Inkas
Eine Stadt im Mittelalter war anfangs noch ein Fremdkörper für die agrarisch bestimmte Gesellschaft, entwickelte sich aber zu einem selbstbewussten und schließlich beherrschenden Lebenskreis weiter. Dieser wurde zur Keimzelle der modernen, städtisch
orientierten Gesellschaft. Das Aussehen einer frühmittelalterlichen Stadt ist sehr schwer zu beschreiben, aber hier einige Grundrisse: (Bilder folgen noch; S.206, 211,221; Overhead)
Das frühere Stadtbild lässt sich nur durch seine Umrisse rekonstruieren, da die alten Städte durchwegs überbaut sind. Die Stadtkerne vieler "mittelalterlicher" Städte, gehen mit ihrer heutigen Gestalt und vielen Änderungen ins 15./16. Jhdt. zurück. Über das Aussehen früh- oder hochmittelalterlicher Städte ist heutzutage wenig bekannt. Und noch weniger kann man über das Alltagsleben berichten. Die Dichter im 13./14. Jhdt. erwähnten die Stadt nur beiläufig und beschrieben sie als Handelszentren und Orte der Begegnung.
Aber was ist eigentlich eine Stadt?
Die Definition dafür ist keinesfalls eindeutig, aber die Forschung bezeichnete sie als besonderen "Rechtsbezirk". Dilcher fasste dessen Merkmale zusammen: "Sie war gekennzeichnet durch den Stadtfrieden, der sich in rechtlichen Regelungen des
Zusammenlebens niederschlug, die Stadtfreiheit, die den Bürger die Zeichen der Unfreiheit abstreifen ließ, ein eigenes Stadtrecht und ein eigenes Gericht sowie eine gemeindliche Stadtverfassung. In diesem Sinn bildete sich die Stadt erst durch die Privilegierungen der Könige und Stadtherren bis zum Ende der salischen Epoche (also dem beginnenden 12. Jhdt.) aus. Bis dahin spricht die Rechtsgeschichte von einem
< Städtewesen im Werden>"1Das Phänomen "Stadt" lässt sich nur mit Hilfe eines Kriterienbündels definieren. Dazu gehörte folgendes: .) äußeres Erscheinungsbild
.) Ansässigkeit des Handels und
Gewerbes
.) Zentralitätsfunktion
Zunächst gab es keinen Unterschied zwischen Burg und Stadt, denn beide waren befestigt. Erst im 12. Jhdt. setzte sich der Begriff stat gegenüber burg durch. Von dieser Zeit an wurde der Rechtscharakter zum wichtigsten Kennzeichen der Stadt. Die Antike wird von der politischen und sozialen Bedeutung her insgesamt gern als eine Stadtkultur charakterisiert, während das Mittelalter als eine Landkultur (der Klöster, Burgen und Dörfer) gilt. Im frühen Mittelalter wirkten die Städte noch wie "Inseln in einer rustikalen Umwelt". Die wichtigsten Siedlungen wurden zu "Kolonien" mit römischem Recht erhoben (Köln, Xanten oder die Kaiserresidenz Trier) und zu planmäßigen Anlagen mit zwei Achsen nach dem Vorbild des römischen Militärlagers ausgebaut. Viele Städte an Rhein und Donau (Mainz, Bonn, Augsburg, Regensburg) entwickelten sich aus provinzialen Siedlungen, die sich an Römerlager anschlossen. In der Spätantike setzte schon ein Reagrisierungsprozess ein, der die Städte schrumpfen und bedeutungsloser werden ließ, da die Oberschicht auf das Land abwanderte. Durch die dauernden Angriffe der Germanen wurden die Städte ummauert und durch diese vom Umland abgegrenzt. Die Kontinuitätsfrage wird als eines der umstrittensten Probleme der Stadtgeschichte-forschung gehandelt. Die römischen Gebäude wurden nicht zweckentsprechend genutzt, sondern man verwendete zum Beispiel in Trier den ehemaligen Getreidespeicher als königlichen Palast, während der Kaiserpalast zunächst als Grafen- und danach als Bischofssitz diente. Bischöfe stiegen zu Schutzherren auf und erlangten dadurch auch weltliche Macht. Wichtige Elemente der Stadtbildung sind Klöster, Stifte, Burgen, Marktplätze, Brücken über Flüsse und Wiken (ursprüngliche Bedeutung Dorf). Städte wurden zu Prestigeobjekten. Herrschaft und Freiheit waren Grundbedingungen städtischen Lebens im Mittelalter.
1Zitat aus: Goetz, Hans - Werner (Hrsg.): Leben im Mittelalter. Ein Sachbuch. München
21986. (S.202)
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