Ureinwohner Amerikas

Wann der Amerikanische Kontinent von Menschen besiedelt wurde weiß niemand genau. Vermutlich sind die Vorfahren der Ureinwohner asiatische Jäger gewesen, die während der letzten Eiszeit über die Behringstraße nach Amerika gelangten. Auf jeden Fall lebten schon vor der Ankunft der Europäer in diesem Erdteil eine Vielzahl von verschiedenen Völkern, die unterschiedliche Sprachen und Kulturen entwickelt hatten. Das Reich der Azteken, das der Inka und der Maya waren hochentwickelte Indianerstaaten, als zu Beginn des 16. Jahrhunderts die Spanier einfielen, um Süd- und Mittelamerika zu erobern.

Ende des 12. Jahrhunderts wanderten die Azteken von Norden in das Hochland von Mexiko ein. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts beherrschten die Azteken ein Gebiet, das vom Atlantik bis zum Pazifik reichte. Die Hauptstadt Tenochtitlan, die sie um 1325 auf einer Insel im Texcoco-See errichteten (heute Mexico-City), zählte eine halbe Million Einwohner. Im Zentrum dieser Stadt stand ein großer Tempel, der von zahlreichen Gebäuden umgeben war. Die Azteken unternahmen häufig Feldzüge, damit sie ihren Göttern, wie dem Kriegsgott und dem Regengott, Kriegsgefangene als Opfer darbringen konnten. Denn sie glaubten, dass sich die Götter mit dem Blut von Menschenherzen stärken müssten, damit das Leben auf der Erde erhalten bleibt. Die Azteken verpflichteten ihre Nachbarn zu Tributzahlungen, u.a. in Form von Gold, Silber, Jade oder Mais.

Ackerbau, Handwerk und Kunsthandwerk waren bei den Azteken hoch entwickelt. Überreste weit angelegter Paläste sowie von Tempeln auf Stufenpyramiden und Plastiken aus Holz, Stein, Ton, Metall, zum Teil vielfarbig bemalt, zeugen davon.

Das Reich der Inka zog sich wie ein schmales Band entlang der Ostküste Südamerikas. Sie errichteten ihr Reich vom 12. Jahrhundert bis Anfang des 16. Jahrhunderts. Viele einzelner Völker wurden durch die Inka zu einem Volk zusammengeschlossen. Kerngebiet war die Umgebung der Hauptstadt Cuzco. Das Reich wurde von der Hauptstadt aus straff verwaltet.

Die Inka glaubten an den Sonnengott, den sie im Inka, dem Herrscher, verkörpert sahen. Alle Tempel waren ihm geweiht.

Völlig ohne Mörtel setzten die Inka die riesigen Steinquader für Tempel, Paläste und Festungen aufeinander. Die Bauern kannten bereits Bewässerungsanlagen für auf Terrassen angelegten Felder, auf denen sie Mais, Gemüse und hoch oben in den Anden Kartoffeln anbauten. Außerdem züchteten sie Lamas, die ihnen als Wollieferanten und Lasttiere dienten.

Die Inkas waren auch berühmt für die Herstellung von Keramikgefäßen und Stoffen mit leuchtenden Farben sowie Gold- und Silberschmuck.

Insgesamt 10000 Kilometer befestigte Straßen durchzogen das Herrschaftsgebiet der Inka. Über Schluchten und Flüsse führten Hängebrücken. Auf diesen Straßen eilten Boten- und Lastträgerstaffeln durch das Land. Personen und Lasten wurden in Sänften und Traggestellen befördert, da die Indianer das Rad nicht kannten.

Ein weiteres Indianervolk, die Mayas, bauten seit etwa dem 3. Jahrhundert, vor allem im Hochland des heutigen Guatemala und auf der Halbinsel Yucatan, eine Hochkultur auf. Bei Ausgrabungen fand man Stufenpyramiden mit reichverzierten Tempeln und Hinweise auf eine bis heute nicht entzifferbare hyroglyphenartige Schrift. Sie beherrschten ein Zahlensystem und einen astronomisch genauen Kalender.

Nachdem Kolumbus 1492 Amerika entdeckt hatte, eröffnete sich den Europäern eine neue Welt, die sie nicht nur entdeckten, sondern auch möglichst schnell erobern und in Besitz nehmen wollten. Bereits 1494 schlossen Spanien und Portugal einen Vertrag, indem sie Mittel- und Südamerika untereinander aufteilten. Im 16. Jahrhundert vernichteten die Spanier die hochstehenden Kulturen der Indianer.

Von 1519 bis 1521 fielen dem Spanier Hermando Cortéz, der mit 600 Soldaten, 16 Pferden und 10 Kanonen anrückte, der letzte Aztekenkönig Montezuma und sein Reich zum Opfer. Etwa zehn Jahre später, 1532, zerschlug Francisco Bizarro, ebenfalls ein Spanier, mit 180 Soldaten, 37 Pferden und 3 Kanonen das

mächtige Inkareich. Durch Betrug, Verrat und List entlockte er dem Inkakönig Atahuallpa große Schätze, ehe er ihn ermorden ließ.

Die Hochkultur der Maya wurde ebenfalls mit der Eroberung Mittelamerikas zerstört.

Es kamen immer mehr Eroberer, angetrieben aus Habgier nach reicher Beute, aus Lust an Abenteuern oder aus Eifer, die Eingeboren zum christlichen Glauben zu bekehren. Verheerender noch als die Grausamkeit der Eroberer litten sie unter den eingeschleppten Seuchen.

Auch Uneinigkeit zwischen den einzelnen Indianerstämmen sowie z.B. der Glaube der Azteken, dass eines weiße Götter zu ihnen kommen würden, erleichterte den Eindringlingen die Besitznahme der Indianerreiche.

Seit der Entdeckung Amerikas wurden in ganz Amerika die indianischen Stämme zuerst von den Spaniern und Portugiesen, später von den aus allen Teilen Europas einfallenden Siedlern rücksichtslos dezimiert. Europäer nahmen den Indianern Land und Leben, beuteten sie aus, sperrten sie in Reservate und zerstörten ihre Kultur fast gänzlich.

Heute schätzt man die Zahl der in Amerika lebenden Indianer auf 21 Millionen. Sie wurden besonders in Nordamerika in Indianerreservationen abgedrängt. Diese liegen oft in landwirtschaftlich wenig ertragreichen Gebieten. In Lateinamerika vermischten sich die europäischen Eroberer auch mit den Einheimischen. Die heute noch rein indianische Bevölkerung steht in diesen Ländern wirtschaftlich auf der untersten Stufe.

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