Zeitalter der Entdeckungen

Die Renaissance (15./16. Jahrhundert) gilt als das Zeitalter der Entdeckungen, Amerika wurde entdeckt, der Seeweg nach Indien gefunden und die Erde wurde umsegelt. Auch früher gab es schon Entdeckungen, so entdeckte schon der Wikinger Leif Eriksson Grönland (1000) und Marco Polo bereiste bereits den Landweg nach Indien und China (13. Jh.).

Voraussetzungen und Motive für Entdeckungsfahrten

wirtschaftliche: Die Europäer wollten Gewürze und andere Waren aus dem Osten. wissenschaftliche: Die Renaissance gilt als Wiedergeburt der Antike, das Wissen dieser Zeit wurde wiederentdeckt und weiterentwickelt. technische: Große Fortschritte beim Schiffbau machten nun auch weite Reisen möglich. politische: Spanien und Portugal erwarteten politische Vorteile durch die Ausweitung ihrer Machtbereiche. religiöse: Das Christentum sollte verbreitet und der islamische Einfluss im Mittelmeer zurückgedrängt werden.

Prinz Heinrich von Portugal, "Der Seefahrer" schuf eine wichtige Vorraussetzung für die Entdeckungsfahrten. Er selbst fuhr nie zur See, jedoch gründete er in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts die erste Seefahrerschule Europas in Sagres (Südportugal).

Durch die Entdeckungsfahrten setzte sich die Erkenntnis durch, dass die Erde eine Kugel sei. 1492 konstruiert Martin Behaim den erster Erdglobus in Kugelform. Durch weitere naturwissenschaftliche Forschungen wandelte sich das geozentrischen zum heliozentrischen Weltbild. Die Erkenntnis, dass die Erde eine Kugel und ist und sich um die Sonne dreht, entsprach nicht dem christlichen Glauben, die Erde sei eine Scheibe und habe eine besondere Stellung als Mittelpunkt des Universums. Deshalb wurde diese Auffassung von der Kirche heftig verfolgt und bekämpft.

Die Erkundung der afrikanischen Küste

Portugal hatte wirtschaftliche Nachteile, da Waren aus dem Osten nur über arabische Zwischenhändler und über die Mittelmeerländer auf die Iberische Halbinsel gelangten. Dadurch verteuerten sich die Waren natürlich. Um die Zwischenhändler auszuschalten wollte Heinrich der Seefahrer systematisch den afrikanischen Kontinent erkunden. 1434 landeten die Portugiesen als erste Europäer am Kap Bojador. Sie tasteten sich Stück für Stück die afrikanische Küste entlang und erreichten Kap Blanco und Kap Verde. 1441 brachte ein Schiff die ersten Negersklaven nach Europa.

Der Seeweg nach Indien

Bartholomeu Diaz umsegelte 1488 durch Zufall die Südspitze Afrikas und wies den Seeweg nach Indien. Er geriet an der Westküste Afrikas in einen Sturm, der ihn weit auf das offene Meer trieb. Als er wieder Land erreichte, hatte er die Südspitze Afrikas umsegelt. Er nannte das Kap "Kap der Stürme", es wurde später von König Johann II auf "Kap der Guten Hoffnung" umgetauft.

1497 machte sich der Portugiese Vasco da Gama mit vier Schiffen auf die Reise. Er segelte in weitem Bogen über das offene Meer bis zum Kap der Guten Hoffnung und entging so den tückischen Stürmen und Strömungen entlang der westafrikanischen Küste. Nach der Umsegelung Afrikas fuhr Vasco da Gama weiter entlang der ostafrikanischen Küste. 1498 landeten die Portugiesen an der Westküste Indiens. Die dort ansässigen arabischen Kaufleute waren den Neuankömmlingen gegenüber feindlich gesinnt und die Abwicklung der Handelsgeschäfte war schwierig.

Die Entdeckung Amerikas

Kolumbus wollte von Europa aus nach Westen segeln und Indien erreichen, um so die Kugelgestalt der Erde zu beweisen. Er versuchte, das portugiesische und das spanische Königshaus von seiner Idee zu überzeugen, wurde jedoch immer abgewiesen, da die zurückzulegende Entfernung schwer abzuschätzen war. Nach zehn Jahren ist es ihm nach zähen Verhandlungen gelungen, von Königin Isabella von Spanien den Auftrag zu erhalten, nach Westen zu segeln. Er plante seine Reiseroute hauptsächlich nach Weltkarten von Paolo Toscanelli. Dieser schätze die Entfernung zwischen Europa und Asien auf nur 5000 Seemeilen, Kolumbus nahm noch weniger an. Tatsächlich beträgt die Entfernung ungefähr 12000 Seemeilen. Nach 70tägiger Reise war endlich Land in Sicht, Kolumbus landete auf einer kleinen Insel, die er San Salvador taufte. Nach kurzer Weiterreise entdeckte Kolumbus die Insel Kuba, die er für Japan hielt. Kolumbus unternahm noch drei weitere Reisen, auf denen er auch das amerikanische Festland erreichte. Er war jedoch bis zu seinem Tod überzeugt, den Westweg nach Indien gefunden zu haben.

Der neue Kontinent

1493, nach Kolumbus Rückkehr entbrannte ein Streit zwischen den großen Seemächten Spanien und Portugal um die neuentdeckten Gebiete. 1494 wurde der Vertrag von Tordesillas ausgehandelt. Dieser besagt, dass alle Gebiete westlich der Demarkationslinie bei 46°37' westlicher Länge Spanien gehören. Die entdeckten Gebiete östlich dieser Linie wurden Portugal zugesprochen. Brasilien war somit das einzige Land, das Portugal zugesprochen wurde.

Zu Beginn des 16. Jh. erforschte Amerigo Vespucci Brasilien. Er entdeckte das Gebiet des Maracaibo-Sees und nennt es wegen der Pfahlbauten der Einheimischen Venezuela ("Klein-Venedig"). Vespucci behauptete, dass es sich bei den neuentdeckten Gebieten nicht um Teile Asiens handelt, sondern um einen eigenständigen Kontinent. In der 1507 erschienenen Weltkarte eines deutschen Kartographen wurde der südliche Teil des Kontinents als "Amerika" bezeichnet.

Die Umsegelung der Erde

In den Jahren 1519 bis 1522 umsegelte Fernao de Magelhaes zum ersten Mal die Erde und bestätigte somit die These von Amerigo Vespucci. Er segelte zuerst an die Ostküste Südamerikas und durchfuhr die nach ihm benannte Meeresstraße zwischen dem amerikanischen Festland und der Insel Feuerland. 1521 erreichte de Magelhaes die Philippinen und starb dort im Kampf mit den Einheimischen. Sebastian del Cano führt die Expedition zu Ende und kehrt 1522 mit nur einem der fünf Schiffe nach Spanien.

Die Entdeckungen der Engländer und Franzosen

Die Entdeckungen anderer europäischer Nationen blieben eher im Hintergrund. Engländer und Franzosen unternahmen kleinere Expeditionen um die nordamerikanische Küste zu erforschen. Alle Versuche, eine Nordwestpassage nach Asien zu finden scheiterten daran, dass die Schiffe im Eis stecken blieben.

Wie sahen die Schiffe damals aus?

Die meiste Schiffe zur Zeit der Entdeckungsfahrten waren Karracken. Es handelte sich um eher rundliche, hochbordige Schiffe, die vorne und hinten Aufbauten hatten. Eine Karracke hatte mindestens drei Masten, größere Schiffe hatten vier. Die Schiffe waren mit schweren Kanonen ausgerüstet. Das Flaggschiff von Kolumbus, die Santa Maria, war eine Karracke. Sie war 24 m lang, 8 m breit und hatte eine Segelfläche von 330 m2. Die Santa Maria hatte eine Besatzung von 52 Mann.

Viel wendigere Schiffe waren die Karavellen (zB Pinta und Nina von Kolumbus). Sie waren kleiner als Karracken und hatten zwei bis drei Masten

Zu dieser Zeit kam auch ein neuer Schiffstyp auf, die Galeone. Galeonen waren schlanke Schiffe, deren Name auch an die schlanken Galeeren erinnert. Sie dienten als Frachtschiff zwischen Spanien und den indischen Kolonien. Sie boten mehr Platz für die Mannschaft, den Proviant und die Handelswaren.

Die lange Reise

Während der langen Seereise waren die Seefahrer auf frisches Wasser und frische Nahrungsmittel angewiesen. Auf hoher See gab jedoch keine frischen Nahrungsmittel, sondern nur Schiffszwieback, gesalzenen Fisch und Salzfleisch. Das Wasser an Bord war faulig und übelriechend. Bald erkrankten viele am gefürchteten Skorbut, einer Vitamin-C-Mangelkrankheit. Die Matrosen schliefen, ohne die Kleidung zu wechseln oder sich zu waschen. Die im Schiff gelagerten Segel und der Ballast (Sand und Steine) wurden durch das eindringende Wasser mit der Zeit faulig. So musste das Schiff hin und wieder eine Ruhepause an Land einlegen, wo es, meist mit Essig, desinfiziert wurde.

Navigation

Die Italiener hatten zur Orientierung schon einen Kompaß mit an Bord.

Schon bekannt war auch das Astrolabium. Es handelt sich hierbei um eine runde Scheibe mit einem Zeiger zur Bestimmung der Höhe der Sonne und der Sterne über dem Horizont.

Später wurde dieses Gerät durch den Jakobsstab ersetzt. Er bestand aus einem 90 cm langem Stab mit einem kleineren Querstab. Er hatte eine Skala und zwei Löchern an den Enden, durch die Himmelskörper und Horizont angepeilt wurden. Der Jakobsstab ermöglichte eine grobe Breitenbestimmung, die Längenbestimmung war nur sehr ungenau durch Schätzung der zurückgelegten Strecke möglich.

Im 15. Jahrhundert wurde dann das Handlog mit Knoten erfunden. Die Anzahl der Knoten wurde mit Hilfe einer Sanduhr 30 Sekunden lang gezählt, davon kommt auch die Bezeichnung Knoten für Seemeilen/h.

Die Seefahrer teilten ihre Zeit auch in "Glasen" ein. An Bord gab es große Sanduhren, die jede halbe Stunde umgedreht wurden. Eine Stunde sind also 2 Glasen.

Wichtige Navigationshilfsmittel waren auch die Ephemeriden. Es handelte sich um astronomische Tabellen, die den Stand der wichtigsten Gestirne für die Jahre 1475 bis 1506 beinhalteten.

Mit der Erfindung des Chronometers wurde eine exakte Längenbestimmung möglich. Kolumbus war einer der ersten Seefahrer, die solch ein Gerät an Bord hatten.

Zeittafel

1488 Bartholomeu Diaz umsegelt die Südspitze Afrikas

1492 Kolumbus entdeckt Amerika, glaubt, Seeweg nach Indien gefunden zu haben

erster Globus von Martin Behaim

1493 Zweite Reise von Kolumbus, bisherige Erfolge ausweiten

1494 Vertrag von Tordesillas, Aufteilung der Erde in eine spanische und eine portugiesische Hälfte

1498 Vasco da Gama entdeckt den Seeweg nach Indien (über Afrika)

dritte Reise des Kolumbus, erreicht das amerikanische Festland

1499 Amerigo Vespucci erforscht Brasilien

1502 Vierte Reise des Kolumbus

Zweite Reise des Amerigo Vespucci; Behauptung, Amerika sei ein eigener Kontinent

1519 - 1522 Fernao de Magelhaes umsegelt die Erde und beweist die Kugelgestalt der Erde

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