Der spanische Rosenstock
Titel des Werkes: "Der spanische Rosenstock" - Diesen schenkt Lysander Oktavia, damit sie sich während seiner Abwesenheit immer an ihn erinnert. Es ist auch nicht ein Strauch wie andere. Auf dem Landgut, wo Lysander groß geworden ist, gibt es einen alten Schäfer, der versteht sich auf vielerlei Dinge, und an den hat er sich gewandt, hat sich von ihm die Kunst sagen und den Rosenstock zurichten lassen. Die Erde in die er steht, ist mit Haaren und Nägelabschnitten von Lysander vermischt, und die Wurzeln sind mit seinem Blut getränkt worden. Dazu hat der Schäfer noch allerlei andere Dinge mit ihm vorgenommen, er hat Zeichen in das Stämmchen geritzt und auch seinen Namen und sein Geschlechtswappen und den Stand der Planeten in Lysanders Geburtsstunde. Durch all dieses ist eine solche Verbindung zwischen dem Leben des Rosenstocks und seinem Leben zustandegekommen, dass das eine zum Abbild des andern geworden ist. Fängt er an zu welken und an seiner Lebens-kraft zu verlieren, so wird das ein Zeichen sein, dass Lysander in Gefahr und an seiner eigenen Lebenskraft bedroht ist. Blüht und treibt und gedeiht er aber, so muss sich Oktavia keine Sorgen um ihren Liebsten machen. Wenn er jedoch verdorrt ist, so soll sie nicht länger auf seine Rückkehr warten, denn dann wird er tot sein, und sie hat alle Freiheit, ihr Herz hinzuwenden wohin sie mag, einerlei wieviel Zeit noch bis zur Vollendung der sieben Jahre fehlen. Tritt dieser Fall ein, so soll sie aus dem Holz des Stämmchens einen Rosenkranz arbeiten lassen und für seine Seele beten. Wenn sie ihm einen Brief schicken will, soll Oktavia ihn verbrennen und die Asche in die Erde des Stockes mischen. Und jeden Monat ein-mal, wenn der Mond seine vollkommene Gestalt erreicht hat, soll sie den Rosenstock ans offene Fenster, so dass der runde Mond ihn anscheint. Lysander wird um diese Zeit zum Monde hinaufsehen, und so wird eine Verbindung sein zwischen Oktavia und ihm.
Art des Werkes: Erzählung:
Fabeck erzählt Christine eine Geschichte = die Liebesgeschichte von Oktavia und Lysander = Kernhandlung
das Werk ist sehr kurz gehalten und einfache geschrieben
einfacher Aufbau der Erzählung - der Autor schweift immer wieder von der Kernhandlung zu Rahmenhandlung.
Orte der Rahmenhandlung: dunkler Park - Parkwiesen - ein Hügel mit einem steinernen Tempelchen im griechischen Geschmack Orte der Kernhandlung: Hof des Herzogs - Schlossgarten - Boot - Insel - Gemächer des Schlosses - Zimmer von Oktavia
Zeit der Rahmenhandlung: Vorabend der Abreise von Fabeck
Zeit der Kernhandlung: über sieben Jahre - Zeit zwischen dem Kennenlernen von Oktavia und Lysander und Lysanders Abwesenheit für sieben Jahre.
Nacherzählung des Werkes:
Fabeck, der für eine längere Zeit seine Liebste, Christine, verlassen muss, erzählt ihr noch einmal eine Geschichte. Diese handelt von Lysander, einem unbegüteten und jungen Mann und der jüngsten Tochter des Herzogs Oktavia. Lange Zeit dient er ihr, ohne dass sie es merkte; endlich beginnt sie ihn von anderen auszuzeichnen, doch geschieht dies sehr unauffällig und nur ihm allein wahrnehmbar. Einmal fassen sie sich ein Herz zueinander. Dies ist auf einer Lustfahrt, die der Herzog, fremden Gästen zu Ehren, mit seinem ganzen Hofstaat unternimmt. Auf diesem Ausflug gestehen sich beide ihre Liebe, und treffen sich einander so oft es nur geht heimlich im Park. Lysander war durch sein Leben am Hofe von den Verhältnissen des Herzoghauses gut unterrichtet. Darum machte er sich Hoffnung, er werde Oktavia von ihrem Vater erhalten können, wenn er in dem Stande zurückkehre, den er sich vorgesetzt hatte. Er will in ein sehr entferntes Land, in das viele Leute sich begaben, namentlich jüngere Söhne, die daheim kein eigenes Erbteil zu erwarten hatten.Vor seiner Abreise gibt ihr Lysander einen spanischen Rosenstock der sie immer an ihn erinnern soll. Sieben Jahre möge sie auf ihn warten und erst dann einen anderen heiraten. So wie der Rosenstock aussieht, so ist auch Lysanders Zustand. Am Tage der Apostel Peter und Paul machte er sich auf in das fremde Land und Oktavia begann die Tage bis zu seiner Rückkehr zu zählen. Im dritten Jahr nach Lysanders Aufbruch kommt an den Hof ein Geschwisterpaar, das durch eine sehr entfernte Verwandtschaft mit dem Herzogshause verbunden ist. Der Bruder heißt Filenio und die Schwester heißt Clelia. Weil sie daheim nur eine sehr schmales Erbteil hatten, darum wollte der Herzog ihnen eine Versorgung zu-wenden, und so gab er Filenio die Stelle, die vordem Lysander innegehabt hatte, und gesellte Clelia als Gefährtin und Begleiterin seiner Tochter Oktavia zu. In kurzer Zeit gewann Filenio Oktavia lieb und hätte sie gern zur Frau gewonnen; doch diese verstand seine Annäherungsversuche nicht. Nun ereignete es sich ein Jahr später, dass ein Markgraf, ein reicher und verwitweter Mann in vorgerückten Jahren, der vor langer Zeit des Herzogs Bundesgenosse in einem Kriegszug gewesen war, diesem eine Botschaft schickte: er wolle ihn gern besuchen und mit ihm von jenen früheren Zeiten reden. Es sollte wieder eine Fuchsjagd abgehalten und eine Reihe festlicher Tage auf dem Wasser verbracht werden. Bei diesen Ver-anstaltungen wünschte der König Oktavias Gegenwart. Darüber war diese sehr erschrocken, denn bisher war es noch nie geschehen, dass sie sich auch nur für einen Tag von ihrem Rosenstock getrennt hätte; auch fiel in die Zeit dieser Wasser
festlichkeiten gerade der Vollmond. In solchen Besorgnissen dünkte es sie endlich der gewisseste Ausweg, Clelia in ihr Vertrauen zu ziehen. Natürlich erklärt sie sich bereit ihr zu helfen. In einem Brief erklärt sie ihrem Bruder, der teil an dem Aus-
flug nimmt warum sie nicht mitkommen konnte. Währenddessen suchte und wählte sie, ohne zu ermüden, voller Umsicht und Heimlichkeit, bis sie den Rosenstock gefunden hatte, der dem in Oktavias Zimmer am ähnlichsten war. Dann riss sie diesen aus dem Kübel und pflanzte den andern hinein. In das Stämmchen diese neuen Stockes spritzte sie eine gewisse, langsam wirkende Säure, die mit Sicherheit sein Verdorren heraufführen musste. Den ausgerissenen Stock, an dem, von zahllosen feinen Würzelchen gehalten, die alte Erde unverstört haftete, trug sie hinaus und warf ihn in eine öde, abgelegene Gartenecke. Das geschah in der Nacht des Vollmondes. Währenddessen fand bei Oktavias Fest eine Fuchsjagd statt. Bei der Gelegenheit besuchte sie die Insel auf der ihr Lysander das erste mal entgegengetreten war. Sie hoffte dadurch ein bißchen mehr Ruhe zu erfahren. In der Frühe des nächsten Tages liess der Herzog seine Tochter zu sich rufen und eröffnete ihr, der Marktgraf habe um ihre Hand angehalten. Oktavia war den Tränen nahe. Sie erklärte ihrem Vater, dass sie gelobt habe, einstweilen im jungfräulichen Stande zu bleiben und sich keinesfalls früher einem Manne zu ver-binden als am Tage der Apostel Peter und Paul, von jetzt in drei Jahren. Der Vater nahm dies zur Kenntnis und liess seine Tochter gehen. Als sie ihren geliebten Rosenstrauch wieder zu Gesicht bekam, schien er ihr armselig und verändert. Sie versuchte an Lysander zu schreiben, aber sie fühlte, dass die Worte ihr nicht zu Gebote waren und dass sie schief und undeutlich wurden, kaum dass sie auf dem Papier standen. Und sie konnte sich auch plötzlich nicht mehr vorstellen, wie denn ein verbrannter Brief etwas mit Lysander zu tun haben sollte. So gab sie es auf. Oktavia gab Lysanders Leben verloren. Sie löste den Rosenstock aus der Erde, um aus seinem Holz einen Rosenkranz arbeiten zu lassen. Aber das Holz war faul, zerfressen und stinkend; so blieb nichts, als es in den Kamin zu werfen. In dieser nächsten Zeit kamen manche junge Männer an den Hof, die gern um sie geworben hätten. Aber sie erschien ihnen so schwermütig und unzugänglich, dass sie bald ihre Wünsche fallen liessen. So wurde es deutlich,dass sie zuletzt den Marktgrafen werde nehmen müssen. Auf einem ihrer Gänge durch den ausgedehnten Schloss-garten war sie an einer abgelegenen Stelle an ein Rosengebüsch geraten, das sie früher nie wahrgenommen hatte. Es war ein spanischer Rosenstrauch, und seine Blüten erinnerten sie auf eine wunderbare Art an Lysanders Rosenstock. Diese mächtige Laube wurde nun für Oktavia das liebste Ziel ihrer Gänge. Allmählich sänftigte sich Oktavias Trauer um Lysander, und sie fand Gefallen an der ritterlichen und zarten Art, mit der Filenio ihr diente. Und als sich der Tag näherte, an dem dem Marktgrafen seine Zusicherungen gemacht worden waren, vertraute Oktavia auf die Klugheit und Erfahrung Clelias, und stimmte dem Plan, der Flucht der dreien, zu. Aber die zwei Geschwister warteten vergeblich an der vereinbarten Stelle auf Oktavia. Diese war nämlich noch einmal zurück zu ihrer Rosenlaube gegangen, die sich liebevoll und sanft um sie schmiegte. Als Lysander am Hafen ankam bekam er kein Schiff mehr und so ließ er all sein Gefolge und ergatterte doch noch einen Platz auf dem Schiff des Marktgrafen, der ja auch zu Oktavia wollte. Die Rosenlaube öffnete sich vor Lysander und gemeinsam gingen sie vor den König um endlich ihre Liebe bekannt zu geben. Aus dem Rosenholz wurden zwei Rosenkränze gemacht, später eine Wiege und zuallerletzt zwei Särge und Kreuze. Aus dem Rosengebüsch wurde ein ganzer Rosengarten.
Problem des Werkes: Meiner Meinung nach kann es bei diesem Werk eigentlich kein Problem geben, da das Werk weder eine Abfolge von tragischen Ereignissen noch eine Kettenreaktion von Fehlern darstellt. Es wird hier ganz einfach nur eine Liebesgeschichte vorgestellt, die wie viele andere auch schon, Höhen und Tiefen zu überstehen hat. Aber genau das ist doch die Aufgabe der Liebe: zwei Menschen auf die Probe zu stellen, ob sie denn nun wirklich füreinander bestimmt sind. Das Problem kann also höchstens das Bestehen dieser Probe sein.
Ideen des Werkes: Wir sollten unsere Mitmenschen nicht nach der "die Guten ins Töpfchen die schlechten ins Köpfchen - Methode" auswählen; wie würden wir uns denn dabei fühlen uns Ziele im Leben setzen, die auch anderen zum Wohle gereichen. unsere Eltern lieben, schätzen und ehren; besonders aber sollten wir ihnen danken, dass sie uns zu guten, liebenswürdigen und hilfsbereiten Menschen erzogen haben nicht blind durchs Leben gehen, d.h. die Augen aufmachen und jedem Menschen eine Möglichkeit geben ihn näher kennenzulernen.
lernen anderen unser Vertrauen zu schenken und das von anderen anzunehmen. uns nicht gegenseitig belügen; denn erst durch Lügen und Unehrlichkeit kommt es zu Streit, Kummer und Leid.
anderen die Möglichkeit geben sich zu ändern und ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. zu unserem Wohl, die Karten offen auf den Tisch legen um sich Sicherheit und Gewißheit zu verschaffen.
mit anderen nicht einfach nur so umspringen, wie es uns gerade in den Kram paßt; denn schließlich würde uns das genau so wenig gefallen.
die Hoffnung nie aufgeben, besonders wenn es sich um jemanden handelt den man liebt bzw. um etwas woran man wirklich hängt
nicht versuchen ein junges Glück zu zerstören; denn wahre Liebe lässt sich nicht einfach so davonjagen.
versuchen jedem und überall zu helfen so weit es in unseren Kräften liegt.
gegenüber anderen nicht intrigieren, denn glücklicher werden wir sicher nicht davon. Ganz im Gegenteil: wir wollen immer mehr und so eine Einstellung hat schon manches mal zu einer mehr oder weniger großen Katastrophe geführt.
versuchen auf das Wort anderer zu vertrauen.
die Wünsche bzw. Träume unserer Mitmenschen respektieren.
gegebene Versprechen halten um andere nicht zu enttäuschen und sie nicht an uns zweifeln zu lassen.
Motive der handelnden Personen:
Fabeck: er erzählt Christine die Liebesgeschichte, um ihr den Abschied zu erleichtern. Es ist ein Vorwand, den er unternimmt um seinem Schicksal gegen-über gestellt zu werden.
Lysander: er geht in ein fernes und fremdes Land um Reichtum zu erwerben und somit Oktavia zur Frau zu bekommen.
Oktavia: sie möchte fliehen um den Marktgrafen nicht heiraten zu müssen, kommt aber von ihrem Rosenstock nicht mehr los (so sehr liebt sie Lysander).
Werte auf die uns der Autor hinweisen will:
Liebe Hoffnung Verständnis Aufopferung
Vertrauen Hilfsbereitschaft Geduld Treue
Freundschaft Ehrlichkeit Geborgenheit Glaube
Thema des Werkes: Die unzerstörbare ewiglebende nicht auszurottende Liebe zwischen zwei Menschen - der Glaube an den anderen hält uns am Leben.
Personen:
Charakteristik der Hauptpersonen:
Lysander: Er lebt unbegütet und als junger Mann an einem Hof eines gewissen Herzogs. Aufgewachsen ist er auf einem Landgut bei einem Schäfer. Ihn erfasst eine heftige Leidenschaft für die jüngste Tochter des Herzogs, Oktavia. Lange Zeit diente er ihr, ohne dass sie es merkte. Durch Jahre hat er ihr seine Liebe und Treue bewahrt und wünscht sich nichts sehnlicher, als dass ihm das mit gleicher Liebe und Treue vergolten werde. Um ihrem Vater als reicher und fürstlicher Mann gerecht zu werden, beschließt er in ein fernen Land zu reisen um dort all dies zu erreichen und Oktavia zu bekommen.
Oktavia: Sie ist die jüngste Tochter des Herzogs und verliebt sich nach einiger Zeit in Lysander. Sie ist ein ruhiger Mensch, der viel lieber seinen Gedanken nachhängt als sich an irgendwelchen Spielen zu beteiligen. Nur zu leicht lässt sie sich von ihren Gefühlen leiten und gerät darüber hinaus oft in Vergessenheit. Der Abschied von ihrem Liebsten fällt ihr sehr schwer, denn schließlich weiß sie nicht, wann sie ihn wieder sehen wird. Zum Abschied schenkt er ihr einen Rosenstock, der sie an ihn erinnern soll und ihr den gegenwärtigen Zustand des Liebsten zeigt; denn Lysander und derselbe sind durch eine besondere Gabe miteinander verbunden. Oktavias Gedanken sind seit seiner Abreise nur noch auf den spanischen Rosenstock gerichtet, wie sie immerdauernd auf Lysander gerichtet waren. Ja, im Anfang konnte es geschehen, dass sie plötzlich eine Sorge überfiel und eine heftige Sehnsucht, dann stahl sie sich unter irgendeinem Vorgeben von den andern fort und eilte in ihr Zimmer, um sich der unveränderten Lebenskraft und des unangefochtenen Reichtums der Rose aufs neue zu versichern. Denn dieser Rosenstock war nun ihr Leben; nur an ihm mass sie das Steigen und Sinken der Jahreszeit; in seiner Pflege hatte sie eine tägliche Probe ihrer Treue. Sie goss und beschnitt ihn, sie hielt ihn frei von Ungeziefer. Wenn sie ihn umpflanzte, so achtete sie sorglich darauf, dass von der alten Erde nichts verlorenging. Zur Zeit des Vollmondes rückte sie den Strauch an das geöffnete Fenster; dann sah sie auf die runde und glänzende Scheibe, und es dünkte sie eine Täuschung, dass sie je hatte glauben können, von Lysander getrennt zu sein. In solchen Nächten schrieb sie auch ihre Gedanken in einen Brief, verbrannte ihn an der Kerze und mischte die Asche unter die Erde, nahe der Wurzeln. Von aller Trauer um die Trennung von Lysander war sie frei geworden, sie war seiner gewiss,wie sie des Rosenstocks gewiss war, und weil er sich schön und frisch erhielt, darum war sie getrost und voller Hoffnungen. Als sich Filenio in sie verliebt, wird sie dessen nicht gewahr, dass er sich um sie bemüht, und seine Anspielungen versteht sie nicht. Als nun der Tag der Wasserfestlichkeiten kam, und Oktavia sich das erste mal von ihrem Stock verabschieden musste, wurde ihr Herz ach so schwer. Sie malte sich aus, wie Lysander, der vielleicht von Widerwärtigkeiten, Gefahren und Kämpfen aller Art angefochten wurde, sich aus dieser begegnungshaften Verbindung im Schein des Vollmondes einen geheimnisvollen Trost erwartete. Am meisten aber fürchtete sie die eigene Angst. Wie sollte sie ruhig sein können, wenn sie nicht, wie bisher an jedem Tage seit Lysanders Abreise, sich von dem Zustande des Rosenstockes und damit von Lysanders getreuem und unverstörten Leben zu überzeugen vermochte?
In solchen Besorgnissen dünkte es sie endlich der gewisseste Ausweg, Clelia in ihr Vertrauen zu ziehen. Die tägliche Botschaft war Oktavias Tröstung in den unruhigen, lärmigen und verwirrenden Tagen dieser Woche; einer solchen Tröstung aber bedurfte sie sehr dringlich, denn es war ihr zumute wie einer Ver-bannten und einer Verfolgten. Besonders fürchtete sie sich vor dem Marktgrafen, vor seinem dicken Bauch, seinem langen Bart und seiner dröhnenden Stimme, obwohl sie einräumen musste, dass er ein gutmütiger und ehrenhafter Mann war. Und nur, wenn der Marktgraf mit ihrem Vater auf Wasservögel jagte, konnte Oktavia sich für Stunden sicher fühlen. Auf einer Fuchsjagd erst, bemerkte sie wie fürsorglich und aufmerksam sich Filenio um sie kümmert, besonders wenn es um den Marktgrafen ging. Zurück von den Festlichkeiten schien ihr der Rosenstock armselig und verändert: aber so sehr war sie selber um alles Gleichgewicht ihres Herzen gekommen,dass sie nicht zu erkennen vermochte,worin diese Veränderung bestand. Sie konnte sich auch plötzlich nicht mehr vorstellen, wie denn ein verbrannter Brief etwas mit Lysander zu tun haben sollte. So gab sie auf. Oktavia versuchte alle gärtnerische Kunst und pflege, aber der Stock starb ab. Sie gab Lysanders Leben verloren. Es ist nicht nötig, von ihrem Seelenzustand zu sprechen. Nur dies soll gesagt werden, dass sie eine Schuld an dem Geschehen in sich selber suchte. Ihre Leiden mehrten sich dadurch, dass sie zu niemanden von ihnen sprechen konnte. Auf einem ihrer Gänge durch den Schlossgarten hat sie einen wunderschönen Rosenstrauch gefunden, der sie auf eine besondere Art an den von Lysander erinnerte. Sie empfand hier eine Geborgenheit und einen Frieden des Geistes und wunderte sich immer wieder, wie dieses Gesträuch bisher ihrer Aufmerksamkeit nur hatte entgehen können. Allmählich auch, fand sie Gefallen an der ritterlichen und zarten Art, mit der Filenio ihr diente. Als nun der Zeitpunkt erreicht war, an dem dem Grafen die Zustimmungen gegeben worden waren, beschlossen die drei Freunde zu fliehen; doch Filenio und Clelia warteten vergeblich auf Oktavia. Sie war bei ihrem wiedergefundenen Rosenstrauch und wartete auf ihren Lysander, der schon bald auftauchen sollte.
Charakteristik der Nebenpersonen:
Fabeck: Er ist ein junger Mann und Dichter - verliebt in Christine - er hat die Gewohnheit, Geschichten zu erzählen, und am liebsten erzählt er sie Christine - oft
nehmen seine Erzählungen von Märchen, Sagen oder geschichtlichen Vorfällen ihren Ausgang, andere schöpfte er gänzlich aus seiner Eingebung - doch schreibt er diese Geschichten nie auf - die Geschichte die er Christin erzählt ist nur ein Vorwand für ihrer beider Schicksal; denn schließlich muss auch er seine Geliebte für eine Zeitlang verlassen - die Parallele zum Erzählten sehen wir besonders gut im Schluß, wo sich Christin bereits bei Tempel verabschiedet - genau wie Oktavia von Lysander im Garten - obwohl sie sich noch einige male sehen.
Christine: Ein junges Mädchen - verliebt in Fabeck - Parallelgestalt zu Oktavia - möglichweise trifft sie das selbe Schicksal wie sie - versteht die Geschichte von Fabeck sehr gut und setzt sie sogleich in die Tat um - beim Abschied.
Filenio: Junger Mann - Bruder von Clelia - gehört keinem regierenden Geschlecht an - sehr entfernt mit dem Herzogshause verwandt - weil sie nur ein schmales Erb-teil hatten bemühen sie sich um eine Art "Arbeit" am Hof - er bekommt die Stelle zugeteilt die Lysander früher innehatte - verliebt sich bald in Oktavia - will sie zur Frau, aber sie versteht seine Annäherungsversuche nicht - er fürchtet sie zu erschre
cken, wenn er in seinen Werbungen mit grösserer Dringlichkeit vorgehe - in seiner Ratlosigkeit bespricht er sein Problem mit Clelia - ist seiner Schwester sehr zugetan - Filenio kümmert sich sehr ritterlich und zart um Oktavia.
Clelia: Junges Mädchen - Schwester von Filenio - Gefährtin von Oktavia - pflegt ein gutes Verhältnis zu ihrem Bruder - rät ihm zur Geduld, wenn es um Oktavia geht - sie ist sofort entschlossen, Oktavias Wunsch zu erfüllen und sich um den Rosenstock zu kümmern - mit Rücksicht auf die Pläne ihres Bruders ist es ihr lieb, sich Oktavia zu verpflichten und so tief wie möglich in ihr Vertrauen zu gelangen - sie will auch erfahren was hinter dem Geheimnis der Rosen steckt - als sie dahinter kommt, schmiedet sie einen Plan um ihrem Bruder zum Glück zu verhelfen weiht ihn selber aber nicht ein - sie selber aber, unbedenklich-zielgewiss-entschlossen, machte sich an ihr Werk - voller Umsicht und Heimlichkeit suchte sie einen Stock, der dem von Oktavia am ähnlichsten sehe - riss den einen aus und pflanzte den anderen wieder ein - den Lysander-Stock warf sie unbekümmert in eine alte Gar-tenecke - zum Schluß sieht sie nur noch den einen Ausweg mit ihrem Bruder und Oktavia zu fliehen um dem Marktgrafen sozusagen zu entkommen.
Gruppierung der Gestalten:
1. Rahmenhandlung: Fabeck und Christine
2. Kernhandlung: Lysander - Oktavia - Herzog - Filenio - Clelia - Marktgraf
Form des Werkes
Aufbau des Werkes:
1. Fabeck erzählt seiner Liebsten Christine noch eine Geschichte bevor er zu gehen hat - die Liebesgeschichte von Oktavia und Lysander:
2. Oktavia und Lysander verlieben sich ineinander
3. Lysander muss in ein fernes unbekanntes Land reisen, um den Stand zu erreichen, den er sich vorgenommen hat
4. Ein Jahr später kommt das Geschwisterpaar Filenio und Clelia an den Hof - der Bruder verliebt sich in Oktavia
5. Drei Jahre später kommt der Marktgraf an den Hof und hält um die Hand der Herzogstochter an - diese vertröstet ihn auf drei weitere Jahre
6. Oktavia beschließt drei Jahre später zu fliehen um den Marktgrafen nicht heiraten zu müssen - doch da kommt Lysander zurück.
7. Fabeck und Christine nehmen Abschied von einander und denken gemeinsam an das Schicksal von Lysander und Oktavia und hoffen dass es ihnen nicht so ergehen wird, dass sie nicht so viel Leid durchstehen müssen.
Haupthandlung: die Liebesbeziehung zwischen Oktavia und Lysander
Nebenhandlung: Die Regentschaft des Herzogs
Parallelhandlung: Während Lysander für einen besseren Stand kämpft, versucht Oktavia ihren Alltag ohne ihn zu meistern.
Steigende Handlung: bis zum Höhepunkt
Höhepunkt der Handlung: der Marktgraf hält um die Hand Oktavias an
Fallende Handlung: nach dem Höhepunkt
Synthetische Handlung: Die Handlung wird zwar vor unseren Augen aufgebaut, (Fabeck erzählt sie Christine) aber sie ist eigentlich analytisch, da es eine Geschichte aus der Vergangenheit ist, die Fabeck erzählt.
Lockergebaute Handlung: siehe Orte
Rahmenhandlung: Fabeck und Christin müssen Abschied nehmen; er erzählt ihr noch ein letzten Mal für eine lange Zeit eine Geschichte =
Kernhandlung: Liebesgeschichte von Lysander und Oktavia
Keine Akteinteilung
Stil:
1. Werkstil:
a) Einordnung in die literarische Strömung: Realismus
b) Naturbeschreibungen: z. B. "Das gemähte Heu lag noch auf den Parkwiesen, und von ihm ging ein kräftiger und süßer Geruch aus." oder "Man war in geschmückten Barken den Fluß hinuntergefahren. Dieser verbreiterte sich sehr beträchtlich, je mehr es der Mündung zuging. Das Wasser floß träge. Mitten auf dem Flusse war eine breite Wasserstraße freigehalten; auf dieser fand der gewöhn-liche Schiffsverkehr statt, rechts und links aber zogen sich große Schilfwälder zum Ufer hin, und zwischen ihnen lief ein Gewirr schmaler Wasserpfade hin,..."
c) Grundhandlung = optimistisch
d) Haltung = neutral
2. Sprachstil:
a) Worte: einfach + zusammengesetzt
viele Adjektive: z. B.: Aus dem Flusse tauchte ein Stromgott hervor mit Seerosen und Binsenkraut im wirren Bart und im Kopfhaar. Er begrüßte die Gäste mit einer langen gereimten Ansprache.
Übertragung: Mond = runde und glänzende Scheibe
b) Satzstil: kurze Sätze
lange Phrasen nur durch viele Strichpunkte getrennt
keine Anführungszeichen bei den direkten Reden
Textwiederholung (siehe Besonderheiten)
Unterbrechung der Kernhandlung durch die Rahmenhandlung
Sentenzen: Seite 17:"Alle Zeit will gemessen sein, anders können wir Menschen nicht leben, das Ewige hat Gott sich allein vorbehalten."
Seite 59:"Vielleicht soll ein Tropfen Schuld in jedem Becher Liebe sein. Denn wohl erprobt sich die Liebe in der Treue, aber sie vollendet sich erst in der Vergebung."
Besonderheiten des Werkes:
1. Keine Anführungszeichen bei den direkten Reden - nur durch Beistriche geteilt.
2. Textwiederholung:
Seite 7-8: "Das gemähte Heu lag noch auf den Parkwiesen, und von ihm ging ein kräftiger und süßer Geruch aus. Vom Parkweiher kam das Quaken der Frösche. Sonst war nur fernes Hundegebell vernehmbar. Ab und zu hörte man auch das Knirschen von Schritten auf dem Kies der Wege, dann wurde es wieder still."
Hier geht es um Fabeck und Christine, hier um Oktavia und Lysander.
Seite 17: "Das gemähte Heu lag noch auf den Parkwiesen, und von ihm ging ein kräftiger und süßer Geruch aus. Vom Parkweiher kam das Quaken der Frösche. Sonst war nur fernes Hundegebell vernehmbar, denn die Musik schwieg, und der übrige Lärm des Festes drang nicht bis hierher."
Das Fettgedruckte ist der einzige Unterschied der sich aus der Situation erklärt. 3. Die Kernhandlung wird andauernd von der Rahmenhandlung unterbrochen:
Seite 33, 49 u. 55 - der Autor zeigt uns die Parallele zu Fabeck und Christine. Unterbrochen wird die Kernhandlung immer dann, wenn sich etwas besonders einschneidendes ereignet hat; z. B. Lysander reist ab, der Rosenstock stirbt ab,...
Würdigung des Werkes: In fünfzehn Sprachen übersetzt, gehören die Werke von Werner Bergengruen, welche in einer Gesamtauflage von über fünf Millionen Exemplaren verbreitet sind, zu den meistgelesenen Büchern der neueren deutschen Literatur. Diese Liebesgeschichte gehört damit zu den erfolgreichsten Werken.
"Was uns an dieser Erzählung fasziniert, ist nicht nur der Liebreiz der Handlung, sondern auch der Zauber einer Sprache, welche erzählerische Fülle und stilistische Prägnanz zu verbinden weiß." Neue Zürcher Nachrichten
"Werner Bergengruen ist einer der wenigen Schriftsteller deutscher Sprache, bei denen Handwerk und Kunst eine Einheit bilden und zu jener Selbstverständlichkeit zusammengeschmolzen sind, die erst den wahren und tiefen Genuß erlaubt."
Die Weltwoche, Zürich
Persönliche Stellungnahme:
1. Warum habe ich das Werk gelesen? - Wenn ich etwas gern lese, dann sind das Werke die von der Liebe handeln. Aus diesem Grund bat ich meine Deutschprof. mir ein geeignetes Werk über die Sommerferien zu empfehlen. Und ich bin wahrlich begeistert von ihrer Wahl.
2. Was hat mir persönlich das Werk gesagt? - Eigentlich hat es mir gesagt, dass ich niemals an der Liebe zweifeln darf; denn wenn sie wirklich da ist, habe ich nichts zu befürchten, weder verletzt zu werden noch meinem Partner Leid zuzufügen. Und uneigentlich bin ich der Meinung von Fabeck und Christin. Er erkennt, dass diese Geschichte nur ein Vorwand war: "Siehst du, in der Schule hat man die sicherlich gesagt, falsche Vorwände gebe es nicht, und darum dürfe man diese Wendung auch nicht Sprechen brauchen oder gar im Aufsatz niederschreiben, denn Vorwände seien notwendig immer falsch, weil ein richtiger Vorwand nicht gedacht werden könne. Aber ich meine nun (ich auch), alles, was ein Mensch unternimmt, das ist für ihn ein Vorwand, um seinem Schicksal gegenübergestellt zu werden. Das möchte ich denn richtige Vorwände nennen. Und seinem Schicksal soll der Mensch gegenübergestellt werden zu einer Bewährung oder Beschämung oder damit Kräfte und Besinnungen in ihm aufgerufen werden, die vorher nicht da oder doch nicht bewegbar waren."
3. Kritik-was gefällt mir und was nicht!- Das Werk hat mir außerordentlich gut gefallen, weil es besonders einfach und klar verständlich geschrieben hat. Zudem kommt noch, dass mich Erzählungen oder Romane die von der Liebe handeln sehr fesseln und an sich zu reißen versehen. Eben weil es in dieser Erzählweise geschrieben ist, muss ich gestehen, dass ich sehr viele Stellen aus dem Werk in meine Besprechung aufgenommen habe. Aber es war wirklich schwer zu wider-stehen. Das Buch hat ein Ende das man eigentlich schon am Anfang sich denken kann, aber eben das mag ich so daran: du kannst unbeschwert lesen, und weißt, so viele Hindernisse auch noch kommen mögen, sie finden doch zueinander.
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