Das Schloss
Das Schloß erblickt Josef K. am Ende einer langen Wanderung durch eine fremde Winterlandschaft von fern wie eine Vision. Um in den Dorf, dass er nun betritt, ein Nachtquartier zu erhalten, gibt er sich als Landvermesser aus, der von der gräflichen Verwaltung angestellt wurde. Kaum hat er sich in der Gaststube des Brückenwirtshauses, wo man ihn wenig einladend empfing, niedergelegt, da erscheint der Sohn des Schloßkastellans und teilt ihm mit, dass niemand ohne die Erlaubnis der gräflichen Behörde übernachten dürfe; er habe das Dorfgebiet, dass zu der Schloßherrschaft gehört sofort zu verlassen. K. gebraucht noch einmal eine Notlüge, er habe eine Anstellung als Landvermesser, entschlossen, sich nicht mehr vertreiben zu lassen. Zu seinem größten Erstaunen erfährt er, als der Sohn des Kastellans telefonisch im Schloß rückfragt, dass es damit seine Richtigkeit habe.
Sofort ändert der Wirt sein Benehmen, er wird unterwürfig, und als gar noch der Schloßbote Barnabas erscheint und K. einen Brief des "Vor-tandes der zehnten Kanzlei", Klamm, überbringt, in dem dieser ihm seine Anstellung bestätigt, scheint alles in Ordnung. Aber unter den Bauern geht ein unterdrücktes Murren, dass sie keinen Landvermesser brauchen, und Josef K. merkt bald, dass das nur der Ausdruck einer bösen und unheimlichen Verachtung und Feindschaft dem Fremden gegenüber ist.
Nun beginnt sein von der Angst um seine Existenz getriebenes Bemühen, zu der Behörde im Schloß vorzudringen, die ihn brieflich angestellt hat. Alles ist vergeblich, wieder sind es nur die niederen Instanzen, die Unterkastellane und Untersekretäre, die ihn mit einer ungreifbaren, aber schrecklichen verordnenden und verbietenden Macht im Rücken, hinhalten, demütigen und erniedrigen. Schließlich wird ihm ein Art Gnadenbrot gewährt - er darf sich, mit einem hochmütigen, haßerfüllten Lehrer als Vorgesetzten, als Schuldiener betätigen. Die Herrschaft ihm Schloß thront in völlig unerreichbarer Ferne, darum versucht Josef K. wenigstens den Vorstand Klamm zu erreichen, um bei ihm seine Angelegenheit zu klären, aber auch das ist vollkommen aussichtslos.
Er sucht Hilfe bei Frauen. Das Schankmädchen Frieda aus dem Herrenhof, dem Gasthaus, in dem die Beamten des Schlosses wohnen, wenn sie ins Dorf kommen, wird seine Geliebte, aber sie hilft ihm, obgleich sie mit dem Vorstand Klamm ein Verhältnis hat (dieser tritt im Schauspiel nicht in Erscheinung), ebenso wie der Gemeindevorsteher und der Untersekretär Bürgel, die in seiner Sache nicht zuständig sind. Es stellt sich überhaupt heraus, dass niemand zuständig ist; das Schloß bedient sich für seinen Verkehr mit Josef K. nur des Boten Barnabas, der mit seinen beiden Schwestern Olga und Amalia einer verachteten Familie angehört, die fast so gemieden wird wie ein Fremder. Denn Amalia hat sich, ein unerhörter Vorgang unter den Frauen im Dorf, geweigert, die Geliebte eines der Schloßbeamten zu werden.
Auch hier geht Josef K. am Ende zugrunde, verworfen um einer metaphysischen Schuld willen, die er nie zu ergründen vermag. "Wer zeigt mir den Weg ins rechte Leben? Wer hilft meiner großen Not? Wohin mit mir, wohin? " - das ist Josef K. letzter Aufschrei, bevor das Bild des Herrenhof-Wirtshauses in den Friedhof überblendet, auf dem er gerade beigesetzt wird, als der Bote Barnabas eine Entscheidung in der Sache liefert: "Ein Wohnrecht hat er bei uns allerdings nicht. Das ging aus allen Akten zweifelsfrei hervor. Aber das Wohnrecht wird im nun, da seine Bewerbung so langdauernd, eifrig und fehlerfrei war, gnadenweise geschenkt und amtlich zugestanden."
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