Zum ewigen Frieden
Eine aufklärerische Schrift von I. Kant, geschrieben im Jahre 1781,die zum Ziele hatte, den Frieden unter den Staaten zu gewährleisten, sowie auch die Menschen in die Regierung einzubeziehen. Seine Gedanken und Erkenntnisse sind stark von der Epoche geprägt, aber stets auf seinem eigenen Gerüst des Denkens aufgebaut. Dieses kleine Werk ist nicht alleinstehend zu betrachten, sondern eher auf Kants ganze literarische Arbeit zu beziehen. Es bildet einen kleinen Stein in einem großen Haufen, direkt geschrieben nach seinen drei großen Lebenswerken, den drei Kritiken.
In diesem kleinen philosophischen Entwurf versucht Kant einen Weg zum ewigen Frieden zu finden. Er geht davon aus, dass dieser Weg nur über die Natur führt und schlussendlich nur durch Erhebung aus derselben gewährleistet werden kann.
Inhalt:
Das Werk enthält Präliminar- sowie auch Definitivartikel. Fortsetzend an die Artikel enthält es auch einen Abschnitt über die Garantie des ewigen Friedens, sowie einen Text, über die Misshelligkeit zwischen der Moral und der Politik und die Einhelligkeit derselben.
Den Anfang bilden die sogenannten Präliminarartikel, die lediglich Verbotsgesetze bilden. Sie haben den Zweck, den Zustand des Krieges aufzuheben, der dann in den Definitivartikeln gesichert wird. Um den Zustand des Krieges aufzulösen benötigt man diese sechs Artikeln, in denen vor allem die kriegsauslösenden Faktoren beseitigt werden, wie die stehenden Heere, die Staatsschulden oder auch der Kriegsverbrechen. In diesen Artikel versucht Kant immer wieder die Verbindung mit der Natur und mit ihr die Begründungen zu seinen Artikeln. Der Saat wird von der Sache zum eigenen Individuum und der Staat ist nicht mehr der Herrscher, sondern die Bevölkerung.
Präliminarartikel
1.Es soll kein Friedensschluss als solcher gelten, der mit dem geheimen Vorbehalt des Stoffes zu einem künftigen Kriege gemacht worden.
2.Es soll kein für sich bestehender Staat durch Erbung, Tausch, Kauf oder Schenkung erworben werden können.
3.Stehende Heere (miles perpetuus) sollen mit der Zeit ganz aufhören.
4.Es sollen keine Staatsschulden in Beziehung auf äußere Händel gemacht werden.
5.Kein Staat soll sich in die Verfassung und Regierung eines anderen Staats gewalttätig einmischen.
6.Es soll sich kein Staat im Kriege mit einem andern solche Feindseligkeiten erlauben, die das wechselseitige Zutrauen im künftigen Frieden unmöglich machen müssen: als da sind Anstellung der Meuchelmörder (percussores), Giftmischer (venefici), Brechung der Kapitulation, Anstiftung des Verrats (perduellio) in dem bekriegten Staat etc.
Definitifartikel
1.Die bürgerliche Verfassung in jedem Staate soll republikanisch sein.
2.Das Völkerrecht soll auf einem Föderalismus freier Staaten begründet sein.
3.Das Weltbürgerrecht soll auf Bedingungen der allgemeinen Hospitalität eingeschränkt sein.
Zum Abschluss geht Kant dann noch auf die Garantie des ewigen Friedens ein, in der er erkennt, dass es keine hundertprozentige Garantie geben kann. Auch kann man den Weg zum Frieden nicht erzwingen, sondern nur begünstigen. Eines legt er jedoch offen, dass der Weg zum ewigen Frieden nur über die Natur führt und ohne die Berücksichtigung derselben es gar keinen Frieden geben wird. Auch zur Ehrlichkeit in der Politik machte er sich Gedanken und sagte: "...obgleich der Satz :Ehrlichkeit sei die beste Politik, eine Theorie enthält, der die Praxis, leider! sehr häufig widerspricht: so ist doch der gleichfalls theoretische: Ehrlichkeit ist besser denn alle Politik, über allen Einwurf unendlich erhaben, ja die unumgängliche Bedingung der letzteren."
Interpretation
Um überhaupt einmal zum ewigen Frieden zu gelangen, beginnt Kant ganz am Anfang, bei der Bildung eines Staates. Der Staat, der auf einem Stück Boden von Menschen gegründet wird, ist zu Beginn eine Sache, denn der Boden bildet ja kein Individuum. So muss aber das Stück Boden, auf dem er gebildet wird, nicht durch Krieg oder Annexion angeeignet werden, sondern, durch den Frieden erworben werden. Denn würde man das Land unrechtmäßig erwerben, durch Krieg oder Gewalt, wäre die Zukunft unsicher, da er ein ständiger Zankapfel würde und der Weg zum ewigen Frieden wäre blockiert.
Wird der Staat nun gebildet, auf rechtmäßigem Boden, so befindet er sich noch im Naturzustand ,dh. dem Krieg und muss somit vom Naturzustand, was ihn zu einer Sache macht, erhoben werden, zu einem Individuum. Denn würde der Staat nie aus dem Naturzustand erhoben werden, so bestünde kein Vertrag mit dem ewigen Frieden, was unser Ziel ist und daher hätte niemand das Recht über Ihn (Staat) zu gebieten, denn der Regent ernennt keinen Staat, sondern der Staat ernennt ihn. Ist also der Staat noch im Kriegszustand ,also eine Sache, so kann er keinen Regent ernennen, denn er kann ja nicht entscheiden wie ein Individuum.
Ein weiterer Schritt in Richtung Individuum wäre dann die Beseitigung der stehenden Heere, denn sie provozieren den anderen ,und zwingen ihn noch mehr aufzurüsten, was zu einer Eskalation führen würde, was wir ja am eigenen Leibe erfahren "durften" in den Zeiten des kalten Krieges. Dieser Artikel ,der die Beseitigung der stehenden Heere vorsieht, ist nun bald 200Jahre alt ,aber gewinnt wohl immer mehr an Bedeutung, denn unzählige von Konflikten begannen durch die Ursache ,dass die Länder untereinander ein Wettrüsten starteten, das dann ins unermessliche führte. Solche Staaten nennt man Heeresmacht, die unzulässigste Macht auf dem ewigen Frieden darstellt. Der goldene Mittelweg bildet die Bundesmacht, die im Gegensatz zur Heeresmacht einen freiwilligen Wehrdienst hat. Die goldene Lösung wäre dann schlussentlich die Geldmacht, die sich bis heute nicht durchsetzte, denn welche Staaten haben keinen Schuldenberg? Unsere liebe Schweiz hat sich natürlich wieder einen eigenen goldenen Mittelweg erschlichen, denn obwohl wir eine Heeresmacht sind, da wir ja eine Wehrdienstpflicht haben, haben wir das Verbot der stehenden Heere in der Bundesverfassungen verankert. Ob das dann der richtige Weg zum Frieden ist, ist fraglich, denn das Ganze bildet ja einen Widerspruch, denn eine Heeresmacht hat ja stehende Heere, wie will sie sie dann verbieten?
Die Verschuldung, die in der heutigen Zeit mehr denn weniger Probleme hervorruft, baut Kant schon damals in den ewigen Frieden ein, denn die Verschuldung betrifft nicht nur den Staat, sondern auch die anderen, die somit genau gleich ins Verderben gezogen werden aus dem sich dann später ein Konflikt bilden könnte, der niemals mehr Frieden bringen würde.
Wurde nun der Staat durch Beachtung der oberen Punkte aus dem Naturzustande in ein Individuum umgewandelt, so ist das Ziel also dann, die Sicherung desselben. Denn solange der Staat ein Individuum bleibt, so ist der Weg zum ewigen Frieden frei.
Der erste Artikel enthält dann auch die Regierungsform. Die einzige Verfassung, die dem Ideal des ewigen Friedens entspricht, ist die republikanische. Durch sie haben die Staatsgenossen selber zu entscheiden ob nun Krieg oder Friede ist und haben somit die Konsequenzen selber zu tragen. Denn ist sie nicht republikanisch, so sind die Untertanen keine Staatsgenossen, und das Oberhaupt wäre dann Staatseigentümer. Ist nun das Staatsoberhaupt Eigentümer, so büßt er durch den Krieg nichts ein, dadurch ist es für ihn dann eine Art Lustpartie. Bei einer republikanischen Verfassung haben die Bürger die ganze Last des Krieges selbst zu tragen, wie etwa die Verwüstung, das Hungerleiden oder die Schulden, daher ist der Friede besser gesichert, denn wer will schon die Lasten des Krieges auf sich nehmen?
Republikanisch ist jedoch nicht demokratisch, denn die Demokratie ist die Form der Beherrschung, wie die Autokratie und die Aristokratie, republikanisch jedoch die Form der Regierung, nämlich die Absonderung der ausführenden Gewalt von der Gesetz gebenden, im Gegensatz zur despotischten, in der der Staat die eigene Vollziehung der Gesetze hat. Daher ist die Demokratie ein Depotism, da die Exekutive Gewalt gegründet wird und beschließt, was der Widerspruch des allgemeinen Willens mit sich selbst ist.
Persöhnliche Stellungnahme
Kants philosophische Überlegungen zum ewigen Frieden waren eine philosophische Glanzleistung. Er sah schon damals die Probleme der Zukunft und bezog sie in sein Werk ein .Ich finde es genial, wie er vor rund 200 Jahren sah, dass man die stehenden Heere abschaffen sollte, sowie auch mit den Staatsschulden nicht übertreiben sollte. Die Aktualität seines Buches hat in den letzten Jahren wohl eher zugenommen .Leider ist dieses literarische Werk nicht so bekannt, obwohl es eigentlich zur Pflichtlektüre aller Regierungsmänner und Frauen gehören sollte.
Zweifel dass seine Gedanken falsch waren, brauchen wir ja heute nicht zu haben, denn ich glaube man hat genug Beispiele, die seine genialen Überlegungen belegen. Die stehenden Heere, die heute die Atommächte sind, müssen heute nach und nach abgebaut werden, wie Kant es schon vor Jahren sagte. Der Unterschied ist nur, dass Kant rein aus den Gedanken zu diesem Schluss kommen konnte und wir nur knapp am kalten Krieg vorbeikamen.
Dass sich Kant zu seiner Zeit Überlegungen zum ewigen Frieden machte, war wohl kein bloßer Zufall. Immerhin wurden viele Völker oft in Kriege verwickelt, kaum war der eine durch einen Friedensvertrag beseitigt, fingen schon wieder neue an. So kam es, dass die Menschen immer mehr den Staat anzweifelten und somit auch die Friedensverträge die er aushandelte. So verloren die Menschen den Glauben an eine ehrliche Politik, sowie auch den an den ewigen Frieden. Dem versuchte Kant entgegenzuwirken indem er die Leute zu überzeugen versuchte, dass es einen ewigen Frieden geben kann. So suchte er in seinem Werk nicht nur nach dem ewigen Frieden, sondern auch nach der Regierungsformen sowie der Politik, die dahin führt.
Was für mich auch sehr interessant war, ist der Artikel über das einmischen in andere Regierungen. Die USA hat auch nur einmal geglaubt, dass der Kommunismus Vietnams zu ihrer Bedrohung werden könnte und es ist ihr seither eine Lehre, sich nicht mehr so rasch Militärisch in die Regierungen einzumischen, sondern eher zu verhandeln.
Der ewige Friede wird wohl nie zustande kommen, denn obwohl das Buch theoretisch funktionieren würde, sieht es in der Praxis etwas anders aus. Für mich liegt genau da der springende Punkt, warum das Buch wohl nicht so den Durchbruch schaffte. Ich zweifle keinesfalls Kants Leistung an, den wie gesagt, der Weg ist in Gedanken realisierbar, aber ihn auf unserer Erde umzusetzen wäre wohl nicht machbar. Schon der erste Artikel hat in jener Hinsicht einen Haken, denn jeder Friedensschluss ist doch nur ein Waffenstillstand, denn der sogenannte Friede wurde ja dann von der stärkeren Partei den Schwächeren aufgezwungen. Der Verlierer zieht immer den Kürzeren und ist er einmal wieder stark genug, so versucht er das Verlorene zurückzugewinnen.
Betrachtet man dieses Werk von der realistischen Seite, so kommt man doch zum Schluss, dass es unmöglich wäre, den ewigen Frieden zu erreichen.
Überblickt man Immanuels geschriebene Werke, so erkennt man, dass es wie auch seine drei Kritiken in seiner philosophisch besten Zeit geschrieben wurden, denn schaut man seine Werke, die später geschrieben wurden, an so sieht man, dass seine geistige Leistung mit dem Alter rapide abnahm. Auch sah man langsam das Zuende gehen der glanzvollen Epoche der Aufklärung, mit immer zunehmender Kritik aus den eigenen Reihen. Auf jeden Fall war Kant einer der größten deutschen Aufklärer und einer der wohl bedeutensten Philosophen der Vergangenheit.
Abschliessend gesagt ist das Buch jedem zu empfehlen, denn jeder sollte einmal etwas vom großen Aufklärer der Vergangenheit gelesen haben, denn es ist sehr Lehrreich.
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