Martin Luther King
1. EINLEITUNG King, Martin Luther jun. (1929-1968), schwarzer amerikanischer Baptistenpfarrer und Nobelpreisträger, einer der Führer der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und Vorkämpfer des gewaltlosen Widerstandes gegen Rassendiskriminierung.
2. FRÃœHE JAHRE
King wurde am 15. Januar 1929 in Atlanta (Georgia) als ältester Sohn von Martin Luther King sen., einem Baptistenpfarrer, und der Alberta Williams King geboren. Im Alter von 15 Jahren ging er auf das Morehouse College und wurde mit 17 Jahren zum Baptistenpfarrer geweiht. 1951 machte er am Crozer Theological Seminary seinen Abschluss und studierte dann an der Universität von Boston.
Während seines Studiums begann sich King für Mohandas K. Gandhi zu interessieren, dessen Lehren zum Kern seiner eigenen Philosophie des gewaltlosen Widerstandes werden sollten. In Boston lernte er Coretta Scott kennen; sie heirateten im Juni 1953, und im folgenden Jahr nahm King eine Stelle als Pastor in der Dexter Avenue Baptist Church in Montgomery (Alabama) an.
3. DER BUSBOYKOTT IN MONTGOMERY
Im gleichen Jahr erklärte der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten die Rassentrennung an öffentlichen Schulen für gesetzwidrig, was sich schnell auf alle Bereiche des öffentlichen Lebens auswirkte. 1955 wurde King gebeten, einen Boykott der Omnibusse in Montgomery anzuführen. Die schwarzen Führer der Stadt hatten den Boykott organisiert, um gegen Rassentrennung in öffentlichen Verkehrsmitteln zu protestieren; unmittelbarer Anlass war die Festnahme von Rosa Parks, einer Schwarzen, die sich geweigert hatte, einem weißen Fahrgast ihren Sitzplatz zu überlassen. Im Lauf der 381 Tage dauernden Aktion wurde King festgenommen und inhaftiert, sein Haus wurde in die Luft gesprengt, und er bekam mehrere Morddrohungen. Der Boykott endete 1956 mit einem Erlass des Obersten Gerichtshofes, der jegliche Art von Rassentrennung in öffentlichen Verkehrsmitteln der Stadt für gesetzwidrig erklärte.
Der Montgomery-Boykott war ein klarer Sieg des gewaltlosen Widerstandes, und King ging aus ihm als hoch angesehener Führer der Schwarzen hervor. Schwarze Kirchenmänner aus dem ganzen Süden organisierten in Reaktion auf den Erfolg des Boykotts in Montgomery die Southern Christian Leadership Conference (SCLC) mit King als ihrem Präsidenten.
4. FÃœHRUNG IN DER BÃœRGERRECHTSBEWEGUNG
Bei einem Besuch in Indien 1959 konnte King intensiv Ghandis Prinzip des Satyagraha studieren, des gewaltlosen Widerstandes, das King seinem sozialen Protest zugrunde gelegt hatte. Im folgenden Jahr gab er seine Stelle als Pastor in Montgomery auf und wurde (bei seinem Vater) Kopastor an der Ebenezer Baptist Church in Atlanta. Dadurch war es ihm möglich, noch effizienter in der Führung der Bürgerrechtsbewegung mitzuarbeiten.
Zu der Zeit vollzog sich innerhalb der Führung der schwarzen Bewegung ein radikaler Wandel. Wo sie sich einst auf Rechtsmittel und Versöhnung konzentriert hatte, forderte sie nun den Wandel "by any means possible" (mit allen möglichen Mitteln). Differenzen in der Ideologie und der Zuständigkeit zwischen der SCLC und anderen Gruppen wurden unausweichlich; aber Kings hohes Prestige war die Garantie dafür, dass die Gewaltlosigkeit, wenn sie auch nicht sehr populär war, doch der offizielle Weg des Widerstandes blieb. 1963 führte er eine große Bürgerrechtskampagne in Birmingham (Alabama) an und organisierte im ganzen Süden Aktionen für die Registrierung Schwarzer in die Wählerlisten, gegen Rassentrennung und für bessere Schulbildung und Wohnungen. Während dieser gewaltlosen Kampagnen wurde er mehrmals festgenommen. Er führte den historischen Marsch auf Washington am 28. August 1963 an, auf dem er seine berühmte Rede "I Have a Dream" (Ich habe einen Traum) hielt. 1964 bekam King als Wortführer der gewaltlosen Rassenintegration den Friedensnobelpreis.
5. WACHSENDE UNRUHEN
Im Lauf der Zeit war deutlich geworden, dass Hunderte von nordamerikanischen Städten, die Teilnehmer zu den Märschen im Süden geschickt hatten, selbst nichts dafür taten, die Rassentrennung abzuschaffen. King war auch der Meinung, dass der Vietnamkrieg die Atmosphäre vergiftete und die lokalen Probleme in den Hintergrund drängte.
Kings Gewaltlosigkeit wurde auf eine harte Probe gestellt. In Chicago, wo er seine erste größere Kampagne im Norden abhielt, stellten sich ihm öffentlich schwarze Baptisten entgegen. Außerdem trafen die Protestierenden auf weiße bewaffnete Schlägertrupps, die von uniformierten Neonazis und Mitgliedern des Ku Klux Klans angeführt wurden. Die meisten Schwarzen waren der Ansicht, dass ihre eigenen Probleme wichtiger seien als der Vietnamkrieg und dass sich die schwarze Führung darauf konzentrieren sollte, die Ungerechtigkeit zu Hause zu bekämpfen. Dennoch ging King Anfang 1967 mit der Antikriegsbewegung und deren weißer Führung zusammen.
6. ERMORDUNG
Kings Konzentration auf den Vietnamkrieg sowie seine Absicht, einen Poor People's March (Marsch armer Leute) auf Washington anzuführen, gefährdeten seine Führungsposition. Der ständige Stress brachte King an den Rand des Zusammenbruches, und in seinen Reden spielte er immer wieder auf seinen Tod an. Er war jedoch keineswegs entmutigt, denn wie er am 3. April 1968 sagte, habe er "the Promised Land" (das Gelobte Land) gesehen. Einen Tag später wurde King in Memphis (Tennessee) erschossen. Mehrere hunderttausend Menschen kamen zu seiner Beerdigung in Atlanta. Ein weißer entflohener Häftling, James Earl Ray, wurde wegen des Mordes festgenommen, er erklärte sich schuldig und wurde im März 1969 zu 99 Jahren Gefängnis verurteilt. Ray widerrief später sein Geständnis; 1997 wurde das Verfahren neu aufgerollt, da sich unterdessen die Beweise gegen Rays Täterschaft und die Hinweise auf ein Komplott gegen Martin Luther King mehrten. Ray starb im April 1998.
1983 wurde der dritte Montag im Januar zu Ehren Martin Luther Kings zum Nationalfeiertag erklärt (siehe Martin-Luther-King-Tag). Sein Geburtshaus und sein Grab in Atlanta gehören zu den nationalen Denkmälern der USA.
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