Bahnwärter Thiel
"Bahnwärter Thiel" ist eine symbolhaft - naturalistische Novelle von bedeutender Sprachkraft. Sie zeigt die Gebundenheit eines einfachen, dumpf-triebhaften Bahnwärters an seine übermächtige Umwelt und sein zweites, grobsinnliches Weib. Dasselbe Stoffgebiet wurde später im "Fuhrmann Henschel" behandelt.
Die Novelle stellt in den Mittelpunkt den Bahnwärter Thiel, der seinen Dienst in einem kleinen Bahnwärterhaus in der märkischen Heide versieht. Nach zehnjähriger Ehe ist Thiels Frau im Wochenbett gestorben; nun muss er für den kleinen Tobias sorgen. Doch braucht er dazu wieder eine Frau, und so heiratet er die arbeitsarme Magd Lene, eine brutale, zänkische Frau, wie sich bald herausstellt. Thiel ist gutmütig, nachgiebig und ordnet sich seiner zweiten Frau unter.
Aus der zweiten Ehe geht ebenfalls ein Knabe hervor; damit beginnt für den kleinen Tobias eine Leidenzeit, denn die Stiefmutter misshandelt ihn des öfteren. Als Thiel einmal seine Familie zur Bestellung des Kartoffelackers, den er beim Wärterhaus gepachtet hat, mitnimmt und Tobias der besonderen Obhut der Frau überantwortet, weil er den Schnellzug abnehmen muss, geschieht das Unglück: Tobias wird vom Zug überfahren. Als man die Leiche des Kindes bringt, bricht Thiel zusammen; bald darauf findet man Lene und ihr Kind erschlagen auf. Thiel ist verschwunden.
Am nächsten Morgen findet man ihn auf dem Gleis sitzend, wo Tobias überfahren wurde. Er ist dem Wahnsinn verfallen und wird in eine Irrenanstalt eingeliefert.
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