Gifte und ihre Auswirkungen auf den menschlichen Körper
Als Giftstoffe bezeichnet man meist chemische Verbindungen, die im Körper Krankheiten hervorrufen können. Dabei ist neben der stofflichen Natur des "Giftes" vor allem seine Menge (Dosis) und seine Einwirkungsweise von großer Bedeutung. Auch für das Leben ansonsten unentbehrliche Stoffe, wie z.B.: Wasser, Sauerstoff, Kochsalz oder Vitamine können, dem Körper übermäßig oder abwegig zugeführt, zu tödlichen Giften werden.
Faktoren, die für die Giftwirkung eines Stoffes maßgebend sind: *) die Natur des Giftes (chemische Zusammensetzung)
*) die zugeführte Menge (Dosis)
*) die individuelle Giftempfindlichkeit
*) Form und Ort der Einwirkung
*) Verteilung im Organismus
*) Elimination (Metabolismus, Speicherung, Ausscheidung)
Eine für den Menschen toxische oder letale Dosis eines bestimmten Giftes lässt sich nur ungefähr, aber nie genau angeben. Diese Angabe erfolgt pro Kilogramm Körpergewicht.
Es ist relativ selten, dass ein Gift unmittelbare Todesursache ist, vielmehr sind es bei der Vergiftung auftretende Komplikationen. Wichtig ist auch, ob ein Gift in einen leeren oder in einen mit Speisen gefüllten Magen gelangt, denn der Mageninhalt verdünnt dieses und verzögert oder vermindert seine Wirkung.
Resorptive Giftwirkung:
Sie wird erst geltend, wenn Substanzen durch das zirkulierende Blut an die giftempfindlichen Stellen des Körpers gelangen. Dabei ist die Form, in der ein Giftstoff in den Magen oder in andere Körperorgane gelangt von großer Bedeutung. Es kann ein großer Unterschied sein, ob dieser Stoff in Form von Pulver oder mittels einer Lösung in den Organismus kommt.
Dies hat einen maßgeblichen Einfluss auf die Resorption, vor allem wenn die Einnahme des Giftes oral erfolgt. Das Hauptresorptionsorgan bei dieser Form der Einnahme ist meist der Dünndarm, lipidlösliche Stoffe wie etwa Alkohol können auch schon im Magen in den Organismus aufgenommen werden. Auch von diversen Schleimhäuten werden fettlösliche Substanzen leicht resorbiert. Selbst durch die unverletzte Haut dringen nur lipidlösliche Stoffe wie Nikotin, Benzol oder Nitrobenzol in den Körper ein, während von Wundflächen aus alle Gifte leicht aufgenommen werden.
Werden Gifte in Lösung unter die Haut oder in die Muskulatur gespritzt, wirken sie im allgemeinen rascher oder in geringerer Menge, als wenn sie erst über den Magen-Darm-Trakt resorbiert werden müssen. Die rascheste Wirkung hingegen wird durch direkte Einspritzung in die Venen erzielt, (Bsp.: Giftpfeile von Naturvölkern).
Ebenfalls besonders schnelle Einwirkung erfolgt durch die Einatmung gas- oder dampfförmiger Gifte, wie z.B.: Blausäure.
Die Verteilung der Gifte im Körper ist je nach ihren physikalischen und chemischen Eigenschaften sehr verschieden. So muss ein Gift etwa zur überwiegenden Lokalisierung der Wirkung im Herzen andere Affinitäten besitzen, als zur Wirkung im Zentralnervensystem. Eine Reihe von Giften entfaltet ihre schädliche Wirkung nur an den Orten, an denen es in besonders hohen Konzentrationen auftritt. Dies gilt besonders für die Ausscheidungsorgane beispielsweise für die Haut durch Brom- und Jodsalze oder für die Niere durch Quecksilberverbindungen. Andere Gifte zeigen eine spezifische Organwirkung dadurch, dass das betreffende Organ auf diese Substanz empfidlicher reagiert, als die anderen.
Lokale Giftwirkung:
Sie zeigt sich in erster Linie am Ort der Einwirkung, z.B.: beim Trinken von Säuren oder Laugen an den Schleimhäuten von Mund, Speiseröhre und Magen, dabei treten die resorptiven Wirkungen in den Hintergrund. Diese lokalen Wirkungen führen durch ihre "Ätzwirkung" zur irreversiblen Zellzerstörung, während sonst bei der Mehrzahl der Vergiftungen die Möglichkeit der Wiederherstellung besteht. Neben der Menge eines Giftes ist besonders die Konzentration mit der es einwirkt von großer Bedeutung. Ätzwirkungen kommen nur durch stärkere Lösungen der Gifte zustande.
Neben der wirksamen Konzentration spielt besonders auch die Zeitdauer der Einwirkung eine große Rolle.
Unter Elimination werden alle Vorgänge verstanden, die zum Verschwinden des Giftes aus dem Körper oder dem Ort der Wirkung führen, also der Umbau in unwirksame Stoffe (Metabolismus), Speicherung in Form indifferenter Verbindungen und schließlich die Ausscheidung.
Ein großer Teil, insbesondere der organischen Giftstoffe, gelangt nicht in unveränderter Form zur Ausscheidung. Vielfach werden sie durch Enzyme des allgemeinen Stoffwechsels, insbesondere durch jene, die sich im endoplasmatischen Reti-culum der Leberzellen befinden, chemisch verändert. Diese Umwandlungen führen zu einer Steigerung der Polarität, wodurch lipidlösliche Stoffe eine bessere Wasserlöslichkeit erhalten und damit leichter über die Nieren ausgeschieden werden können. Mit diesem Prozess ist meist eine "Entgiftung" verbunden. Jedoch können der oder die dabei ent-stehenden Metaboliten aber auch toxischer sein als der ursprüngliche Stoff, man spricht dann von einer "Giftung". Der Körper jedoch vermag es nicht, eine Unterscheidung zwischen giftigen und ungiftigen Stoffen zu treffen.
Im wesentlichen handelt es sich bei der Metabolisierung der körperfremden Stoffe um oxidative Prozesse.
Die Speicherung eines Giftes in einem Organ kann in manchen Fällen eine definitive sein, womit gleichzeitig eine Entgiftung verbunden ist. (Bsp.: Ablagerung löslicher Silberverbindungen in Form von unlöslichem schwarzen Silbersulfid in der Haut)
Nicht jede solche Depotbildung ist irreversibel. Die etwa bei chronischer Bleivergiftung im Körper vorhandenen Bleiab-lagerungen können durch geeignete Therapiemaßnahmen mobilisiert und langsam zur Ausscheidung gebracht werden.
Die wichtigsten Ausscheidungsorgane für die in den Körper gelangte Gifte, sind der Magen-Darm-Kanal und die Nieren. Dies gilt vor allem für innerlich zugeführte oder durch Injektionen beigebrachte Substanzen und zum Teil auch für inhalierte Stoffe.
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