Der Richter und sein Henker
Der Kriminalroman "Der Richter und sein Henker" von Friedrich Dürrenmatt erscheint erstmalig 1952 im Diogenes Verlag Zürich für den Bertelsmann Club. Der Schweizer Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt ist einer der bedeutesten lebenden deutschen Autoren. Er wird 1921 in Konolfingen, einem kleinen Dorf im Kanton Bern, als Sohn eines Pfarrers gebohren. Dürrenmatt ist ein unaufmerksamer Schüler und schafft nur mit Mühe sein Abitur. Von 1941-1946 widmet er sich dem Studium der Philosophie. Einige Jahre später lernt der Schriftsteller in Bern die Schauspielerin Lotti Geißler kennen, welche er heiratet. Als die Familie sich 1950 in finanziellen Schwierigkeiten befindet, schreibt Dürrenmatt unter anderem den Kriminalroman "Der Richter und sein Henker".
"Um des Geldes willen geschrieben, ist er gleichwohl ein Meisterwerk."
Typisch für einen Kriminalroman steht auch bei diesem zu Anfang ein Verbrechen: Der Mord an Polizeileutnant Schmied. Schon am nächsten Tag beginnt Bärlach mit seinen Ermittlungen. Wegen seines hohen Alters und seines Magengeschwüres fordert er Unterstützung durch seinen Kollegen Tschanz an. Die beiden finden mit Hilfe von Schmieds Terminkalender heraus, dass der Tote regelmäßig die Gesellschaften bei einem Herrn namens Gastmann besucht. Bei einer nächtlichen Beobachtung von dessen Haus wird Bärlach von Gastmanns Wachhund angefallen. Tschanz rettet ihm das Leben, indem er den Hund erschießt. Gastmanns Advokat verweist die beiden vom Grundstück. Im Laufe ihrer Ermittlungen befragen Bärlach und sein Kollege einen Schriftsteller, der mit Gastmann befreundet ist. Dieser erklärt, dass er trotz Gastmanns üblem Charakter von dessen Unschuld im Mordfall Schmied überzeugt sei. Bei einem Treffen zwischen Gastmann und Bärlach stellt sich heraus, dass sie sich seit vielen Jahren kennen. An dieser Stelle des Romans erfährt der Leser von einer Wette, die sie in ihrer Jugend geschlossen haben: Gastmann behauptet, dass Bärlach nicht in der Lage ist, ihm einen Mord nachzuweisen, auch nicht einen, den er in seiner Gegenwart begeht.(vgl. S 243) Bärlach hat es bis heute nicht geschafft, ihm einen Mord nachzuweisen. Deshalb beschließt Bärlach, ihn des Mordes an Schmied zu überführen. Obwohl beide wissen, dass Gastmann es nicht war. Eines Nacht wird Bärlach in seiner Wohnung überfallen, wie sich später herausstellt, durch seinen Kollegen Tschanz, er entkommt jedoch mit knapper Not diesem Anschlag. Bei einem erneuten Gespräch zwischen Gastmann und Bärlach, bedroht Gastmann ihn. Daraufhin kündigt Bärlach an, dass er seinen Henker schicken wird, ihn zu richten. Tschanz besucht Gastmann und erschießt diesen dann in Notwehr. Dann kommt es bei einem Abendessen zum entscheidenden Gespräch zwischen Bärlach und Tschanz, bei dem der Kommissar Tschanz als den wirklichen Mörder Schmieds entlarvt. Er gesteht Tschanz, dass er von Anfang an dessen Schuld und dessen Motiv kennt: Tschanz wird zum Mörder, da er es nicht ertragen kann, ein Leben lang in Schmieds Schatten zu stehen. Tschanz wird sich seiner Funktion als Henker für den Richter Bärlach bewußt.
Die bedeutendste Person in diesem Buch ist Kommissar Bärlach. Dürrenmatt stellt seine Hauptfigur als einen Mann vor, der in erster Linie seinem gesunden Menschenverstand folgt. Er jagt Verbrecher auf altmodische Art und Weise und vertraut hierbei auf Erfahrungswerte und Instinkt statt wie seine Kollegen auf die modernen Erkenntnisse der Kriminologie. Diese für ihn charakteristische Vorgehensweise zeigt sich in allen seinen Handlungen, die sich im Falle Schmied hart an der Grenze zum Illegalen bewegen, So z.B als er Tschanz zu seinem Henker macht. Bärlach, der von Anfang an die Schuld aller kennt, strebt nur noch danach, die Verbrecher zu überführen. So äußert er z.B. in einem Gespräch mit Gastmann:"Ich höre nie auf, dich zu verfolgen. Einmal wird es mir gelingen, deine Verbrechen zu beweisen."(vgl. S 241) Durch die Wette, die dieser Feindschaft zugrunde liegt, macht sich Bärlach beinah ebenso schuldig wie Gastmann. So äußert er einmal:"Du bist in jener Nacht in der Türkei schuldig geworden, weil du die Wette geboten, Gastmann, und ich, weil ich sie angenommen habe."(vgl. S 269) Er weiß auch, dass er Gastmann auf legale Weise nie zur Strecke bringen kann. Deshalb versucht er ihm, einen Mord anzuhängen, den er nicht begangen hat. Er will ihn damit, für alle anderen Verbrechen bestrafen. In Bärlachs Augen heiligt in diesem Fall der Zweck die Mittel. Das "teuflische Abendessen (vgl. S 279) zeigt, dass Bärlach seine Lebensaufgabe als erfüllt ansieht und nun mit seinem Leben abschließt, weil er die Verbrecher zur Strecke gebracht hat. Sein ganzes Leben lang hat er nach Prinzipien gelebt. Sein oberstes Gebot ist die Gerechtigkeit.
Während Bärlach in seinem Leben alles erreicht, was er will, steht Tschanz immer im Schatten von Schmied. (vgl. S 258) Er ist jung und ehrgeizig und erreicht nicht das, was er sich vorgestellt hat. Unter dieser Tatsache leidet er so, dass er sogar zum Mörder seines Kollegen wird. In der Beseitigung Schmieds sieht er die einzige Möglichkeit, als Persönlichkeit anerkannt zu werden. Tschanz fühlt sich ungerecht behandelt "Nur weil er bessere Schulen hatte, nur weil er Lateinisch konnte."(vgl. S 258) wird Schmied nach Tschanz' Auffassung respektiert. Tschanz verkraftet es nicht, dass Schmied der bessere Kriminalist ist und beseitigt ihn kurzerhand Tschanz wird sein Leben lang ausgenutzt, so auch von Bärlach, als dieser ihn dazu treibt, Gastmann zu ermorden.
Im Vergleich zu Tschanz ist Gastmann ein größerer Verbrecher. Die meisten seiner Taten geschehen im Verborgenen und bleiben ungeahndet. (vgl. S 242) Indem er eiskalt einen Mord vor den Augen Bärlachs begeht, beweist er ihm die Hilflosigkeit der Polizei und fordert den Kommissar damit heraus Gastmann ist kein Mensch, der aus Prinzip Böses tut, sondern, wie der Schriftsteller es sagt, ein Nihilist. Er ist schlecht, weil "er das Gute ebenso aus einer Laune, aus einem Einfall tut, wie das Schlechte."(vgl. S 254) "Bei ihm ist das Böse nicht der Ausdruck einer Philosophie oder eines Triebes, sondern seiner Freiheit: der Freiheit des Nichts."(vgl. S 255)
Bei dem Roman "der Richter und sein Henker" handelt es sich um einen Kriminalroman, weil die Geschichte eines Verbrechens erzählt wird. Die Ergreifung des Täters erfolgt durch einen Vertreter des Staates. Hier durch Komissar Bärlach.
An dem Buch hat mir Dürrenmatts Art zu schreiben gefallen: zum Beispiel weiß der Leser bis zum Schluß nicht, wer der eigentliche Mörder Schmieds ist. Es hat mir auch gefallen, wie der Komissar Gastmanns Ermordung durch Tschanz inszeniert hat. Er hat Tschanz so in die Enge getrieben, dass dieser sich gezwungen fühlte, Gastmann zu töten. Was mir auch noch gefallen hat, ist die ungewöhnliche Wette, die Bärlach und Gastmann in ihrer Jugend abgeschlossen haben. Im tatsächlichen Leben wird kein Polizeibeamter eine Wette mit einem Verbrecher eingehen. Auch ist es nicht alltäglich,dass ein Polizeibeamter ,hier Tschanz, einen Mord verübt. Obwohl mir Bärlach nicht sehr sympathisch war, hat er mich doch fasziniert. Vor allem fand ich Bärlachs Sinn für Gerechtigkeit aüßergewöhnlich, so ist er bereit, für die Gerechtigkeit etwas Unrechtes zu tun. Er ist sogar bereit, für die Gerechtigkeit mit seinem Leben einzustehen.
1117 Worte in "deutsch" als "hilfreich" bewertet