Erster Weltkrieg
Gründe, Verlauf, Folgen
1. Ursachen
Die Schüsse von Sarajewo, das Attentat auf das österreichisch-ungarische Thronfolgerpaar Franz Ferdinand und Sophie von Hohenburg am 28. Juni 1914, gelten im allgemeinen als der Auslöser des Ersten Weltkrieges. Dieser Anschlag war aber in Grunde nur der Tropfen der das Faß zum Überlaufen brachte. In Europa gärte und brodelte es schon seit langem, und es wäre wohl auch ohne diesem Attentat früher oder später zu einem Krieg gekommen. Folgende Konfliktherde sind die eigentlichen Ursachen die zu diesem Krieg führten.
Panslawismus
Panslawismus nennt man die Bestrebungen alle slawischen Völker in einem großen slawischen Nationalstaat unter der Schirmherrschaft Rußlands zu vereinen. Durch die Annexion Bosniens durch die österreichisch-ungarische Monarchie im Jahre 1908, entwickelt sich ein unüberbrückbarer Gegensatz zu Rußland, das sich natürlich als Schutzherr der Balkanslawen versteht und über den Südosten Europas den Zugang zum Mittelmeer anstrebt. Rußland fördert also in eigenem Interesse die nationalen Bestrebungen Serbiens, die auf eine Vereinigung aller Südslawen in einem großserbischen Staat und auf eine Abtrennung vom Habsburgerreich drängen.
Imperialismus
Imperialismus nennt man die Bestrebungen der europäischen Staaten vor allem in Afrika aber auch in Asien Kolonien zu errichten um den eigenen Herrschaftsbereich auszudehnen. Die führende Rolle spielt aufgrund seiner Vormachtstellung auf hoher See wohl England. Aber auch andere Staaten wie Frankreich, Belgien, Italien und das Deutsche Reich versuchten auf diesem Wege einen Machtgewinn zu erreichen.
Entente/Dreibund
Im Jahre 1914 stehen sich in Europa zwei große Bündnissysteme gegenüber. Die ältere Allianz existiert schon seit 1882 und umfaßt im "Dreibund" Deutschland, Österreich-Ungarn und Italien. Das zweite Bündnis ist die 1904 zwischen Frankreich und England geschlossene "Entente". Dieser schließt sich drei Jahre später Rußland an. Diese Bündnissysteme verstärken die Nervosität in Europa. Deutschland fühlt sich eingekreist, und England macht das Deutsche Reich für die Verschärfung der politischen Lage verantwortlich. Hauptgrund sei das Flottenwettrüsten Kaiser Wilhelms II. und seines Marineministers Tirpitz, womit Deutschland versuche die Vormachtstellung des britischen Empire auf den Weltmeeren zu beenden.
2. Das Ultimatum/Kriegserklärung
Obwohl die serbische Regierung nichts mit dem Attentat zu tun hat und die k.u.k. Führung dies genau weiß, macht Wien am 13. Juli 1914 in einer Note an Serbien, der sich ein auf 48 Stunden befristetes Ultimatum anschließt, die Regierung in Belgrad für den Mord verantwortlich. Das Ultimatum ist so verfaßt, dass eine Annahme so gut wie ausgeschlossen ist. Der Inhalt des Ultimatums:
Von der serbischen Regierung wird die öffentliche Verurteilung der großserbischen Propaganda verlangt, ferner deren Unterdrückung, vorbeugende Maßnahmen zur Verhinderung eines Wiederauflebens der Propaganda und die Mitwirkung der österreichischen Regierung sowohl "bei der gerichtlichen Untersuchung jener an dem Komplott vom 28. Juni Beteiligten, die sich auf serbischen Territorium befinden", als auch bei der "Unterdrückung der gegen die territoriale Integrität der österreichisch-ungarischen Monarchie gerichteten Bewegung".
Als der russische Außenminister Sasonoff von dem österreichischen Ultimatum an Serbien erfährt, ruft er aus: "Das ist der europäische Krieg!" Aber auch Diplomaten des mit Österreich-Ungarn verbündeten Deutschen Kaiserreiches äußern ernsthafte Bedenken gegen dieses Ultimatum. So der deutsche Botschafter in London Karl Max Fürst von Lichnowsky: "Es fragt sich für mich nur, ob es sich für uns empfiehlt, unsere Genossen in einer Politik zu unterstützen, die ich als eine abenteuerliche ansehe, da sie weder zu einer radikalen Lösung des Problems noch zu einer Vernichtung der großserbischen Bewegung führen wird."
In Belgrad, der Hauptstadt Serbiens, ist man über das österreichische Ultimatum zunächst bestürzt. Der Ministerrat bezeichnet es als unmöglich, innerhalb von 48 Stunden die Bedingungen zu erfüllen. Vor allem die geforderte Mitwirkung wird als direkte Einmischung in die Souveränität Serbiens angesehen. Kronprinz-Regent Alexander bittet den russischen Zaren um Hilfe.
Am 25. Juli 1914 wird dem österreichischen Botschafter in Belgrad, Wladimir Freiherr von Giesl, die serbische Antwortnote überreicht. Diese Note erweckt durch zahlreiche Zugeständnisse den Anschein eines weitreichenden Entgegenkommens, aber man weicht darin einer klaren Stellungnahme aus. Der für Österreich wichtigste Punkt, die Anwesenheit österreichischer Abgesandter während der Untersuchung der am Komplott vom 28. Juni beteiligten Personen, wird in der Note entschieden abgelehnt.
Während die diplomatischen Bemühungen, einen Krieg zu vermeiden, auf Hochtouren laufen, mobilisiert Österreich am 27. Juli 1914 einen Teil seiner Armee gegen Serbien. Am 28. Juli 1914 erklärt Österreich an Serbien den Krieg; die Grenzgefechte und das Bombardement auf Belgrad beginnen. Damit ist die Schwelle zum allgemeinen Krieg überschritten.
Die österreichische Kriegserklärung an Serbien bewegt Rußland zu einer offenen Parteinahme für Serbien, die wiederum übereilte diplomatische und militärische Schritte in Deutschland auslöst. Das Bestehen der zwei großen Bündnissysteme in Europa veranlasst nun rasch eine Kriegserklärung nach der anderen. ® Weltkrieg
3. Beteiligte Staaten
Auf die Seite der Gegner Deutschlands und Österreich-Ungarns treten folgende Staaten: Frankreich, Großbritannien und Japan (August 1914), Italien (Mai 1915), Portugal (März 1916), Rumänien (August 1916), die USA, Kuba und Panama (April 1917), Siam (Juli 1917), Liberia und China (August 1917), Brasilien (Oktober 1917), Guatemala (April 1918), Nicaragua und Costa Rica (Mai 1918), Honduras (Juni 1918) und Haiti (Juli 1918). Zu den sogenannten Mittelmächten vereinigen sich Deutschland und Österreich-Ungarn, ferner die Türkei (November 1914) und Bulgarien (Oktober 1915).
4. Verlauf des Krieges
4.1 Die Westfront
Der als Schlieffenplan bekannte und 1905 entworfene kühne Operationsplan, der die Umfassung und Vernichtung der gesamten französischen Armee mit Hilfe einer durch das neutrale Belgien geführten weitausgreifenden deutschen Offensive vorsah, scheitert in seiner Ausführung (Marneschlacht vom 5. bis 12.9.1914). Es gibt mehrere Gründe für das Scheitern dieser Operation, aber verantwortlich sind dafür vor allem noch nicht gelöste Probleme und Schwierigkeiten bei der Führung so großer Heeresmassen (Befehlsgewalt, Unsicherheit, unzulängliche Informationen, Mangel an Reserven). Durch das Eingraben der Truppen beider Seiten tritt an die Stelle des Bewegungskrieges der Stellungskrieg auf einer Front vom Meer bis zur Schweizer Grenze. An die Stelle der Entscheidungschlachten tritt der Zermürbungskrieg (Stellungsverbesserungen und Durchbruchsversuche).
Der Ostkrieg zwingt die Deutschen 1915-17 zur Defensive an ihrer Westfront. Diverse Schlachten kennzeichnen diesen defensiv geführten Stellungskrieg: 21.2 bis 17.12.1916 Schlacht um Verdun (erste Giftgasangriffe), 24.6 bis 18.11,1916 Sommeschlacht, 20.11 bis 5.12.1917 erste Tankschlacht bei Cambrai (erstmaliger Masseneinsatz von Panzern auf englischer Seite).
Die mit Hilfe der an der Ostfront freigewordenen Truppen 1918 unternommenen fünf deutschen Großoffensiven führen fast zum Durchbrechen und Aufrollen der feindlichen Front, aber auch zum Einsatz der letzten deutschen Reserven. Vor der Großoffensive der durch US-amerikanische Truppen entscheidend verstärkten Alliierten unter Marschall Foch müssen die deutschen Truppen weichen. Der Durchbruch wird zwar abgewehrt, aber die deutsche Front muss abschnittsweise zurückverlegt werden. Die alliierte Generaloffensive zwischen Reims und dem Meer zwingt die deutschen Truppen sich vom 12.9 bis zum 4.11.1918 auf die Linie Antwerpen-Maasstellungen zurückzuziehen. Am 11. November 1918 wird der Waffenstillstand unterzeichnet. An allen Fronten herrscht Waffenruhe.
4.2 Die Ostfront
Die in Ostpreußen mit zwei Armeen einrückenden Russen werden am 26.8.1914 bei Tannenberg wo es zur Vernichtung der 2. russischen Armee kommt, und an den Masurischen Seen (5.-15.9.1918) zurückgetrieben. Die Österreichischen Truppen sind anfangs bei Krásnik und Zamosc-Komarow noch erfolgreich im Kampf gegen die russischen Truppen, dann müssen sie jedoch auf die Karpaten zurückweichen. Der deutsche Sieg in der Winterschlacht bei den Masuren und der deutsch-österreichische Durchbruch in Galizien beenden 1915 den russischen Druck auf die Grenzen Deutschlands und Österreich-Ungarns. Der deutsche Vormarsch im Baltikum führt zum allgemeinen Rückzug der Russen, die seit Anfang August 1915 einer Entscheidung ausweichen.
Russische Gegenangriffe in der Mitte des Jahres 1916 erschüttern die österreich-ungarischen Truppen zwar schwer, können aber von deutschen Truppen aufgefangen werden. Der deutsche Gegenangriff in Ostgalizien, im Baltikum und die Eroberung der Ostseeinseln Ösel und Dagö führen am 5.12.1917 zum Waffenstillstand mit den Bolschewisten die in Rußland die Macht übernehmen.
4.3 Die Balkanfront
Die Österreicher besetzen am 2.12.1914 Belgrad, müssen aber vor der serbischen Offensive über die Donau zurückweichen. Durch deutsch-östereichisch-bulgarischen Angriffe seit dem September 1915 kommt es zur Eroberung von Serbien, Montenegro und Albanien. Die seit
dem Oktober 1915 gelandeten englisch-französischen Truppen bauen in Makedonien eine neue Front auf.
Nachdem die Rumänen nach ihrem Kriegseintritt von den Mittelmächten Ende des Jahres 1916 besiegt wurden, geht es mit den Mittelmächten auf dem Balkan rasch bergab. Sie brechen im September 1918 unter dem Druck der Saloniki-Armee zusammen und schließen den Waffenstillstand zu Prilep. Damit ist der Krieg auf dem Balkan so gut wie beendet.
4.4 Die Italienfront
Der italienische Vormarsch beginnt mit dem Kriegseintritt Italiens im Mai 1915. Dieser Vormarsch führt aber in den 11 Isonzoschlachten nur zu verhältnismäßig geringen Erfolgen (1. Insonzoschlacht 23.6 bis 6.7.1915, 6. Isonzoschlacht 6.8 bis 9.8.1916 (italienische Eroberung von Görz)). Diese Erfolge werden durch einen deutsch-österreichischen Gegenangriff im Oktober 1917 (12. Isonzoschlacht) wieder aufgehoben.
Dieser Schlagabtausch führt fast zum Zusammenbruch der italienischen Front, der eigentlich nur durch Eingreifen von Ententetruppen verhindert wird. Die italienische Gegenoffensive im Oktober 1918 führt zum Durchbruch der österreichischen Front und zum Waffenstillstand von Padua mit Österreich am 4.11.1918.
4.5 Die Türkei
Der Versuch der Türkei ihren Machtbereich durch Angriffe auf Ägypten und auf Rußland (Kaukasus) auszudehnen, scheitern. Die Entente versucht im Jahre 1915 in Gallipoli von See her zu landen. Dieser Versuch wird aber von den Türken unter deutscher Mithilfe vom 27.3 bis 30.12.1915 zurückgeschlagen.
Im März 1917 erobern die Engländer jedoch Bagdad und bis Herbst 1918 wird die türkische Herrschaft in Palästina von den Engländern beendet. Am 30.10.1918 wird der türkisch Waffenstillstand in Mudros unterzeichnet.
4.6 Die deutschen Kolonien
Die deutschen Kolonien in Asien und Afrika werden sehr bald erobert. Tsingtau (China) und Togo im Jahre 1914, 1915 Deutsch-Südwestafrika und Kamerun im Jänner 1916. Die deutsche Schutztruppe unter Lettow-Vorbeck vermag zwar keine Erfolge in der Verteidigung von Deutsch-Südwestafrika zu erzielen, leistet aber bis zum Waffenstillstand am 14.11.1918 entschlossenen Widerstand und bindet starke feindliche Kräfte.
4.7 Der Seekrieg
Die deutschen U-Boote haben seit der Versenkung von drei englischen Kreuzern am 22.9.1914 durch Kapitänleutnant Weddingen im Handelskrieg die größten Erfolge. 18,7 Millionen Bruttoregistertonnen werden insgesamt durch deutsche U-Boote versenkt. Ebenso erzielen deutsche Hilfskreuzer, zu Kriegsschiffen umgebaute ehemalige Handelsschiffe die getarnt operieren, große Erfolge bei der Störung des Seehandels. In der Seeschlacht am Skagerrak vom 31.5 bis zum 1.6.1916 behauptet sich die deutsche Flotte gegenüber der englischen Flotte. Seitdem werden die Hochseeflotten aber auf beiden Seiten in Reserve gehalten. Die deutsche Flotte kann die Vorherrschaft der Engländer auf hoher See aber nie ernsthaft gefährden.
4.8 Der Luftkrieg
Der Luftkrieg entwickelt sich erst in Laufe des Krieges. Englisch-französische Bombenangriffe gegen deutsche Städte werden mit Luftangriffen (meist Luftschiffe, erst später Flugzeuge) auf englische Orte und Städte, meistens London, und französische Städte beantwortet. Strategisch haben diese Luftangriffe eher keine Bedeutung, fast immer ist die Zivilbevölkerung das Opfer dieser Aktionen.
Trotz glänzender Leistungen der deutschen Kampfflieger (Boelcke, Immelmann, Freiherr von Richthofen) geht die Luftüberlegenheit an der Westfront nach der Ankunft der Amerikaner verloren.
4.9 Verluste
Im Ersten Weltkrieg standen 24,2 Millionen Soldaten der Mittelmächte 42,9 Millionen Soldaten der Alliierten gegenüber. Die Verluste betrugen 3,2 Millionen bei den Mittelmächten und 5,4 Millionen auf alliierter Seite. 3,3 Millionen alliierte Soldaten gerieten in Kriegsgefangenschaft, hingegen aber nur 995.000 deutsche Soldaten. Soviel für die Statistik.
5. Versailles
Die Friedensverhandlungen in Versailles beginnen erst am 18. Jänner 1919. Zu den Friedensverhandlungen sind weder die Deutschen noch Österreicher, Ungarn, Türken und Bulgaren geladen. Unter Ausschluß der Mittelmächte wollen die Alliierten in Versailles über das Schicksal Europas entscheiden, von dem sie selbst noch keine klare Vorstellung haben. 1037 Delegierte aus 32 Ländern mit 70 Bevollmächtigten diskutieren gut fünf Monate lang. Die Entscheidung aber fällen allein Franzosen, Briten und Amerikaner, die am Ende den Besiegten den fertigen Friedensvertrag aufzwingen. Die Bedingungen des Versailler Vertrages sind denkbar hart: Das Deutsche Reich darf lediglich ein Berufsheer von 100.000 Mann unterhalten, ohne Panzer, Flugzeuge, schwere Artillerie und Generalstab. Eine eigene Fliegertruppe ist Deutschland verboten, eine kleine Marine in der Stärke von 15.000 Mann dagegen erlaubt. Elsaß-Lothringen geht zurück an Frankreich, Polen erhält Posen und Westpreußen, was zur räumlichen Abtrennung Ostpreußens vom übrigen Reichsgebiet führt. Ebenfalls an Polen fällt ein Teil Oberschlesiens. Das Saargebiet kommt unter Völkerbundverwaltung; dass Deutschland überdies auf sämtliche Kolonien verzichten muss, versteht sich von selbst. Die wirtschaftlichen Forderungen sind erdrückend. Zwar wird zunächst die Höhe der Reparationen nicht festgelegt, doch bekommt Deutschland 1921 die Auflage, 226 Millionen Goldmark, zahlbar in 42 Jahren, an die Alliierten abzuführen.
Folgende Staaten haben mit Ende des Ersten Weltkrieges aufgehört zu existieren:
Österreich-Ungarn
Deutsche Kaiserreich
Russische Kaiserreich
Osmanische Reich
5.1 Der Friedensschluß für Österreich (St. Germain)
Die Grenzen von Österreich werden neu festgelegt (Grenzen des heutigen Staates).
Westungarn wird ein Bundesland von Österreich (Burgenland).
Die österreichische Armee wird auf 30.000 Mann reduziert.
Neugeschaffene Staaten entstehen deren Gebiete vor dem Krieg Teil von Österreich Ungarn waren. Diese Staaten müssen von Österreich anerkannt werden.
Polen, Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien
Österreich verliert Istrien, Triest, und Südtirol an Italien.
Reparationen
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