Industrielle Revolution
Während der industriellen Revolution hatte sich das schon im 18. Jahrhundert einsetzende Bevölkerungswachstum noch beschleunigt. Hunger und wachsende Armut trieb die Massen der ländlichen Bevölkerung in die zum Teil neuen Industriestädte. Millionen Menschen, die in den Städten keine Überlebenschancen sahen, wanderten nach Amerika aus.
Da es in den Städten ein Überangebot an Arbeitskräften gab, konnten die Unternehmer die Löhne bis zum Existenzminimum senken. Arbeiter die sich wegen der schlechten Löhne beschwerten, oder die arbeitsunfähig waren, wurden durch andere ersetzt, die vor den Fabrikstoren um Arbeit bettelten. Die durchschnittliche Arbeitsfähigkeit betrug 15 Jahre in den englischen Industriestädten.
Es herrschte strengste Disziplin. Wer zehn Minuten zu spät kam, erhielt einen halben Tageslohn abgezogen. Für Produktfehler mussten der verantwortliche Arbeiter Strafe zahlen. Es gab keine Unfallversicherung, keine Altersversorgung und auch keinerlei Schutzrechte für die Arbeiter. Die tägliche Arbeitszeit betrug bis zu 18 Stunden. Es gab keine Sonntags- und Feiertagsruhe und auch keinen Urlaub oder Krankenstand. Die Sicherheitsvorkehrungen und die hygienischen Zustände waren katastrophal.
Der Staat kümmerte sich jedoch nicht um diese Mißstände. Die Polizei schritt nur ein um Arbeitsdemonstrationen und Hungerstreiks niederzuschlagen.
Da die Löhne der Männer oft nicht ausreichten, um die Familien mit den Kindern zu ernähren mussten auch Frauen und Kindern Arbeiten in den Fabriken annehmen. Die Frauen mit Kindern konnten meist nur schlecht bezahlte Heimarbeiten annehmen. Auch die Frauen die in Fabriken arbeiteten (meist Textilfabriken) bekamen Löhne, die weit unter den Löhnen der Männer lagen.
Viele Frauen waren der Auffassung, dass ihre Aufgabe der häusliche Herd sei.
Kinderarbeit war schon vor der industriellen Revolution in der Landwirtschaft üblich. Während der industriellen Revolution nahm sie aber erschreckende Formen an: Kinder ab 4! Jahre (meistens ab 8 Jahren) mussten bis zu 14 Stunden pro Tag arbeiten. In manchen Betrieben mussten die Arbeiter und auch die Kinder bis zu 36 Stunden hintereinander arbeiten. Die Kinder mussten auch in Kohlen- und Eisenbergwerken unter Tag arbeiten. Dort mussten sie oft in Stollen kriechen, die für ausgewachsene Personen zu eng waren.
Einsichtige Politiker versuchten bald die Kinderarbeit gesetzlich einzuschränken. 1833 wurden in England trotz starken Widerstandes der Fabriksbesitzer erste Kinderschutzgesetze erlassen. Die Kinder durften in Textilfabriken erst ab dem 9. Lebensjahr arbeiten. Außerdem gab es ein Nachtarbeitsverbot und einen maximal 12-Stunden-Tag für Jugendliche unter 18 Jahren. Zehn Jahre später folgte ein Verbot für Untertag-Arbeit für Kinder und Frauen. Ähnliche Gesetzt gab es einige Jahre später auch in Deutschland und Österreich.
Die Gesetze sollten durch Arbeitsinspektoren überprüft werden, jedoch gab es nur unzureichende Kontrollen in den Fabriken. Im Handwerk, im Gewerbe und in der Landwirtschaft gab es weiterhin keine Kinderschutzbestimmungen.
Wohnverhältnisse der Arbeiter
Da es in den schnell wachsenden Städten zu wenig Wohnungen gab, wohnten Arbeiterfamilien oft in Holzbaracken in der Nähe der Fabrik. Familien mit 4-5 Kindern und Großeltern lebten oft in einem Raum mit nur 14m².
Natürlich herrschten in diesen Elendsquartieren extrem unhygienische Verhältnisse. Es gab keine Wasser- und Abwasserleitungen, für hundert Menschen gab es nur eine Toilette etc.
Erst gegen Ende des Jahrhunderts begann man für die Arbeiter massiver gebaute mehrgeschossige Zinskasernen zu bauen. Die Mieten waren jedoch im Vergleich zu den Löhnen sehr hoch. Es gab jedoch in diesem Häusern Wasser und Toiletten und auch Gasbeleuchtungen. Heizungen waren nicht vorhanden.
Viele junge Arbeiter konnten sich diese "Wohnungen" nicht leisten und mieteten sich oft nur ein Bett als Schlafquartier.
Erst um die Jahrhundertwende wird das Wohnungselend gelindert.
In Großbritannien war die soziale Frage zuerst entstanden, damals besaß die Industrie in Frankreich, Deutschland, und Österreich noch eine geringe Bedeutung. Gerade in diesen Ländern entstanden jedoch jene sozialistische Theorien, welche die spätere Entwicklung entscheidend beeinflußten. Die wichtigste sozialistische Theorie entstand in Deutschland und ging von Karl Marx aus:
Entfremdung des Menschen
Gleichstellung aller Stände
fordert Revolution des Proletariats und damit eine klassenlose Gesellschaft
(Menschen verfügen über ihre Produktion)
bezeichnet Arbeitskraft als Ware
Mensch produziert mehr als notwendig = Mehrwert
Durch Mehrwert = Akkumulation des Kapitals
Verleumdung des Proletariats
fordert Revolution des Proletariats
Am 23.5.1863 gründete Ferdinand Lasalle den 1. Deutschen Arbeiterverein in Leipzig. Im Jahre 1875 vereinigte sich dieser Verein mit der 1869 von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg gegründete Sozialdemokratischen Arbeiterpartei zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (seit 1890 SPD).
Daraufhin befürchtete Bismarck eine Revolution und reagierte mit Sozialgesetzen.
1883 wurde die Kranken-, Unfall und Sozialversicherung eingeführt, 1889 die Arbeitslosenunterstützung.
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