Deutschlands Weg in den Zweiten Weltkrieg
Die deutsche Industrie als Wegbereiter
I. Die Lage zu Beginn der 30er Jahre
I. 1 Zur wirtschaftlichen Situation Deutschlands anfangs der 30er Jahre
Anfangs der 30er Jahre befand sich die deutsche Industrie in einer sehr schwierigen Lage.
Allgemeine Geldknappheit führte zu einem Stagnieren der Absatzmärkte. Die Produktion war
aufgrund fehlender Nachfrage stark zurückgegangen. Die Zahl der Arbeitslosen war sehr hoch.
Hierfür gab es verschiedene Gründe:Hohe Reparationsleistungen für das Kriegsgeschehen im
1. Weltkrieg, die im Versailler Friedensvertrag Deutschland auferlegt worden waren, erschwer-
ten von Anfang an die Chancen der jungen Weimarer Demokratie, das wirtschaftliche Gesche-
hen durch politisches Vorgehen zu fördern und so der Weimarer Republik eine wirtschafts-
politisch stabile Grundlage zu geben. Erst 1932 erließ man Deutschland die Reparationsschul-
den bis auf 3 Milliarden, die aber nie bezahlt wurden.
Die Inflation vernichtete mit der Währungsreform am 15. November 1923 - aus einer Billion
Papiermark wurde eine Rentenmark - einen immensen Teil der Ersparnisse der deutschen
Bevölkerung und schränkte deren Kaufkraft entscheidend ein. Die Währungsreform war zwar
ein wichtiger Schritt zur Konsolidierung der deutschen Währung, doch gleichzeitig hatte sie
schwerwiegende Auswirkungen auf die finanzielle Lage breiter Teile der deutschen Bevöl-
kerung.
Im Verlauf der 20er Jahre besserte sich die Lage.Die Reparationsforderungen wurden gemil-
dert, und die Währungsreform brachte die erhoffte wirtschaftliche und wirtschaftspolitische
Entspannung. Doch noch immer war das industrielle Wachstum zurückhaltend. Die Verarmung
breiter Schichten des Volkes ließ sich nicht in wenigen Jahren lösen. Noch immer gab es viele
Arbeitslose. Fortschritte im industriellen Bereich waren zum großen Teil mit amerikanischen
Krediten finanziert worden.
Diese schwierige Situation wurde dramatisch verschärft durch eine Weltwirtschaftskrise, die
mit dem Zusammenbruch der New Yorker Börse am "Schwarzen Freitag" im Oktober 1929
begann und sich rasch auf Europa und insbesondere Deutschland ausweitete. Die amerikani-
schen Banken, vorher Geldgeber, forderten nun die Rückzahlung der gewährten Kredite. Es
fehlten Absatzmärkte, und die Zahl der entlassenen Arbeiter und Angestellten war hoch. Wer
Besitz hatte, vertraute es nicht den Banken an, sondern behielt es zuhause oder flüchtete in die
Anschaffung von Sachwerten. Die Banken, denen kein Geld mehr anvertraut wurde, konnten
auch keine Kredite mehr gewähren. Die mangelnden Finanzierungsmöglichkeiten zogen wei-
tere Produktionseinschränkungen und weitere Entlassungen nach sich.
Die Notverordnungen des Reichskanzlers Brüning, die zum Ziel hatten, durch äußerste Spar-
samkeit die Staatsverschuldung gering zu halten, verschärften die Krise weiter. Ausbleibende
Staatsaufträge, Kürzung von Löhnen, Gehältern und Unterstützungsgeldern senkten weiterhin
die Kaufkraft,erhöhten die Absatzschwierigkeiten, vergrößerten die Arbeitslosigkeit.
Um diese Probleme zu lösen, fehlte im industriellen Sektor ein übergreifendes Konzept. Die
deutsche Industrie war zersplittert, ohne Orientierung und ohne planerischen Rahmen .
Auch die politischen Vertreter der Weimarer Republik trugen zur Lösung des Arbeitslosen-
problems nichts bei. Sowohl Brüning als auch Schleicher hatten Programme zur staatlichen Arbeitsbeschaffung entwickelt. Doch sie hatten noch keine Maßnahmen zur Umsetzung dieser
Programme begonnen, da sie gleichzeitig eine solide Finanzpolitik betreiben und inflationäre
Tendenzen wie zu Beginn der 20er Jahre vermeiden wollten.
I.2 Die Einstellung der deutschen Wirtschaft zur Machtergreifung
Zu Beginn des Jahres 1933 hatte sich die wirtschaftliche Situation weltweit schon etwas erholt. Doch die Lage der deutschen Industrie war noch immer sehr kritisch. Daher erhofften sich führende Repräsentanten derselben von der Regierungsbeteiligung der Nationalsozialisten einen Rahmen, der günstige politische Bedingungen zur Erholung des industriellen Systems bieten könnte.
Gleichzeitig wurde das demokratische System der Weimarer Republik mit einem gewissen
Argwohn betrachtet. In diesem hatte sich die Arbeiterschaft durch ihre gewerkschaftlichen und politischen Vertretungen Rechte erkämpfen können. Diese betrachteten Vertreter der Industrie durchaus als Hemmnisse auf dem Weg zum Ziel einer größtmöglichen Profitabilität. Teile der industriellen Elite waren durchaus an einem autoritären System interessiert, das die Rechte der Arbeiter, der "Linken", einschränken würde und ihnen mehr Entscheidungsfreiheit im Sinne einer Gewinnmaximierung einräumen könnte.
Doch dies war die Einstellung von Teilen der deutschen Industrie. Ãœber ein Konzept zur Er-
holung der deutschen Wirtschaft gab es unter deren Repräsentanten tiefgreifende Meinungsver-
schiedenheiten, und ebenso unterschiedlich war die Einstellung der industriellen Vertreter zum
nationalsozialistischen System. Es wurde keineswegs von der gesamten Industrie freudig be-grüßt.
Doch der deutschen Wirtschaft fehlten eigene Alternativen. Die orientierungs- und führungs-lose deutsche Industrie entschied sich mangels eigener Lösungen für das Prinzip Hoffnung und
unterstützte teils begrüßend, teils billigend und hinnehmend die Machtergreifung der Nazis.
II. Maßnahmen der Nationalsozialisten zur Förderung der Wirtschaft
in der Vorkriegszeit
II.1 Arbeitsbeschaffende Maßnahmen zur Erhöhung der Beschäftigungszahl
Hitler und seine Gefolgsleute hatten von Anfang an sehr klare Ziele. Zu diesen gehörte es nicht, eine solide Finanzpolitik zu betreiben. Daher begannen sie, die Schleicher'schen Pläne zur staatlichen Arbeitsbeschaffung zu erweitern und umzusetzen, ohne die Rücksichten und Bedenken hinsichtlich einer Vermeidung zu großer Staatsverschuldung, die die Vertreter der Weimarer Republik zur Zurückhaltung erwogen hatten, zu teilen.
"Sie förderten vor allem solche öffentlichen Arbeiten, die Menschenkraft erforderten, wie
Straßenbau, Autobahnbau, Landmeliorationen, Flugplatzanlagen, Kasernenbauten. Bei der
Vergabe von Staatsaufträgen galt zunächst der Grundsatz, dass maschinelle Hilfsmittel nur be-
nutzt werden durften, wo sie völlig unerläßlich waren."(K.D.Erdmann, S.132)Dies bedeutete
Verdienst für viele Menschen, steigende Kaufkraft und Ankurbelung des industriellen Systems.
Gleichzeitig vergab das NS-Regime viele Staatsaufträge an Industriefirmen. Gezielt wurden vor allem Industriebereiche gefördert, die zur Aufrüstung des Reiches beitrugen. Dies betraf
die Ausstattung der Wehrmacht, die Förderung der eisen- und stahlerzeugenden Industrie und
der chemishen Industrie - vorwiegend Bereiche der Großindustrie. Dies waren zuerst einmal unproduktive Kosten, denn durch Rüstung wird - nimmt man den Beschäftigungseffekt einmal aus - ein großer Teil der Staatsausgaben ohne weiteren Einfluß auf den Wirtschaftskreislauf gebunden.
Doch insgesamt war es bislang gelungen, durch Verbesserung der Beschäftigungslage die Lage am binnenpolitischen Absatzmarkt und die Auslastung der industriellen Produktion zu erhöhen. Der Außenhandel wurde durch zweiseitige Verträge - Industrieprodukte gegen Agrarprodukte und Rohstoffe - belebt.
Die Lage der Industrie, die Lage der Bevölkerung hatte sich verbessert. Insgesamt kann man
sagen, dass das NS-Regime in seinen Anfangsjahren das industrielle Wachstum anregte und
förderte, ohne direkte Kontrolle über das wirtschaftliche System zu haben.
II.2 Wirtschafts- und finanzpolitische Maßnahmen
Der Reichswirtschaftsminister Hjalmar Schacht hatte anfangs eine Schlüsselposition als
Wirtschaftspolitiker. Ihm war daran gelegen, eine solide, an Konsum- und Absatzmarkt
orientierte Wirtschaftspolitik zu betreiben und Deutschlands internationale Handelsbilanz zu
verbessern. Zur Finanzierung der Staatsaufträge entwickelte er das Konzept der Mefo-Wech-
sel. Über eine eigens dafür gegründete Metallforschungs-GmbH wurden seitens des Reiches
Wechsel ausgestellt, mit denen die Lieferanten bezahlt wurden. Die Einlösung der Wechsel
übernahm die Reichsbank. Die Rückzahlung der Wechsel hatte Schacht genau geplant:"Nach
fünf Jahren musste die Rückzahlung der Mefo-Wechsel beginnen, und die dafür erforderlichen
Beträge gingen dem Budget verloren, mussten also auf anderen Aufgabengebieten ausfallen."
(K.D.Erdmann, S.133)
Doch nach Schachts 1936 aufgrund seiner Kritik am Vierjahresplan erfolgtem Rücktritt ver-
kündete Walter Funk, sein Nachfolger als Reichswirtschaftsminister, dass diese Wechsel vom
Reich nicht eingelöst, sondern in langfristige Reichsschuldverschreibungen umgewandelt wür-
den. Laut Schacht war dies "etwas Ungeheuerliches". Die Wechselunterschrift des Reiches wurde nicht honoriert, und zwar nicht etwa, weil das Reich zahlungsunfähig gewesen wäre, sondern weil das Reich es vorzog, sein Geld für andere Ausgaben, nämlich für die Rüstung zu
verwenden."(K.D.Erdmann, S.135) Dieser Protest führte zu Schachts Entlassung aus dem Amt des Reichsbankpräsidenten durch Hitler.
Aus dem Umgang mit dem Zahlungsinstrument Mefo-Wechsel ist deutlich zu ersehen, dass die
NS-Führung an einer soliden Staatsfinanzierung nicht interessiert war.
Unter Schachts Führung gelang es, die deutsche Handelsbilanz trotz großer Probleme, trotz
des zurückgegangenen Anteils Deutschlands am sich wieder belebenden Welthandel, einiger-
maßen ausgeglichen zu halten.
Auch die Kontrolle des Außen- und Devisenhandels handhabte Schacht nach finanzwirtschaft-
lichen Gesichtspunkten. Auch dies stieß zunehmend auf Ablehnung seitens der Naziführung,der Wehrmacht und derjenigen Teile der Großindustrie - z.B. der IG-Farben -, die die Ausweitung der Rüstungspolitik und die Beschaffung der dafür notwendigen Rohstoffe als vorrangig an- sahen
Der Konflikt zwischen produktiven, konsum- und absatzorientierten Wirtschaftszweigen und an der Aufrüstung teilhabenden Industriebereichen spaltete und schwächte die Position der
Industrie insgesamt. Immer stärker wurden industrielle Gruppierungen der Großindustrie, die
ein ganz anderes Ziel hatten als der Reichswirtschaftsminister Schacht. Nicht auf dem Wege des Handels, sondern durch Ausweitung des Reichsgebietes wollten sie den Mangel an De-
visen und Rohstoffen ausgleichen und die unproduktiven Ausgaben für die Aufrüstung pro- duktiv nutzen.
III. Der Weg in den Krieg
III.1 Der Vierjahresplan
Auf dem Parteitag 1936 konnte Hitler verkünden, dass die Zahl der Arbeitslosen von 1933
bis 1936 von 6 Millionen auf 1 Million zurückgegangen war. Auf diesem Parteitag verkün-
dete er auch seinen Vierjahresplan, der eine klare Entwicklung für die Industrie in seinem
Sinne festlegte. Er stand im Dienste der Kriegsvorbereitung.
Er verfaßte dazu ein Memorandum, das geheim gehalten wurde und nur Göring, Blomberg und später Speer zur Kenntnis gegeben wurde, nicht aber dem Reichswirtschaftsminister,der ja aufgrund des Vierjahresplanes seinen Rücktritt einreichte.
Das Memorandum endete mit den Worten:"Ich stelle damit folgende Aufgabe:1. die deutsche
Armee muss in vier Jahren einsatzfähig sein; 2. die deutsche Wirtschaft muss in vier Jahren
kriegsfähig sein."(K.D.Erdmann, S.138)
Dieser Aufgabe waren alle anderen Gesichtspunkte untergeordnet, nicht nur mögliche und
erwartete Opfer auf dem Gebiet der Ernährung, sondern auch die Auswirkung auf den Lebens- standard der deutschen Bevölkerung. Zum Vergleich:
Anteil des Arbeitnehmereinkommens in den stabilen Jahren der Weimarer Republik:
1925 66,2 % - 1929 68,5 %
Im dritten Reich
1933 68 % - 1939 63,5 %
Anders entwickelte sich der Anteil des Vermögens und Unternehmereinkommens
1925 33,8 % - 1929 31,5 %
1933 32,0 % - 1939 36,5 % (vgl. K.D.Erdmann, S.146)
Es war Hitler in einer Zeit der Krise gelungen, Millionen Arbeitslosen Beschäftigung zu ge-
ben, doch sein Ziel war nicht - jedenfalls nicht kurzfristig - die Hebung des Lebensstandards
der deutschen Bevölkerung.
Dies kann man auch erkennen am prozentualen Anteil der Verbrauchsgüterindustrie an der
Gesamtproduktion in diesen Jahren:
1928/29 31 %
1934/35 25 %
1937/38 17 % (vgl. K.D.Erdmann, S.141)
Hermann Göring, der mit der Durchführung des Vierjahresplanes beauftragt war, legte in einer Rede vom 17. Dezember 1936 vor ungefähr 100 führenden Vertretern der deutschen Wirt -schaft die Ziele des Planes dar. Allein entscheidend sei:"Sieg oder Untergang. Wenn wir sie- gen, wird die Wirtschaft entschädigt werden. Man kann sich hier nicht richten nach buchmäßi- ger Gewinnrechnung, sondern nur nach den Bedürfnissen der Politik."(K.D.Erdmann, S.139)
Der Vierjahresplan stellt eine entscheidenden Wendepunkt dar in der Beziehung des NS-Re-
gimes zur deutschen Wirtschaft. Die für den privaten Konsum produzierenden Industriezwei-
ge hatten keinen Einfluß auf ihn. Die nationalsozialistische Führung plante, nur durch erfolg-
reiche Expansion des Reichsgebietes ihre Probleme, auch die wirtschaftlichen, zu lösen.
Spätestens 1936 war dies einem Teil der Repräsentanten der deutschen Industrie vollkommen
klar. Ziel war die Autarkie Deutschlands, die Unabhängigkeit von anderen Staaten.
III.2 Die Rolle der großen Konzerne
Die Nutznießer des Vierjahresplanes waren die zur Aufrüstung beitragenden Industrien. Dies waren einmal die Bereiche, die in der Förderung von Kohle und Eisen tätig waren,die Schwerindustrie und die chemische Industrie.
Zum Vergleich:
Kohleförderung: 1933 107 Mio t 1938 186,4 Mio t (mit Saarland und Österreich)
Eisenerzgewinnung: 1932 2,6 Mio t 1938 15 Mio t (vgl.K.D.Erdmann, S.138)
Doch obwohl die großen Konzerne Gewinne aus dem Vierjahresplan zogen, waren die
Interessen von Industrie und NS-Regime nicht immer deckungsgleich. Es gab großen Wider- stand der Schwerindustrie gegen den Aufbau der eisenerzverhüttenden Reichswerke Hermann Göring aufgrund der Furcht vor unliebsamer Konkurrenz. Die Erfolglosigkeit dieser Proteste beweist, dass die politische Führung stark genug war, sich in Konfliktfällen gegenüber der Wirtschaft durchzusetzen.
Neben den Konzernen der Schwerindustrie hatte das Riesenunternehmen der IG Farben eine
führende Position erworben. Wirtschaftliche Interessen des Großkonzerns fanden ihren Ein-
fluß in die Abfassung des Vierjahresplans. Der leitende Direktor der IG-Farben, Carl Krauch,
war mit einer Vielzahl anderer Firmenangehöriger tätig in der Behörde, die die Umsetzung des Vierjahresplanes überwachte und verantwortete. In einer Rede am 28.4.1939 berichtete er vor dem Generalrat des Vierjahresplanes von der Lage der Chemieindustrie, der Notwendigkeit einer zunächst friedlichen Ausweitung des Wirtschaftsraumes auf den Balkan und Spanien und hinsichtlich Südosteuropas von der Möglichkeit, "Durch Einbeziehung eines wehrmachts- mäßigen Rahmens die Mineralölwirtschaft auf lange Jahre hinaus völlig zu sichern." (K.D.Erdmann, S.141) In aggressiver Weise drängte Carl Krauch auf eine Verwirklichung der Expansionspläne.
Es ist eindeutig nachzuvollziehen, dass die Ziele der IG-Farben und ihres leitenden Vertreters
Carl Krauch - Sicherung von Rohstoffen, Steigerung von Gewinnen, Erlangung billiger Ar-
beitskräfte durch Expansion - große Nähe zu denen des NS-Regimes aufwiesen. Auch in der
Personalpolitik gab dieser Konzern den Mitgliedern der nationalsozialistischen Partei einen
deutlichen Vorrang.
Die in der Waffenproduktion tätigen Konzerne zogen jahrelang großen Nutzen aus dem krie-
gerischen Geschehen. "Die unverteilten Gewinne von Kapitalgesellschaften waren 1939
viermal höher als 1928.Die Monopolkonzerne waren die größten Einzelgewinner - an heraus-
ragender Stelle der Chemiegigang IG-Farben, dessen jährlicher Reingewinn, der zwischen
1933 und 1935 stagniert hatte, sich 1936 von 70 auf 140 Millionen Reichsmark verdoppelte,
dann bis 1940 auf 300 Millionen Reichsmark hochschnellte und anschließend zweifellos
weitere gewaltige Höhen erklomm (die allerdings nicht dokumentiert sind)."(Ian Kershaw, S.111)
IV. Zusammenfassung
Auch wenn Teile der Industrie die Machtergreifung weniger begrüßten als geschehen ließen,
bestand bis ungefähr Mitte der dreißiger Jahre kein großer Widerspruch zwischen der natio-
nalsozialistischen Führung und der deutschen Wirtschaft insgesamt.
Die Beschäftigungspolitik hatte die Arbeitslosenzahl vermindert, die Kaufkraft erhöht. Die
vorsichtige Politik des Reichswirtschaftsministers Schacht hatte Erfolge gezeigt. Es ging der Industrie besser.
Doch die staatlichen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, die öffentlichen Aufträge, die Politik der Aufrüstung - auch hinsichtlich der Beschaffung von Rohstoffen - waren in der Mehrzahl un- produktiv.
Die wirtschaftliche Aussicht wurde düsterer: Ab 1937 herrschte Devisenmangel, es fehlten
Rohstoffe, es gab Probleme in der Zahlungsbilanz, ab 1939 wurden Banknoten ohne Dek -kungsreserve gedruckt. Inflationäre Tendenzen traten ein.
Eindeutig ihren Einfluß verstärkt hatten die großen für die Rüstung tätigen Konzerne.
Wenige Tage vor dem Ãœberfall auf Polen hatte Hitler den Oberbefehlshabern der Wehrmacht
erklärt:"Unsere wirtschaftliche Lage ist so, dass wir nur noch wenige Jahre durchhalten kön-
nen. Uns bleibt nichts übrig, wir müssen handeln."(Kershaw, S.109 )
Der Vierjahresplan beweist, dass dieses Handeln langfristig geplant war. Und so begann Hitler mit dem 1. September 1939 seine Politik der kriegerischen Eroberung.
Die großen Konzerne, allen voran die IG-Farben, hatten diese Politik unterstützt. Die deutsche Industrie in ihrer Gesamtheit konnte nur noch mitmachen.
Die Niederlage des dritten Reiches mit Millionen von Toten, der Zerstörung der Infrastruktur und der Industrieanlagen widersprach allen Hoffnungen und Erwartungen, die wichtige Industrie zweige auf diese risikoreiche Politik gesetzt hatten. Doch sie hatten sie ermöglicht,
mitgetragen und unterstützt.
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