Heimkehr
Die Kurzgeschichte wurde 1920 nach dem Tod des Autors, Franz Kafka, von seinem geschätztem Freund, Max Brod, veröffentlicht. Er gab dem Text den Titel "Heimkehr".
Die Geschichte handelt von einem Sohn, der nach langer Zeit nach Hause zurückkehrt. Durch den Titel hatte ich zuerst positive Gedanken über den bevorstehende Text. Ich dachte an eine freundliche Begrüßung und ein herzliches Aufeinandertreffen der Familie mit dem Sohn. Doch der, von der Überschrift ausgehende Eindruck, wurde beim weiteren Lesen zerstört, indem die Unsicherheit und die Angst des Sohnes vor dem Wiedersehen deutlich wurde. Der Sohn kehrt heim, doch in Wirklichkeit ist es "nur" eine Rückkehr. Er wird nicht herzlich empfangen. Die Handlungsorte beschränken sich auf den Hof des Vaters und den Flur, der zur Küchentür führt. Es ist Abend: "Der Kaffee wird zum Abendessen gekocht.".
Am Anfang der Geschichte wird kurz die Situation des Ich-Erzählers durch ihn selbst wiedergegeben. Da der Autor die Gedanken und Gefühle des Ich-Erzählers in Form eines inneren Monologes wiedergibt, wird dem Leser die besondere Situation des Ich-Erzählers sehr anschaulich verdeutlicht. Als der Sohn den Hof seines Vaters betritt schaut er sich um. Ihm fallen viele Einzelheiten auf: "Die Pfütze in der Mitte, altes unbrauchbares Gerät, zerrissenes Tuch". Das Tuch erinnert ihn wahrscheinlich an seine Kindheit "einmal im Spiel um eine Stange gewunden". Durch diese Beschreibungen entsteht der Eindruck, als ob sich lange keiner mehr um den Hof gekümmert hat. Es ist eine kalte Atmosphäre, die den Ich-Erzähler umgibt. Und schon jetzt wird klar, dass es keine richtige Heimkehr ist. Mit rhetorischen Fragen wird die Unsicherheit des Ich-Erzählers deutlich; "Wer wird mich empfangen? Wer wartet hinter der Tür der Küche?" oder auch "ich bin sehr unsicher". Seine Angst vor dem Empfang wird dem Leser schnell vermittelt. Das Haus wirkt nicht heimlich auf den Ich-Erzähler; es ist ihm fremd: "Meines Vaters Haus ist es, aber kalt steht Stück neben Stück, als wäre jedes mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt, die ich teils vergessen habe, teils niemals kannte." Das Haus wird in diesem Satz personifiziert. Es steht für die Menschen die darin wohnen. Der Ich-Erzähler kennt seine Familie nicht richtig "die ich teils vergessen habe, teils niemals kannte." Auffällig ist auch, dass er nie von "mein Zuhause" oder "mein Heim" spricht; es heißt immer nur "meines Vaters Haus". Daraus lässt sich schließen, dass er keine enge Bindung zu seinem Elternhaus hat und dass der Vater als "Oberhaupt" der Familie gilt. Der Ich-Erzähler hebt auch sein Gefühl der Wertlosigkeit gegenüber der Familie hervor: "Was kann ich ihnen nützen, was bin ich ihnen und sei ich auch des Vaters, des alten Landwirts Sohn." Als er das Haus betreten hat und im Flur steht, getraut er sich nicht "an der Küchentür zu klopfen". Immer wieder beschäftigt ihn die bevorstehende Reaktion der Familie auf seine Rückkehr. Er horcht "nur von der Ferne", dabei steht er direkt vor der Tür, die ihn zu seiner Familie führt. Die Ferne steht für seine Entfremdung von der Familie, besonders von seinem Vater. Er steht ihnen nicht nahe, sondern sie sind ihm fremd und er ist ihnen fremd. Der Ich-Erzähler fühlt sich von der Familie ausgeschlossen: "Je länger man vor der Tür zögert, desto fremder wird man." Seine Unsicherheit wächst. Zum Ende der Geschichte, wird ihm klar, dass es gar nicht mehr zu einem guten Verhältnis zwischen ihm und seiner Familie, besonders seinem Vater, kommen kann: "Wäre ich dann nicht selbst wie einer der sein Geheimnis wahren will." Es gibt keine Hoffnung mehr. Der Ich-Erzähler würde selbst verursachten ,dass es nicht zu einer Annäherung zwischen den beiden "Fronten" kommt, auch wenn man ihn jetzt herzlich begrüßen würde. Die letzten beiden rhetorischen Fragen sind nicht durch Fragezeichen gekennzeichnet. Das heißt, dass die Situation für den Ich-Erzähler feststeht. Er fragt sich nicht mehr, sondern ist sich im Klaren darüber, dass ein Aufeinanderzukommen unmöglich ist.
Beim mehrmaligen Lesen der Geschichte ist auch auffällig, dass sein Weg zum Haus durch verschiedene Dinge behindert wird: "Die Pfütze in der Mitte", muss er folglich umgehen. "Altes unbrauchbares, ineinanderverfahren, verstellt den Weg zur Bodentreppe. Die Katze lauert auf dem Geländer." Der Weg zu seiner Familie ist ihm also erschwert. Es ist schwierig für ihn das Haus bzw. die Familie zu erreichen.
Die Spannung wird vom Anfang der Geschichte bis zum Ende hin aufgebaut. Bis es zum Entschluss des Ich-Erzählers kommt, der darauf basiert, dass es keine Verbindung zu seiner Familie mehr geben wird.
Der Autor benutzt sehr anschauliche Adjektive, um die kalte Atmosphäre darzustellen: "alt, unbrauchbar, zerrissen, unsicher, kalt".
Anhand der Gedanken und Gefühle des Ich-Erzählers der Geschichte "Heimkehr", kann man eine Beziehung zu Kafkas Leben herstellen. Er hatte nie eine sonderlich gute Beziehung zu seinem Vater und kam nicht damit zurecht. Vor allem die Unsicherheit, die Selbstzweifel, das Gefühl der Minderwertigkeit sowie die Angstgefühle waren typisch für Kafka. Ich denke er wollte dieses schlechte Verhältnis zu seinem Elternhaus in einer solchen Geschichte wie "Heimkehr" verarbeiten.
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