Aktienindizes
Inhaltsverzeichnis
1. Bewertungskriterien von Aktienindizes
1.1. "echte" und "unechte" Aktienindizes
1.2. gewichtete und ungewichtete Aktienindizes
1.3. Kurs- und Performanceindizes
2. Das DAX-Konzept
2.1. Der DAX löst den Index Börsen-Zeitung ab
2.2. MDAX und DAX 100
2.3. IBIS-DAX
2.4. CDAX
3. Weitere nationale Börsenindizes
3.1. Indizes, die von Banken berechnet werden
3.1.1. Commerzbank-Index
3.1.2. WestLB-Aktienindex
3.2. Indizes, die von Zeitungen berechnet werden
3.2.1. F.A.Z.-Index (Frankfurter Allgemeine Zeitung)
3.2.2. SZ-Aktienindex (Süddeutsche Zeitung)
3.2.3. Welt-Aktienindex (Die Welt)
3.3. Weiterer Index, der an der Börse berechnet wird
3.4. Indizes, die von Finanzanalysegesellschaften
berechnet werden
3.4.1. degab-Index
3.4.2. VWD-Index (Vereinigte Wirtschaftsdienste GmbH)
3.5. Index, der von amtlicher Stelle berechnet wird
4. Aktienindizes anderer Länder
4.1. Westeuropäische Indizes
4.1.1. FT-SE 100 Index (London)
4.1.2. CAC 40 Index (Paris)
4.1.3. SMI (Zürich, Basel, Genf)
4.1.4. Änderungen mit der Euro-Umstellung
4.2. Osteuropäische Indizes
BUX (Budapest)
Moskau Times Index (Rußland)
WIG (Polen)
PX-50 (Tschechien)
4.3. Amerikanische Indizes
4.3.1. Dow Jones
4.3.2. S&P 100 & 500
4.4. Asiatische Indizes
4.4.1 Nikkei Stock Average (Tokyo)
4.4.2 TOPIX (Tokyo)
5. Resumèe
6. Anhang
7. Quellenverzeichnis
1. Bewertungskriterien von Aktienindizes
Aktienindizes helfen den Anlegern bei der Bewertung von Kursentwicklungen am Aktienmarkt oder einzelner Aktiengruppen. Aktienindizes unterscheiden sich insbesondere durch die Anzahl der vertretenen Titel und der Art der Gewichtung einzelner Kurse.
(Vgl. Aktienindizes in Der Große Brockhaus, 19. Aufl., F.A. Brockhaus GmbH, Mannheim 1986)
1.1. "echte" und "unechte" Aktienindizes
Bei der Berechnung von Indizes unterscheidet man je nach Wahl der Indexformel zwischen "echten" und "unechten" Aktienindizes. Die "unechten" Aktienindizes werden als ungewogene oder durch arithmetische/geometrische Mittel gewogene Kursdurchschnitte berechnet. Dagegen erhält man "echte" Aktienindizes, auch Preisindizes genannt, durch die Anwendung von statistischen Indexformeln wie der Laspeyres- oder der Paasche-Indexformel.
Die Indexformel nach Laspeyres gibt Wertveränderungen eines Aktienkorbes gegenüber dem Basiszeitpunkt wieder (Gewichtung ist konstant nach Faktoren des Basisjahres). Dabei wird angenommen, dass der hypothetische Investor bei Kapitalerhöhungen seinen Bezugsrechtsanspruch veräußert und den Bestand an Aktien nicht verändert. Ziel der Laspeyres-Formel ist es, ausschließlich die aggregierte Kursveränderung aufzuzeigen, da zur Gewichtung die Werte der Basisperiode herangezogen werden.
Der Paasche-Index bildet die Wertentwicklung eines aktuellen Aktienkorbes im Vergleich zur Basisperiode ab (Gewichtungsfaktoren werden kontinuierlich verändert). Es wird angenommen, dass der hypothetische Anleger bei jeder Kapitalerhöhung der im Index vertretenen Aktien sein Vermögen zugunsten der erhöhenden Gesellschaft umschichtet. Ziel des Paasche-Indexe ist es, die Struktur des Marktes so aktuell wie möglich zu erfassen.
In die aktuellen Gewichtungsfaktoren gehen daher alle strukturellen Veränderungen ein, so dass die Gewichtung bei jeder Kapitalerhöhung aktualisiert werden muss.
Für die Verwendung des Laspeyres-Index sprechen eine einfache Interpretierbarkeit, seine statistische Realisierbarkeit und die einwandfreie Vergleichbarkeit des Indexverlaufs. Da er ausschließlich die Kursveränderungen wiedergibt, eignet er sich besser als ein nach Paasche berechneter Index für einen Terminhandel. Nachteilig für den Laspeyres-Index wirkt die aus der Gewichtung resultierende Veralterung der Struktur, so dass ein regelmäßige Anpassung vorgenommen werden muss. Diese ist in der Paasche-Indexformel durch die aktuelle Gewichtung bereits enthalten.
(Vgl. Janßen, B./ Rudolph, B.: Der Deutsche Aktienindex DAX - Konstruktion und Anwendungsmöglichkeiten, Frankfurt am
Main 1992, S.11ff.)
1.2. gewichtete und ungewichtete Aktienindizes
Bei einem gewichteten Index wird der jeweilige Kurswert einer Aktie mit einer Konstanten multipliziert. Dadurch wird dem einzelnen Unternehmen eine bestimmte Bedeutung beigemessen. Jeder Indextitel soll entsprechend seiner Bedeutung für den Index in die Berechnung eingehen.
Meist werden die Titel mit ihrem Grundkapital berücksichtigt. Nach Jochen M. Kleeberg, nachzulesen in seinem Buch "DIE EIGNUNG VON MARKTINDIZES FÜR EMPIRISCHE AKTIENMARKTUNTERSUCHUNGEN", Seite 8ff., bezeichnet man einen solchen Aktienindex auch als wertgewichteten Index.
In einen ungewichteten Index gehen die Kurswerte der Aktien direkt ein, nach dem sie rechnerisch auf den gleichen Nennwert normiert wurden. Es findet keine Unterscheidung der Bedeutung einzelner Unternehmen statt.
(Vgl. Janßen, B./ Rudolph, B.: Der Deutsche Aktienindex
DAX - Konstruktion und Anwendungsmöglichkeiten,
Frankfurt am Main 1992, S.15f.)
1.3. Kurs- und Performanceindizes
Der Performanceindex (Total-Return-Index) soll ein über einen längeren Zeitraum konstant gehaltenes Portefeuille abbilden, in dem rechnerisch die Erträge aus Dividendenausschüttungen und Bezugsrechten wieder angelegt werden. Dividendenausschüttungen bewirken keinen Indexrückgang, da sie durch die Wiederanlage im Index wertmäßig berücksichtigt werden. Der Performanceindex gibt die Wertentwicklung des zugrunde liegenden Portefeuilles vollständig wieder.
Dagegen dienen reine Kursindizes ausschließlich als Maßzahl für die im Index enthaltenen gewichteten oder ungewichteten Aktienkurse. Dividendenausschüttungen bewirken bei einem Kursindex einen Indexrückgang.
(Vgl. Janßen, B./ Rudolph, B.: Der Deutsche Aktienindex
DAX - Konstruktion und Anwendungsmöglichkeiten,
Frankfurt am Main 1992, S.22f.)
2. Das DAX-Konzept
Die Gruppe Deutsche Börse entwickelte Mitte der 80er Jahre eine Kategorie neuer Aktienindizes, die den Börsenplatz Frankfurt stärken und und moderne Börsengeschäfte erleichtern.
2.1. Der DAX löst den Index Börsen-Zeitung ab
Der Deutsche Aktienindex wurde am 23. Juni 1988 an der Frankfurter Wertpapierbörse eingeführt und zum Jahresultimo 1987 auf 1000 Punkte gesetzt. Er ist der offizielle Laufindex der Frankfurter Wertpapierbörse und wird während seiner Handelszeit von 10.30 Uhr bis 13.30 Uhr alle 15 Sekunden aktualisiert. Liegt für einzelne Werte keine Kursveränderungen vor, dann gilt der zuletzt ermittelte Kurs.
Der Deutsche Aktienindex gehört zu den gewichteten (wert- oder kapitalgewichteten) Aktienindizes, da die Indexkurse des DAX mit den an der Frankfurter Wertpapierbörse zugelassenen Grundkapitalien multipliziert werden. Der DAX setzt sich aus 30 großen deutschen Standardwerten zusammen, welche besondere Voraussetzungen wie zum Beispiel hoher Börsenumsatz, hohe Börsenkapitalisierung und früh verfügbare Eröffnungskurse aufweisen müssen. Außerdem spiegelt er die Branchenstruktur der deutschen Volkswirtschaft weitgehend wider. Durch die Auswahl der Indextitel nach hohen Börsenumsatz und hoher Börsenkapitalisierung bildet er mit wenigen Unternehmen den Gesamtmarkt BRD relativ gut nach. Immerhin repräsentiert der DAX ca. 60% des gesamten Grundkapitals inländischer börsennotierter Unternehmen, über 75% des im Streubesitz befindlichen Grundkapitals sowie über 80% der Börsenumsätze in deutschen Beteiligungspapieren.
(Aktuelle Zusammensetzung vgl. Anhang)
Um den Deutschen Aktienindex eine Vergangenheit zu geben, wurde er mit dem Index Börsen-Zeitung, der seit 1981 vier mal börsentäglich berechnet wurde, verknüpft, welcher aus dem seit 1959 berechneten Hardy-Index hervorging. Diese Verknüpfung der drei Indizes war nur möglich, weil ihr Aufbau und ihre Konzeption sehr ähnlich sind. Der DAX wie auch der Index Börsen-Zeitung werden um Kapitalveränderungen und Dividendenabschläge bereinigt und sind somit Performanceindizes. Eine weitere Gemeinsamkeit findet man in der Zusammensetzung der Indizes, nämlich eine kleine Auswahl (30) der größten deutschen Standardwerte.
Zusätzlich zum DAX wird einmal täglich ein DAX-Kursindex berechnet, in dem keine Reinvestition von Dividenden und Boni vorgenommen wird.
(Vgl. Gruppe Deutsche Börse: Leitfaden zu den Aktienindizes der Deutschen Börse, Januar 1997 Version 2.1, S.4)
Der wichtigste Unterschied besteht jedoch in der Gewichtung der einbezogenen Titel, da der Index Börsen-Zeitung ungewichtet war. Trotz dieses Unterschiedes war während der Probephase des DAX eine extrem hohe Korrelation der beiden Indizes zu beobachten. Deshalb stellte man 1988 mit der Einführung des DAX den Index Börsen-Zeitung ein. Da als Basis für den Deutschen Aktienindex Ultimo 1987 mit einem Stand von 1000 Indexpunkten gewählt wurde, musste der Index Börsen-Zeitung zum Zweck der Verknüpfung von 100 Punkten auf 1000 Indexpunkte umbasiert werden. Die Entscheidung für
Basis 1000 fiel auch deshalb, weil ein größerer Basiswert auch kleinere Preisschwankungen deutlicher sichtbar werden lässt.
Da der DAX die Wertentwicklung eines konstant gehaltenen Portefeuilles widerspiegeln soll, wird das Laspeyres-Konzept den an den DAX gestellten Anforderungen am ehesten gerecht. Dem Problem der Veralterung wird durch eine jährliche Anpassung der Zusammensetzung und Gewichtung des DAX entgegengewirkt.
Die Deutsche Börse AG entscheidet zwei mal im Jahr über die Zusammensetzung des DAX. Auswahlkriterium für den DAX ist die 35/35-Regel. Danach kann ein Unternehmen in den Index aufgenommen werden, wenn es nach den Merkmalen Börsenumsatz und Marktkapitalisierung zu den 35 größten Werten zählt. Wird eines der beiden Kriterien nicht erfüllt, kann die Aktie aus dem Index herausgenommen werden.
Die Auswahl der Unternehmen nach den Merkmalen Börsenumsatz und Marktkapitalisierung bezeichnet man auch als "harte Kriterien". Darüber hinaus gibt es noch "weiche Kriterien" wie die Branchenzugehörigkeit. Schließlich soll der Index die gesamte deutsche Wirtschaft repräsentieren. (Vgl. Kruse, Gereon: Umstellung DAX und MDAX, in: BÖRSE ONLINE, 28/97, S.19)
(Vgl. Janßen, B./ Rudolph, B.: Der Deutsche Aktienindex DAX - Konstruktion und Anwendungsmöglichkeiten, Frankfurt am Main 1992, S.6 ff)
2.2. IBIS-DAX
Der IBIS-DAX ist im Indexaufbau und Berechnungsweise dem DAX identisch. Er umfaßt die selben 30 Standardwerte wie der DAX. IBIS ist ein computerunterstütztes Börsenhandels und Informationssystem. Während der DAX an der Präsenzbörse in Frankfurt berechnet wird, gehen in den IBIS-DAX die Aktienkurse ein, die im elektronischen IBIS-Handelssystem der Frankfurter Wertpapierbörse berechnet werden.
Das IBIS-Handelssystem ist nur institutionellen und größeren privaten Anlegern vorbehalten, da ein relativ großer Mindestumsatz an Aktien Bedingung für die jeweilige Transaktion ist. Zum Handel sind nur sehr liquide Wertpapiere zugelassen. Ein weiterer Unterschied ist die längere Handelszeit des IBIS-DAX, die um 8.30 Uhr beginnt und um 17.00 Uhr endet. Er wird minütlich seit dem 14.12.1993 berechnet.
(Vgl. Gruppe Deutsche Börse: Leitfaden zu den Aktienindizes der Deutschen Börse, Januar 1997 Version 2.1, S.8ff.)
2.3. MDAX und DAX 100
Hinter der Bezeichnung DAX 100 verbergen sich eigentlich zwei wesentlich populärere Indizes. Zum einen sind das die 30 DAX-Werte, auf der anderen Seite die 70 mittelgroßen im Midcap-Index der Deutschen Börse (MDAX) enthaltenen Unternehmen. Der DAX 100 hat sich nie so richtig durchsetzen können, da seine Entwicklung fast parallel zum bekannten DAX verläuft. Das liegt an der hohen Gewichtung der 30 DAX Werte.
Um die Entwicklung der mittleren Werte besser abzubilden, hatte sich die Deutsche Börse entschlossen, den MDAX einzuführen. Auch der Midcap-Index wird als Performanceindex und Kursindex berechnet. Der MDAX wird minütlich während der Börsenzeit mit der gleichen Laspeyres-Formel wie der DAX berechnet. Als Indexbasis wurde der 30.12.1987 mit einem Wert von 100 Punkten gewählt. Es wird sowohl ein Index aus den Kursen des Frankfurter Paketthandels als auch ein Index aus IBIS-Preisen veröffentlicht. Bei der Auswahl der Werte für den MDAX gelten auch, wie beim DAX, die "harten" (hier 110/110-Regel) und "weichen" Kriterien.
Auch der DAX 100 ist als Realtime-Index konzipiert und wird minütlich neu berechnet. Er basiert ebenfalls auf der Laspeyres-Formel und wird sowohl aus Kursen der Frankfurter Wertpapierbörse als auch aus IBIS-Preisen veröffentlicht. Basisdatum ist der 30.12.1987, die Basis ist 500. Der DAX 100 ist in 10 Branchenindizes eingeteilt.
(Vgl. Gruppe Deutsche Börse: Leitfaden zu den Aktienindizes der Deutschen Börse, Januar 1997 Version 2.1, S.5ff.)
2.4. CDAX
Der CDAX (Composite-DAX) bildet das gesamte Marktsegment des amtlichen Handels an der Frankfurter Wertpapierbörse ab. Er beinhaltet etwa 360 Aktien und wurde erstmals im Januar 1970 auf der Basis der täglichen Schlußkurse berechnet. Als marktbreiter Index eignet er sich hervorragend für Analysezwecke. Aufgrund seiner Vielzahl von Werten erlaubt der CDAX eine detaillierte Branchenanalyse. Er ist deshalb in 16 Branchenindizes untergliedert. Diese werden einmal täglich nach dem Handelsende der Präsenzbörse ermittelt. Der CDAX wird minütlich während der Börsenzeit mit der gleichen Laspeyres-Formel wie beim DAX, MDAX und DAX100 berechnet.
Basisdatum ist der 30.12.1987 mit einer Indexbasis von 100. Der CDAX wird sowohl als Performance- als auch als Kursindex (FWBX) berechnet. Dies gilt ebenso für alle 16 Branchenindizes des CDAX. In den Kursindizes werden Dividendenabschläge und Boni nicht bereinigt.
(Vgl. Gruppe Deutsche Börse: Leitfaden zu den Aktienindizes der Deutschen Börse, Januar 1997 Version 2.1, S.5ff.)
(Vgl. Chart im Anhang)
3. Weitere nationale Aktienindizes
3.1. Indizes, die von Banken berechnet werden
3.1.1. Commerzbank-Index
Der Commerzbank-Index wird seit Ende 1953 von der Commerzbank berechnet. Die Berechnung erfolgt einmal börsentäglich aus den Frankfurter Kassakursen von 60 marktbreiten deutschen Standardwerten. Als Bezugsbasis wurde das Kursniveau vom Dezember 1953 mit einem Basisstand von 100 Punkten gewählt. Seit Mitte 1988 war die Formel nach Laspeyres die Berechnungsgrundlage für den Index. Es gehen die Aktienkurse der Frankfurter Wertpapierbörse in die Berechnung ein. Die Gewichtung der jeweiligen Indextitel erfolgt mit dem zugelassenen Aktienkapital.
Bei Kapitalveränderungen erfolgt eine Bereinigung im Index, so dass sie sich nicht im Indexverlauf niederschlagen. Allerdings erfolgen im Commerzbank-Index keine Bereinigungen bei Kapitalerhöhungen aus Gesellschaftsmitteln und bei Dividendenausschüttungen. Er gehört dadurch zu den reinen Kursindizes.
Der Index repräsentiert ungefähr 75% des Kurswertes aller börsennotierten deutschen Aktiengesellschaften und 90% aller Aktienumsätze in Deutschland. Der Commerzbank-Index ist der älteste börsentäglich errechnete Aktienindex in Deutschland. Zusätzlich zum Gesamtindex werden 12 Branchenindizes berechnet, welche die Kursentwicklung der einzelnen Wirtschaftszweige veranschaulichen. Die Berechnung von Gesamt- und Teilindizes erfolgt unabhängig voneinander.
Die Commerzbank berechnet zusätzliche Kennzahlen. Dazu gehören das Kurs-Gewinn-Verhältnis, die Dividendenrendite, ein währungsbereinigter Gesamtindex auf Basis ausländischer Währungen und verschiedene Durchschnittswerte.
(Vgl. Rühle, Alf-Sibrand: Aktienindizes in Deutschland, Wiesbaden 1991, S.170f.)
3.1.2. WestLB-Aktienindex
Der WestLB-Aktienindex wird einmal börsentäglich durch die Westdeutsche Landesbank berechnet. Dafür werden die Düsseldorfer Kassakurse der im Index enthaltenen 98 Aktien verwendet. Am 2.Januar 1969 wurde zum ersten mal der WestLB-Aktienindex berechnet. Als Indexbasis wurde der 31.12.1968 mit einem Indexstand von 100 gewählt. Die Grundlage für die Berechnung ist die Indexformel nach Paasche. Dabei erfolgt eine Gewichtung mit den am jeweiligen Berichtstag vorhandenen Aktienkapitalien der einzelnen Indextitel. Seit 1985 wird der WestLB-Aktienindex um Kapitalveränderungen und Dividendenzahlungen bereinigt. Dadurch ist er ein Performanceindex. Er bildet etwa 80% der deutschen Börsenkapitalisierung ab.
Auch beim WestLB-Aktienindex zusätzlich zwischen 12 Branchenindizes unterschieden. Darüber hinaus werden Werte, bei denen sich durch die Vielfalt der Tätigkeiten kein eindeutiger Schwerpunkt bilden lässt, zu einem Index für "Sonstige" zusammengefaßt.
Der WestLB-Aktienindex ist nicht dafür geeignet, als operativer Index an einer Terminbörse gehandelt zu werden, da er nur einmal börsentäglich auf der Basis der Kassakurse berechnet wird.
(Vgl. Rühle, Alf-Sibrand: Aktienindizes in Deutschland, Wiesbaden 1991, S.172f.)
3.2. Indizes, die von Zeitungen berechnet werden
3.2.1. F.A.Z.-Aktienindex (Frankfurter Allgemeine Zeitung)
Der F.A.Z.-Aktienindex wird seit dem 4. September 1961 von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung einmal börsentäglich mittels Kassakursen berechnet und veröffentlicht. Durch ausgewählte Stichtage kann man ihn bis 1950 zurückverfolgen. Dieser Aktienindex setzt sich aus 100 ausgewählten Indextiteln zusammen, die an der Frankfurter Wertpapierbörse im amtlichen Handel notiert sind. Als Indexbasis wählte man den 31.12.1958 mit einem Punktestand von 100. Der F.A.Z.-Aktienindex ist mit dem jeweils aktuellen börsennotierten Grundkapitalien der einzelnen Unternehmen gewichtet und wird nach der Formel von Paasche berechnet. Die Paasche-Formel wurde unter dem Gesichtspunkt einer möglichst hohen Vergleichbarkeit mit anderen in Europa berechneten Börsenindizes ausgewählt.
Korrekturen bei Kapitalveränderungen werden im Index berücksichtigt. Auch beim F.A.Z.-Aktienindex erfolgt keine Bereinigung bei Dividendenabschlägen. Demzufolge gehört er auch zu der größeren Gruppe der Kursindizes.
Der F.A.Z.-Aktienindex repräsentiert etwa 80% des an der Frankfurter Wertpapierbörse notierten Aktienkapitals. Neben dem Gesamtindex der F.A.Z. gibt es seit 1982 auch hier 12 Branchenindizes, die zum Teil weiter in Unterindizes unterteilt werden.
Unter deutschen Aktienkursindizes gehört der Index der Frankfurter Allgemeinen Zeitung nach dem DAX zu den bekanntesten. Obwohl der F.A.Z.-Aktienindex in der Schweiz an der Terminbörse SOFFEX als Basisobjekt für Indexkontrakte dient, ist er an der Deutschen Terminbörse nicht vertreten. Der Aktienkursindex der F.A.Z. war der erste deutsche Index, der mittels elektronischer Datenverarbeitung berechnet wurde.
(Vgl. Rühle, Alf-Sibrand: Aktienindizes in Deutschland,
Wiesbaden 1991, S.174f.)
(Vgl. Chart im Anhang)
3.2.2. SZ-Aktienindex (Süddeutsche Zeitung)
Der SZ-Aktienindex wird seit dem 6. November 1963 von der Süddeutschen Zeitung berechnet und veröffentlicht. Die Berechnung erfolgt einmal börsentäglich aus den Kassakursen von 98 deutschen Aktien der Bayerischen Börse in München. Als Indexbasis wurde der 31.12.1958 mit einem Indexstand von 100 Punkten gewählt. Damals wahren noch 104 Werte im SZ-Aktienindex enthalten. Am 30.12.1974 wurde eine Umstellung der Indexbasis vorgenommen. Damit wurdeder Index wieder auf 100 Punkte gesetzt. Zur Berechnung des SZ-Aktienindex dient die Formel von Laspeyres. Die Gewichtung erfolgt nach der Höhe des börsennotierten Grundkapitals im
Basiszeitpunkt. Auch hier handelt es sich um einen Kursindex, da der Index von Dividendenzahlungen nicht bereinigt wird. Korrekturen bei Kapitalveränderungen werden nicht vorgenommen.
Durch eine zusätzliche Berechnung von 11 Teilindizes wird der Markt in Branchen aufgeteilt. Der SZ-Aktienindex repräsentiert als Regionalindex der Bayerischen Börse in München rund 92% des dort notierten Aktienkapitals. Zusätzlich zum Aktienindex wird veröffentlicht, wieviele der Werte gestiegen beziehungsweise gefallen sind.
(Vgl. Rühle, Alf-Sibrand: Aktienindizes in Deutschland, Wiesbaden 1991, S.176f.)
3.2.3. Welt-Aktienindex (Die Welt)
Der WELT-Aktienindex wird einmal börsentäglich durch die Zeitung "DIE WELT" berechnet. Es handelt sich hierbei um einen "unechten" Aktienindex. Der WELT-Aktienindex errechnet sich aus der gewichteten Summe der Kassakurse, die mit einem Indexfaktor multipliziert werden. Die 54 im Index enthaltenen marktbreiten Standardwerte werden mit ihrem zugelassenen Aktienkapital gewichtet. Bei Kapitalveränderungen erfolgt eine Korrektur des Indexfaktors. Der WELT-Aktienindex ist ein Kursindex, weil die Dividendenzahlungen nicht bereinigt werden.
Laut Alf-Sibrand Rühle, nachzulesen im Buch "Aktienindizes in Deutschland" auf den Seiten 178/179 lässt sich der genaue Zeitpunkt der ersten Berechnung nicht mehr präzise zurückverfolgen, da sich Unterlagen über den Beginn der Berechnung zum Teil in Privatbesitz befinden und nicht einsehbar sind.
Basiszeitpunkt des WELT-Aktienindex ist der 01.01.1970 mit einem Indexstand von 100 Punkten.
Neben dem Gesamtindex werden zusätzlich 9 Branchenindizes ermittelt. Außerdem wird börsentäglich der WELT-Aktienumsatz-Index ermittelt. Dazu dienen die Umsätze der Börsen Frankfurt, Düsseldorf, Hamburg und München als Grundlage.
(Vgl. Rühle, Alf-Sibrand: Aktienindizes in Deutschland,
Wiesbaden 1991, S.178f.)
3.3. Ein weiterer Index, der neben dem DAX an der Börse berechnet wird
Der FWB-Gesamtindex wird von der Frankfurter Wertpapierbörse (FWB) seit dem 1. November 1969 berechnet und veröffentlicht. Er enthält fast alle an der Frankfurter Wertpapierbörse amtlich gehandelten deutschen Stamm-, Vorzugs- und Namensaktien. Damit bildet er etwa 95% der Börsenkapitalisierung ab. Der FWB-Gesamtindex wird börsentäglich mit der Formel von Laspeyres berechnet. Dafür werden die Durchschnittskurse aus allen Geschäften eines Tages in der Betreffenden Aktie verwendet. Die Gewichtung erfolgt mit dem zugelassenen Grundkapital und ist seit 1968 unverändert geblieben. Bezugstermin ist damit Ultimo 1968 mit einem Basispunktestand von 100. Anpassungen an Veränderungen des Kurszettels werden sofort vorgenommen. Die Bereinigung von Kapitalveränderungen erfolgt mittels gattungsspezifischer Korrekturfaktoren. Von Dividendenabschlägen bleibt der Index jedoch unbereinigt und gilt somit als Kursindex.
Der FWB-Gesamtindex hat in erster Linie statistische Bedeutung im Rahmen der Frankfurter Börsenstatistik und soll analytischen Zwecken dienen. Die Berechnung von 14 Branchenindizes innerhalb des Gesamtindex ermöglicht detaillierte Untersuchungen und Analysen. Darüber hinaus wird noch ein "Index der Publikumswerte" und ein "Index der Industriewerte" berechnet.
Zusätzlich zur Aktienkursindexermittlung werden von der Frankfurter Börsenstatistik noch einige ergänzende Kennzahlen angeboten. Dazu gehören ein Aktienumsatz-Index, die zehn Aktien mit dem Höchsten Geschäftsvolumen, die Umsätze der in Teilindizes einbezogenen Aktien und eine Fortschritt-Rückschritt-Linie, welche die Anzahl der an einem Tag gestiegenen Aktien gegenüber der Anzahl der an diesem Tag gefallenen Aktien darstellt.
(Vgl. Rühle, Alf-Sibrand: Aktienindizes in Deutschland, Wiesbaden 1991, S.182f.)
3.4. Indizes, die von Finanzanalysegesellschaften berechnet werden
3.4.1. degab-Index (Deutsche Gesellschaft für Anlageberatung mbH)
Der degab-Aktienkursindex wird viertelstündlich während der Börsenzeit, von 10.30 Uhr bis 13.30 Uhr von der Deutschen Gesellschaft für Anlageberatung mbH berechnet. Als Grundlage dafür dienen die variablen Kurse von 40 deutsche Standardwerten der Frankfurter Wertpapierbörse. Die erste Berechnung erfolgte Ende 1977. Basiszeitpunkt des degab-Aktienkursindex war jedoch Ultimo 1972. Der Index wird als Portfeuille mit entsprechenden repräsentativen Stückzahlen der Gattungen geführt und zählt zu den "unechten" Indizes. Der degab-Aktienkursindex verwendet die besonders präzise
Gewichtung mit dem "free-floating-capital", wobei Anteile in Festbesitz aus der Börsenkapitalisierung einer Aktiengattung herausgerechnet werden, da sie zur Kursbildung am Markt nicht mit beitragen. Auch hier handelt es sich wieder um einen Kursindex, da nur Kapitalveränderungen, jedoch keine Dividendenabschläge im Index bereinigt werden.
Der degab-Aktienkursindex repräsentiert ungefähr 80% des an der Frankfurter Wertpapierbörse notierten Aktienkapitals. Die Hauptzielgruppe des Indexkonzeptes ist der private Anleger.
(Vgl. Rühle, Alf-Sibrand: Aktienindizes in Deutschland,
Wiesbaden 1991, S.186f.)
3.4.2. VWD-Aktienindex (Vereinigte Wirtschaftsdienste GmbH)
Der VWD-Aktienindex wird seit dem 1. Januar 1975 einmal börsentäglich von der Vereinigte Wirtschaftsdienste GmbH berechnet. Dazu werden die Kassakurse von 25 marktbreiten Aktien von der Düsseldorfer- und Frankfurter Wertpapierbörse verwendet. Die Auswahl der 25 Basispapiere wird im Verlauf eines Jahres nicht verändert und erfolgt für das neue Jahr jeweils auf der Basis der Umsatzentwicklung im letzten Quartal des vergangenen Jahres. Als Basiszeitpunkt wurde der 01.01.1975 mit einem Indexstand von 100 Basispunkten gewählt.
Eine jährliche Neubasierung erfolgt jeweils zu Jahresbeginn. Dabei wird der Indexstand wieder auf 100 Punkte gesetzt. Dadurch ist ein sehr anschaulicher Vergleich auf Jahresbasis möglich. Der ungewichtete VWD-Aktienindex berechnet sich, indem die Summe der Tageseinheitskurse und die Summe der Kapitalveränderungen und Dividendenabschläge mit der Summe der Einheitskurse des letzten Tages des vergangenen Jahres ins Verhältnis gesetzt und mit 100 multipliziert wird. Der VWD-Aktienindex wird von Kapitalveränderungen und Dividendenabschlägen bereinigt
und gehört somit zu den wenigen Performanceindizes. Der Dividendenbetrag und ein eventueller Bonus werden berücksichtigt. Gleiches gilt für die rechnerische Parität des Bezugsrechts, wobei ein Dividendenvor- oder -nachteil berücksichtigt wird.
Eine Besonderheit des VWD-Aktienindex besteht darin, dass die Kassakurse sowohl der Düsseldorfer- als auch der Frankfurter Wertpapierbörse in die Berechnung gleichberechtigt eingehen.
(Vgl. Rühle, Alf-Sibrand: Aktienindizes in Deutschland, Wiesbaden 1991, S.188f.)
(Vgl. Chart im Anhang)
3.5. Index, der von amtlicher Stelle berechnet wird
Der "Index der Aktienkurse" wird vom Statistischen Bundesamt berechnet. Er umfaßt etwa 295 Aktienkurse, welche mit dem börsennotierten Stammaktienkapital gewichtet werden. Der Index wird nach der Wertindexformel mittels Kassakursen einmal pro Börsentag berechnet. Bezugstermin ist der 31.12.1953 mit einem Basispunktestand von 100. Davor wurden ab Januar 1950 Monatsdurchschnitte veröffentlicht. In der ersten Zeit erfolgte die Berechnung mit der Formel von Laspeyres.
Danach entstand dann mit Hilfe der Wertindexformel ein Portfeuille-Index mit laufender Anpassung der Basis, in dem Kapitalveränderungen, jedoch keine Dividendenabschläge bereinigt werden. Es handelt sich folglich um einen Kursindex.
Durch die hohe Anzahl der im Index erfaßten Werte erreicht der Index der Aktienkurse eine Repräsentationsquote von mindestens 90% des börsennotierten Aktienkapitals. Außerdem ermöglicht diese Aktienvielfalt eine Aufteilung in 29 Branchenindizes. Zusätzlich werden vier besondere Indizes ermittelt, welche nach folgenden Kategorien aufgeteilt sind: die meistgehandelten Werte (30 Aktien), Publikumsgesellschaften (100 Aktien), Nebenwerte (etwa 180 Aktien), Volksaktien (3 Aktien).
(Vgl. Rühle, Alf-Sibrand: Aktienindizes in Deutschland, Wiesbaden 1991, S.184f.)
4. Aktienindizes anderer Länder
4.1. Westeuropäische Indizes
4.1.1. FT-SE 100 Index (London)
Bezogen auf die Anzahl der gehandelten nationalen und internationalen Wertpapiere ist die Londoner Börse die größte der Welt. Sie unterliegt keinen Regulierungen durch die Behörden. Handelszeit von 8:30 bis 16:30.
(vgl. Enzyklopedia Britannica '97)
Ähnlich wie beim DAX handelt es sich beim Financial Times - Stock Exchange 100 um einen gewichteten Index, in den die Gesellschaften nach Börsenkapitalisierung eingehen. Als Basiszeitpunkt wurde 1983 mit 1000 Punkten gewählt.
Der FT-SE 100 Index wird minütlich während der gesamten Londoner Börsenzeit als Laufindex berechnet (mit Hilfe des Computerhandelsystem SEAQ).
Korrekturen werden nur bei Kapitalveränderungen vorgenommen, wobei der Basiswert im Nenner der Indexformel angepaßt wird, Dividendenausschüttungen werden nicht berücksichtigt. Es handelt sich also um einen Kursindex. Futures und Optionen werden seit 1984 auf den FT-SE 100 Index gehandelt.
(Vgl. Jansen, B. / Rudolph, B.: Der Deutsche Aktienindex
DAX - Konstruktion und Anwendungsmöglichkeiten, Frankfurt
am Main 1992, S.36)
(Vgl. Chart im Anhang)
4.1.2. CAC 40 Index (Paris)
Seit 1988 veröffentlicht die Pariser "Compagnie des Agents de Change" (CAC) den CAC 40 Index.
Der Pariser Index setzt sich aus 40 repräsentativen Unternehmen zusammen, die relativ stark exportlastig sind. Analog dem Londoner FT-SE 100 werden die jeweiligen Aktien nach Börsenkapitalisierung gewichtet, und Indexkorrekturen nur bei Kapitalveränderungen vorgenommen. Wie beim DAX wurde der Basiszeitpunkt Jahresende 1987 festgelegt, und auch als Basiswert 1000.
Der CAC 40 ist ein Real-time Index, der während der Börsenzeit alle 30 Sekunden neu berechnet wird. Futures und Optionen werden seit 1988 gehandelt.
(Vgl. Jansen, B. / Rudolph, B.: Der Deutsche Aktienindex
DAX - Konstruktion und Anwendungsmöglichkeiten, Frankfurt
am Main 1992, S.36f und Internet: www.bourse-de-paris.fr)
4.1.3. SMI (Zürich, Basel, Genf)
Der SMI (Swiss Market Index) wird seit 1988 unter Berücksichtigung der Aktienkurse der Börsen in Zürich, Genf und Basel berechnet und veröffentlicht. Somit ist der SMI einer der wenigen Aktienindizes, die den Handel an mehreren Häusern wiedergeben. Als Laufindex wird der SMI immer dann neu berechnet, wenn an einer der drei Börsenplätze ein neuer Kurs für den jeweiligen Titel vorliegt. Der SMI setzte sich ursprünglich aus 24 Aktien und Partizipationsscheinen zusammen, heute werden 21 Titel gelistet, die nach Kapitalisierung gewichtet werden. Bei Kapitalveränderungen erfolgt eine Neugewichtung. Die Indexformel von Laspeyres wird verwendet, es handelt sich also um einen echten Aktienindex.
Bezugszeitpunkt ist 1988 mit 1500 Basispunkten. Seit 1988 werden Futures und Optionen auf den SMI gehandelt.
(Vgl. Jansen, B. / Rudolph, B.: Der Deutsche Aktienindex
DAX - Konstruktion und Anwendungsmöglichkeiten, Frankfurt
am Main 1992, S.37 und Internet:www.boerse.ch)
(Vgl. Chart im Anhang)
4.1.4. Änderungen mit der Euro-Umstellung
Mit der Euro-Einführung ändert sich im Berechnungsmodus für Aktienindizes lediglich der Nenner, so dass am Stichtag nach der Umstellung der Handel mit dem gleichen Indexwert beginnt, mit dem er am Abend des Vorhandelstages geschlossen hat.
Dennoch soll das Aktiengesetz in diesem Herbst geändert werden, so dass die Euro-Umstellung problemlos von statten gehen kann.
Die Einführung der Nennwertlosen Aktien war im Sommer bereits weitgehend abgesegnet: In den meisten Ländern gibt es für Aktien nicht nur einen Kurswert, der an der Börse täglich neu ermittelt wird, sondern auch einen Nennwert, der den entsprechenden Anteil am Grundkapital verbrieft.
Beim einfachen Umrechnen des Nennwerts würden aber aus geraden DM-Beträgen ungerade Euro-Beträge entstehen, die abrechnungstechnische Probleme aufwerfen. Daher werden künftig nennwertlose Aktien erlaubt. Die Papiere werden einen festen Anteil am Grundkapital garantieren, aber keinen festen Geldbetrag. Für die Aktionäre ändert sich dadurch nichts, denn der wahre Wert der Aktie ist der viel höhere Kurswert, geht die Gesellschaft in Konkurs, ist die Aktie sowieso nichts mehr wert. Der Nennwert sollte nur verhindern, dass die Anleger mit sogenannten Penny-Stocks (Billigaktien) geködert werden. Dies will der Gesetzgeber aber auch künftig dadurch verhindern, dass das Grundkapital auch zukünftig nicht in beliebig kleine Beträge aufgestückelt werden darf. Die Untergrenze soll bei einem Euro liegen.
(Das neue Aktiengesetz, B5 Aktuell, Bayerischer Rundfunk -
Beitrag vom Do., 6. November 1997)
4.2. Osteuropäische Indizes
In Osteuropa war Kapitalbeschaffung über den Aktienmarkt Anfang der 90er noch schwach ausgeprägt: Korrupte Strukturen verhinderten die Vertrauensbildung zwischen Kapitalgebern und Kapitalnehmern. Da die Länder selbst hohen Kapitalbedarf haben, werden festverzinsliche Wertpapiere als Anleihen ausgegeben, die bis 1995 eine bedeutend höhere Rendite abwarfen, und sogar für ausländische Geldgeber trotz Währungsschwankungen einen höheren Effektivzins hatten. Erst ein starker Zinsrückgang ab 1996 sorgte für höhere Aktienkurse.
Ungarn (1996: 147% Steigerung des BUX), Polen (1996: 75% Steigerung des WIG) und Moskau zählen neben einer Vielzahl von asiatischen und südamerikanischen Börsenplätze zu den "Emerging Markets".
(Vgl.: Kipp, Helmut: Emerging Markets, in: BÖRSE ONLINE 21/97, S.26)
BUX (Ungarn)
Die ungarische Börse wird von Kreditinstituten nicht als "Ost"-Börse eingestuft, wird von uns aufgrund der regionalen Einteilung hier aufgeführt.
Sie gehörte bereits im vergangenen Jahr zu den besten Performern im internationalen Börsenreigen.
(Vgl.: Bräu, Georg: Osteuropäische Börsen in der Hausse,
in: BÖRSE ONLINE 11/97, S.28)
(Vgl. Chart im Anhang)
Moskau Times Index (Rußland)
(Vgl. Chart im Anhang)
WIG (Polen)
(Vgl. Chart im Anhang)
PX-50 (Tschechien)
(Vgl. Chart im Anhang)
4.3. Amerikanische Indizes
4.3.1. Die Dow Jones Indizes
Dow, Jones & Co. ermittelt an der New York Stock Exchange täglich drei Indizes, die wiederum in einem Composite Average zusammengefaßt werden:
Dow Jones Industrial Average Dow Jones Transportation Average Dow Jones Utilities Average
Der "Dow Jones Index" ist der älteste aller Aktienindizes. Nach seinen Ansätzen wurden alle weiteren Aktienkursindizierungen unseres Jahrhunderts festgesetzt. Entwickelt wurde er von Charles Henry Dow (geb. 1851). Dow war Wirtschaftsjournalist in New York, und machte sich 1882 selbständig: er gründete zusammen mit Edward Jones die Firma Dow Jones & Company. Diese Nachrichtenagentur fertigte täglich Kurzberichte über wirtschaftliche Neuigkeiten an.
1884 wurde der erste Aktienkursindex im "Customers Afternoon Letter" veröffentlicht. Schon damals war der Firmensitz an der Wall Street. 1889 wurde das "Wall Street Journal" entwickelt, dem Dow bis zu seinem Tod 1902 als "editor in chief" vorstand.
Bis heute werden seine Indizes und Theorien zur technischen Analyse verwendet.
Um Amerikas Aktienmarkt mit ca. 250 000 umgesetzten Aktien pro Tag in den "Griff" zu bekommen, entwickelte Charles Henry Dow diesen Index.
Er stellte fest, dass nur ca. 35 Titel einen regelmäßigen Handel aufwiesen, ein großer Teil davon Eisenbahnaktien. So war der erste "Dow" der "Transportation Average". Die 11 enthaltenen Aktien ergaben 1884 erstmals einen Wert von 69,93 Punkten.
Seit 1897 beinhaltet der Transportation Average 20 Titel.
Der bekannteste unter Dows Indizes ist bis heute der DJIA, Dow Jones Industrial Average. Er wurde erstmals 1896 mit 40,94 Punkten veröffentlicht, und umfaßte 12 Werte. Die Berechnung erfolgte wie heute, indem die Summe der Kurse durch die Anzahl der Aktien dividiert wurde. 1928 wurde die Zahl der einbezogenen Aktien auf den heutigen Stand von 30 gebracht.
Heute besitzt Dow Jones & Co. als amerikanischer Finanzmedienkonzern Magazine wie das Wall Street Journal, das Magazin Barron's und betreibt diverse TV-Sender und den Nachrichtendienst Telerate. (Vgl. Schumm, Thomas, Dow, der Konzern, in: BÖRSE ONLINE 11/97 S.8)
Bei Kapitalerhöhungen oder Austausch von Werten wird die Berechnung korrigiert, sodass der Index kontinuierlich fortgeführt werden kann. Ein neuer Nenner in der Formel wird so gewählt, dass der Wert nach der neuen Zusammensetzung dem entspricht, den der Dow Jones Index vor der Veränderung hatte.
Die einzige Gemeinsamkeit zwischen DJIA und DAX liegt in der Anzahl der Werte: 30 Stück. Die Dow Jones Indizes sind simple Kursdurchschnitte, sie sind bis heute ungewichtet. Analysten sprechen von "preisgewichtet", auch "implizite Gewichtung". Die einzelnen Kurswerte werden addiert und durch einen anpassungsfähigen Faktor geteilt. Der Faktor wird bei der Verkettung benötigt, um Kurssprünge von einem Handelstag auf den nächsten beim Auswechseln einzelner Aktien zu vermeiden. Am Tag des Austausches wird ein Korrekturfaktor errechnet, der dafür sorgt, dass die Eröffnungskurse des neuen Tages den Schlußkursen des letzten Handelstages entsprechen. (Vgl. Gablers Wirtschaftslexikon 13. Auflage auf CD-ROM)
Aufgrund der Gewichtungsproblematik gab es lange Zeit keine Optionsscheine oder Derivate auf den Dow Jones Index: ein ungewichteter Index ist leicht zu manipulieren, in dem man gezielt die Kurse der "Kleinen" nach oben oder unten treibt. Lizenzen für Optionen und Futures wurden im Juni 1997 bereits verkauft (Vgl. BÖRSE ONLINE 25/97 S.8).
Seit Oktober 1997 wurden erstmals Optionsscheine auf den Dow Jones vergeben. (Vgl. DIE WELT 18.9.1997 im Internet:www.diewelt.de)
Die Entwicklung des Gesamtmarktes wird dennoch relativ gut wiedergeben, wie Chartvergleich zwischen DJIA und S&P 500 zeigt. (Siehe Anhang)
Bei Aktiensplits und Aktienzusammenlegungen wird der Dow durch Korrekturfaktoren bereinigt. Die umfangreichste Revision des wohl meistbeachtsten Börsenbarometers der Welt seit 1959 erfolgte im März diesen Jahres: Vier Werte wurden in solche eingewechselt, die eindeutig zu den Wachstumsbranchen in den USA gehören: High Tech (Hawlett-Packard), Finanzdienstleistungen (Travelers Group) und Gesundheitsbereich (Johnson&Johnson). Wal-Mart Stores sollte den Kaufhausbereich neu gewichten.
(Vgl. BÖRSE ONLINE 13/97, S.8)
(Vgl. Chart im Anhang)
4.3.2. Standard & Poors 100 bzw. 500
Beide Indizes sind bis auf die Anzahl der vertretenen Titel in ihrem Aufbau vollkommen übereinstimmend. Der S&P 100 bzw. S&P 500 ist im Vergleich zum Dow der modernere Index, er wird seit 1957 berechnet und umfaßt über 80% des Börsenumsatzes.
Als Basis dienen 100 bzw. 500 ausgewählte Kursnotierungen, die an der New York Stock Exchange (NYSE), der American Stock Exchange (AMEX) bzw. dem over the counter Handel (NASDAQ)
Berechnet werden die beiden Indizes nach der Formel von Paasche. Sie werden nicht um Dividendenzahlungen bereinigt.
Die Gewichtung erfolgt nach der Börsenkapitalisierung der Unternehmen. Die Berechnung erfolgt während der Handelszeit alle 15 Sekunden.
Der S&P 100 und 500 weist gegenüber dem Dow Jones eine geringere Volatilität (Ausmaß der Kursschwankungen) auf.
Der Terminhandel begann bereits 1982. Futures und Optionen können seit 1983 gesetz werden, und zählen heute zu den umsatzstärksten überhaupt.
(Vgl. Jansen, B. / Rudolph, B.: Der Deutsche Aktienindex DAX - Konstruktion und Anwendungsmöglichkeiten, Frankfurt am Main 1992, S.38 und Internet: www.mcgraw-hill.com)
4.4. Asiatische Indizes
4.4.1. Nikkei Stock Average (Tokyo)
Die Tokyoter Börse wurde 1878 als "Tokyo Stock Exchange Co.
Ltd." gegründet. In ihrer heutigen Form besteht sie seit 1949. Der Handel findet zwei mal täglich statt:
Die "morning trading session" dauert von 9:00 bis 11:00 Uhr, die "afternoon trading session" von 12:30 bis 15:00 Uhr.
Der Nikkei Stock Average, auch Nikkei 225 Index genannt,ist der weltweit am meisten beachtete Japanische Börsenindex. Seine Wurzeln gehen bis in die 50er Jahre zurück. Veröffentlicht und berechnet wird er seit 1971 von der Nihon Keizai Shimbun Inc. Seit 1985 wird er während der Handelzeit minütlich neu angezeigt.
Er berechnet sich aus 225 Aktien, die alle im ersten Handelsabschnitt umgesetzt werden müssen. Die Komponenten werden jährlich überprüft, um den Wandel der Marktumgebung wiederzuspiegeln. Bis zu 6 der 225 Titel können im Handelsjahr ausgetauscht werden, wenn die Unternehmen gewisse Anforderungen nicht mehr erfüllen, wie:
keine Korruption Aufkauf oder Übergang in ein anderes Unternehmen Wechsel in den zweiten Handelsabschnitt der Tokioter Börse
Die in Tokyo gehandelten Papiere werden in 36 Sektoreneingeteilt, aus denen eine optimale Anzahl im Nikkei vertreten sein soll. Die Zahl A der vertretenen Titel eines Sektors wird wie folgt Img00001.gif" HEIGHT=64 WIDTH=118>,
wobei B die Gesamtzahl der Aktien der Gruppe ist und C die
Zahl aller im ersten Abschnitt gelisteten Aktien.
Der Nikkei Average berechnet sich:
(Vgl. Internet-Homepage von der Tokyo Stock Exchange:
www.tse.co.jp)
(Vgl. Chart im Anhang)
4.4.2. TOPIX (Tokyo)
Der "Tokyo Stock Price Index" wird seit 1969 als Börsenindikator gebraucht. Die Basis wurde auf Januar 1968 mit 100 festgelegt.Der Index setzt sich aus allen im ersten Abschnitt gehandelten Aktien zusammen. Der Basiswert wird bei Kapitalmaßnahmen angepaßt.
Während der Börsensitzung wird er minütlich neu berechnet. Futures und Optionen auf den TOPIX werden seit 1988 bzw. 1989 gehandelt.
(Vgl. Jansen, B. / Rudolph, B.: Der Deutsche Aktienindex
DAX - Konstruktion und Anwendungsmöglichkeiten, Frankfurt
am Main 1992, S.39)
5. Resumée:
Das Konzept des DAX erscheint auf den ersten Blick bedeutend aufwendiger in der Berechnung als die meisten nationalen und internationalen Indizes. Aber mit elektronischen Börsenhandelssystemen spielt das heute keine
Rolle mehr.
Er zeichnet sich besonders durch die Berücksichtigung der Dividendenausschüttung aus (Performanceindex). Dies ist hierzulande besonders vorteilhaft, weil die Auszahlung an die Aktionäre jährlich, und nicht wie im angloamerikanischen Bereich vierteljährlich erfolgt. Relativ großen Indexsprüngen wird dadurch entgegengewirkt.
Beim DAX wurde von vornherein der operative Verwendungszweck berücksichtigt, woran bei den meisten älteren Indizes bei ihrer Entstehung noch gar nicht gedacht wurde.
Die geringe Titelzahl ermöglicht den Anlegern eine Nachbildung des DAX im eigenen Portefeuille. Im nationalen Vergleich ist die Real-time Berechnung von Vorteil.
Die genannten Indizes im Ãœberblick:
(Vgl. Jansen, B. / Rudolph, B.: Der Deutsche Aktienindex DAX - Konstruktion und Anwendungsmöglichkeiten, Frankfurt am Main 1992)
Tabelle 1.
Kurs/Performance Index
Gewichtet/
ungewichtet
echter / unechter Index
DAX
X
X
X
FWB-Index
X
X
X
Commerzbank-Index
X
X
X
WestLB-Index
X
X
X
FAZ-Index
X
X
X
SZ-Index
X
X
X
Welt-Index
X
X
X
Index der Aktienkurse
X
X
X
degab-Index
X
X
X
VWD-Index
X
X
X
FT-SE 100
X
X
X
CAC 40 Index
X
X
X
SMI
X
X
X
DJIA
X
X
X
S&P500
X
X
X
TOPIX
X
X
X
Nikkei225
X
X
X
Tabelle 2.
Basiszeit-punkt
Basis-punkte
Titel-zahl
DAX
Ultimo 1987
1000
30
FWB-Index
Ultimo 1968
100
ca. 360
Commerzbank-Index
Ultimo 1953
100
60
WestLB-Index
Ultimo 1968
100
98
FAZ-Index
Ultimo 1958
100
100
SZ-Index
Ultimo 1958
100
88
Welt-Index
Ultimo 1969
100
54
Index der Aktienkurse
Ultimo 1953
100
ca. 295
degab-Index
Ultimo 1972
?
40
VWD-Index
Ultimo 1974
100
25
FT-SE 100
Ultimo 1983
100
100
CAC 40 Index
Ultimo 1981
1000
40
SMI
30.06.1988
1500
21
DJIA
1896
40,94
30
S&P500
1941-1943
10
500
TOPIX
4.1.1968
100
alle Werten der 1. Session
Nikkei 225
1971
?
225
6. Anhang
Folgende Informationen wurden im Anhang aufgeführt:
· Die DAX-Zusammensetzung
· Chart - FAZ Index
· Chart IDX FAZ · Chart CDAX
· Chart FWB-Gesamt · Chart DAX
· Chart Nikkei
· Chart Dow Jones
· Chart FTSE 100
· Chart IDX SMI
· Charts Osteuropäischer Börsen
7. Quellenverzeichnis:
BÖRSE ONLINE 10. Jahrgang, BÖRSE ONLINE Verlag GmbH&Co., München 1997
Der Große Brockhaus, 19. Aufl., F.A. Brockhaus GmbH, Mannheim 1986 bis 1994
Janßen, Birgit / Rudolph, Bernd: Der Deutsche Aktienindex: Konstruktion und Anwendungsmöglichkeiten, Fritz Knapp Verlag, Franfurt am Main, 1992
Kleeberg, Jochen M.: Die Eignung von Aktienindizes für empirische Aktienmarktuntersuchungen, Gabler, Wiesbaden, 1991
o.V.: Enzyklopedia Britannika '97 auf CD-ROM
o.V.: Gablers Wirtschaftslexikon, 13. Aufl. auf CD-ROM
o.V.: Leitfaden zu den Aktienindizes der Deutschen Börse Version 2.1, Gruppe Deutsche Börse: Januar 1997, aus dem Internet: www.exchange.de
o.V.: Paris Stock Exchange, the Internet: www.bourse-de-paris.fr
Rühle, Alf-Sibrand: Aktienindizes in Deutschland: Entstehung, Anwendungsbereiche, Indexhandel, Wiesbaden, Dt. Univ.-Verl., 1991
Verfasser unbekannt: Das neue Aktiengesetz, B5 Aktuell, Bayerischer Rundfunk - Beitrag vom Do., 6. November 1997
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