Maria Theresia

Kindheit und Jugend:

Am 13. Mai 1717 wird Maria Theresia in der Wiener Hofburg geboren.

Ihr Vater ist Karl VI., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation, Erzherzog von Österreich, König von Ungarn und Böhmen. Seine Gemahlin ist Elisabeth Christine von Braunschweig Wolfsbüttel.

1713, noch vor der Geburt seiner Kinder, erklärt Karl VI. in der "Pragmatischen Sanktion":

"Sollte kein männlicher Nachfolger vorhanden sein, geht die Erbfolge in erster Linie auf unsere Töchter Erzherzoginnen, ... über."

1716 bringt Elisabeth Christine zwar einen Sohn, Leopold, zur Welt, der aber im Jahr seiner Geburt noch stirbt. Drei weiteren Kindern, Mädchen, schenkt Elisabeth Christine noch das Leben: Maria Theresia, Maria Anna und Maria Amalia.

In der "Pragmatischen Sanktion" ordnet der Kaiser außer der weiblichen Erbfolge noch die Unteilbarkeit der zur österreichischen Monarchie gehörenden Länder an.

Aus Angst vor einem Erbfolgekrieg, der nach seinem Tod folgen könnte, lässt Karl VI. seine Sanktion von den europäischen Mächten unterzeichnen.

Maria Theresia wird zwar in ihrer Jugend schon von vielen angesehenen Gouvernanten, Professoren und anderen Prinzessinnen umgeben, erhält Unterricht in Geschichte Mathematik, Latein, Französisch, Italienisch, Spanisch, sowie in der Etikette, dem Tanzen, der Poesie und der Musik. Trotzdem ist sie der Bildung von Friedrich II. und der, die sie später ihrem Sohn angedeihen lässt, sehr stark unterlegen. Sie beherrscht keine Fremdsprache wirklich gründlich und ihr Deutsch ist vom Wiener Dialekt und unpassenden Fremdwörtern gekennzeichnet.

Anstatt seine Tochter mit ihren zukünftigen Aufgaben vertraut zu machen, die Armee zu verstärken und die Finanzen seiner Länder aufzubessern (um für kommende Kriege vorzusorgen), versteift sich der Kaiser darauf, alle europäischen Mächte zur Unterzeichnung seiner Sanktion zu bewegen.

1723 zieht Franz Stephan, Sohn Herzog Leopolds von Lothringen und der Prinzessin Elisabeth Charlotte von Orléans (Schwester des frz. Regenten) zur Vollendung seiner Erziehung an den Wiener Hof.

1729 stirbt sein Vater und er tritt als Franz III. die Nachfolge als Herzog von Lothringen an.

1732 kehrt er mit einem beträchtlichen Vermögen (in der Hoffnung, nun endlich gut genug für die Tochter des Kaisers zu sein) nach Wien zurück, wo ihn Karl VI. zum Gouverneur von Ungarn (Sitz in Preßburg) ernennt.

Besessen vom Gedanken an die Erbfolge garantiert der Kaiser die Krone Polens seinem Neffen, August von Sachsen, der jedoch 1733 stirbt. Die Polen vergeben die Krone daraufhin an Stanislaus Lesczynski (Schwiegervater Ludwigs XV.).

Es kommt zum polnischen Thronfolgekrieg (Frankreich und Polen, gegen Österreich Ungarn), der 1738 im Wiener Vertrag endet (Neapel, Sizilien, ein Teil der Lombardei fallen ab; erhält Parma, Piacenza). Stanislaus verzichtet auf die polnische Krone und erhält dafür das Herzogtum Lothringen (nach seinem Tod soll es an Frankreich fallen). Die Toskana geht dafür an Lothringen, sobald dort der letzte Medici stirbt.

Franz Stephan willigt nur deshalb in dieses Abkommen ein, weil er dadurch die Hand Maria Theresias, die er von ganzem Herzen liebt, erhält.

Im Februar 1736 findet die Vermählung Herzog Franz Stephans und Maria Theresias (in der Wiener Augustinerkirche ) statt.

1739 kommt es im Kampf gegen die Türken zu schweren Verlusten Österreichs. Nach einer schlimmen Erkrankung stirbt der Kaiser im Oktober 1740.

Als Maria Theresia 1740 den Thron besteigt, ist Österreich Ungarn eine Zusammenstellung ungleicher, aneinandergereihter Länder, unterschiedlich in Ursprung, Sprache, Konfession und Tradition (entstanden durch landesherrliche Verfügung, Absprachen, Erbgänge und Heiraten).

Maria Theresia erbt also die Königreiche Ungarn und Böhmen, Schlesien, das österreichische Schwaben, Vorder-, Ober- und Niederösterreich, Steiermark, Kärnten und Krain, die vier Städte Burgau, Breisgau, Friaul, Mailand, die Herzogtümer Parma und Piacenza und die österreichischen Niederlande.

Das kleine Heer ist in schlechtem Zustand, der Adel unsicher, die Minister uneinig, das Volk mutlos und die Staatskasse leer.

Maria Theresia an der Arbeit:

Noch am Tag des Todes ihres Vaters besteigt sie den Thron, als Königin von Ungarn und Böhmen und Erzherzogin von Österreich.

In der "Geheimen Konferenz" tritt sie dem Ministerrat, der aus den "sechs Greisen" besteht, zum ersten Mal in Staatsangelegenheiten entgegen.

Die sechs Mitglieder des Ministerrates sind:

Graf Phillip Ludwig Sinzendorff, Chef der Königlichen Kanzlei (eine Art Premierminister),

Graf Gundaker Starhemberg, steht der Hofkammer vor,

Graf Lothar Königsegg, Feldmarschall,

Graf Johann Joseph Harrach, Vorsitzender des Kriegsrates,

Graf Alois Raimund Harrach, ehemaliger spanischer Botschafter, jetzt Landmarschall und Gouverneur von Niederösterreich und

Hofrat Johann Christoph von Bartenstein, Protokollführer und Berater.

Maria Theresia bestimmt ihren Gemahl zum Mitregenten, wodurch er zwar keinen Anspruch auf ihre Nachfolge, aber das Recht, die Regentschaft für einen unmündigen Thronfolger (im Fall des Todes von Maria Theresia) zu übernehmen.

Im Oktober folgt die kirchliche Zeremonie der Thronbesteigung.

Maria Theresia zeigt von Beginn ihrer Herrschaftsübernahme an Eifer, Mut, Bestimmtheit und Hoheit.

Das Volk ist unsicher, ob eine Frau der Lage "Herr" werden kann. Sie versucht es zu beschwichtigen und die Gerüchte zu widerlegen. Es kommt zu Aufständen, aber die Königin kontert mit Ausdauer, Milde, Nachgiebigkeit und Offenheit dem Volk gegenüber, sodass sie bald beliebt wird.

Ihr Eifer, ihre Energie und Munterkeit sind umso höher zu bewerten, als ihr persönliches Glück einen grausamen Schlag erleidet: im Jänner 1740 bringt sie ihr drittes Kind zur Welt, aber kurz zuvor war ihre älteste Tochter gestorben.

In der "Ersten Denkschrift" stellt Maria Theresia rückblickend fest, dass ihr Vater sie nicht in die Staatsgeschäfte eingeführt hat. Deshalb ließt sie alle Berichte ihrer Missionschefs, unterhält sich lange mit ihren Ratgebern, mit Diplomaten und Generälen, mit Botschaftern und Gesandten anderer Staaten, um so genau als möglich über jeden einzelnen Staat Europas Bescheid zu wissen. Besonders genau informiert sie sich über Preußen und seinen König Friedrich II., in dem sie jetzt schon einen großen Gegner erkennt, obwohl sie sich über die tatsächliche Gefahr, in der sich ihr Reich befindet keinen Vorstellungen machen kann.

Ãœberblick (kriegerische Auseinandersetzungen und Entwicklungen zur Zeit Maria Theresias):

1740-1748 Österreichischer Erbfolgekrieg um die Geltung der Pragmatischen Sanktion (von 1713). Erbansprüche erhebt unter anderem Kurfürst Karl von Bayern. Der Krieg wird ausgelöst durch den Einmarsch Friedrichs II. in Schlesien.

1740-1742 Erster Schlesischer Krieg: Friedrich II. besetzt Schlesien und schließt ein Bündnis mit Frankreich, das gemeinsam mit Sachsen und Bayern in den Krieg eingreift.

1742-1745 Karl Albrecht von Bayern wird (nach Eroberung Prags und der Ernennung zum König von Böhmen) als Karl VII. zum Kaiser gewählt. Im Frieden von Breslau tritt Österreich Ober- und Niederösterreich und die Grafschaft Glatz an Preußen ab und gewinnt dadurch Kräfte zum Kampf gegen Bayern und Franzosen. Die österreichischen Truppen besetzen wieder Prag und vertreiben Kaiser Karl.

Großbritannien greift an der Seite Österreichs in den Krieg ein. Die sogenannte Pragmatische Armee, aus Österreichern, Niederländern, Briten und deutschen Söldnern gebildet, besiegt die Franzosen (1743).

1744-1748 Neues Bündnis Friedrichs II. mit Frankreich. Als die Österreicher über den Rhein marschieren, rückt Friedrich in Böhmen ein und löst den Zweiten Schlesischen Krieg aus.

1745 stirbt Kaiser Karl VII. Sein Nachfolger in Bayern, Maximilian III. Joseph verzichtet freiwillig auf die Kaiserkrone und schließt mit Österreich den Frieden zu Füssen. Er erhält seine Lande gegen Anerkennung der Pragmatischen Sanktion zurück und verspricht dem Gemahl Maria Theresias seine Wahlstimme. Friedrich schlägt die Österreicher in Niederschlesien und Nordböhmen. Im Frieden von Dresden wird Friedrich II. der Besitz von Schlesien bestätigt; dafür erkennt er den Gemahl Maria Theresias als Kaiser an. Franz I. Stephan wird zum Kaiser gewählt (1745-1765).

Es kommt zu einem österreichisch russischem Bündnis (1746). Die Bemühungen des Kaisers um eine Stellungnahmen des Reiches gegen Frankreich scheitern am Widerstand Preußens. Der Österreichische Erbfolgekrieg hat durch den kolonialpolitischen Gegensatz zwischen Frankreich und Großbritannien einen neuen Schwerpunkt erhalten.

1748 muss Österreich dem Friede von Aachen (zwischen Frankreich und den Seemächten) beitreten. Es erhält die von den Franzosen eroberten Niederlande zurück, muss aber Parma, Piacenza und einen Teil des Herzogtums Mailand abtreten. Die Pragmatische Sanktion wird anerkannt, der preußische Besitz von Schlesien und Glatz bestätigt. Graf von Kaunitz wird österreichischer Staatskanzler und damit bedeutendster Politiker Wiens für mehr als drei Jahrzehnte.

1756/ 1757 Bündnis zwischen Frankreich und Österreich mit dem Ziel der Rückgewinnung Schlesiens (gegen Abgabe der österreichischen Niederlande an Frankreich) als Folge einer Konvention zwischen Preußen und Großbritannien.

Es kommt zu grundlegenden Veränderungen der Bündnisse in Europa. Rußland, das Preußen durch einen Angriff schwächen will und mit Österreich seit 1746 verbündet ist, einigt sich mit diesem über die geplante Offensive.

Friedrich II. von Preußen kommt dem Angriff seiner Gegner zuvor, indem er überraschend und ohne Kriegserklärung in

Sachsen einrückt.

1756-1763 Siebenjähriger Krieg. Er hat 2 Schwerpunkte: 1. Kampf Preußens um Schlesien und um seine Existenz (Dritter Schlesischer Krieg) gegen Österreich, Rußland, Frankreich, Schweden und die Mehrzahl der Reichsfürsten. Seit 1758 existiert das preußisch-britische Bündnis. 2. Kampf zwischen Großbritannien und Frankreich um die Kolonien. 1759 erleidet Friedrich II. seine schwerste Niederlage gegen die Österreicher und die Russen und 1760 verliert er die Unterstützung Großbritanniens.

1762 kommt es in Rußland zu einem Thronwechsel. Der Nachfolger der Zarin Elisabeth, Peter III. schließ Frieden mit Preußen unter Verzicht auf jeden Gewinn und geht dann sogar ein Bündnis ein (nicht von langer Dauer). Es kommt zum Frieden von Hubertusburg (1763) zwischen Österreich, Preußen und Sachsen. Preußen erhält Schlesien und Glatz. Dafür gibt Friedrich II. die Zusage, Erzherzog Joseph zum römischen König zu wählen.

1765-1790 Nach dem Tod Franz I. Stephan wird Joseph II. zum Kaisergewählt. In den österreichischen Ländern ist er bis 1780 nur Mitregent, dann auch König von Ungarn und Böhmen.

1772 Vertrag zwischen Preußen, Österreich und Rußland auf Kosten Polens. Erste Teilung Polen: Österreich erhält Galizien.

1778-1779 Bayrischer Erbfolgekrieg der Versuch Josephs II., die österreichische Stellung im Reich durch den Erwerb Niederbayerns und der Oberpfalz zu stärken, wird von Friedrich II. (mit diplomatischer Unterstützung Rußlands) vereitelt. Der Friede von Teschen spricht Österreich das Innviertel zu.

1780 Durch den Tod Maria Theresia kommt Kaiser Joseph II. in Österreich zur Alleinregierung.

Maria Theresias letzte Jahre:

1767 zieht sich die Kaiserin am Krankenbett ihrer Schwiegertochter Josepha die Pocken zu. Die Krankheit erschüttert ihre Gesundheit gewaltig. Alles was sie sonst gern getan hat (Spiel, Theater, Musik, Natur, ...) macht ihr jetzt keine Freude mehr. Aufgrund ihrer Fettleibigkeit muss sie sogar mit einem (primitiven) Aufzug befördert werden, weil sie immer öfter an Erstickungsanfällen leidet.

In ihrem Testament bittet Maria Theresia ihre Nachfolger inständig um "Liebe zu Gott und Gottesfurcht zu beweisen, väterliche Liebe zu den Untertanen, Tugend und Gerechtigkeit". Sie möchte lieber ihre Länder "von einem tugendhaften und gläubigen Fremden regiert wissen, als von einem Prinzen ihres Hauses, der seine Vorväter und seiner Mission nicht würdig wäre".

Am Abend des 28. November 1780 stirbt Maria Theresia. Ihre letzten Tage, die von einer Lungenentzündung gefördert werden, verbringt sie in voller geistiger Klarheit. Sie geht nach wie vor gewissenhaft ihren Staatsgeschäften nach, betet häufig und widmet sich jedem ihrer Kinder mit liebevollen letzten Worten.

Diese Gespräche sind von den Gedanken geprägt, dass sie stolz ist, dem Land zur Einheit verholfen zu haben, dass Friede herrscht und ihre Kinder gut versorgt sind. Nun kann sie zu Franz I. gehen, den sie so sehr liebt, der auf sie wartet. Für alle Zeiten.

Maria Theresias Reformen:

"Seit ihrer Thronbesteigung nimmt Maria Theresia lebhaften Anteil an der Regierung und der Verwaltung ihrer Länder. Gleich zu Beginn stellt sie fest, dass der Dualismus zwischen dem Monarchen, der Zentralgewalt, und seinen Ländern Bewegung und Fortschritt verhindert; die politische Organisation ist umständlich und mangelhaft, die Armee schlecht geführt und schlecht ausgerüstet, die Verwaltung schwerfällig und teuer, die Steuern sind nicht richtig verteilt, Adel und Geistlichkeit ungerecht bevorzugt, das Volk ist elend.

Prälaten, Grundherren, einige Städte haben die exekutive Gewalt an sich gebracht, die Justiz hängt von den Städten und der Aristokratie ab. Die Straßen sind in schlechtem Zustand, die Miliz taugt nichts. Das alles spürt Maria Theresia Tag für Tag."

(Zitat aus: Vallotton, Henry "Maria Theresia")

Um allgemeine Besserungen zu schaffen, gibt es im Laufe ihrer vierzigjährigen Regierung eine Fülle von Reformen und Neuerungen auf den verschiedensten Gebieten. Sie führt eine stark zentralisierende Politik (nach Preußischem Vorbild) ein, die sich mit den Jahren ihrer Regentschaft verstärkt.

Zentrale Gewalt:

Maria Theresia ruft die "Geheime Haus-, Hof- und Staatskanzlei" ins Leben, die auch die Außenpolitik und das Herrscherhaus verwalten soll.

Eine Verfassungsreform für Österreich und Böhmen jedes der beiden Länder verfügt von nun an über zwei zentrale Organe:

die "Oberste Justizstelle", die aus einem Kanzler, einem Vizekanzler und 15 Räten besteht. Aufgabe: Rechtsprechung.

das "Direktorium", als oberste Verwaltungsinstanz. Aufgabe: Verwaltung und teilweise Innen- und Finanzministerium.

Auswärtige Angelegenheiten und militärische Dinge übernehmen die Staatskanzlei und der Hofkriegsrat.

Die "Ministerialbancodeputation" befasst sich mit der Staatsschuld und der Bank von Wien,

das "Direktorium pro commercial" mit Handelsfragen.

Die "Kreisämter" erleichtern den Kontakt zwischen den zentralen Behörden und dem Volk.

Der "Staatsrat", dem unter anderem Franz I. und Joseph angehören, ist ein beratendes Organ. Seine Vorschläge werden der Herrscherin vorgelegt.

Landwirtschaft und Bauerntum:

Maria Theresia ist der Meinung, dass die Rechte des Adels beschnitten werden sollten, die allzu großen Güter aufzuteilen sind, der Landerwerb zu erleichtern und die Frondienst zu vermindern seien.

Sie lässt die Frondienste auf zwei oder drei Tage in der Woche beschränken.

Finanzwesen:

Man führt die Vermögenssteuer ein (jeder muss ein Zehntel seines Einkommens abgeben).

Eine Grundsteuer wird eingeführt (betrifft alle Grundeigentümer => vor allem Adel), was wiederum den Ausbau des Straßennetzes ermöglicht.

Um den Staatsschatz aufzubessern, lässt Maria Theresia eine staatliche Lotterie einführen.

Die "Bancozettel" sind die erste österreichischen Banknoten.

Handel, Gewerbe und Verwaltung:

Das "Allgemeine Handelsdirektorium" sorgt für die Intensivierung der Industrie in Böhmen und Mähren und den Absatz der Rohstoffe in Ungarn.

Der "Königliche Handelsrat" hat die Aufgabe, die Königin in Handelssachen (Warenimport, ...) zu beraten.

Die "Staatswirtschafts Deputation" befasst sich mit wirtschaftlichen Problem.

Zollgebühren werden erhöht, die Einfuhr von Luxusstoffen verboten und die Provinz Zollämter aufgehoben.

Tuchfabriken werden gegründet, Wäschereien und Warenlager angelegt. (Freie Gründung von Fabriken => Belebung von Industrie und Handel; die bürgerlichen Gewerbebetriebe vermehren sich.)

Es kommt zur Gründung einer "Schifffahrtsdirektion" und einer Verbesserung des Postdienstes (Postkutschen zum Reisen, nicht nur Beförderung von Briefen).

Der "Theresianische Kataster" ist ein Vorläufer des heutigen Grundbuchs und weist Wert und Eigentümer von Grund und Boden auf.

Die Armee:

Maria Theresia führt eine "Militärkommission" ein, die für eine militärische Reorganisation sorgt:

eine neue Dienstordnung,

eine einheitliche Verwaltung,

die Gründung von Kadettenanstalten,

die Reorganisation der Artillerie,

die Einführung der Wehrpflicht (1762),

die Einteilung der Länder in "Werbbezirke",

der Bau von Verpflegungslagern, Kasernen und Invalidenheimen.

Die Justiz:

Der Oberste Gerichtshof hat den Sitz in Wien. Unter ihm werden die regionalen Gerichte jedes einzelnen Landes durch königliche Gerichte ersetzt.

Das Gesetzbuch sieht grausame Methoden der Bestrafung, bis hin zur Todesstrafe vor. Maria Theresia lässt sie mildern und die Folter abschaffen (1776).

Der "Codex Theresianus" besagt, dass alle vor dem Gesetz gleich sind.

Unter Maria Theresia wird auch die Zusammenfassung eines Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuchs (AGBG) begonnen.

Unterrichtswesen und Kunst:

Maria Theresia führt die allgemeine Schulpflicht ein.

Unter ihr sieht das Schulsystem folgendermaßen aus (3 Unterrichtsstufen):> Grundschule,

> höhere Schule oder Gymnasium und

> Universität.

Daneben gibt es Handwerker- und Kadettenschulen.

An der Wiener Universität (1365 gegründet) konnte man sechs verschiedene Fakultäten besuchen:> Recht,

> Politische Wissenschaften,

> Medizin,

> Naturwissenschaften,

> Theologie und

> Philosophie.

Karl VI. hatte die "Akademie der Künste" gegründet. Zur Zeit Maria Theresias wurde dieses Gebiet etwas vernachlässigt, weil sich die Herrscherin nicht sehr für Kunst interessierte. Dennoch gilt Wien um 1780 als einer der lebendigsten Mittelpunkte der deutschsprachigen Kultur.

Hof- und Familienleben:

Am Hof Maria Theresia und Franz Stephans herrscht ein besonders strenges Zeremoniell (spanisches Hofzeremoniell). Vom Auftritt vor den Majestäten, bis zur Kleidung, dem Essen und dem verpflichtenden Kirchgängen, einfach für alles gibt es Regeln.

Es werden auch viele Feste und Bälle gefeiert, allerdings nicht in dem übertrieben teuren Prunk, wie zur gleichen Zeit am französischen Hof.

Maria Theresia liebt die Natur und das Leben am Land, weshalb sie vom Frühling bis zum Herbst im Schloss Schönbrunn residiert.

Maria Theresia ist die Mutter von sechzehn Kindern, wovon aber sieben schon im Kindesalter gestorben sind. Ihre beiden wohl bekanntesten Nachkommen sind Joseph II. und Marie Antoinette.

Joseph, der 1741 geborene Sohn gilt als ihr Liebling. In ihm sieht sie ihren Mitarbeiter und Nachfolger, weshalb sie ihn sehr streng und ausführlich erziehen lässt. Er wird als hochbegabter, unruhiger, selbstloser und hastig regierender Aufklärer von starrer Konsequenz beschrieben. Er versucht, der kaiserlichen Politik im Reich neue Impulse zu geben (z.B.: durch Wiederherstellung alter kaiserlicher Rechte und Reaktivierung der Reichsgerichte). Friedrich II. gilt als sein Vorbild (aufgeklärter Absolutist).

Maria Antonia, besser bekannt unter dem Namen Marie Antoinette, wird 1755 geboren. Sie heiratet Ludwig XVI. von Frankreich und wird 1793 während der Französischen Revolution guillotiniert.

E) Die Geschichte Frankreichs im Ãœberblick:

843 Vertrag von Verdun: das fränkische Großreich wird unter den 3 Söhnen Kaiser Ludwigs des Frommen aufgeteilt; Karl der Kahle erhält den westlichen Teil (Grenzen sind die Flüsse Maas, Saône, Rhone, über die Pyrenäen hinaus nach Nordspanien, die Bretagne ist selbständig) => bis auf kurze Unterbrechungen kommt das Großreich nicht mehr zustande - Beginn des Westfränkischen Reiches ("Rohform" des heutigen Frankreichs).

888 Graf Odo von Paris wird vom Adel als sein Nachfolger im Westfränkischen Reich bestimmt (1. Nichtkarolinger => Beginn der 100-jährigen Auseinandersetzung zwischen Karolingern und Kapetingern).

910 Gründung des Klosters Cluny (bewirkt enge Zusammenarbeit zwischen Adel und Geistlichkeit).

986-987 Ludwig V. (letzter Karolinger an der Macht).

987 Hugo Capet entscheidet den militärischen Konflikt um die Krone für sich; er bestimmt seinen Sohn zum Mitregenten (zur Sicherung der kapetingischen Erbfolge lange Zeit wählt der Adel die Nachfolger, die der amtierende König vorschlägt, erst ab dem 13. Jhdt. gibt es die automatische Erbfolge).

1077-1107 Investiturstreit zwischen Heinrich IV. und Papst Urban II..

1111-1113 Krieg gegen England.

1152 Anglonormannische Herrschaft über den Westen und Süden Frankreichs.

1188 Durchsetzung der königlichen Lehensherrschaft über den englischen Festlandbesitz.

1194-1199 Englisch-Französischer Krieg => Verlust der Normandie.

1204 Zurückeroberung der Normandie.

1223 das Erbrecht setzt sich durch (Ludwig VIII.).

1258 Frankreich erobert seine Gebiete zurück => steigt zur Großmacht auf.

1294-1297 Krieg gegen England.

1302 Versammlung der Generalstände (in Paris Notre Dame); Erlass der Bulle "Unam sanctam" (Bonifaz VIII.).

1309-1377 Residenz des Papsttums in Avignon.

1328 einstweiliger Übergang des Königtums auf das Haus Valois.

1337 Führung des Titels "König von Frankreich".

1339-1453 Beginn des Hundertjährigen Krieges.

1360 Einführung des Franc.

1369-1375 Krieg gegen England.

1378-1389 Großes Schisma (ein Papst in Rom ein Papst in Avignon).

1415 Wiederaufnahme des Krieges mit England.

1417 englische Eroberung der Normandie.

1420 Vertrag von Troyes: Heinrich V. heiratet Katharina (Tochter Karls VI. => Anrecht Englands auf den frz. Thron).

1422 Heinrich V. stirbt Heinrich VI. wird "König von Frankreich und England" (frz. Verwaltung in Frankreich bleibt bestehen).

1429 Befreiung von Orléans (Auftreten Jeanne d'Arcs wird 1431 als Ketzerin verbrannt).

1450 Wiedereroberung der Normandie.

1488 frz. Besetzung der Bretagne.

1552-1556 Krieg mit Kaiser Karl V.; Waffenstillstand (Teilung des Reiches) => Rückzug des Kaisers aus der Politik.

1559-1574 Regentschaft der Königsmutter Katharina von Medici.

1560 Entstehung der Bezeichnung "Hugenotten" (die an Genf orientierten frz. Protestanten).

1562-1570 1.- 3. Religionskrieg.

1572 Ermordung von 13.000 Hugenotten in der "Bartholomäusnacht".

1572-1598 4.- 8. Religionskrieg.

1598 Ende der Religionskriege durch das Edikt von Nantes sichert den Hugenotten ihre polit. relig. Existenzgrundlage zu.

1595-1598 Krieg gegen Spanien.

1604 "Paulette"-Edikt ermöglicht die Erblichkeit und freie Käuflichkeit von Ämtern durch Zahlung.

1610-1643 Ludwig XIII.; bis 1617 regiert seine Mutter Maria von Medici (verdrängt sie); Kardinal Richelieu ist leitender Minister (innerer Staatsausbau setzt Intendanten in Provinzialverwaltung ein).

1635 Frankreich greift in den 30-jährigen Krieg ein.

1643-1661 Ludwig XIV.; während Minderjährigkeit regiert seine Mutter Anna von Österreich; Kardinal Mazarin ist leitender Minister.

1655 Gebietsgewinn im Norden und Süden des Landes durch den Pyrenäenfrieden.

1661-1715 Selbstregierung Ludwigs XIV..

1665-1683 Colbert ist Finanzminister => Entwicklung des Merkantilismus.

1667/68 Krieg gegen Spanien.

1668 Flandern geht durch den Frieden von Aachen an Frankreich.

1672-1678 Krieg gegen Holland

1673 König nimmt dem Parlament das Einspruchsrecht gegen seine Beschlüsse.

1677 Verlegung des Hofes nach Versailles.

1682 Relativierung der Macht und Unfehlbarkeit des Papstes in den "Vier Artikeln".

1685 Aufhebung des Edikts von Nantes (Hugenotten fliehen); Regelung der Sklavenfrage in den Kolonien im "Code noir".

1701-1711 die europäischen Großmächte verbünden sich gegen Frankreich und Spanien (Haager Allianz).

1702-1714 Spanischer Erbfolgekrieg.

1733-1738 Polnischer Erbfolgekrieg (versöhnliches Zusammenwirken mit Österreich Frieden von Wien).

1740-1748 Österreichischer Erbfolgekrieg.

1744-1748 Kolonialkrieg zwischen Frankreich und Großbritannien.

1751-1765 die "Encyclopédie" erscheint.

1754-1763 erneuter Kolonialkrieg mit Großbritannien.

1756-1763 Siebenjähriger Krieg (verliert viele Kolonialbesitzungen).

1774-1792 Ludwig XVI..

1777-1781 Necker ist Finanzminister.

1778 Frankreich greift in den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg ein (=>Friede von Versailles).

1789 Einberufung der Generalstände; Erklärung zur National= versammlung; Ballhausschwur; Sturm auf die Bastille; Schreckensherrschaft.

1793 Hinrichtung Ludwigs XVI.; Regierungsübernahme durch den Sicherheitsausschuss.

1794 Sturz und Hinrichtung Robespierres.

1795 Verkündung der Direktionalverfassung

1799 nach Staatsstreich Napoleons kommt es zur Auflösung des Direktoriums => Ernennung der drei Konsuln; Einführung neuer Verfassung.

1802 Proklamation Napoleons zum Konsul auf Lebenszeit.

1803 Krieg gegen England.

1804 Veröffentlichung des "Code civil" (= Code Napoleon); Ernennung zum Kaiser (Selbstkrönung).

1806 Errichtung der Kontinentalsperre.

1808-1814 Krieg auf der Pyrenäenhalbinsel.

1809 Krieg gegen Österreich (1810 heiratet Napoleon die Tochter des österr. Herrschers).

1812 Niederlage im Feldzug gegen Rußland.

1813 Niederlage in der Völkerschlacht.

1814 Paris kapituliert; Napoleon wird abgesetzt; Einzug Ludwigs XVIII. in Paris => konstitutionelle Monarchie; 1. Pariser Frieden; Wiener Kongress.

1815 Napoleons Rückkehr => Herrschaft der Hundert Tage; Schlacht bei Waterloo => Verbannung nach Sankt Helena; 2. Pariser Frieden.

1823 Frz. Intervention in Spanien.

1830 Auflösung der Kammern => Julirevolution in Paris (Barrikadenkämpfe); Abdankung Karls X.; Wahl Louis Phillipes.

1831-1834 Aufstände und Unruhen.

1848 Februarrevolution (Volk fordert Einführung der Republik); Louis Philippe dankt ab; Wahlen zur Nationalversammlung; Verkündung einer neuen Verfassung; Sieg Louis Napoleon Bonapartes bei Präsidentschaftswahlen.

1852 Napoleon III. wird Kaiser.

1853-1856 Intervention im Krimkrieg (Seite der Türken).

1856 Pariser Friedenskongress.

1859 Unterstützung Sardinien-Piemonts im Krieg gegen Österreich.

1870 Liberales Reformkabinett; Kriegserklärung an Preußen (Deutsch Französischer Krieg); Proklamation der Republik.

1871 Kapitulation von Paris (Frieden von Frankfurt); Wahlsieg der Konservativen bei den Wahlen zur Nationalversammlung; Pariser Kommune => Niederschlagung.

1875 Verabschiedung der konstitutionellen Gesetze; Wahlen zur Abgeordnetenkammer (Sieg der Republikaner)

1904 Gründung der "Entente cordiale" gemeinsam mit England.

1905 Gesetz über die Trennung von Kirche und Staat.

1914 Kriegserklärung Deutschlands an Frankreich => Kriegseintritt Großbritanniens.

1918 Waffenstillstand mit Deutschland.

1919 Friedenskonferenz in Paris (Deutschland unterzeichnet den Vertrag von Versailles).

1926 Bildung eines Stahlkartells (D, F, B, LUX =>später zur EG).

1929 Börsenkrach an der Wall Street.

1934 Unruhen in Paris - Sturz der Regierung.

1938 Deutsch Französische Nichtangriffserklärung.

1939 Bündnisverandlungen zwischen Frankreich, England und der Sowjetunion; GB und F erklären dem Deutschen Reich den Krieg.

1940 Waffenstillstand; Treffen mit Hitler (Petain Staatschef).

1941 Pariser Protokoll über die Zusammenarbeit mit Deutschland in Nordafrika.

1942 Judenrazzia in Paris (Auslieferung an Deutschland).

1943 Gründung des "Comité francais de Libération national" (CFLN) in Algier; Anerkennung durch die Alliierten => wird zur provisorischen Regierung Frankreichs (GPRF); Landung der Alliierten in der Normandie und der Provence =>Befreiung von Paris.

1944 Frauen erhalten das Wahlrecht.

1945 Kapitulation Deutschlands; Frankreich wird Mitglied im Sicherheitsrat der UNO; erhält Besatzungszone in Deutschland; Wahl de Gaulles zum Regierungschef.

1946 Rücktritt de Gaulles; Planwirtschaft wird eingeführt.

1947 Ausscheiden der Kommunisten aus der Regierung.

1948 Französisch Amerikanisches Hilfsabkommen; Gründung der WEU; Vertrag über die Marshallplanhilfe für Frankreich.

1949 Gründung der NATO.

1950 Schumannplan (Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl).

1952 Vertrag über eine Europäische Verteidigungsgemeinschaft (EVG).

1954 Beginn des Algierkrieges.

1957 Gründung der Europäischen Wirtschafts- und Atomgemeinschaft (EWG und EURATOM).

1958 Bildung eines "Wohlfahrtsausschusses" in Algier; Einführung des neuen Franc.

1960 Entlassung der afrikanischen Kolonien; erste frz. Atomtests.

1962 Beendigung des Algierkrieges.

1963 Deutsch Französischer Freundschaftsvertrag.

1966 Frankreich verlässt das gemeinsame Oberkommando der NATO.

1971 Einführung eines Umweltministeriums.

1973 1. Ölkrise.

1975 Gesetz über die Rechte der Behinderten.

1976 Gründung des Europaparlaments.

1981 Mitterrand gewinnt die Präsidentschaftswahlen; Abschaffung der Todesstrafe.

1984 Historischer Händedruck zwischen Mitterrand und Kohl (in Verdun).

1986 Ernennung Jaques Chiracs zum Premierminister.

1990 Beginn des Golfkrieges (12.000 frz. Soldaten).

1996 Tod Francois Mitterrands; Chirac gibt Versprechen keine Atomtests mehr durchzuführen.

3917 Worte in "deutsch"  als "hilfreich"  bewertet