Der böse Geist Lumpazivagabundus
Inhaltsangabe
Der böse Geist Lumpazivagabundus wird bei dem Feenkönig Stelaris von Mystifax und einigen anderen Zauberern angeklagt, weil er deren Söhne vom rechten Pfad der Tugend abgebracht hat. Stelaris lässt Lumpazivagabundus zu Wort kommen, doch dieser bereut keine seiner Taten, sondern gibt noch keck damit an und als Stelaris ihn aus dem Feenreich verbannt, lacht er nur, denn seine Opfer seien ihm für immer verfallen. Die Söhne der Magier lassen sich wie es sich herausstellt auch nicht durch Fortuna der Fee des Glücks, mittels Reichtümer bekehren, nur Amerosa die Fee der Liebe vermag den Bann des bösen Lumpazivagabundus zu brechen. Der Sohn des Mystifax, Hilaris ist durch die Liebe zu Fortunas Tochter Brillantine schon am besten Weg der Besserung, jedoch ist die eingebildete Fortuna strikt gegen diese Beziehung und zweifelt auch an der Macht Amarosas. Sie will die Leidenschaft der beiden sofort unterbinden, allerdings weist Stelaris sie darauf hin, dass dies nur unter einer Bedingung möglich ist. Fortuna soll unter Beweis stellen, dass auch sie dazu fähig ist, Lumpazivagabundus entgegen zu treten. Drei Sterbliche, die im Leben nicht gerade das große Los gezogen haben und durch ihre liederliche Lebensweise sich oftmals durch Betteln durchs Leben kämpfen müssen, werden von Fortuna auserwählt um durch ihre Fähigkeiten zu fleißigen und wohlhabenden Leuten zu werden. Hat sie Erfolg, so werden Hilaris und Brillantine für immer getrennt, erst wenn sich herausstellt, dass sie den Wohlstand, den Fortuna ihnen zukommen lassen will, verschwenden bis nichts mehr davon übrig ist, wie von Lumpazivagabundus angenommen wird, gibt Fortuna ihr Einverständnis zur Heirat von Hilaris und Brillantine.
Die auserwählten Fortunas sind, der Tischler Leim, der Schneider Zwirn und der Schuster Knieriem, der ein beträchtliches Alkoholproblem hat. Die drei begegnen sich auf dem Weg in die Stadt, dort lernen sie einander kennen und gehen gemeinsam in die Kneipe. Hier wird gezecht und gestanzt, insbesondere der Casanova Zwirn treibt es bunt. Knieriem ist zufrieden, wenn sein Krug voll Bier ist, und die Getränke gehen auf die Rechnung eines gewissen Herrn Fassel, der in der Lotterie tausend Taler gewonnen hat. Knieriem bedauert ihn allerdings, weil ihm die Zeit fehlt, das Geld zu investieren, denn er als Astronom glaubt, dass bald ein Komet die Erde zerstören wird. Leim kritisiert dies, weil diverse Professoren anderer Meinung sind und sie sollten es wissen. Doch Knieriem lässt von seiner Vorstellung nicht ab. Im Laufe weiterer Gespräche stellt sich heraus, dass Leim Liebeskummer hat und ein sehr liederliches Leben führt. Sein Herz gehört noch immer Peppi, der Tochter des Tischlermeisters Hobelmann. Ihr hat er, als er noch in der Lehre beim Tischler war, das Leben gerettet, so hat ihm der Meister die Hand seiner Tochter zugesichert. Jedoch ist Leim eine schreckliche Botschaft zu Ohren gekommen, dass Peppi den Wirt Strudel heiraten soll und da sie die einzige Tochter Hobelmanns ist, hat Leim seine Sachen gebackt und ist verschwunden. Zwirn kann den Liebeskummer Leims nicht verstehen, denn er kann es mit einer Frau alleine nicht aushalten. Die drei Gesellen erfahren noch vom Wirt Pantsch, dass am nächsten Tag die Verlosung von hunderttausend Talern stattfindet, bei der er schon so gut wie sicher gewonnen hat, weil seine Frau von der Losnummer geträumt hat. Fortuna lässt alle drei nachts von der gleichen Zahl träumen. Sie lautet 7359. Am Morgen laufen sie sogleich zum Händler, der zufällig gerade dieses Los noch besitzt und kaufen es. Sie gewinnen natürlich und teilen sich das Geld. Jeder der drei hat etwas anderes vor, so trennen sich ihre Wege. Doch sie wollen sich nach einem Jahr wieder in Wien beim Hobelmann treffen, um zu sehen was aus jedem geworden ist. Leim kehrt zum Hobelmann zurück um um die Hand seiner Tochter anzuhalten, was nun auch, unter anderem durch das Vermögen, dass er hat kein Problem mehr ist. In vier Wochen wird geheiratet. Zwirn leistet sich eine Hübsche Wohnung in Prag, doch durch seine Prahlerei verjuxt er sein ganzes Geld. Knieriem lässt den Alkohol auf seinen vielen Reisen fließen und verbraucht so sein ganzes Geld. Als sie sich nach einem Jahr wieder in Wien treffen sind Knieriem und Zwirn ziemlich heruntergekommen. Sie treffen Leim nicht an, sondern bekommen von ihm nur einen Brief, den ihnen Hobelmann vorlesen muss. Darin steht geschrieben, dass Leim im Sterben liegt und ihnen nur die beiliegenden hundert Taler Anreisegeld schenken kann. Doch die beiden wollen das Geld zu ihm zurückbringen. Er aber hat sich nur versteckt um zu sehen ob sie das Herz noch am rechten Fleck haben. Leim sellt ihnen seine Frau vor und sie wollen Knieriem bei ihnen behalten, damit er ein besseres Leben anfängt. Doch den beiden ist nicht zu helfen. Sie wollen ihr eigenes lumpiges Leben weiterführen. Da tritt Stelaris heran und verdammt die beiden in die Hölle. Somit hat Fortuna verloren und muss zugeben, dass Amarosa die stärkere ist, Hilaris und Brillantine sind in Liebe vereint. Amarosa hat auch die Söhne der anderen Zauberer bekehrt, und Stellaris ist ihr zu großem Dank verpflichtet. Sie will allerdings nur Zwirn und Knieriem in ihre Obhut nehmen. Nach einiger Zeit sieht man alle drei mit Frau und Kindern im selben Hause arbeiten.
Kritik
Das Buch spiegelt drei Charaktere wider, die es auch noch in unserer Zeit gibt, und die es immer wieder geben wird. Zum einen Leim. Er ist von Grund auf fleißig und auch fähig einen geregeltes Leben zu führen. Doch ist er ein Mensch, der immer alles sofort schwarz sieht, auch als er glaubt seine einzige Liebe sei für immer in festen Händen, hat er sofort keinen Sinn mehr im Leben gesehen und wollte es wegwerfen.
Zwirn will sein Lebe wiederum in vollen Zügen auskosten, wenn er auch nie das nötige Kleingeld hat, oder es nicht lange besitzt. Er kann es auch nicht lange an einem gleichen Ort aushalten. Er braucht immer neue Erlebnisse und neue Leute um sich um sich wohlzufühlen. Er wird es auf diese Art und Weise aber nie zu etwas bringen. Auch ihm würde nur die wahre Liebe etwas Standfestigkeit geben.
Knieriem stellt jenen Menschen dar, der durch ewiges Endzeitdenken keinen Sinn im Leben finden. Er lebt in den Tag hinein und kann sich keine Zukunft aufbauen. Er sucht wie viele Menschen Zuflucht im Alkohol, der seine verworrenen Zukunftstheorien nur noch schlimmer macht. Zu viel Glück ist für ihn nur noch eine Last, um die er sich vor dem Ende zu kümmern hat.
Man bemerkt, dass alle drei ohne einen Lebenspartner verloren sind. Einmaliges Glück kann mißachtet werden und genau das Gegenteil bewirken. Weiters zeigt die Erzählung im Fall Leim, dass durch bloßes Reden viele Probleme beseitigt werden können.
Am Ende des Buches überschlagen sich die Ereignisse und werden von einer Sekunde auf die andere immer unglaubwürdiger. Dieses Buch ist wie so viel andere der Zensur zum Opfer gefallen. Johann Nestroy wollte das auch zeigen und schrieb so diesen, überhaupt nicht zur Geschichte passenden Schluß. Er war ein Mann, der sich nichts gefallen ließ und wenn, dann konterte er. Er wollte zeigen, dass der Schluß nicht seinen Gedanken entflossen ist, sondern der Zensur zum Opfer fiel. Er wollte eine Grenze zwischen seinem Verlauf des Buches und dem Verlauf des ihm auferlegten ziehen, die auch unschwer zu übersehen ist.
Nestroy wurde am 7. Dezember 1801 in Wien geboren. Er war der Sohn einer höchst angesehenen Bürgerfamilie. Sein Vater war Hof- und Gerichtsadvokat gewesen. Kurze Zeit studierte Johann Nestroy Rechtswissenschaft, ohne recht Freude daran zu finden. Später versuchte er sich als Sänger. Schon bald konnte er bei der Zauberflöte mitspielen. 1825 bekommt er seine erste Sprechrolle in Brünn. 1827 verfasste er seine ersten eigenen Stücke. 1831 kommt er ans Theater an der Wien, wo er bis zu seinem Tod sesshaft gewesen ist. Die Uraufführung von Lumpazivagabundus fand am 11. Aprill 1833 statt, und Nestroy spielte persönlich die Rolle des Knieriem. Diese Aufführung war zugleich die gelungenste überhaupt. 1834 führt Nestroy noch ein Werk, basierend auf Lumpazivagabundus auf, welches jedoch durch wenig Begeisterung bald von den Bühnen verschwand.
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