhielten jetzt im 12. Jahrhundert im Zuge der Sanierung Kreuzgrat- und Kreuzrippengewölbe.
Um 1100 wurde an mehreren Stellen Europas die Bauplastik geboren. Dadurch erhielt organisches Bildwerk wieder den Einzug in die Fassade. Besonders im Portal befanden sich heilige und dämonische Gestalten, um einerseits böse Mächte abzuschrecken und andererseits Analphabeten die Bibel zu vermitteln.
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