Hitlers Helfer

Hermann Göring

Hermann Göring war nach Adolf Hitler der zweite Mann des Dritten Reiches. Lange Zeit dem Führers treuester Paladin war er maßgeblich beteiligt an der Gesamtlösung der Judenfrage. Als das Ende des NS Regimes nahte fühlte er sich als designierter Nachfolger Hitlers, doch zur Machtübernahme kam es nicht mehr...

Schon in seiner Kindheit konnte man Görings Hang zu Prunk und Pomp feststellen. Er lebte auf Schluß Mauterndorf und Burg Veldenstein, welche beides Besitztümer seines halbjüdischen Patenonkels waren. Dort pflegte er einen romatisch, barocken Lebenswandel. Schule interssierte ihn keineswegs. Er verweigerte und lief mehrmals von Zuhause davon.

Erst als er an der Kadettenanstalt Berlin Lichterfelde Aufnahme fand änderte sich sein Verhältnis zum Lernen. Plötzlich war aus dem sonst so arbeitsfaulen Göring ein strebsamer Schüler geworden. Darum war es auch kaum verwunderlich, dass er sein Examen mit dem Prädikat "wertvoll" abschloß.

Als der Erste Weltkrieg ausbrach meldete er sich freiwillig zur kaiserlichen Fliegertruppe und bestand wenig später die Fliegerprüfung. Im Jahre 1916 konnte er so erstmals in die Luftkämpfe eingreifen, in denen er sehr erfolgreich agierte. Bald schon bekam er das Oberkommando über eine Jagdstaffel und wenig später sogar den höchsten deutschen Orden für besondere Tapferkeit, den "pour le mèrite". Aufgrund dieser Tatsachen war es auch nicht verwunderlich, dass die Kapitulation Deutschlands und der Waffenstillstand in ihm Wut hochkommen ließen.

So kehrte Göring seiner Heimat, wo mittlerweile die Militärluftfahrt verboten wurde, den Rücken und floh nach Schweden. Dort arbeitete er als Schauflieger, Fallschirmvertreter und Lufttaxipilot. Im Zuge seines Aufenthaltes verliebte er sich in die schwedische Adelige Carin von Kantzour, die eigentlich schon vergeben war. Göring konnte jedoch ihr Herz erobern und sie kehrten 1922 gemeinsam in die Weimarer Republik zurück. Nach seiner Rückkehr widmete sich Göring demm Studium der Geschichte und Volkswirtschaft in München. Glücklich war er dabei jedoch nicht immer, denn er sehnte sich nach Kamaradschaft und einem starken Mann.

Kurz darauf erfolgte das erste Treffen mit Adolf Hitler, welches in beiden ein Gefühl des Gefallens hervorkehrte. Göring lobte vor allem die Autorität jenes Mannes, der Deutschland vom Joch der Sieger befreien sollte. Hitler dagegen dachte vor allem an den propagandistischen Nutzen Görings, der noch immer als Weltkriegsheld hohes Ansehen genoß. Ein weiterer wichtiger Punkt schien für Hitler auch der nicht zu verachtende Reichtum Görings gewesen zu sein.

Auf diese Weise wurde Göring nun in der NSDAP tätig. Seine erste Aufgabe war es aus der heruntergekommenen Sturmabteilung (SA) eine schlagkräftige Privatarmee aufzubauen, was ihm innerhalb kürzester Zeit auch gelang. Trotzdem hatte er innerparteilich wenige Freunde, da er sich oft herablassen verhielt. Weiters hielt er auch nicht viel von der Ideologie der NSDAP. Seine wirkliche Partei war Adolf Hitler mit dem er die Macht im Reich übernehmen wollte.

Daher folgte am 9.November 1923 der erste Putschversuch der Nationalsozialisten. Dieser wurde in Form eines SA-Marsches in München abgehalten. Als wenig später die Polizei eingriff wurde dieser blutig niedergeschlagen. Dabei wurde Göring in der Hüfte getroffen. Notdürftig verarztet flieht er vor der Polizei über die Grenze nach Österreich. In einem Innsbrucker Krnakenhaus wird er behandelt. Dort wird ihm auch das erste Mal Morphium gespritzt, woraus eine Sucht entsteht, die beinahe sein gesamtes Leben andauerte.

Sein politischer Aufstieg wurde mit dem gescheiterten Putsch natürlich jäh gestoppt. Hitler bat ihn nur Kontakt mit Benito Mussolini aufzunehmen. Von diesem wurde Göring jedoch nicht einmal empfangen.

Enttäuscht kehrte Göring mit seiner Ehefrau nach Schweden zu Carins Eltern zurück, da sie in eine finanzielle Notlage geraten waren. Trotzdem ließ sich Göring fast täglich Morphium spritzen. So wurde er auch in die Nervenheilanstalt für gefährliche Kranke ingeloefert. Dort entlarvten ihn die Ärzte als selbsmordgefährdet, depressiv und als Judenhasser. Nach der Entlassung aus seiner Klinik wurde er zwar offiziell für gesund erklärt, inoffiziell fröhnte er jedoch unvermindert seiner Sucht.

Im Jahre 1927 trat Göring die Rückkehr nach Deutschland an, wo eine Amnestie für alle politischen Straftäter erlassen wurde. Von Hitler erhielt er sofort den Auftrag sich nun um die Berliner High-Society zu kümmern und diese für ihn zu vereinnahmen. Dabei war Göring voll in seinem Element, da er aus gutem Hause war, gute Manieren hatte und die Menschen für sich einzunehmen verstand. Das Ergebnis war das Füllen der Parteikasse durch Spendengelder von berühmten deutschen Unternehmen wie Krupp, Thyssen, Deutsche Bank, BMW oder Lufthansa. Weiters verschaffte er dem Führer eine Audienz beim Reichspräsidenten von Hindenburg.

Während er am gesellschaftlichen Parkett Siege einfuhr schlug das Schicksal im privaten Berich zu. Seine Frau Carin verstarb im Jahre 1931. Trotz großer Trauer arbeitete Göring weiter an seinem Ziel Hitler zum Herrscher zu machen.

Dies geschah zum größten Teil im Jahre 1933. Als Reichspräsident zog er das Militär auf seine Seite und brachte von Hindenburg in aufreibenden Verhandlungen dazu Hitler zum Reichskanzler zu machen. Als Dank wurde er vom nun mächtigen Hitler mit Ämtern überhäuft. Er erhielt die solch bedeutende Auszeichnungen wie, Reichsminister, Reichskomissar für die Luftfahrt oder komissarischer preußischer Innenminister. Eine weitere wichtige Aufgabe Görings war der Aufbau einer schlagkräftigen Luftwaffe. Auch unterstand ihm nun die stärkste Polizeitruppe im Reich.

Mit all seiner Macht begann er nun aufzuräumen im Reich. So terrorisierte er vor den letzten Wahlen im Jahre 1933 nicht nur politisch andersdenkende Gruppen sonder säuberte auch die Polizeipräsidien mit teils radikalen Aktionen. Trotzdem hatten die Funktionäre der NSDAP noch immer Angst vor einem kommunistischen Sieg bei den Wahlen. Um noch einmal ein Hetzjagd auf die Kommunisten zu entfachen ließ Göring im Februar 1933 das Reichstagsgebäude anzünden, wofür er wieder der KPD die Schuld in die Schuhe schob. Auf schwarzen Listen, die Göring schon vor dem Brand angefertigt hatte, standen nun die Opfer, die es zu verhaften galt. Unter ihnen waren mehrere Funktionäre der KPD und ungeliebte Schriftsteller.

Wenig später wurde der Ausnahemzustand ausgerufen, was die Rechte einzelner Personen stark beschnitt. Die Folge waren Verfolgungen von politischen Gegnern, Homosexuellen oder Zeugen Jehovas. Gebracht wurden diese Andersdenkenden in die wahrscheinlich ersten Konzentrationslager.

Als Anerkennung für seine rigorose Arbeit überreichte Hitler dem Ämtersammler Göring zwei weitere Auszeichnungen, die des Reichsforst- und des Reichsjägermeister.

Auf organisatorischer Ebene erschuf Göring das Forschungsamt des Reichsluftfahrtministeriums. Dies diente ihm fortan als Nachrichtenquelle, die die Überwachung sämtlicher wichtiger Telefonleitungen als Aufgabe hatte. Daher war Göring meist der erste der von Skandalen oder Unruhen zu hören bekam (z.B.: Affäre von J. Goebbels mit der tschechischen Schauspielerin Lida Baarova). Natürlich war dies auch ein unschätzbarer Vorteil um im innerparteilichen Machtspiel die Oberhand zu behalten. So erfuhr er beispielsweise auch, dass der Chef der SA Röhm Hitler immer kritischer gegenüberstand. Dies war die Chance, unter dem Vorwand eines Putsches des SA-Chefs, eine Säuberungswelle innerhalb der Partei zu organisieren. Durch diese Aktion empfahl sich Göring Hitler abermals als Henker, der wenn nötig bereit war skrupellose Gewalt anzuwenden. Somit kam es auch zu einer Aufgabenteilung im Reich. Hitler kümmerte sich vor allem um Süddeutschland, wogegen Göring und Heinrich Himmler im Norden und im Großraum Berlin die Fäden in der Hand hielten.

Nach dem Tod von Hindenburg wurde Hitler Präsident und Reichskanzler in einer Person. Im Dezember 1934 bestimmt er per Geheimerlass Göring zum Nachfolger, was diesen veranlasst noch loyaler gegenüber Hitler aufzutreten.

In Berlin bezog Göring nun eine neue luxuriöse Wohnung, die sein dazugewonnenes Prestige ausdrückte. Geld spielte für ihn nun keine Rolle mehr, da er von deutschen Konzornen in finanziellen Angelegenheiten unterstützt wurde. Im Gegenzug dazu verschaffte er ihnen lukrative Aufträge. So begann Göring das Leben nun immer mehr zu genießen. Neben seinem Berliner Appartement erbaute er sich eine pompöse Residenz, der er nach seiner ersten Frau den Namen "Carinhall" gab. Weiters begann er wertvolle Kunstgegenstände und Kunstgemälde zusammenzuraffen. So wurde aus seiner Villa "Carinhall" bald eine Art von Museum.

Im Jahre 1935 heiratete Göring ein zweites Mal. Diesmal war eine Schauspielerin namens Emmy Sonnemann die Glückliche. Die Feierlichkeiten wurden ganz nach Görings Geschmack organisiert. Es wurde nicht eine private Hochzeit, sondern ein öffentlicher Staatsakt, der ganz dem Stile Görings entsprach.

Im militärischen Bereich wurde Görings Luftwaffe zu einem selbstständigen Wehrmachtsteil befördert. Dadurch gewann dieser an politischem Renomee, worauf er sofort drängte die Fliegertruppe zu verdoppeln. Dies war in diesen Tagen eine Illusion, da Rohstoffe knapp wurden.

1936 machte Hitler Göring zum Beauftragten für den Vierahresplan, wonach dieser das Heer innerhalb von vier Jahren in einen kriegsbereiten Zustand versetzen sollte. Weiters träumte Göring wie auch seiner Führer von wirtschaftlicher Autarkie. Dafür musste die Bevölkerung auf Ersatzprodukt umsteigen während Göring die Rüstung vorantrieb.

Im Zuge der Aufrüstung der Kriegsmaschinerie begann der Mangel an Eisenerz zunehmends ein Problem zu werden. Kurzerhand bemächtigte sich Göring der ganzen Ruhrindustrie und benannte sie "Hermann Göring Werke".

Göring wollte nun auch Generalfeldmarschall werden, da Blomberg, der bisher diese Funktion ausübte, durch seine Heirat mit einer Prostituierten untragbar geworden war. Nachdem er Mitbewerber Fritsch durch haltlose Gerüchte aus dem Rennen warf, glaubte er den Posten bereits in seiner Tasche zu haben. Hitler aber kührte sich kurzerhand selbst zum Oberbefehlshaber der Wehrmacht, was seine Kriegsvorhaben bereits deutlisch zum Vorschein kommen ließ. Der enttäuschte Göring erhielt stattdessen den nichtssagenden Titel "Feldmarschall".

Ein großes Anliegen von Hitler war die Lösung der "Raumfrage" bis 1943 oder 1945. Daneben forderte er eine friedliche Annexion seines Mutterlandes Österreich. Göring wurde dabei selbst aktiv und zwang den österreichischen Kanzler Kurt von Schuschnigg zu einer Volksabstimmung, die über die Unabhängigkeit Österreichs entscheiden sollte. Vor der Volksabstimmung forderte der zweite Mann im Reich Schuschnigg auf überhaupt zurückzutreten, was auch wirklich geschah. Arthur Seyß-Inquart wurde als Nachfolger eingesetzt und die deutschen Truppen besetzten widerstandslos Österreich.

Hitler jedoch fühlte sich in der Österreichfrage überrumpelt, da Göring durch seine erpresserische Taktik den größten Erfolg zu verbuchen hatte. Dies deutete erstmals an, dass Hitler und Göring nicht immer perfekt harmonierten.

Trotzdem beginnt Göring nun den jüdischen Exodus voranzutreiben. 1935 schon hatte er als Reichspräsident die Nürnberger Rassengesetze erklärt. Er selbst jedoch sah diese Gestze nicht so eng. Zwar war er ein fanatischer Judenhasser, jedoch jene Juden, die ihm von Nutzen waren beschützte er sogar.

Görings Judenhass war eher von Pflichtbewußtsein und von vorauseilendem Gehorsam gegenüber Hitler geprägt, was ihn trotzdem zu einem "Motor der Judenverfolgung" werden ließ.

Am 9. November 1938 ereignete sich die Reichskristallnacht, die von Joseph Goebbels initiiert wurde. Göring kritisierte diese, nicht aus Mitleid für die armen Menschen, sondern aus aus rein finanziellen Gründen heraus. Aus Mitgefühl kann es nicht gewesen sein, denn schon wenig später wird er als Koordinator zur Lösung der Judenfrage eingesetzt.

Während sich Göring um die Judenverfolgung kümmerte machte sich Hitler über die nächsten außenpolitischen Ziele seine Gedanken. So wollte dieser das Sudetenland an Deutschland binden. Göring war aber bekannt, dass England und Frankreich zum ersten Mal einen offenen Krieg befürchteten. Daher wählte dieser die gleiche Vorgangsweise wie beim Anschluß Österreichs nämlich die Erpressungstaktik. Diesmal jedoch gibt Hitler das Tempo an und hörte nicht auf Göhring. Deutschland steuerte auf einem Kriegskurs. So versucht Göring durch Verhandlungsbereitschaft die Westmächte zum Stillhalten zu bewegen. Dem britischen Botschafter verspricht er die vier besten deutschen Hirsche, wenn England seine schützende Hand von Prag nehme. Inzwischen war Hitler noch keineswegs von seiner Forderung, dass die Sudetengebiete sofort an Deutschland übergeben werden sollen, abgerückt. Weiters war Hitler auch nicht mehr so begeistert von Göring, das dieser seinen Kriegskurs bei der Münchner Konferenz verhinderte.

Formal blieb Göring der zweite Mann im Staate, aber Ribbentrop übernahm als Außenminister nun einige wichtige Aufgabenbereiche. Dieser war auch bereit Hitlers Kriegspläne vehementer zu unterstützen als Göring.

So gab Hitler im März 1939 Generaloberst Keitel den Befehl zur Offensive gegen die Tschechoslovakei. Göring erfuhr davon erst am Tage des Einmarsches, als er von seiner Kur aus San Remo zurückkehrte. Natürlich war er bestürzt darüber, da Hitler damit den Vertrag von München breche. Die Folge wäre der Krieg.

Als sich die Situation für die Tschechoslovakei verschlechterte kam ihr Staatspräsident Emil Hacha zu Hitler und flehte die Tschechoslovakei als eigenständigen Staat zu erhalten. Es folgte ein wohl insziniertes Schauspiel, in dem Hacha vor allem von Hitlers Vasallen Göring und Ribbentrop so lange mit totalem Krieg eingeschüchtert wurde bis er den Vertrag für die deutsche Übernahme der Tschechoslovakei unterzeichnete.

Göring war in einer Loyalitätsfalle gefangen, denn er musste sich gegen seinen Willen den Entscheidunfen des Führers beugen. Weiters verlor er einen großen Teil seines politischen Einflußes, da Hitler und Ribbentrop ihre Kriegspläne schmiedeten.

Nach Außen hin hielt der Führer an Göring fest, jedoch hatte dieser immer weniger zu sagen.

Göring kämpfte nun von seiner Residenz aus neue Kontakte zu Industriellen und Politikern um abermals den Kreigseintritt von England zu verhindern. Hitler plante nämlich gleichzeitig den Angriff auf Polen.

Diesmal gelingt es Göring nicht mehr den Kriegseintritt von England und Frankreich zu verhindern. Als eine Art Trostpflaster für die vergebene Mühe hält Hitler offiziell weiter an Göring als Nachfolger fest. Die Hoffnung die Nachfolge Hitlers antreten zu können macht ihn nun wieder zu einem gefügigen Werkzeug.

Der schnelle Kriegseintritt hatte Görings Luftwaffe kalt erwischt, da diese noch nicht genug gerüstet war. Anfangs kann Göring jedoch noch mit den Luftstreitkräften prahöen, da sie die stark unterlegene polnische Luftwaffe vernichtet.

Obwohl im Krieg noch erfolgreich weiß Göring, dass auch die Wirtschaft für den plötzlischen Kriegsausbruch noch nicht gerüstet ist. Daher unterbreitet er dem US-Präsidenten Roosevelt das Angebot, dass wenn er Kanzler würde Polen geräumt und die Judenverfolgung gestoppt werde. Der amerikanische Präsident reagierte äußerst positiv auf die Verhandlungsbereitschaft Görings. Einige Tage später waren jedoch alle Hoffnungen auf einen Frieden dahin.

Als nächsten Schritt plante Hitler den Krieg gegen Frankreich. Göring beschloß nun, da er den Krieg nicht verhindern konnte, Hitler mit aller Macht zu unterstützen.

So macht er Hitler die Meldung, dass seine Luftwaffe die bei Dünkirchen eingeschlossenen britischen und französischen Soldaten alleine vernichten könne. Die Folge war jedoch das erste Debakel der Luftwaffe. Görings umstrittene Personalwahl zweigte seine negative Wirkung. Er hatte schlicht und einfach auf die falschen Leute gebaut und den falschen Personen vertraut. Selbstkritik ließ Görings egozentrisches Wesen jedoch nicht zu. Lieber schmückte er sich mit seiner neuesten Auszeichnung, der des Feldmarschalls, die er nach dem Frankreichfeldzug vom Führer überreicht bekam.

Nach der Kapitulation Frankreichs und der britischen Niederlage bei Dünkirchen glaubten Hitler und Göring, dass sich England aus dem Krieg zurückziehen werde. Winston Churchill, der von den Engländern zum neuen Premierminister gewählt wurde, dachte nicht daran aufzugeben.

Daraufhin sollten die Luftangriffe auf England verschärft werden und die Royal Air Force vernichtet werden. Dies war nun auch die Feuertaufe für die deutsche Luftwaffe, die bisher nur gegen unterlegene Gegner kämpfte.

Im deutsch-englischen Luftkrieg zeigte sich dann auch bald, dass die Luftwaffe Göring nicht das halten konnte was sie versprach. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist, dass die Air Force im August 1940 sogar im Stande war ihren ersten Angriff auf Berlin zu fliegen. Göring wurde jetzt zusehends nervöser, da die britischen Flugzeuge den Deutschen überlegen waren und die Verluste der Luftwaffe steigen. Ein Debakel der Fliegertruppe drohte.

Während die Schlacht um die Lufthoheit ihren Höhepunkt erreichte steigerte sich Görings Raffgier nach Kunstschätzen zu fast schon krankhafter Habsucht. In einem Erlass formulierte er sich selbst einen Freibrief für seine Raubzüge durch die Museen Europas. Züge voller geraubter Kunstgüter rollten aus ganz Europa nach Deutschland.

Unterdessen plante Hitler den Angriff auf die Sowjetunion. Göring warnte Hitler vor den Gefahren des Feldzuges, doch dieser hörte nicht mehr auf ihn. Als eine Art Trotzreaktion verriet Göring Hitlers Angriffspläne an England und die Vereinigten Staaten.

Weiters war nun ein weiterer Mann in das innenpolitische Rampnelicht Deutschlands getreten. Martin Bormann, der auch oft als Schattenmann bezeichnet wurde, versuchte Hitler gegen Göring zu mobilisieren. Um vom Führer trotzdem nicht aufs Abstellgleis geschoben zu werden führte Göring teilweise wahnsinnige Aktionen durch, die oft in berserkerhafter Brutalität mündeten. In diesem Zuge gabe er Reinhard Heydrich eine schriftliche Weisung, in der dieser angeweisen wurde eine Gesamtlösung der Judenfrage herbeizuführen. Heydrich wurde so von Göring zum obersten Judenkomissar ernannt. Bei den Nürnberger Prozessen leugnete Göring überhaupt von den Massentötungen gewusst zu haben.

Inzwischen war der Kampf um die Sowjetunion in vollem Gange. Wiederum kann Görings Luftwaffe in diesem Kampf die Erwartungen nicht erfüllen. Daraufhin greift Hitler persönlich öfters in die dortige Führung ein.

Im Jahre 1942 kam es dann zu einer größeren Entmachtung Görings. Albert Speer übernimmt statt ihm die Führung des Vierjahresplans, und damit die Führung über große Teile des Militärs. Als die Fliegertuppe zu neuen Bombardements nach England geschickt wird hat Göring nichts mehr zu sagen.

Er zieht sich in seine Villa zurück, wo er sich berauschte und seiner Sucht fröhnte. Seine Beliebtheit beim Volk nahm keineswegs Schaden. Nicht einmal die immer häufiger werdenden Bombenangriffe auf Deutschland stimmten die Bevölkerung um. Sie zeigten nur, dass die Blütezeit der Luftstreitkräfte schon längst der Vergangenheit angehörte.

Trotz seiner Eskapaden blieb Göring einer der wenigen Realisten. Er war scheinbar der einzige, der aufgrund der aliierten Überlegenheit zu ahnen schien, was dem Deutschen Reich blühte. Auf der anderen Seite unterstützte er weiter Hitlers totalen Krieg.

Um sich bei seinem Führer wieder einzuschmeicheln unterbreitete er diesem das illusorische Vorhaben die 6. Armee in Stalingrad aus der Luft zu versorgen. Schon wenige Tage nach dieser Ankündigung erfolgte jedoch die bedingungslose Kapitulation. Stalingrad wurde zu einer der schwersten Niederlage Görings und des deutschen Heeres.

Hitlers Wut auf Göring war nun unbeschreiblich, steigerte sich sogar noch als die britische Luftwaffe immer exaktere Luftschläge im Stande war zu fliegen. Den Höhepunkt des eskalierenden Streites bildeten ausfallende Beleidigungen Hitlers, der Görings byzantinischen Lebensstil mit wachsendem Mißfallen beobachtete. Trotz alledem hielt Hitler an seinem designierten Nachfolger als Oberbefehlshaber der Luftstreitmacht fest., da dieser sich noch immer ungeborchener Beliebtheit im Volk erfreute. Das Band zwischen dem Führer und seinem "ersten Paladin" schien undurchtrennbar zu sein.

Als bereits wenig später Gerüchte vom Tod Görings in Umlauf waren, zeigte sich dieser bei einem Gang durch Berlin. Obwohl jeder wusste, wem man die britischen Bombardements zu verdanken hatte, hielt Görings Popularität weiter an. Nur vereinzelt spotteten Personen über Göring[1].

Hoffnung schöpfte man innerhalb der Luftwaffe als endlich die ersten serienreifen Strahlenflugzeuge zum Einsatz bereit standen. Zu diesem Zeitpunkt war aber der Treibstoffvorrat der Deutschen nahezu erschöpft, was den massenhaften Einsatz dieser Flugzeuge verhinderte.

So schwand langsam auch das Vertrauen der Fliegertruppe zu Göring. Nun genoß er weder den Rückhalt des Führers noch den seiner Luftstreitkräfte.

Mittlerweilen waren Sowjettruppen bereits auf deutsches Vaterland vorgedrungen. Göring begann den privaten Rückzug zu organisieren. Im Zuge dessen ließ er Frau und Kinder nach Bayern bringen. Seine Kunstwerke verstaute er in einem Bergstollen bei Berchtesgarden.

Im April 1945, an Hitlers letztem Geburtstag, machte sich Göring ein letztes Mal auf den Weg in die Reichskanzlei um jenem Mann gegenüberzustehen, dem er in blinder Ergebenheit gefolgt war. Nun war er aber endlich entschlossen seinen Führer und Berlin so schnell wie möglich in Richtung Süddeutschland zu verlassen. Dort erhielt er auch die Nachricht von einem Nervenzusammenbruchs Hitlers.

Göring glaubte nun, dass die Zeit reif war aus dem Schatten des Führers zu treten. So schickte er ein Funktelegramm in Hitlers Bunker in Berin, in dem er anbot die Gesamtführung des Reiches zu übernehmen.

Als Reaktion auf dieses wahnwitzige Angebot beauftragte Hitler seinen neuen Vertrauten Martin Bormann alles für eine Verhaftung von Göring in die Wege zu leiten. Wenig später wurde er aufgrund der Umstände wieder entlassen, jedoch auch aus der Partei ausgestoßen.

Obwohl nicht Göring sondern Großadmiral Dönitz hitlers Erbe antrat, sah sich Göring noch immer als einzig legitimer Nachfolger.

In grenzenloser Selbstüberschätzung bot er Dönitz an mit Eisehower einen "ehrenvollen Frieden" für Deutschland auszuhandeln. Eine Antwort auf dieses Angebot erhielt Göring aber nicht mehr.

Im Mai 1945 schließlich wurde er von der US-Army in Gewahrsam genommen.

Bei den Nürnberger Prozessen 1946 behauptete Göring von all den Greultaten und Massenmorden nichts gewußt zu haben. Dennoch befand ihn das Gericht füt schuldig und verurteilte ihm zum Tod durch Erhängen.

Bevor die Exekution jedoch stattfand verübte Göring Selbstmord in seiner Zelle. Ihm war von einem jungen amerikanischen Wachoffizier eine Zyankalikapsel zugespielt worden.

Der Leichnam Görings wurde verbrannt und die Asche in einen Fluss, der nicht genannt wurde, geschüttet. Man wollte verhindern, dass eine Pilgerstätte für Rechtsradikale entstand.

Joseph Goebbels

Joseph Goebbels wurde am 29. Oktober 1897 im niederreinischen Städtchen Rheydt als dritter Sohn eines Buchhalters geboren. Schon von Anfang an entdeckte man das Talent des begabten Jungen. Als Jahrgangsbestem standen ihm die Pforten der Universitäten offen. Dies wart für den Sproß aus kleinbürgerlichem Haus ein Erfolg und ein Genugtuung, denn Zeit seiner Jugend war er eine Randfigur, geprägt von Selbsthaß und Selbstmitleid. Die Gründe für solche Gefühle war ein verkümmerter Fuß, der ihn ab seinem vierten Lebensjahr bis zum Tod begleitete.

Als der junge Goebbels wie viele andere von der Kriegseuphorie 1914 angesteckt wurde meldete er sich zur Musterung, wurde jedoch aufgrund seines verkrüppelten Fußes als untauglich befunden.

In der Abgeschiedenheit seiner Dachkammer lernte er fortan mit Leidenschaft zu hassen. Sein grenzenlose Verachtung richtete sich gegen die "Canaille Mensch", wie es Goebbels in seinem Tagebuch niederschrieb.

Zugleich lehrte Goebbels die erfahrung seine körperlichen Nachteile durch besonders forsches Auftreten zu überspielen. Dabei machte er auf der Bühne eine gute Figur und konnte so leicht Menschen in seinen Bann ziehen, von dem er auch später noch Gebrauch machte.

Im November 1921 promovierte Joseph Goebbels an der philosophischen Fakultät in Heidelberg. Damit stieg der Studiosus zum "Herrn Doktor" auf, was ihm gesellschaftliches Ansehen einbrachte, aber nicht seinen Lebensunterhalt sicherte. Daher musste er seine klangvolle Stimme, anstatt vor erlauchten Auditorien, beim Ausrufen von Akrienkursen im Börsensaal gebrauchen. Der Dienst im "Tempel des Materialismus" war im verhaßt, was auch den Nährboden für erste antisemitische Triebe bildete. Das "internationale Finanzjudentum" stempelte Goebbels als Sündenbock für das wirtschaftliche Elend seiner Zeit ab.

Nach einem Dreivierteljahr musste Goebbels die Tätigkeit an der Börse aufgaben. Er bewarb sich nun als Redakteur beim liberalen Berliner Tagblatt, wo er kein Glück hatte. Die Ablehnung aus der Hauptstadt passte genau in sein Weltbild, da die Eigentümer und Vorzeigejournalisten jüdischen Ursprungs waren.

Die Meldungen von Hitlers fehlgeschlagenen Putsch rissen den Schreibtischhelden aus seiner Lethargie. Mit wachsender Begeisterung verfolgte Goebbels die theaterreifen Auftritte des Hauptdarstellers beim Münchner Hochverratsprozeß. Wie ein Lehrling verneigte er sich vor den Reden des Propheten, in denen er einen neuen politischen Glauben entdeckte.

Vom Wunderglauben angesteckt begleitete Goebbels einen alten Schulfreund immer wieder zu Treffen des "Völkisch-sozialen Blockes" in seiner Heimat. Dort fasst Goebbels auch wieder ein wenig Hoffnung, da er nun in einer Zeitschrift namens "Völkische Freiheit publizieren durfte. Zuerst waren es noch Artikel ohne Entgelt, bald jedoch Übernahm Goebbels die Rolle des Chefredakteur und beinahe die ganze Zeitung stammte aus seiner Feder.

Erfolgserlebnisse bescherte die Parteitätigkeit dem neuen Mitglied auch auf der Rednertribüne. Nach ersten Lachern des Publikums über Goebbels Aussehen, mauserte sich der hagere Redner zu einem Propagandainstrument, welches größten Zuspruch erntete wenn es mit schneidendem Sarkasmus über seine Gegner herzog oder Vorwürfe und Zwischenrufe in stechende Gegenangriffe ummünzte.

Schon bald tingelte Goebbels durch die Versammlungssäle und Parteilokale des Reiches. Dies blieb auch dem Festungshäftling Hitler nicht verborgen, dessen Partei ohnehin nicht gerade mit brillianten Rhetoren aufwarten konnte.

Als 1926 in Bamberg der parteiinterne Nord-Süd-Streit zur Entscheidung anstand, ruhten alle Hoffnungen der "revolutionären" Fraktion auf Joseph Goebbels. Dieser enttäuschte jedoch, da er sich seinem Führer verpflichtet fühlte. Als eine Art von Dank erhielt Goebbels den Posten des Gauleiters von Berlin-Magdeburg. Er sollte das Pflaster der "roten" Reichshauptstadt für die NSDAP erobern.

Folglich ließ Goebbels nichts aus, was Schlagzeilen versprach. Als Schauplatz für Aufmärsche und Versammlungen wählte er bewußt die kommunistischen Reviere in den Arbeitervierteln aus und setzte bewußt auf die Wirkung von Straßenschlachten. Zu diesem Zweck rekrutierte er eine mobile Schlägertruppe, die den größtmöglichsten Krawall machen sollte. Nach einem Vorfall mit einem evangelischen Pastor wurde diese jedoch verboten.

Seine Stimme, die aufgrund dieses Verbots zum Schweigen verurteilt war, ersetzte der Redner durch die Kampfschrift "Der Angriff". Ihre Attacken galten vor allem einem Mann: dem Berliner Vizepolizeichef Bernhard Weiß. Durch dick aufgetragene Karikaturen unter dem Decknamen Isidor wurde Goebbels schlußendlich in Berlin bekannt.

Nach der Wiederzulassung der Partei errang die NSDAP bei den Wahlen in Berlin 1928 gerade 2,6 Prozent. Damit wurde Joseph Goebbels Mitglied des Reichstage, was ihm auch politische Immunität einbrachte. Nun konnte er eine öffentlichkeitswirksame Arena zum Angriff gegen die Demokratie benutzen.

Die gewonnene Immunität nutzte er im Reichstag für Schimpftiraden gegen die Republik. Der eigentliche politische Kampf verlagerte sich aber auf die Straße, wohin die gewaltige Wirtschaftskrise immer mehr Menschen hinverschlug. Oft eskalierten die Auseinanderetzungen der politisch verfeindeten Kampfgrzppen.

Die blutigen Schlägerien forderten Verletzte und Tote. So pflegte Goebbels die erste Reihe vor seinem Rednerpult mit an den Köpfen effektvoll bandagierten SA-Schlägern auszustaffieren. Weiters wurde jedes Begräbnis von ihm als propagandistische Großveranstaltung mißbraucht.

Der hagere Volkstribun wurde auf diese Wiese der Fürsprecher des "kleinen Mannes", der die Not der Massen gezielt für flammende Reden gebrauchte. Wie ein Prediger bestärkte er seine Gemeinde im Glauben an die "nationale Auferstehung" und an Hitler als Erlöser.

Im Umgang mit Parteigenossen gelang es ihm immer rechtzeitig sich auf die Seite der Majorität zu schlagen. Als die ihm ergebene Berliner SA unter ihrem Anführer Walter Stennes offen gegen die Basis in München revoltierte säuberte er die Partei rigoros von den verrätern. Ähnlich behandelte er seine früheren Weggefährten die Brüder Gregor und Otto Strasser.

Als Dank für sein striktes Gehorsam machte der Lehrherr seinen Vasallen zum Reichspropagandaminister der NSDAP. Als Wahlkampfregisseur beglückte Goebbels in der Kapitulationsphase der Weimarer Republik das gesamte Reich mit seiner Kundgebungskampagne.

Obwohl die Zeit des Wahlkampfes vom erhöhten Stress geprägt wurde war es sicherlich eine der glücklichsten Phasen seines Lebens. In einer Partei, in der Propaganda großgeschrieben wurde, galt er als Mann der Stunde. Dabei zog er alle Register der modernen Massenmanipulation.

Belohnt wurde Goebbels mit explodierenden Wahlergebnissen und dem aufmunterndem "Führer"-Lob. Vom restlichen Teil der braunen Riege wurde er jedoch zeitlebens als Sonderling dargestellt, da man die Parteiideale von Muskelkraft, aufrechter Gestalt und blonden Haaren in Goebbels nicht verwirklicht sah. Zusätzlich verfügte Goebbels noch über geistige Gewandheit, welche ihm auch nicht mehr Freunde machte.

Gegen Ende des Jahres 1931 ehelichte Goebbels Magda Quandt, geborene Ritschel. Hitler salbte durch seine Trauzeugenschaft den Ehebund, der ein beträchtlicher Prestigegewinn für den Emporkömmling war. Die großbürgerliche Quandtsche Residenz am Reichskanzlerplatz wurde zum Treffpunkt der braunen Gesellschaft und zu einem zweiten Zuhause für Adolf Hitler.

Am 30.Januar 1933 erlebte Goebbels den Triumph seines Wahlkampfes. Der eingedeutschte Österreicher Adolf Hitler wurde zum Reichskanzler ernannt. Trotzdem verfiel Goebbels später in tiefe Depressionen, da in der Regierung kein Platz für den rabiaten Agitator war. So musste er sich damit begnügen, zum letztenmal in die Wahlschlacht zu ziehen und den staatlichen Rundfunk für seine Zwecke einzuspannen. Wie kein anderer Politiker erkannte er die Macht dieses Mediums, was auch dazu führte, dass er Hitler nur mehr in solchen Städten auftreten ließ, die Übertragungsanlagen besaßen.

Nachdem sich die neuen Machthaber ihrer ungeliebten Koalitionspartner entledigt hatten, durfte auch der im Hintergrund trommelnde Goebbels zum Zug kommen. Am 14. März 1933 leistete Goebbels seinen Amtseid als "Minister für Volksaufklärung und Propaganda".

Innerhalb weniger Tage stampfte Goebbels ein Ministerium aus dem Boden, das in der deutschen Geschichte ohne Vorbild war. Noch nie zuvor wurde ein solch massiver Angriff auf das Bewußtsein der Menschen unternommen. Junge Parteigenossen mit hohem Bildungsgrad wurden in verschiedene Abteilungen wie Film, Rundfunk oder Presse zusammengefasst, die folgende Zielvorgabe des Propagandachefs hatten: "Wir wollen die Menschen so lange bearbeiten, bis sie uns verfallen sind."

Lautsprecher auf öffentlichen Plätzen und Radiogeräte, Marke "Volksempfänger", verschafften den neuen Herrn im Land die Aura medialer Allgegenwart. Die Presselandschaft wurde so umgepflügt, dass nur mehr verstaatlichte Journalisten zum Schreiben berechtigt waren. Weiter wurde ihnen ihre Wortwahl vorgeschrieben, was jede Zeitung ähnlich klingen ließ. Durch das Berufsverbot für alle jüdischen Kulturschaffenden wurde die geistige Elite des Landes in den Exodus getrieben.

Der aufkeimende Schatten der Rassenpolitik wurde in der Öffentlichkeit durch ein Feuerwerk von Glanzlichtern überstrahlt. So sah ganz Deutschland wie die Arbeitslosen von einst, endlose Asphaltschneisen durch das Land schlugen. Sie vernahmen mit religiöser Ergriffenheit, dass sie von einer Lichtgestalt, die nicht mehr von dieser Welt war, regiert wurden. Das wirkungsvolle Propagandawerk Goebbels hatte den Mythos des "Führers" geboren.

Der Zeremonienmeister konnte sich über mangelnde Arbeit nicht beklagen. Auch beim Vörlkerbundtreffen in Genf weilte er unter den Delegierten. Zu gern hätte er Hitlers Politik nicht nur verherrlicht sondern auch aktiv mitbestimmt. Da der Meister seinen Kurs jedoch selbst bestimmte, musste sich der Propagandaminister mit Kleinkriegen gegen andere Resorts um Kursausrichtung und Kompetenzen abfinden. Wenn der kleine Doktor dann in die Schranken gewiesen wurde half nur mehr der Bittgang zum Führer, der allerdings mit Vorliebe allen Streithähnen gleichermaßen ihre Plätze zuwies.

Goebbels wusste, dass nur Hitlers Gunst sein eigenes Überleben garantierte. So drängte er sich erschrocken an die Seite seines Herrn, als er mitbekam, dass die SA-Spitze um Ernst Röhm ans Messer geliefert wurde.

Während die "Kampfzeit" Goebbels Hochpunkt markierte, so intonnierte schon fast ganz Deutschland die "Heil"-Rufe. Propaganda war von nun an nicht mehr so wichtig, da sowieso schon die ganze Bevölkerung hinter Hitler stand. Die Agressionen Goebbels richteten sich nun gegen den Klerus, der sich der vollständigen Vereinnahmung durch den Nationalsozialismus entzog. Popularität konnte er mit diesem Propagandafeldzug nicht erringen. Die Stimmung der Bevölkerung blieb ablehnend, was zu einer Einstellung der Kampagne führte.

Den schleichenden Bedeutungsschwund in der Führungsriege kompensierte der Privatmann Goebbels durch eine forcierte Anhäufung von Statussymbolen. So übersiedelte die ganze Familie in ein Backsteinvilla am Wannsee, und auch Sportautos legte sich der begabte Agitator zu.

Um sein Auftreten musste sich Goebbels also keine Sorgen mehr zu machen. So lud der Stadthalter von Berlin anläßlich der Olympischen Spiele 1936 Gäste aus aller Welt ein. Das rauschende Fest der Superlative sollte etwas vom Glanz des Sportspektakels auf dessen maßgeblichen Mitgestalter lenken. Doch dank der eingeladenen Kumpanen aus seiner Kampfzeit entartete die Ballnacht am Ende mit trink. und handfesten Exzessen zum gesellschaftlichen Skandal.

Trotzdem arbeitete Goebbels weiter an seinem Selbstporträt eines "Mannes von Welt". So ließ er sich vom Berliner Oberbürgermeister ein Backsteinhaus nördlich der Hauptstadt spendieren. Weiters stattete er das Dienstpalais, welches laut seiner Aussage ausschließlich repräsentativen Zwecken diente, mit edlen Mobiliar aus.

Seine repräsentativen Latifundien bildeten den passenden Rahmen für die öffentliche Vorführung einer musterhaften Famillienidylle. Frau Magda erfüllte ihr Geburtensoll und schenkte dem Führer sechs Kinder (Helga, Hilde, Helmut, Holde, Hedda, Heide), die alle folgsam, blond und gläubig waren.

Für familiäre Verpflichtungen hatte Goebbels jedoch wenig Zeit. Zum Ersten arbeitete er vom frühen Vormittag bis spät in die Nacht, und Zweitens ließ er seiner nahezu zwanghaften Leidenschaft für andere Frauen freien Lauf.

Wichtig war Goebbels bei den zahlreichen Affären vor allem sein Ruf als Eroberer beizubehalten. Gefühle spielten dabei eher eine untergeordnete Rolle. Mit dem Klischee des Goebbels als Frauenheld konnte er seine Komplexe hervorragend überspielen.

Doch selbst der wehrhafte Papageno war vor Gefühlen nicht gefeit. So entwickelte sich sein Seitensprung mit der tschechischen Schauspielerin Lida Baarova zu einer fatalen Liebesaffäre, die Stadt- und Staatsgespräch wurde. Als seine Frau Magda davon Wind bekam veruchte man sich in harmonischer Dreisamkeit, was jedoch nicht lange gut ging. So erwog die entnervte Ehefrau schließlich die Scheidung. Da jedoch solche Entscheidungen im Dritten Reich Chefsache waren mischte sich Hitler persönlich ein. Er verfügte, dass das Ehepaar sich wieder zusammenzufinden habe, und erließ für Goebbels eine strikte Kontakstsperre zu Lida Baarova.

Im Machtzentrum sah sich Goebbels nun aufs Abstellgleis manövriert. Von der eiskalten Verfügung war der kleine Doktor erschrocken und beeindruckt zugleich. So beschloß er nun, dass Hitlers Gunst ihm wichtiger sei als jede innerliche Gefühlsregung.

Lida Baarova wurde mit Goebbels Einverständnis nach Prag abgeschoben. Die entzweiten Eheleute schlossen unter Hitlers Aufsicht auf dem Berghof einen neuen Ehevertrag. Die Affäre war dadurch aus der Welt geschafft, Goebbels Renommee blieb auf dem Tiefpunkt.

Als im November 1938 die Meldung aus Paris eintraf, dass der deutsche Botschaftssekretär von einem jungen jüdischen Attentäter erschossen wurde, bot das Goebbels die Möglichkeit seinen Haß gegen das "jüdische Verbrechergesindel" auszutoben. Wie in seiner Kampfzeit begann sich der radikalste Aufrührer nun wieder hervorzutun. SA-Männer in Zivil steckten im ganzen Reich die Synagogen in Brand, demolierten und plünderten jüdische Geschäfte. Über 20000 Menschen wurden wie Vieh auf Lastwagen verladen und in Konzentrationslager verfrachtet. Der Drahtzieher freute sich diebisch über den verheerenden Wiederhall seiner Initialzündung, die offiziell nichts mit der NSDAP zu tun haben sollte.

Pateiintern wurde Goebbels für diese Tat jedoch scharf kritisiert, da die Entfernung der Juden aus dem öffentlichen Leben "geräuschlos", in Form von Bürokratie und Verordnung, geschehen sollte.

Da die weltweiten Proteste schnell verebbten, gewann Goebbels wieder Oberwasser. Er sollte nun auf Befehl Hitlers die Bevölkerung mental auf einen kommenden Krieg vorbereiten. An seinem fünfzigsten Geburtstag präsentierte Goebbels den Staatschef als kampfentschlossenen Kriegsherrn. Ihm selber war nicht wohl bei dem Gedanken, dass ein Krieg mit dem Westen das Gefüge des Geschaffenen erschüttern könnte. Als bösen Kriegsgeist Hitlers ortete er Joachim von Ribbentropp, der darüberhinaus auch noch den Pakt zwischen den Erzfeinden Hitler und Stalin inszenierte.

Trotz aller persönlichen Abneigung gegen den Krieg bereitete der Propagandaminister die Unterwerfung Polens mit Greulmeldungen vor. Insgeheim hoffte er aber, dass die Westmächte zurückhaltend agieren würden und es nicht zum Kriegsfall komme. Auch glaubte er hinter der Militäruniform endgültig aus Hitlers Sichtfeld zu verschwinden.

Für einen Moment befielen Goebbels auch Zweifel an der "Unfehlbarkeit" seines Führers. Nicht nur "Blitzsiege" und die Untätigkeit der Briten wie Franzosen zersprengten bald die Bedenken, sondern auch eine bereits neun Monate zuvor gezündete Bombe, die Hitler nur knapp verfehlte. Goebbels glaubte, dass Hitler erst sterben würde, wenn seine Mission erfüllt ist.

Den nächsten Schritt dieser Mission bildete die Liquidierung der Elite Polens. Weiters wurden alle Juden in Ghettos abgschoben, in denen auch Goebbels auf Inspektionsreise tätig war. Als er von seiner Erkundungstour zurückkehrte empfahl er sich dem Führer einmal mehr als übereifriger Antisemit. Er konzentrierte sich vor allem auf den Film "Der Ewige Jude", in dem er Anregungen für die zukünftige Behandlung der Juden lieferte. Der Streifen war eines der übelsten Machwerke aus der Giftküche des Propagandabetriebs. Menschen wurden beispielsweise mit Ratten gleichgestellt. Der phyischen Vernichtung ging die Vernichtung durch Worte und Bilder voraus.

Propagandistische Begleitmusik lieferte Goebbels auch zu den Feldzügen Hitlers. Geschickt machte er Stimmung gegen die britischen "Plutokraten" und französischen "Kriegstreiber", oder er lenkt nebenbei die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit von Einmarschplänen des Führers ab.

Besonders erbittert tobte die Wortschlacht um England. Der britische Premier Winston Churchill wurde als Whiskysäufer, der fest im Griff der "jüdischen Plutokratenclique" war, dargestellt. Goebbels war in seinem Element, da er endlich wieder einen Widerpart gefunden hatte. Nun konnte er wieder auf Attacken antworten wie in der selig beschworenen "Kampfzeit".

Als Hitler den Waffenstillstand mit Frankreich schließt scheint die demütigende Kapitulation im Ersten Weltkrieg vergessen zu sein. Die Schmach ist nun ausgelöscht. Auf diese Weise jubelte auch der sonst so skeptische Goebbels, der nun nicht mehr von Sorgen und Ängsten über den Kriegsausgang, geplagt wurde.

In Kriegsbelangen wurde er jedoch weiterhin nicht eingeweiht. Goebbels grämte noch immer der Pakt mit der Sowjetunion. Als Ende 1940 der russische Außenminister Molotow Berlin besuchte mokierte sich Goebbels über die "Physiognomien der Gäste aus Moskau". Kein einziger Kopf von Format in der ganzen Delegation. Auch in der Verdammung des Osten folgte er der Linie seines Führers.

Im März 1941 wurde Goebbels in Kenntnis gesetzt, dass ein Feldzug gegen Rußland auf dem Plan stehe. Dazu war jedoch auch ein ausgeklüglter propagandistischer Feldzug vonnöten, der als Schützenhilfe und taktisches Ablenkungsmanöver herhalten sollte.

Dem Propagandaminister fiel in diesem Täuschungsspiel eine besondere Rolle zu. Er verfasste im "Völkischen Beobachter" einen andeutungsreichen Aufsatz über die Besetzung Kretas und die angeblich bevorstehende Invasion Englands. Sogleich ließ er mit Getöse die Auflage der Zeitung beschlagnahmen, damit ausländische Beobachter denken, dass der Autor wichtige deutsche Kriegspläne verraten habe. Flankiert von der Selbstinszenierung einer bevorstehenden Invasion und einer Flut widersprüchlicher Falschmeldungen, schien der Propagandacoup erfolgreich. Selbst in Moskau war die Überraschung perfekt, als im Morgengrauen des 22. Juni 1941 der Überfall auf die Sowjetunion begann.

Die deutsche Bevölkerung sollte die zweite Front als eine Art "Kreuzzug Europas gegen den Bolschewismus" ansehen. Die Legende von Hitlers Präventivschlag täuschte wirksam über den wahren Charakter des Vernichtungsfeldzuges hinweg.

Schon im Vorhinein war ganz Deutschland vom siegreichen Ausgang dieser Mission überzeugt. Auch Goebbels prieß den Feldzug als sichere an.

Nach anfänglichen Erfolgen kam die deutsche Kriegsmaschinerie jedoch ins stottern. Die Ausrüstung der Sowjetarmee war gründlich unterschätzt worden. Während der Führer eine schwere Krise durchmachte, überhäuften Goebbels Wochenschauen das ganze Land mit falschen Siegesmeldungen. Vor Moskau versackte das Unternehmen Barbarossa im Schlamm, da die Führung den Soldaten eine ausreichende Winterausrüstung versagte.

Diese erste schwere Krise nahm Goebbels zum Anlass sich als Feldprediger aufzuspielen und die deutsche Gesellschaft zu einer Schicksalsgesellschaft umzuformen. So ließ er tonnenweise Wolle und Wintersachen sammeln, die dann zu den Soldaten an die Front transportiert wurden. Statt Siegerlaune verlangte er Opferbereitschaft. Jeder der nicht mit der Waffe im Krieg kämpfte musste sich in den Dienst der deutschen Rüstungswirtschaft stellen.

Dies galt auch für die jüdischen Bürger, denen Goebbels nach und nach sinnlose Verbote auferlegte. Ihm hatten die Juden auch den Judenstern zu verdanken, den sie als Kennzeichen tragen mussten. Daran kann man erkennen, dass es Goebbels nicht so sehr an der Ausrottung der Juden gelegen ist, sondern mehr an ihrer Demütigung. Durch solche Aktionen versuchte er auch seinen Ruf als radikaler Rassenfanatiker zu retten.

Weiters war dem Redner bewusst, was die "Endlösung der Judenfrage" für Deutschland bedeutete - den millionenfachen Erstickungstod. Die Juden wurden ab dem März 1942 systematisch nach Osten abgeschoben und in Ghettos kollektiviert. Das Strafgericht, welches an ihnen vollzogen wurde bezeichnete Goebbels als barbarisch, aber verdient.

Goebbels wußte auch, dass die Brücken zur Völkergemeinschaft durch solche Greultaten auf Dauer abgebrochen waren. Entweder werde der Krieg gewonnen oder Deutschland drohe Schlimmes. Alles oder Nichts, Sieg oder Untergang - die Antwort des Propagandaministers auf das Debakel an der Fronthieß "totaler Krieg".

So konnte Goebbels mit seiner berühmt-berüchtigten Sportpalastrede vom 18. Februar 1943 das Volk für die Idee des totalen Krieges gewinnen. Im Anschluß an die Rede urteilte er anschließend im kleinen Kreis über seine Zuhörer: "Wenn ich ihnen befohlen hätte, vom Dach eines Hochhauses zu springen, sie hätten es getan."

Mit der Rede seiner Reden sicherte sich der Volkstribun den ersten Rang im Reich- Während die übrigen Mitglieder der NSDAP schon auf Tauchstation waren versuchte Goebbels seine immer irrwitzigeren Propagandavorstellungen in die Tat umzusetzen. Doch von Goebbels totalitärer Wahnvorstellung war die Wirklichkeit noch weit entfernt.

Erst als Hitler nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 nur noch Verrat in seiner Umgebung witterte, rückte der getreue Gefolgsmann in das Zentrum der Macht. Goebbels war im Ziel angelangt. Als "Reichsbevollmächtigter für den totalen Kriegseinsatz" übte der>Redner von nun an die Funktion eines Kriegsdiktator aus. Er versuchte die letzten Reste von ziviler Gesellschaft zur Opferbereitschaft für den Krieg zu zwingen.

Persönlich glaubte Goebbels kaum mehr an einen Endsieg. Die Lage im Osten bereitete ihm immer größere Sorgen und auch sein Führer konnte nichts dagegen unternehmen.

Der Bevölkerung machte er durch geschickte Propaganda aber immer noch Hoffnung auf den "Endsieg". Einmal versprach er geheimnisvolle Wunderwaffen mit atemberaubender Wirkung, ein anderes mal weissagte er den bevorstehenden Bruch des alliierten Bündnisses - beides Voraussagen, die sich nicht annähernd erfüllten.

Währenddessen zählte für die meisten nur mehr der Kampf ums eigene überleben. Die gläubigsten Opfer fand der Rattenfänger zuletzt unter denen, die in ihrem Leben nie andere Botschaften gehört hatten. Die Jüngsten vertrauten seinen Worten, sie ließen sich von seinen Trugbildern blenden und von seinen kämpferischen Parolen entflammen. So mussten gegen Ende des Krieges im Kampf um Berlin noch einmal zehntausende Menschen ihr Leben lassen.

Die meisten Paladine Hitlers waren inzwischen aus der Reichshauptstadt verschwunden. Nur mehr Goebbels klammerte sich an seinen Führer mit dem er und seine Familie auch den Bunker unter der Reichskanzlei bewohnten. Er hatte seinen Meister nun ganz für sich und wollte mit ihm als Märtyrer in die Geschichte eingehen.

Hitler machte Goebbels aber einen Strich durch die Rechnung indem er ihn zu seinem Nachfolger machte, der nun auch für das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte zur Rechenschaft gezogen werden konnte.

Als sich Hitler am 30. April 1945 das Leben nahm, konnte dieser die Ausführung seiner Anweisung seiner Anweisung nicht mehr kontrollieren. Goebbels wählte den Selbstmord, den auch der Rest seiner Familie mittragen musste.

Adolf Eichmann

Eichmann wurde am 19. März 1906 in Solingen, nahe Köln, geboren. Er kommt aus einer Mittelklassefamilie, die knapp nach seiner Geburt nach Österreich auswanderte. Seine Jugend verbrachte der Junge in Linz, wo auch Hitler zu Hause war. Weiters besuchte er dort die selbe Schule wie sein späteres Idol. Seine Mitschüler verspotteten ihn, aufgrund seines Aussehens, als "kleinen Juden". Dies scheint Adolf Eichmann sein ganzes Leben lang nicht verkraftet zu haben.

Nach dem Abschluß versuchte Eichmann Technik zu studieren, was er jedoch schon bald wieder aufgab. Fortan bekleidetet er verschiedene Jobs, wie zum Beispiel den eines Vertreters einer amerikanischen Ölgesellschaft.

Im Jahr 1932, Eichmann war inzwischen 26 Jahre alt, trat er der nationalsozialistischen Partei Österreichs bei. Sein Freund Ernst Kaltenbrunner, der später wie Eichmann ein bedeutender Parteisekretär wurde, führte ihn in die Kreise der braunen Partei ein. Bald wird Eichmann auch noch Mitglied der SS, für die er im Jahr 1934 als Korporal im Konzentrationslager Dachau tätig ist.

Im September desselben Jahres kommt etwas Abwechslung in das ansonsten eintönige Leben Eichmanns. Der Chef der SA Heydrich bietet ihn einen Posten innerhalb der SA an, die als schlagkräftige Truppe innerhalb der SS gilt.

Eichmann beginnt als Angestellter, der Informationen über Freimaurer sammelt. Später wird er der jüdischen Abteilung zugeteilt, wo seine Aufgabe das Sammeln von Daten von berühmten Juden ist. Dabei entdeckt er sein Interesse für die Juden.

Folglich studiert er alle Aspekte der jüdischen Kultur. Er besucht jüdische Versammlungen, lernt Hebräisch und kann sogar ein wenig Yiddisch sprechen. Auf diese Weise etabliert er sich als Judenspezialist innerhalb der Arbeiterpartei. Er bemerkt auch, dass sein Interesse seine zukünftige Karriere positiv beeinflussen könnte.

Bald zog er so die Aufmerksamkeit von Heydrich und SS Reichsführer Heinrich Himmler auf sich. Eichmann wurde nun beauftragt eine mögliche Lösung für die Judenfrage zu finden. Im Jahr 1937 besuchte er so Palästina um eine Abschiebung der Juden nach Mittelasien auszuhandeln. Als Folge seine forschen Vorgehens wurde er von britischen Verantwortlichen des Landes verwiesen.

Als die Nationalsozialisten im März 1938 die Macht in Österreich an sich rissen wurde Eichmann nah Wien beordert, wo er die Zentralstelle für jüdische Auswanderung gründete. Diese Einrichtung war die einzige Möglichkeit für beinahe 100 000 österreichische Juden das Land zu verlassen. Ihre Besitztümer mussten sie allerdings zurücklassen, und diese fielen so Eichmann in die Hände.

Aufgrund des erfolgreichen Systems, welches Eichmann in Wien aufgezogen hatte, wurde er nun beauftragt ähnliche jüdische Anlaufstellen in Prag und Berlin einzurichten.

Im Jahr 1939 kehrte Eichmann auf diese Weise wieder nach Berlin zurück. Dort wurde er Chef der Sektion IV B4 des Reichsicherheitsamtes. Er war nun verantwortlich jene Befehle auszuführen, die im Zusammenhang mit der Judenfrage beschlossen wurden. So wurde Eichmann bald zu einem der mächtigsten Männer im Dritten Reich.

Im Juli 1940 präsentierte der übereifrige Judenkommissar den Madagaskarplan, der die Abschiebung aller Juden auf die ostafrikanische Insel vorsah. Angewendet wurde diese Idee jedoch nie.

Nach dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges eroberte Hitler durch Blitzkriege bald Polen und große Teile des sowjetischen Reiches. Vor allem in Polen, wo die Judenanzahl mit 3.35 Millionen die höchste in ganz Europa war, musste ein Beschluß gefasst werden. Eichmann befahl die Juden in künstlichen Ghettos zusammenzutreiben oder in Arbeitslager zu deportieren. Innerhalb der Ghettos, wo eine hohe Anzahl von Menschen lebte, brachen bald Seuchen und Krankheiten aus, die das Leben erschwerten und zahlreichen Menschen das Leben kostete. Die Ghettos wurden so gewählt, dass der Transport von großen Mengen an Menschen kein Problem darstellen würde. Im Hinterkopf hatten die Verantwortlichen wahrscheinlich schon die Endlösung der Judenfrage.

Unter der Aufsicht Eichmanns wurde nun auch die Vernichtung der Juden in den besetzten Sowjetgebieten vorangetrieben. Einsatzleiter führten eine detaillierte Statistik über die Massentötungen, die sie durchführten. Sogar einzelne Wettkämpfe wurden veranstaltet. Der Sieger war jene Einheit, die die meisten Juden zur Strecke brachte. So wurden in den ersten Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft beinahe 300 000 sowjetische Juden umgebracht.

Eichmann war manchmal selbst bei Massenexekutionen anwesend, die ihn im kein Gefühl des Mitleids weckten. Anders erging es SS Reichsführer Heinrich Himmler, der beim Anblick der Massenerschießung beinahe ohnmächtig wurde. Als Folge befahl er eine "humanere" Beseitigungsmethode einzuführen.

Dies war der Beginn der Gaskammern, die sich schon während des Euthanasieprogrammes bewährt hatten. Zuerst wurden mobile Lastwagen zur Vergasung eingesetzt. Diese hatten eine verschließbare Zelle im Hinterteil des Wagens, wohin dann die Abgase des Lastwagens geleitet wurden.

Am 31 Juli 1941 befahl Hermann Göring Heydrich einen Plan für die Endlösung der Judenfrage zu entwerfen.

Im Januar 1942 half Eichmann seinem Vorgesetzten Heydrich die Wannsee Konferenz nahe Berlin zu organisieren. Auf dieser planten Eichmann und weitere 15 nationalsozialistische Bürokraten die komplette Auslöschung der Juden in ganz Europa und der Sowjetunion. Mehr als 11 Millionen Menschen mussten nun um ihr Leben fürchten.

Von nun an war die Endlösung der Judenfrage die einzige Aufgabe, mit der sich Eichmann auseinanderzusetzen hatte. Er deportierte Juden aus allen Teilen Europas und ließ sie in die Ghettos nach Polen bringen. Andere, weniger Glückliche, wurden direkt in die neu erbauten Vernichtungslager gebracht. Dort fanden sie in Gaskammern, die wie in Auschwitz als Duschräume getarnt waren, den Tod.

Der Lagerkommandant von Auschwitz Rudolf Höss teilte nach dem Krieg mit, dass es ein Auswahlverfahren gegeben hat. Zwei SS Doktoren inspizierten die ankommenden Gefangenen. Die, die zur Arbeit zu gebrauchen waren, wurden in ein Camp gebracht. Andere, wie Kinder oder Kranke mussten auf direktem Wege in die Gaskammern.

Mit großem Enthusiasmus arbeitete Eichmann wie ein Besessener an der ihm gegebenen Aufgabe.

Im März 1944 wurde Ungarn eingenommen, wo die letzte große Bevölkerung an Juden lebte (725 000). Am Tage des Einmarsches traf auch Göring mit der Gestapo in Budapest ein. Mitte Mai desselben Jahres begannen auch schon die Deportationen der ungarischen Juden. Diese wurden nach Auschwitz gebracht, wo Eichmann persönlich die Effizienz der Massentötungen überwachte. Bis zum Ende des Monats Juni wurden 381 661 Ungarn in Auschwitz kollektiviert.

Im August 1944 berichtete Eichmann Himmler, dass ungefähr 4 Millionen Juden in den Konzentrationslager der Nationalsozialisten umgekommen waren. Die Hälfte dieser Zahl viel den mobilen Einheiten zum Opfer. Insgesamt also eine Zahl von 6 Millionen gestorbenen Juden.

Gegen Ende des Jahres 1944 wurde ein Einmarsch der alliierten Truppen immer wahrscheinlicher. Jeden Tag rückten sie näher an die deutsche Grenze. Daher befahl Himmler Eichmann die Vergasung der Juden sofort einzustellen. Eichmann aber ignorierte dies und zwang weitere 50 000 ungarische Juden einen Todesmarsch nach Österreich zu machen. Die Zahl der Toten ist nicht bekannt.

Im Mai 1945 folgte die Kapitulation Deutschlands und Eichmann wurde gefangen genommen. In einem amerikanischen Internierungslager wurde er festgehalten. Nach einigen Tagen konnte er jedoch entkommen, da sein Name unter den Alliierten nicht sehr bekannt war. 1950 gelang es ihm, mit Hilfe des SS Untergrundes, nach Argentinien zu emmigrieren. Dort lebte er unter dem Namen Ricardo Klement und arbeitete als Kaninchenzüchter oder Fabriksarbeiter.

Weitere zehn Jahre später, 1960, wurde er von Agenten des israelischen Geheimdienstes Mossad entführt. Der Prozess wurde in Jerusalem abgehalten. Eichmann wurde für Verbrechen gegen die jüdische Bevölkerung, Verbrechen gegen die Menschenrechte, und wegen Kriegsverbrechen angeklagt. Während des 4 Monate dauernden Prozesses wurden mehr als 100 Zeugen aufgerufen, die alle gegen Eichmann aussagten. Eichmann verteidigte sich immer wieder, dass er nur seine Arbeit gemacht habe. Er habe weiters nur die Befehle des Führers und seiner Paladine ausgeführte. Geholfen hat Eichmann seine Verteidigung nichts. Er wurde in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen und am 31 Mai 1962 im Ramleh Gefängnis erhängt.

[1]Göring: "Sollten je Bomben auf deutsches Torretorium fallen, so möge er Meier heißen."

Folge: Einige Leute nannten ihn nun Meier

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