Thailand

Thailand liegt etwa zwischen 6 Grad und 21 Grad nördliche Breite sowie 97 Grad und 106 Grad östlicher Länge. Es grenzt an Burma, Laos, Kambodscha und Malaysia. Die Form des Landes, das gut doppelt so groß ist wie die Bundesrepublik Deutschland, erinnert vage an den Kopf eines Elefanten, mit Südthailand als herunterbaumelndem Rüssel - eine glückliche Fügung für die Thais, betrachten sie doch Elefanten, speziell die weißen oder Albino-Elefanten, als nationale Glücksbringer.

Die maximale Nord-Süd-Ausdehnung mißt 1650, die Ost-West-Ausdehnung 780 km. Die schmalste Stelle, bei Prachuap Khiri Khan, ist kaum 15 km breit. Einschließlich aller seiner Inseln verfügt Thailand über eine Küstenlänge von über 2600 km.

Im wesentlichen lassen sich vier topographische Zonen unterscheiden: Herzstück des Landes ist das fruchtbare Zentral-Thailand. Es wird aufgrund seines Wasserreichtums hauptsächlich zum Reisanbau genutzt. Eine Vielzahl von Flüssen durchkreuzt dieses relativ flache Gebiet, darunter der wichtigste Fluß des Landes, der majestätische Chao Phraya. Er entsteht bei Nakhon Sawan aus dem Zusammenfluß von Ping, Wang, Yom und Nan und ergießt sich 40 km südlich von Bankok, auf stolze Breite angeschwollen, in den Golf von Siam. In der Gegend um Bankok kommt ein menschengemachtes, dichtgewebtes Netzwerk von Klongs oder Kanälen hinzu, die als Transportwege dienen. Hier spielt sich das Leben in erster Linie auf dem Wasser ab, und unzählige Wohnhäuser sind direkt an die Ufer gebaut.

Im Norden des Landes prägen ungezähmt wirkende Bergmassive, die die östliche Ausläufer des Himalaja bilden, die Landschaft. Der höchste Gipfel ist der Doi Inthanon mit 2595 m, einer der wenigen Berge Thailands, die sich über eine Höhe von 2000 m erheben. Der Norden ist das waldreichste Gebiet des Landes, ein grün-satter Gegensatz zum regionalen Sorgenkind, dem Nordosten oder Issaan. Hier ist der Boden karg und nährstoffarm, unqualifizierte Abholzungen verursachten eine starke Bodenerosion, die Niederschlagsmenge ist gering. Immer mehr Menschen wandern aus dieser Notstandsregion in die Städte ab, vor allem nach Bankok, um dort ihr Auskommen zu finden.

Der Süden bietet ein Urbild tropischer Vegetation, denn zwei Monsunströme begießen einen fruchtbaren Boden. Bergketten, wie das Tennasserim-Gebirge und das Kalakiri-Massiv zwischen Surat Thani und Nakhon Si Thammarat, trennen die West- und Ostseite des Südens. An der Westküste finden sich bizarre Kalksteinformationen, so in der Provinz Pang-Nga, die sich bis zu Höhen von 200 m erheben.

Klima

In Thailand sind drei Klimaperioden zu unterscheiden: die heiße Jahreszeit von März bis April, der Monsun von Mai bis Oktober und die kühle Jahreszeit von November bis Februar. Vor allem bedingt durch die unterschiedliche Höhenlage weichen die Temperaturen regional stark voneinander ab. Beispielsweise fällt in einigen Gebieten des Nordens und Nordostens im Dezember das Quecksilber in Gefrierpunktnähe, während es auf Phuket oder Ko Samui im Süden auch in den Wintermonaten hochsommerlich warm ist.

Bankok hat das ganze Jahr hindurch ein feucht-heißes Klima mit durchschnittlichen Tageshöchsttemperaturen von 32 bis 34 Grad Celsius. Im April wird es nicht selten 38 Grad heiß. Hinzu kommt eine lähmend hohe Luftfeuchtigkeit. Die Monate Dezember und Januar hingegen bieten wohlig-warme Tage mit Höchsttemperaturen von 30 Grad Celsius.

Kaum voraussehbar sind die Wassermengen, die die beiden Thailand berührenden Monsunströme ausschütten. Der Südwest-Monsun von Mai bis September begießt das ganze Land, wobei es im Süden, vor allem an der Westküste, zu plötzlichen Wolkenbrüchen kommt, während der Norden unter einem eher schwachen Dauerregen leidet. In Bankok löste dieser Monsun früher regelmäßig große Überschwemmungen aus, die aber durch ein verbessertes Abflußsystem weitgehend gebändigt wurden.

Der Nordost-Monsun von November bis Februar wirkt sich nur an der Ostküste des Landes aus, etwa zwischen Prachuap Khiri Khan und dem tiefen Süden. Während dieser Zeit liegt die Gegend um Hat Yai häufig unter einem blaugrauen Regenhimmel, und um Ko Samui kann es zu Stürmen kommen.

Vegetation

Den immer feuchtwarmen Süden des Landes bedeckt tropischer Regenwald. Demgegenüber kennt der Norden Jahreszeiten, und seine Flora ähnelt eher einem europäischen Mischwald als dem sprichwörtlichen Tropendschungel. Thailand bietet daher eine sehr variantenreiche Vegetation.

Die günstigen klimatischen Voraussetzungen und die Bodenbeschaffenheit ermöglichen den Anbau nichteinheimischer Früchte, wie Ananas und Papaya, die aus Süd- bzw. Mittelamerika stammen. Aufgrund der reichen Niederschläge gedeiht im Süden auch der Anfang dieses Jahrhunderts eingeführte Kautschuk.

Der Bestand an Urwald geht dramatisch zurück. Zur Zeit des Zweiten Weltkrieges waren noch 85% der Landesfläche von einem dichten Waldmantel bedeckt, im Jahre 1985 aber nur noch 29% und 1989 gerade 15%. Der rapide Rückgang des Baumbestandes in den letzten Jahren ist beängstigend. Ursachen sind unter anderem die Brandrodung, um Anbauflächen für Kulturpflanzen zu gewinnen, und die teils illegal bzw. mit Hilfe von korrupten Forstbeamten durchgeführte Abholzung. Die Teakholzwälder, einst der Stolz des Nordens, sind arg dezimiert. Die Insel Phuket, am Anfang des Jahrhunderts noch zu 70% mit Wald bedeckt, weist heute gerade 7% auf. Die Einrichtung von Naturschutzgebieten und eine verbesserte Gesetzgebung sollen den gefährdeten Baumbestand schützen helfen.

Bevölkerung

Thailand hat derzeit nach offiziellen Angaben knapp 60 Millionen Einwohner. Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte beträgt 116,5 Einwohner pro km². Bankok ist mit offiziell 5,8 Millionen (inoffiziell bis zu 9 Millionen) Menschen die mit Abstand größte Stadt.

Dank eines rigorosen Familienplanungsprogrammes gelang es der Regierung, die Geburtenrate von 3% in den sechziger Jahren auf heute 1,5% zu reduzieren. Mit dem Slogan "Viele Kinder machen euch arm!" und mit ideenreicher Plakatwerbung propagierte sie die Kleinfamilie und den Gebrauch von Verhütungsmitteln.

Ethnisch besteht die Bevölkerung zu ca. 82% aus Thai. Außerdem sind Chinesen sowie eine nicht näher zu definierende Zahl von thai-chinesischen Mischlingen in Thailand beheimatet. Die ersten Chinesen kamen schon vor einigen hunderte Jahren ins Land, die größte Einwanderungswelle erfolgte aber in der Zeit von 1860 bis 1940. Sie endete mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges und der Gründung der Volksrepublik China im Jahre 1949. Die Chinesen spielen eine zentrale Rolle in der thailändischen Wirtschaft und Finanzwelt. Sie leiten fast alle Großbanken, bilden die Führungsspitzen der meisten Großunternehmen und besitzen viele der Groß- oder Einzelhandelsunternehmen. Vor allem die älteren Chinesen kommunizieren noch heute in den Regionalsprachen ihrer Heimat. Chinesische Geschäfte sind immer zweisprachig ausgezeichnet.

Neben dieser großen Minderheit beherbergt Thailand zahlreiche andere Volksgruppen, so dass das Land als ethnischer Schmelztiegel betrachtet werden kann. Im tiefen Süden leben einige hunderttausend Malaien bzw. thai-malaische Mischlinge, die Malaiisch sprechen oder Yawi, eine Mischsprache aus malaiischen und arabischen Elementen. Im Osten und Nordosten gibt es in kleinerer Anzahl Laoten und Khmer sowie Nachfahren vietnamesischer Katholiken, die ihre Heimat Mitte des 19. Jahrhunderts aufgrund religiöser Verfolgung verließen. In der Nähe der kambodschanischen Grenze wohn das ca. 100 000 Köpfe zählende Volk der Suai, dessen Sprache Kui dem Khmer verwandt ist. Überall im Land verstreut leben die Mon, die zwischen dem 3. und dem 13. Jahrhundert über eigene Königreiche herrschten. Als erste Bewohner Südostasiens nahmen sie den Buddhismus an. Die frühen Mon wurden von den Thai assimiliert und verschwanden als eigenständige Volksgruppe. Die heutigen Mon sind Nachfahren von Flüchtlingen, die Burma Ende des 18. Anfang des 19. Jahrhunderts und nach der indischen Unabhängigkeit im Jahre 1947 strömten auch zahlreiche Inder nach Thailand, vor allem Sikhs, Hundis und Moslems. Die heute etwa 100 000 Inder konzentrieren sich in Bankok.

Eine weitere Minderheit bilden die verschiedenen Bergstämme, die hauptsächlich in Nord- und Zentral-Thailand, aber auch in den südlichen Provinzen Phetchaburi und Prachuap Khiri Khan zu finden sind. Diese Stämme wanderten zum Teil erst Anfang dieses Jahrhunderts aus Burma, Laos und China nach Thailand ein. Viele ihrer Angehörigen besitzen heute nicht die thailändische Staatsbürgerschaft. Die Bergvölker - insgesamt über eine halbe Million Menschen - unterscheiden sich voneinander in Sprache, Gebräuchen und Lebensweise erheblich. Sie zählen im allgemeinen zu den ärmsten Bewohnern des Landes.

Staat und Verwaltung

Seit 1932 ist Thailands Staatsform die einer konstitutionellen Monarchie. Sie löste die vorherige absolute Monarchie unblutig ab. In der Folgezeit regierten Militärdiktatoren das Land, in dem erstmals 1975 allgemeine freie Wahlen stattfanden. Seither wechseln sich demokratisch gewählte Regierungen und putschierendes Militär regelmäßig ab. Eine entschiedene demokratische Entwicklung ist schon aufgrund der alle Bereiche des gesellschaftliche Lebens durchdringenden Korruption zweifelhaft.

Das offizielle Staatsoberhaupt ist König Bhumipol Adulyadej (Rama IX.), dessen Rolle sich weitgehend auf repräsentative Aufgaben beschränkt. 1973 griff er jedoch entscheidend in die Politik des Landes ein, indem er das verhaßte Militärregime entließ.

Thailand hat 250 000 Beamte, die unkündbar sind, einen Pensionsanspruch haben und einen passablen Gehalt verdienen.

Wirtschaft und Landwirtschaft

Thailand ist in erster Linie Agrarland. Bis Mitte der achtziger Jahre waren 65% aller Arbeitnehmer in der Landwirtschaft beschäftigt, in der Industrie dagegen nur 11%. Doch lässt die jüngere ökonomische Entwicklung tiefgreifende Strukturveränderungen erwarten. Thailands dynamische Wirtschaft konnte im Jahre 1994 einen Rekordzuwachs von über 8% verzeichnen, was nicht zuletzt auf massive Investitionen aus dem Ausland zurückzuführen ist. Dominierte bis Mitte der achtziger Jahre die Anlage europäischen und amerikanischen Kapitals, so folgten seitdem vor allem die Japaner und die Thaiwanesen. Mittlerweile bezeichnen Wirtschaftsexperten Thailand als Newly Industrialized Country, als Schwellenland, das den Sprung von Agrar- zum Industriestaat vollzogen hat.

Größter Devisenbringer ist der Tourismus. Die Regierung propagiert Thailand als das exotischste Reiseziel in Asien und hofft, in Zukunft über 6 Millionen Gäste pro Jahr zu erreichen. Dass diese Masseninvasion ihre Spuren hinterlässt, versteht sich dabei von selbst.

Erhebliche Devisen bringt auch der Export von Agrar- und Industriegütern ein, vor allem von Stoffen und Kleidung, Schmuck und Edelsteinen, Gummi, Schuhen, integrierte Schaltungen sowie von Reis, Tapioka-Produkten, Zucker, Dosenfisch und tiefgefrorene Shrimps.

Trotz allem erwirtschaftet Thailand Jahr für Jahr Außenhandelsdeffizite in Milliardenhöhe; ein übermäßig großer Teil an Devisen fließt zum Kauf lebenswichtiger Güter wieder ins Ausland ab. Zudem begleitet eine tendenziell steigende Inflationsrate den wirtschaftlichen Auftrieb. Sie lag 1994 offiziell bei 6%, nach Angaben privater Wirtschaftsexperten bei 7%. Darunter leiden besonders die ärmeren Volksschichten, die nicht einmal das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen von ca. 3500 Bhat, das sind 1400 Schilling, pro Monat erreichen. Etwa 10% der Bevölkerung leben unterhalb des Existenzminimums.

Thailands wichtigste Landwirtschaftsprodukte sind Reis, Tapioka-Wurzeln, Zuckerrohr, Kautschuk, Mais und Jute. Bis Mitte dieses Jahrhunderts war Reis das einträglichste Exportprodukt, bis er schließlich von den Textilien auf den zweiten Platz verdrängt wurde. Für die Ernährung des Landes aber ist er von unverminderter Wichtigkeit - nicht umsonst bedeutet die thailändische Vokabel essen (Kin Khao) eigentlich Reis essen, denn eine Mahlzeit ohne den geheiligten Reis ist unvorstellbar. Die Regierung verbesserte Ende der siebziger Jahre die Bewässerung in den Anbaugebieten Zentralthailands, der Reisschüssel des Landes. Die Farmer griffen zudem zu ertragreicheren Sorten und zu hohen Dosen von Kunstdüngern und Insektiziden. So verbesserten sich die Ernteergebisse, allerdings auf Kosten erhöhter Giftrückstände im Getreide. In Nordthailand bewirkten die größeren Profite, die die Reiserzeugung nun abwarf, strukturelle Veränderungen, denn finanzkräftige Großfarmer und Landwirtschaftsunternehmen kauften den Kleinfarmern ihre Äcker ab. Als Folge stieg die Zahl der landlosen Bauern landesweit auf geschätzt 700 000 an. Insbesondere im Norden bilden sie eine verarmte ländliche Unterschicht.

Im kargen Nordosten deckt die Reisernte quasi nur den Eigenbedarf. Aufgrund anhaltender Dürreperioden un der Verarmung der Bevölkerung im Nordosten besteht eine anhaltende Landflucht nach Bankok oder in andere Städte, die industrielle Arbeitsplätze bieten.

Seit Mitte der sechziger Jahre begannen Thailands Farmer, ihr Anbausortiment zu erweitern. Heute bauen sie neben Reis und Kautschuk Mais, Cassava, Zuckerrohr, Mungbohnen, Kokosnüsse, Sorghum, Ölpalmen, Baumwolle, Tabak, Kenaf und Sesam an. Die Regierung fördert die Zucht von Kühen, Büffeln, Schweinen, Enten und Hühnern für den einheimischen Markt. Dennoch liegt das Einkommen der Bauern unter dem Landesdurchschnitt.

Aufgrund seiner langen Küsten und vorgelagerten Inseln ist der Fischfang für Thailand naturgemäß ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, insbesondere im Süden. Es verfügt derzeit über die elftgrößte Fangflotte der Welt.

Gesellschaftliche Hierarchie

Traditionell dominiert in Thailand die Großfamilie, die mehrere Generationen unter einem Dach vereint. Die meisten Familien auf dem Lande leben in einfachen Holzhäusern, die nur aus einem Raum bestehen. Er dient als Aufenthaltsraum, oder Schlafzimmer, Spielzimmer oder Küche, oft als alles zur gleichen Zeit.

Das Zusammenleben auf engstem Raum erfordert ein Höchstmaß an Disziplin und Unterordnung. Deshalb lernen thailändische Kinder von Geburt an, sich an die in der Familie herrschende Hierarchie zu gewöhnen. Die Rangfolge richtet sich nach dem Alter, so dass Großeltern, Eltern und ältere Geschwister eine höhere Position einnehmen.

Auch innerhalb der Dorfgemeinschaft bestehen starke Bande der Zusammengehörigkeit. Viele Bewohner sind miteinander verwandt, oder man kennt sich von der Geburt an. Außerdem sichert die Gemeinschaft das Überleben: In Notfällen hilft das ganze Dorf, ein neues Haus zu bauen oder die Ernte einzubringen. Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal von Mitmenschen, wie sie in der Anonymität der Metropole Bankok heranwachsen kann, ist im Dorf noch undenkbar, wenn auch heute Geld in der traditionellen Dorfgemeinschaft eine immer wichtigere Rolle spielt.

Die strenge Hierarchie in der Familie erklärt die große Anpassungsfähigkeit der Thai auch außerhalb dieses engen Bezugsrahmens. Die hierarchischen Strukturen der thailändischen Gesellschaft, die oft mit einer Pyramide vergliche wird, finden in der Familie eine Art Micro-Pyramide ihren Spiegel. Die hier erlernte Unterordnung und Disziplin sind auch im gesellschaftlichen Leben verlangten Grundeigenschaften. So zollt ein Thai sogar nichtverwandten Personen durch Anredeformen wie Mutter, Vater, ältere Schwester oder jüngerer Bruder seinen Respekt. In ihrem nationalen Bewußtsein sehen sich die Thai gerne als eine einzige große Familie, die vom König als Vater geführt wird.

Bildungswesen

In früheren Jahrhunderten fungierten die Tempel des Landes als Schulen, Mönchen lehrten Mathematik, Thai und Pali sowie die Grundlagen des Buddhismus. Erst Anfang der dreißiger Jahre übernahmen weltliche Lehrer ihren Dienst. Noch heute befinden sich die meisten Grundschulen auf Tempelgeländen oder in ihrer unmittelbaren Nähe.

Die allgemeine Schulpflicht begann 1921 unter König Vajiravudh. Jedes thailändische Kind sollte zwischen dem Siebten und 14. Lebensjahr vier Jahre lang eine Schule besuchen. Seit Anfang der achtziger Jahre sind sechs Pflichtschuljahre zu absolvieren. Der Erfolg dieser Bildungspolitik zeigt sich in der für asiatische Verhältnisse enorm hohen Alphabetisierungsrate von ca. 94%.

Gesundheitswesen

Die Gesundheit ist - wie in den meisten Ländern Asiens - Sache des einzelnen. Außer den staatlichen Beamten ist kaum jemand krankenversichert. Arzt- und Hospitalrechnungen sind aus eigener Tasche zu bezahlen. Ein seit langem geplantes Gesetz sieht die Pflichtversicherung für Arbeitnehmer in bestimmten Bereichen vor, lässt aber insgesamt nur wenig Änderung erwarten.

Kranke können sich bei privaten Ärzten, in privaten oder staatlichen Hospitälern behandeln lassen. Aus finanziellen Gründen ist ein großer Teil der Bevölkerung auf staatliche Krankenhäuser angewiesen, die in der Regel nur kleine Gebühren für die Untersuchung verlangen und die verabreichten Medikamente etwa zum Apothekenpreis berechnen. Personen oder Verwandte, die die Kosten der medizinischen Betreuung übernehmen könnten, sind zur kostenlosen medizinischen Versorgung berechtigt.

Derzeit verfügen die privaten Hospitäler über 10% er Krankenhausbetten. Aufgrund der zunehmenden Technisierung und der Kostensteigerungen im Gesundheitswesen rechnen thailändische Ärzte mit einem Boom von Privatkliniken, die profitorientiert arbeiten. Die allgemeine medizinische Versorgung würde für weitere Kreise der Bevölkerung unerschwinglich.

Religion

Etwa 95% aller Einwohner Thailands sind Buddhisten. Sie praktizieren den Hinayana- oder Theravada-Buddhismus, der auch in Laos, Kambodscha, Burma und Sri Lanka vorherrscht.

Die größte religiöse Minderheit des Landes stellen mit über 2 Millionen Gläubigen oder 4% die Moslems. Weiters gibt es 300 000 Christen, 60 000 Hindus und etwa 40 000 Sikhs aus Indien, die verschiedene Sekten bilden.

Touristen

Die Thai sind Ausländern gegenüber sehr tolerant und erwarten nicht, dass diese sich genauso verhalten wie sie selbst. Doch sollen Besucher folgende Grundregeln in den Umgangsformen beherzigen:

Der Kopf ist der höchste Körperteil und nach thailändischer Auffassung der Sitz der Seele. Man darf also niemals den Kopf einer Person berühren, nicht einmal bei kleinen Kindern. Die Füße sind der niedrigste Körperteil. Beim Sitzen sollten die Fußsohlen nie auf eine andere Person zeigen. Es gilt als despektierlich, mit dem Finger auf eine Person zu deuten. Männer sollten Frauen nie angreifen. Schon die leichteste Berührung lässt für Thai auf eine unrespektable Person oder aber auf ein intimes Verhältnis schließen. Die Thai legen Wert auf Kleidung. Wenn man bei einer Einladung ungepflegt erscheint, könnte der Gastgeber dies als Beleidigung auffassen.

Nachteile vom Tourismus

Im Jahr 1994 besuchten 6 Millionen Touristen Thailand, darunter 320 000 Deutsche. Seit Mitte der achtziger Jahre ist der ständig im Wachstum begriffene Tourismus der größte Devisenbringer des Landes. Mit dem Massentourismus wachsen auch die Probleme, vor allem ökologischer Art:

In den achtziger Jahren wurde Pattaya von jährlich ½ - 1 Million Touristen besucht. Die Hotels leiteten die Abwässer ungeklärt ins Meer, auf den Stränden türmte sich der Müll. Das Schwimmen im Meer bei Pattaya wurde zum Gesundheitsrisiko, und ab Anfang der neunziger Jahre gingen die Touristenzahlen drastisch zurück. Derzeit bemüht sich Pattaya, sein Schmutzimage abzuschütteln und die verlorenen Besucher, und damit die Devisen, zurückzugewinnen.

Der massive Bauboom von Bungalow-Kolonien auf Ko Samui hat dazu beigetragen, den Bestand an Kokospalmen von einst 3 Millionen auf die Hälfte absinken zu lassen. Die Folge: ein Sinken des Grundwasserspiegels und die Gefahr der Verwüstung der Insel.

Die Korallenbänke um Phi Phi Islands werden durch die Anker von Touristenbooten stark beschädigt. Noch gefährdender wirkt sich der Einsatz von Dynamit durch Fischer aus. An den Stränden häufen sich weggeworfene Batterien aus den Walkmen und Radios der Besucher.

Auch übergroßer Appetit kann schädigen. Der Sail-Fish, eine Fischart in den Gewässern um die Phi Phi Islands, ist von der Aussterbung bedroht, da die Touristen ihn bevorzugt verspeisen. Die große Nachfrage hat den Kilopreis deutlich ansteigen lassen, so dass immer mehr Fischer gerade diese Spezies fangen.

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