Der G'wissenswurm
Allgemeine Einführung:
Titel: Der Titel weißt auf die Hauptgestalt Grillhofer hin, der ein schlechtes Gewissen hat, weil er vor fünfundzwanzig Jahren seine bereits verstorbene Frau betrogen hat.
Art: Bauernkomödie.
Ort: Auf dem Hof von Grillhofer und Polter.
Zeit: Lebzeiten Anzengrubers zwischen 1839 bis 1889;
Handlungsdauer: ein Tag.
Entstehung: Uraufführung in Wien am 19.9. 1874 im Theater an der Wien.
Inhaltliches:
Inhalt:
Grillhofer, ein älterer, reicher Bauer hatte vor einem halben Jahr einen Schlaganfall, von dem er noch nicht genesen ist. Er kann seitdem nur mühsam mit einem Stock gehen. Der kranke Bauer sucht einen Erben für sein großes Gut, um das sich sein Schwager hinterlistig bemüht. Scheinheilig macht Dusterer den naiven Bauern auf eine Sünde aufmerksam; denn Grillhofer hatte vor fünfundzwanzig Jahren ein Verhältnis mit seiner Dirne, der Rieseler Magdalener. Grillhofer bereut die Untreue gegenüber seiner bereits verstorbenen Frau zutiefst; doch sein Schwager redet ihm ein, dass ihn Gott in die Hölle verbannt, wenn er sein Gut nicht einem armen Mann wie ihm vererbt. Aus Angst vor dem Gericht Gottes willigt er in den Vorschlag ein; doch als er von seinem Fuhrknecht den Wohnsitz der Reisler Magdalen erfährt, besucht Grillhofer seine ehemalige Dirne, um sie als Erbin für sein Gut zu holen. Sie verweigert aber ein Gespräch mit Grillhofer und erwähnt, dass vor fünfundzwanzig Jahren eine gemeinsame uneheliche Tochter das Licht der Welt erblickt hat; das Kind aber nicht selbst erzogen hat. Den Namen seiner Tochter erfährt Grillhofer erst aus einem Brief von der Horlacherin, der Adoptivmutter. Sogleich bestimmt Grillhofer seine Tochter, die Liesl, und ihren geliebten Wastl, ein Knecht, als gemeinsame Erben.
Ideen:
treu sein;
Menschenkenntnis pflegen;
seinen Besitz einer vertrauenswürdigen Person vererben;
sich nicht von anderen beeinflussen lassen;
nicht voreilig handeln;
nach bestem Gewissen handeln;
sich nicht vom Schein täuschen lassen;
den christlichen Glauben nicht ausnützen;
vernünftig sein;
nicht nur an das Geld, sondern auch an die Mitmenschen denken;
den Sinn des Lebens nicht im Reichtum sehen;
nicht geizig sein;
die wesentlichen Werte im Leben anstreben;
die inneren Werte beachten;
jedes Kind ist ein Geschenk.
Problem:
Die Unwissenheit von Grillhofer über den christlichen Glauben.
Konflikte:
äußere:
Wastl Dusterer: Wastl erkennt die Absichten von Dursterer und beginnt mit ihm stets wegen seiner Scheinheiligkeit zu streiten.
Leonhardt Dusterer: Leonhardt erzählt Grillhofer von der Riesler-Magdalena, die in der Nähe auf einen Bauernhof lebt. Dusterer befürchtet nun von Grillhofer enterbt zu werden.
Riesler- Magdalena Dusterer: Dusterer fragt die Riesler-Magdalena nach dem Namen ihrer unehlichen Tochter.
innere:
Grillhofer: Er hat Angst vor dem Gericht Gottes, aufgrund seiner Untreue gegenüber seiner Ehefrau. Grillhofer verzweiflet an seiner Krankheit und schließt eine Genesung völlig aus.
Wastl: Er fühlt sich zutiefst verletzt, weil Liesl ihn ausgenutzt hat.
Motive:
Grillhofer:
Er lässt sich von seinem Schwager beeinflussen, weil er befürchtet in die Hölle zu kommen. Er will die Riesler-Magdalena als Erbin aussprechen um seinen Fehler vor 25 Jahren auszubesser.
Dusterer:
Er besucht Grillhofer jeden Tag, damit er den Hof erbt.
Riesler-Magdalena: Sie verhält sich Grillhofer gegenüber barsch und unfreundlich, weil sie ihren Fehler vergessen möchte.
Thema:
Erbschleicherei;
Liebe;
Geld.
Werte:
Liebe;
Ehrlichkeit;
Dankbarkeit;
Versöhnung;
Höflichkeit;
Menschlichkeit;
Zufriedenheit;
Menschenkenntnis;
Selbstbewußtsein;
Glaube,
Reue.
Personen:
Charakteristik der Hauptgestalten:
Grillhofer:
Grillhofer ist ein reicher verwitweter Bauer, der vore inem halben Jahr eine Schlaganfall erleidet hat und seitdem nur mühsam mit einem Stock gehen kann. Der ältere Mann faßt keinen Lebensmut, sondern redet stets vom Sterben und uscht einen geeigneten Erben für sein großes Gut. Der Schwager, Dusterer, der sich vor dem Schlaganfall nicht um Grillhofer gekümmert hat, besucht ihn jeden Tag. Gemeinsam beten sie um ein erfülltes Leben im Himmel; denn Grillhofer befürchtet von Gott in die Hölle verbannt zu werden; weil er vor 25 Jahren seiner schwer kranken Frau untreu gewesen ist. Grillhofer hat wegen der Sünde ein schlechtes Gewissen und lässt sich deshalb von Dusterer überreden als Buße seinen Besitz einem armen Menschen, wie ihn zu vererben. Doch als Grillhofer zufällig von seiner Tochter, die Horlacher-Liesl erfährt, erkennt er die List seines Schwager und ernennt seine Tochter zur Erbin.
Aus der Handlungsweise erkennt der Leser, dass Grillhofer ein naiver Mensch ist, der aber seine Fehler bereut und versucht sie vor dem Tod auszubessern; damit er vor dem Gericht Gottes als guter Mensch anderkannt wird. Meiner Meinung nach hat Grillhofer grundsätzlich ein gutes Herz; denn er war stets ein arbeitsamer Bauer, der seien Knechte nicht unterdrückt, sodner ihnen gegenüber Dankbarkeit zeigt. Aud em Grun dist er auch unter seinen Dienern beliebt. Weiters versucht er jeden Streit zu vermeiden und befindet sich leidenschaftlich in humorvoller Gesellschaft. Grillhofer schätzt vor allem die Ehrlichkeit und die übrigen inneren Werte. Der Bauer führt ein äußerst derbe Sprache.
Charakteristik der Nebengestalten:
Wastl:
Jung; ledig; Knecht von Grillhofer; war voher in Ellersbrunn, wo er sich in die Horlacher-Liesl verliebte; sie spielt mit seinen Gefühlen und Wastl ist sehr verletzt; einige Jahre später führen sie eine glückliche Beziehung und er sieht einen Sinn in seinem Leben; schlauer Knecht; versucht Grillhofer auf die Absichten von Dusterer aufmerksam zu machen; streitet viel mit Dursterer kann seine Scheinheiligkeit nicht leiden; freut sich über die Enterbung von Dusterer; versteht sich mit Grillhofer gut und gehorcht ihm; die beiden singen gerne und sind gerne in einer lustigen Gesellschaft.
Dusterer:
Armer Bauer; verheiratet; fünf Kinder; er sit en hinterlistiger Mann; besucht Grillhofer nach seinem Schlaganfall täglich, um sein Gut zu erben; er nützt den christlichen Gauben aus, um Grillhofer ein schlechtes Gewissen einzureden; Geld ist für ihn das Wichtigste; jähzornig; scheinheilig; eigennützig; tinkt gerne.
Poltner:
Siebzig Jahre alt; graue Haare und dunkle Augenbrauen; Bauer; verheiratet mit der Riesler-Magdalener; zwölf Söhne; an rauhe Sitte gewöhnt; gehorcht seiner Frau; er hilft seiner Frau beim Stricken; nicht selbstbewußt; fleißig; trinkt gerne; bekommt kein Geld von seiner Frau um ins Wirtshaus zu gehen.
Riesler-Magdalena:
Ehefrau von Poltner; Mutter von zwölf Kinder; hat eine uneheliche Tochter; sie hatte vor 25 Jahren ein Verhältnis mit Grillhofer; gab ihr Kind weg; selbstbewußt; temperamentvoll; jähzornig; barsch.
Leonhardt:
Fuhrknecht von Grillhofer; breites Gesicht; verrät Dusterer; selbstbewußt; trinkt leidenschaftlich gern; humorvoll.
Rosl:
Ältere Magd von Grillhofer; verpflegt den Bauern und kocht für ihn und seine Knechte; versucht ihn aufzumuntern und einen Sinn im Leben zu vermitteln; selbstbewußt; zuvorkommend; freundlich; hilfsbereit.#
Form:
Aufbau der Handlung:
1.Akt:
Der leser lernt die Hauptgestalt und die Situation kennen.
Dusterer versucht Grillhofer zu beeinflussen; Wastl erklärt Grillhofer die Absichten von Dusterer; Wastl trifft Liesl.
2.Akt:
Grillhofer erzählt von seiner Sünde, die er vor 25 Jahren begangen hat.
Dusterer überzeugt ihn von seiner Meinung; Grillhofer besucht seine ehemalige Geliebte und erfährt, dass er eine uneheliche Tochter hat.
3.Akt:
Durch einen Zufall löst sich das Problem Grillhofer lernt seine Tochter kennen.
Allgemeines zur Handlung:
Haupthandlung:
Grillhofer sucht einen geeigneten Erben für sein großes Gut, um das sich sein Schwager scheinheilig bemüht. Durch Zufall lernt Grillhofer seine uneheliche Tochter kennen und übergibt ihr seinen Besitz.
Nebenhandlung:
Die Auftritte von Poltner und seinen Söhnen Natzl und Hans.
Parallelhandlung:
Während sich Wastl von Liesl mit einem Lied verabschiedet, singen Dusterer und Grillhofer ein Bußlied.
steigende Handlung:
Die Geschehnisse, bis Grillhofer den Brief von der Horlacherin erhält.
Höhepunkt:
Als Grillhofer den Brief liest.
fallende Handlung:
Die Handlung nach dem Höhepunkt - Liesl und Wastl erben den Hof.
analytische, streng gebaute Handlung.
Prolog:
Die Knechte und Mägde singen ein Lied über die Sonne, die die Menschen bräunt.
Epilog:
Liesl und ihr Vater singen dem Dusterer ein Schlußlied als Lehre.
Akteinteilung.
Stil:
Werkstil:
Realismus;
Rückblendung Grillhofer erzählt, dass er vor 25 Jahren seiner Frau untreu war;
lyrische Stellen Lieder, z.B. das Schlußlied;
akustsiche Elemente im dritten Akt donnert es.
Sprachstil:
einfach, verständliche Sprache;
Mundart;
viele Zeitwörter;
meisten fehlen die Personalpronomen in den Sätzen;
Fremdwörter Postille;
lateinische Ausdrücke ad libitum:
derber Stil Umgangssprache;
Besonderheiten:
Anzengruber hat die Komödie in Dialekt geschrieben;
Häufig fehlen Artikel und Personalpronomen in den Sätzen z.B. "auf'm Stubenboden wird er's nit liegen lassen haben."
Würdigung des Werkes:
Peter Rosegger bewundert die wirklichkeitsgetreue Personengestaltung.
Von der Kritik wurde das Stück fast einhellig in die Reihe des besten deutschen Lustspiels gestellt.
Die Lieder und Couples hat Adolf Müller vertont.
Stellungnahme:
Mir hat das Werk sehr gut gefallen, weil es sehr wirklichkeitsgetreu ist.
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