Geographische Zonen der Erde

Die Boreale Nadelwaldzone

Die Zone des Borealen Nadelwaldes umspannt die gesamte Nordhalbkugel der Erde. Sie hat von allen Landschaftsgürteln die größte Ausdehnung und ist die einzige geographische Zone, die nur auf der Nordhalbkugel vorzufinden ist. Die Grenzen zu den anderen Zonen verlaufen nicht breitenkreisparallel. An den Westseiten der Kontinente sind die Borealen Nadelwälder weiter nördlich vorzufinden, als an den Ostseiten. Diese Tatsache beruht auf den warmen Meeresströmungen, die ostwärts gerichtet ein etwas milderes Klima bringen und die Existenz der Wälder weiter im Norden ermöglichen.

Beispiele für die genannten Meeresströmungen sind z.B. der Nordpazifische Strom und der Nordatlantische (Golf-) Strom.

Die Boreale Nadelwaldzone erstreckt sich über Sibirien, Nordschweden, Norwegen, die Halbinsel Kamtschatka und auf dem amerikanischen Kontinent über Zentralkanada, Labrador und südliche Teile Alaskas.

In der Borealen Nadelwaldzone herrscht allgemein ein kühles Kontinentalklima. Die Jahresdurchschnittstemperaturen liegen um den Nullpunkt. Im den mäßig warmen Sommermonaten erreicht das Thermometer ca. 10 bis 15°C. Im sehr kalten Winter dagegen kann es bis zu -50°C fallen, Temperaturen um -30°C sind der Normalfall.

Im Winter herrscht über den Gebieten der Nadelwaldzone ein polares Kältehoch, welches die extrem niedrigen Temperaturen verursacht.

Die Jahresdurchschnittstemperaturen nehmen in Richtung Osten immer weiter ab. Dies liegt auf den warmen Zyklonen der Westwindzone begründet.

Niederschläge gibt es in allen Monaten und da Klima ist damit vollhumid. Die Hauptniederschlagszeit ist allerdings der Sommer. Zu dieser Jahreszeit herrscht vorwiegend zyklonales Wetter. Antizyklonale und damit trockene Wetterlagen, können aber ebenfalls vorkommen.

Die Niederschlagsmenge im Jahr liegt bei 300 bis 600 mm. Auch hier gibt es starke West-Ostunterschiede. Die westlichen Gebiete haben Niederschläge bis zu 750mm, während es in Mittel- und Ostsibirien ca. 213 mm Niederschlag pro Jahr gibt. Diese Unterschiede haben ihre Ursachen ebenfalls in der Nähe zum Meer. Die warmen Luftströmungen in Meeresnähe enthalten viel Feuchtigkeit und diese regnet sich an den Kontinentalrändern mehr und mehr ab. Auf dem Zentralkontinent gibt es daher weniger Niederschläge. Auf Grund der Unterschiede in Temperatur unterteilt man die Boreale Nadelwaldzone in 3 Teilzonen:

Das ozeanische Gebiet, mit vergleichsweise hohen Temperaturen, hohen Niederschlägen und langen Vegetationsperioden (100 bis 180 Tage im Jahr) Das Kontinentale Gebiet, mit Temperaturen um 0°C im Jahresschnitt gesehen, 490 mm Niederschlag und Vegetationsperioden von 100 bis 150 Tagen Das Hochkontinentale Gebiet, welches am weitesten vom Meer entfernt liegt und folglich die tiefsten Temperaturen hat, Niederschläge nur um knapp 200 mm und Vegetationsperioden von nur 90 bis 140 Tagen.

Die Böden der Borealen Nadelwaldzone sind überwiegend Podsole (Bleicherde). Auf Grund der nur mäßig warmen Sommer sind abgestorbene Pflanzenteile nur sehr schwer zersetzbar. Es bildet sich eine Moderschicht und Moorböden. Die Rohhumusbildung ist mäßig und die Mineralisierung geht sehr langsam. Die Nährstoffversorgung und Speicherung sind sehr gering, aber der anspruchslosen Vegetation macht dies keine Probleme. Die Nadelstreuauflage der Böden führt zur Bildung von Fulvosäuren. Sesquioxide und Huminstoffe werden gelöst und ausgewaschen. Chelate (metall-organische Komplexe) werden eingewaschen und ausgefällt.

Die Böden sind sehr lehmig und sandig, was die Grundlage für die artenarmen Nadelwälder bildet. Die unteren Bodenschichten sind teilweise Dauerfrostböden. Darüber liegen die Auftauböden, welche sehr feucht und vernässt sind.

Die Vegetation hat sich den klimatischen und bodentypischen Grundlagen gut angepasst. Die immergrünen Wälder (Taiga), sind einschichtig, artenarm und

anspruchslos. Entsprechend den klimatischen Unterschieden von West nach Ost gehend,

gibt es auch in der Vegetation Besonderheiten. In den ozeanischen Gebieten ist eine

dunkle Fichtentaiga verbreitet. Auch europäische Bäume wie Pappeln und Birken sind

hier noch vorzufinden. Weiter östlich ist die Fichten- Kiefern- und Tannentaiga

ausgebildet. In dieser Region ist der Boden sehr moorhaltig und voller Sümpfe. Im Osten

bis an die pazifische Küste ist die Dahurische Fichte der vorherrschende Baum.

Dieser wirft zwar im Winter seine Nadeln ab, ist mit seinen flachen und dichten Wurzeln aber

hervorragend an die polarähnlichen Winter angepasst.

In der Krautschicht der Taiga kommen Heidelbeere, Preiselbeere, Farne und Moose vor.

Diese Pflanzen sind ebenfalls gut an die lehmigen Podsolböden angepasst.

Die Wachstumszeit ist auf 3 bis 4 ½ Monate im Sommer beschränkt. Im Winter herrscht

eine kältebedingte Wachstumsruhe.

Im Winter ist das Klima nival und während des Sommers humid. Durch den anhaltenden Frost ist die Oberfläche nach Winterende sehr vernässt.

Stauwasser, Sümpfe und Moore bilden sich und es kann im Frühjahr zu Überschwemmungen kommen. Da der Boden nur ein sehr schlechtes Wasserspeicher-vermögen hat, wird die Versumpfung noch verstärkt.

In den Sommermonaten ist der Einstrahlungswinkel der Sonne nur mäßig. Die Tageslänge ist mit 18 bis 24 Stunden in den nördlichen

Gebieten fast wie in den polaren Regionen. Im Winter ist der Einstrahlungswinkel noch

geringer, was die extrem tiefen Temperaturen bewirkt. Die Tageslänge liegt zwischen

0 und 6 Stunden.

Der Einfluss der Menschen nimmt in der Borealen Nadelwaldzone seit Beginn

des Baus der Transsibierischen Eisenbahn immer mehr zu. Die riesigen Wälder

bilden den größten Holzvorrat unserer Erde, zusammen mit den Tropischen Regenwäldern. Die Hälfte des Zeitungspapiers der Weltherstellung wird aus den Bäumen der Taiga hergestellt und 38% des Schnittholzes kommt ebenfalls aus diesem Gebiet. Da der Raubbau immer mehr zunimmt und die Wiederaufforstung bisher nur ungenügend betrieben wurde, gehen große Teile des Waldlandes für die zukünftige Nutzung verloren. Auf Grund der Bodenstruktur und des Klimas dauert eine natürlich Regeneration des Wälder sehr lange. Bei einer weitergehenden Nutzung dieser Art, wird in ca. 45 Jahren der Holzvorrat des europäische Teils der Taiga erschöpft sein.

Ein wichtiger Faktor bei der Nutzung der Wälder sind die Verkehrswege. Da die Taiga teilweise vollkommene Wildnis ist, ist sie noch nicht sehr weit erschlossen und die transsibierische Eisenbahn bildet zusammen mit den teilweise halbjährlich vereisten Flüssen den einzigen Vekehrsweg.

Neben der holzwirtschaftlichen Nutzung, eignet sich die Taiga auch teilweise zum Abbau von Bodenschätzen. Steinkohle, Eisen, Braunkohle, Erdgas, Kupfer, Erdöl, Blei und Zink kommen in einigen Teilen der Borealen Nadelwälder vor. Verhüttung von Aluminium und Buntmetall sind die einzigen Industrien, die es in der dieser Region neben Holzwirtschaft gibt.

Es haben sich so genannte TPKs (Territoriale Produktionskomplexe) gebildet. Beispiele hierfür sind TPK Mittlerer Ob, Sajan und Südjarkutien.

Die vorherrschenden Oberflächenformen der Borealen Nadelwaldzone sind Tiefland und Mittelgebirge bis Hochgebirge. In Asien sind Ural und Sibirisches Bergland die höchsten Regionen. In Kanada sind Teile der Rocky Mountains der Borealen Zone zuzuordnen.

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