Betriebswirtschaftslehre

- Hausarbeit -

Ansätze der Betriebswirtschaftslehre

Inhaltsverzeichnis

1. Thematische Einleitung S. 1

2. Betriebswirtschaftliche Ansätze S. 1

2.1 Faktortheoretischer Ansatz S. 1

2.1.1 Beschreibung S. 1

2.1.2 Kritische Würdigung S. 2

2.2 Entscheidungsorientierter Ansatz S. 3

2.2.1 Beschreibung S. 3

2.2.2 Kritische Würdigung S. 4

2.3 Informationsorientierter Ansatz S. 5

2.3.1 Beschreibung S. 5

2.3.2 Kritische Würdigung S. 5

2.4 EDV-orientierter Ansatz S. 6

2.4.1 Beschreibung S. 6

2.4.2 Kritische Würdigung S. 6

2.5 Marketing-Management-Ansatz S. 6

2.5.1 Beschreibung S. 6

2.5.2 Kritische Würdigung S. 7

2.6 Konflikt- und machttheoretischer Ansatz S. 7

2.6.1 Beschreibung S. 7

2.6.2 Kritische Würdigung S. 8

2.7 Preistheoretischer Ansatz S. 8

2.7.1 Beschreibung S. 8

2.7.2 Kritische Würdigung S. 8

2.8 Managerialistischer Ansatz S. 9

2.8.1 Beschreibung S. 9

2.8.2 Kritische Würdigung S. 9

2.9 Evolutionstheoretischer Ansatz S. 9

2.9.1 Beschreibung S. 9

2.9.2 Kritische Würdigung S. 10

2.10 Systemorientierter Ansatz S. 10

2.10.1 Beschreibung S. 10

2.10.2 Kritische Würdigung S. 11

2.11 Ökologieorientierter Ansatz S. 11

2.11.1 Beschreibung S. 11

2.11.2 Kritische Würdigung S. 12

2.12 Empirischorientierter Ansatz S. 13

2.12.1 Beschreibung S. 13

2.12.2 Kritische Würdigung S. 13

2.13 Verhaltensorientierter Ansatz S. 13

2.13.1 Beschreibung S. 13

2.13.2 Kritische Würdigung S. 14

3. Schlußkommentar S. 15

Literaturverzeichnis S. 16

1. Thematische Einführung

Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich die Betriebswirtschaftslehre anhand aktueller Probleme und Impulse der Zeit. Dabei gab es immer wieder Verschiebungen der Schwerpunkte in Theorie und Praxis, so dass im Laufe der Zeit die Betriebswirtschaftslehre von unterschiedlichsten, sich zum Teil widersprechenden Ansätzen beeinflußt wurde.

Während vor 1945 vorwiegend die Bewertungs- und Finanzierungsfragen erforscht wurden, verschob sich nach der 1948 eingeführten Währungsreform der Schwerpunkt auf den Absatz, später dann u.a. auf die Investitionstheorie und die Unternehmensführung.1 Neuere Ansätze betonen neben dem Produktionsaspekt auch die interdisziplinäre Dimension der Betriebswirtschaftslehre mit verwandten und benachbarten Wissenschaften, z.B. der Volkswirtschaftslehre, den Sozialwissenschaften und der Ökologie.

Die Entwicklung der betriebswirtschaftlichen Ansätze verlief nicht linear und fortlaufend, sondern oft uneinheitlich und kontrovers. Die verschiedenen Ansätze sind nicht zuletzt auch auf die verschiedenen Sichtweisen der BWL zurückzuführen.

Aufgrund der unüberschaubaren Vielfalt betriebswirtschaftlicher Ansätze, von denen viele keinen Paradigmawechsel vollzogen haben, wird eine Auswahl bearbeitet und kritisch beleuchtet. Diese besitzt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, bildet allerdings die in der heutigen Lehre am meisten vertretenen Ansätze ab.

2. Betriebswirtschaftliche Ansätze

2.1 Faktortheoretischer Ansatz

2.1.1 Beschreibung

Der faktortheoretische Ansatz der Betriebswirtschaftslehre geht zurück auf Erich Gutenberg, der als erster einen ganzheitlichen betriebswirtschaftlichen Ansatz entwickelt hat. In den letzten Jahrzehnten sind verschiedene weiterführende und modifizierte Ansätze entwickelt worden, die die aktuellen Anforderungen (z.B. Ökologie) mit einbeziehen.

Gutenberg versteht den betrieblichen Prozeß aufbauend auf der Mikroökonomie als Kombination der Produktionsfaktoren, d.h. des dispositven Faktors als steuerndes Element und die elementaren Faktoren als produzierende Elemente. Die Aufgabe des dispositiven Faktors ist es, eine "optimale Gestaltung der Elementarfaktoren" 2 zu erreichen. Dabei stellt "Gutenbergs System (..) nicht wie das System Nicklischs den Menschen, sondern den Kombinationsprozeß der Produktionsfaktoren (...) in den Mittelpunkt ..."3

Das Ziel des Betriebes ist es, einen maximalen Faktorertrag, also eine quantifizierbare Mengenausbringung, zu produzieren und diese gewinnmaximal abzusetzen. Für Gutenberg stellt sich nun die Aufgabe, eine bestmögliche Beziehung zwischen Faktoreinsatz und Faktorertrag zu erreichen. Gutenberg hat sein System bewußt theoretisch aufgebaut. Er lehnte Regeln und Verhaltensanweisungen ab und versuchte "... die innere Logik der Dinge aufzuspüren und die betriebswirtschaftlichen Sachverhalte geistig zu durchdringen."4 Seiner Ansicht nach sollte die Betriebswirtschaftslehre eine reine (exakte) Wissenschaft und keine Kunstlehre sein.

2.1.2 Kritische Würdigung

Gutenbergs Ansatz stellt das erste zusammenhängende wissenschaftliche Grundkonzept der Betriebswirtschaftslehre dar. Er geht dabei über die Grenzen der für die Praxis relevanten Erkenntnisse hinaus und stellt ein theoretisches Grundwerkzeug zur Verfügung, das vor allem den betrieblichen Prozeß erklären, jedoch keine Anleitung geben soll. Gutenberg geht von einem idealisierten, praxisfernen Betrieb aus. Seine Vorgehensweise ist deduktiv, d.h. er leitet besondere Sachverhalte aus allgemeinen ab und verwendet dafür mathematische Methoden.

Kritiker werfen ihm deshalb vor, die Wissenschaft von der Praxis abzukoppeln und für diese damit unbrauchbar zu machen.

Für die heutige Praxis sind die Erkenntnisse Gutenbergs aber nur begrenzt einsetzbar, da er bei seinen Betrachtungen den Faktor Mensch völlig außer acht lässt. Zudem haben sich die Rahmenbedingungen in den letzten Jahrzehnten wesentlich verändert (von der Industriegesellschaft zur Dienstleistungs- und Informationsgesellschaft) und somit neue Anforderungen und die Notwendigkeit zu neuen Betrachtungsweisen geschaffen. Trotzdem hat Gutenberg einen für die Wissenschaft wichtigen Ansatz entwickelt, der auch heute noch (theoretische) Gültigkeit hat.

2.2 Entscheidungsorientierter Ansatz

2.2.1 Beschreibung

Im Gegensatz zum faktortheoretischen Ansatz wird beim entscheidungsorientierten Ansatz die Führung der Unternehmung und damit die der Menschen als grundlegende Aufgabe angesehen. Hierzu werden die sozial- und verhaltenswissenschaftlichen Erkenntnisse in die betriebliche Führung integriert. "Diese Notwendigkeit zur Integration besteht um so mehr, als Führung im Sinne von Menschenführung ("leadership) ohne diese Erkenntnisse menschlichen Verhaltens nicht erklärbar wäre."5 Allerdings wird auch bei dieser Betrachtungsweise der Mensch als Produktionsfaktor gesehen.

Der zentrale Kern dieses Ansatzes ist aber der auf der Entscheidungstheorie aufbauende Entscheidungsprozeß. Dabei wird von einer gegebenen Situation des Unternehmens und deren Ziele ausgegangen und anhand dessen versucht, die bestmögliche Entscheidung unter den zur Verfügung stehenden Alternativen zu finden, um in der Konsequenz die angestrebten Unternehmensziele zu realisieren. "Im Zentrum stehen Probleme und ihre Lösungen, Ziele und Zielerreichungsmittel. Alle Überlegungen zur Lösung von Problemen beziehen sich auf eine Ausgangssituation und auf eine künftige Situation."6 Als Entscheidung gilt hierbei der gesamte Prozeß vom Erkennen des Problems über die Suche nach Handlungsmöglichkeiten und -alternativen, der Auswahl der günstigsten Handlungsweise bis hin zur Umsetzung und Kontrolle.7 Dabei soll der Entscheidungsprozeß den jeweils veränderten Situationen angepaßt werden.

Der entscheidungsorientierte Ansatz verknüpft die wissenschaftliche Betrachtungsweise nach Gutenberg mit der Kunstlehre im Sinne Schmalenbachs. Es wird nicht nur versucht "... den Ablauf von Entscheidungsprozessen im Betriebe (zu) erklären, sondern darüber hinaus den Entscheidungsträgern "Verhaltensempfehlungen" ..."8 zu geben. Als Hilfsmittel werden hierbei die Sozialwissenschaften (u.a. die Psychologie) herangezogen, um das Verhalten des Menschen erklären und "berechnen" zu können.

2.2.2 Kritische Würdigung

Der entscheidungsorientierte Ansatz beinhaltet bereits die Erkenntnis, dass Menschen nicht (wie bei Gutenberg) ebenso einfach einzusetzen sind wie die oben angeführten Produktionsfaktoren, sondern der Mensch als nicht rationales Wesen einer speziellen Führung bedarf. Allerdings wird noch nicht erkannt, dass die Ziele und Bedürfnisse der Mitarbeiter nicht zwangsweise mit denen des Unternehmen korrelieren. Somit kann an dieser Stelle noch nicht von einem ganzheitlichen Ansatz gesprochen werden. Der Prozeß unter dem Entscheidungen getroffen werden, stellt einen interessanten Ansatz dar, der situationsbezogene Handlungsalternativen und Innovationen auch während des Prozesse zulässt und fordert.

Da dieser Ansatz aber von Ceteris-paribus-Annahmen ausgeht, ist fraglich, ob die Verhaltensanweisungen in der Praxis tauglich und umsetzbar sind, da dies in der betrieblichen Praxis aufgrund unzähliger Einflußvariablen (z.B. Mitarbeiter, Konkurrenten, Umwelt) nicht vorkommen dürfte.

Der entscheidungsorientierte Ansatz stellt somit ein für die Praxis und die Theorie unzureichendes Konzept dar. Er ist aber ein wichtiger Zwischenschritt in Richtung einer ganzheitlichen Betrachtungsweise unter Zuhilfenahme der Nebendisziplinen und verwandter Wissenschaften.

2.3 Informationsorientierter Ansatz

2.3.1 Beschreibung

Den Faktor Information gibt es sowohl in der Makro- als auch in der Mikroökonomie. In der Makroökonomie wird der Faktor Information zum einen als Endprodukt und zum anderen als Rohstoff für die weiterverarbeitende Industrie benötigt.

Im mikroökonomischen Bereich wird die Information hingegen als vierter und sehr wichtiger Produktionsfaktor gesehen. Er ist "ein fundamentaler Bestandteil des Produktionsprozesses in allen Sektoren."9 Denn die Qualität der Information bestimmt direkt die Qualität der Entscheidung, und des weiteren werden durch Information andere, zusätzliche Produktionsfaktoren beeinflußt.

In der "informationsorientierten Betriebswirtschaftslehre" ist die Information das Grundelement des organisatorischen Ablaufes. Von hieraus versucht man die betrieblichen Tatbestände und Geschehnisse zu verstehen "um dadurch eine Ausrichtung der Betriebswirtschaftslehre an den betrieblichen Informationsstrukturen und -verarbeitungsabläufen zu erreichen."10

2.3.2 Kritische Würdigung

Es sollte Beachtung finden, dass es noch zahlreiche Faktoren außer der Information gibt, die man beachten muss, um betriebliche Zusammenhänge zu erkennen und zu verstehen. Natürlich ist die Information eine der wichtigsten Aspekte in einem Unternehmen; trotzdem darf man andere Einflußgrößen und -variablen nicht außer Betracht lassen.

2.4. EDV-gestützter Ansatz

2.4.1 Beschreibung

Der EDV-gestützte Ansatz stellt die Verbindung zwischen der elektronischen Datenverarbeitung und der BWL her. EDV-Anwendungsprogramme verbesserten zuerst das betriebliche Rechnungswesen. Heute bestimmen EDV-gestützte Informationssysteme betriebswirtschaftliche Abläufe und tragen durch die Verbesserung im Bereich der strategischen und operationalen Planung, Organisation und Kontrolle erheblich zur Kostensenkung bei.

2.4.2 Kritische Würdigung

Die EDV unterstützt inzwischen die meisten Abläufe in Betrieben. Gerade hierin liegt das größte Problem, da durch die EDV oft nicht mehr nachgeprüft wird, ob alle eingegebenen Daten und Prozeßabläufe seine Ordnung und Richtigkeit haben. Dadurch läuft man Gefahr, Fehlplanungen herbeizuführen, da bspw. das herkömmliche Vier-Augen-Prinzip an Relevanz verliert. Trotzdem ist die EDV ein großer und nicht mehr wegzudenkender Fortschritt, der hilft, Arbeitsvorgänge zu vereinfachen und zu verbessern.

2.5 Marketing-Management-Ansatz

2.5.1 Beschreibung

Anfangs wurde der Begriff "Marketing" im Sinne von Vertrieb, Absatz oder Leistungsverwertung interpretiert.

Mit der weiteren Entwicklung vom Verkäufer- zum Käufermarkt bildete sich eine völlig neue Bedeutung des Marketingbegriffs heraus. Da es auf einem Käufermarkt mehr Angebot als Nachfrage gibt, mussten sich Anbieter aktiv Käufer suchen. Schon bei der Herstellung mussten sie auf die Bedürfnisse, Wünsche und Probleme der potentiellen Kunden eingehen.

Ende der 60er Jahre wurde eine spezielle Führungskonzeption für Unternehmen gebildet. Die "markenorientierte Führung" ist für alle betriebliche Funktionsbereiche geeignet. In der Praxis wird von einer "Marketing-Management-Konzeption oder -Philosophie" geredet - mit dem Ziel, unter Berücksichtigung des gesellschaftlichen und ökologischen Umfelds, das Bedürfnis von Zielgruppen besser zu lösen als die Wettbewerber. Marketing ist hier somit definiert als eine Unternehmensführung, bei der alle betrieblichen Aktivitäten auf die Forderung des Marktes gerichtet sind.

In den 90er Jahren hat sich der Marketingbegriff unter den zunehmenden Umwelt- orientierungen abermals geändert. Anstelle des Marketings ist ein "marktorientiertes Führungskonzept" getreten.

2.5.2 Kritische Würdigung

Der Meinung von Schneider folgend muss gesagt sein, dass der Marketingansatz nur einseitig und damit unzureichend die Absatzmärkte betrachtet. Unternehmen sind jedoch zwischen Beschaffungs- und Absatzmärkten eingeschlossen und haben in diesem Spannungsfeld zu interagieren. Ebenso muss die Auffassung Berücksichtigung finden, dass die Marketingkonzepte - ohne Rücksicht auf Umweltbelastung oder Gesundheitsgefährdung - versuchen, Produkte als Massenware abzusetzen. Hierbei wird das Produkt oft nur als Mittel zum Zweck einer langfristigen Kundenorientierung und möglicherweise einer Kundenbindung zu gesehen.

2.6. Konflikt- und machttheoretischer Ansatz

2.6.1 Beschreibung

In der entscheidungsorientierten Richtung werden "systematisierende Arbeiten im Individualbereich, Ziel-, Informations- und Sozialsystem der Unternehmung"11 durchgeführt, während in der verhaltensorientierten Richtung "Konflikte der Unternehmung unter Einbeziehung ihrer psychologischen und sozialpsychologischen Komponenten problemorientiert behandelt werden"12 In Unternehmen kann man zwischen Innen- und Außenkonflikten unterscheiden.

Die Konfliktforschung soll die Ursachen, Entstehungen und Auswirkungen von Konflikten untersuchen und aus den Ergebnissen Maßnahmen "zur zielorientierten, bewußten Gestaltung und Steuerung von Konfliktfeldern"13 entwickeln.

Kritische Würdigung

Konfliktforschung sollte zur Effektivitätssteigerung und damit zur besseren Marktpositionierung Einsatz finden, denn nur so kann man Konflikte gezielt beheben und versuchen, sie aufgabenorientiert zu vermeiden.

Da die Theorien des machttheoretischen Ansatzes noch nicht weit entwickelt sind, soll dieser Ansatz nur in aller Kürze beschrieben werden.. Die hier behandelten Machtprobleme beziehen sich meist auf Probleme der Mitbestimmung oder der Organisationsstruktur.

2.7 Preistheoretischer Ansatz

2.7.1 Beschreibung

Bei jenem Ansatz wird die Unternehmung vorwiegend als Produktionsfunktion betrachtet und das Streben nach Gewinnmaximierung unterstellt. Nach Cournot wurde dieses Modell der Unternehmung zunächst lediglich für den Monopol- und Konkurrenzfall aufgestellt. Darüber hinaus existieren allerdings weitere Modelle, die die Untergliederung der Marktformen feingliedriger gestalten. Gemeinsam ist all diesen Modellen allerdings die Funktion, Preisbildungen bei verschiedenen Marktformen zu erklären.

2.7.2 Kritische Würdigung

Hierzu sei nur zu sagen, dass der preistheoretische Ansatz wenig mit realen Unternehmungen gemeinsam hat und ferner aus diesem Ansatz auch keinerlei Gestaltungshinweise gefolgert oder entwickelt werden können. Es erfolgt eine zu starre Fixierung auf die Preisbildung verschiedenster Marktformen, wohingegen innerorganistatorische Vorgänge und Prozesse bspw. keine Beachtung finden.

2.8 Managerialistischer Ansatz

2.8.1 Beschreibung

Hierbei findet erstmals eine zunehmende Trennung von Eigentum und Kontrolle in Großunternehmungen Berücksichtigung. Es wird also eine stringente Trennung des Unternehmensleiters und -eigentümers eingeführt. Aufgrund dessen wird die These alternativer Zielfunktionen aufgestellt, so dass "in diesen Unternehmungen andere Ziele als die Gewinnmaximierung verfolgt werden (können)."14

2.8.2 Kritische Würdigung

Die Simplizität dieses Ansatzes bzgl. der zugrunde gelegten Annahmen und Analysen ist zugleich dessen größter Vor- als auch Nachteil. Zum einen ist der managerialistische Ansatz intensiv diskutiert und in zahlreichen Untersuchungen empirisch überprüft doch zugleich bildet er nur unzureichend die Komplexität der Marktgeschehnisse einerseits und der intrakulturellen Organisation andererseits ab.

2.9 Evolutionstheoretischer Ansatz

2.9.1 Beschreibung

Jenes Modell betont insbesondere den dynamischen Aspekt bei der Erklärung der Entstehung, der Entwicklung und des Niedergangs von Unternehmungen. Hierbei kann zwischen zwei Ansätze unterschieden werden:

der Evolution angelehnte Theorien

Theorien, die die Entwicklung auf Unternehmer bzw. Unternehmertum zurückführen

Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass das gemeinsame Element der evolutionstheoretischen Modelle die Dynamik der Entwicklung von Unternehmungen bzw. der gesamten Wirtschaft ist. Einige Ansätze zielen dabei mehr auf die Entwicklung von Unternehmungen insgesamt ab, andere mehr auf den Unternehmer und das Unternehmertum.

2.9.2 Kritische Würdigung

Einzig zu kritisieren ist, dass all diese Ansätze kaum Erklärungen für die komplexen innerorganisatorischen Abläufe in Großunternehmungen liefern und somit die Praxis nur unzureichend und einseitig Darstellung findet.

2.11 Systemorientierter Ansatz

2.11.1 Beschreibung

Der systemorientierte Ansatz der Betriebswirtschaftslehre greift auf die Vorstellungen und Denkweisen der allgemeinen Systemtheorie zurück und entwickelt Gestaltungsmodelle für zukünftige Geschehnisse. Hierin liegt auch der zentrale Unterschied zum entscheidungsorientierten Ansatz, der eine Analyse des Istzustandes betreibt.

Die systemtheoretische Sichtweise der Unternehmung versucht Erkenntnisse anderer Fachdisziplinen über Systeme auf die Unternehmung zu übertragen. Zu diesem Zweck wird ein sog. Systemmodell der Unternehmung aufgestellt.

Das Unternehmen wird als soziales System gesehen, das aus verschiedenen Elementen besteht und zwischen denen meist dauerhafte Beziehungen herrschen. Das Unternehmen seinerseits ist in seine Umgebung eingebunden, d.h. es ist ein Subsystem der Gesellschaft (Absatz-, Arbeits-, Beschaffungsmarkt oder auch Politik, Rechtsprechung etc.). Man spricht von einem Unternehmen als ein offenes, dynamisches, komplexes, nicht deterministisches, sozio-technisches, zielorientiertes, wirtschaftlich selbsttragendes und mulitfunktionales System15. So muss festgehalten werden, dass Unternehmungen sich durch die Zielgerichtetheit des Systems sowie durch die Offenheit gegenüber der Umwelt auszeichnen.

Kybernetische Systeme bezeichnen offene Verhaltenssysteme, die in der Lage sind, "Störungen im Rahmen von Steuerungs- und Regelungsprozessen zu kompensieren, so dass das System selbsttätig in den Bereich der zulässigen Abweichungen zurückkehrt"16. Die Unternehmung lässt sich also als kybernetisches System bezeichnen, das nach gleichgewichtsstörenden Ereignissen unter Zuhilfenahme von auf dem Prinzip der Rückkopplung basierenden Regelkreisen versucht, wieder in einen neuen Gleichgewichtszustand zurückzukehren.

Aus dem Systemansatz wurde der "situative Ansatz" entwickelt, der davon ausgeht, dass "es nicht generell gültige, optimale Handlungsalternativen gäbe, sondern mehrere situationsbezogen angemessene"17. Zur Aufstellung von Zukunftstheorien wird ein empirisches Forschungsprogramm benötigt.

Als Weiterentwicklung des systemorientierten Ansatzes betrachtet man auch den systemevolutionären Ansatz. Er wurde zu einem "evolutionären Managementmodell" oder einem "Modell des lebensfähigen Systems" (Beer) entwickelt18, bei dem das Unternehmen nicht als produktives soziales System gesehen wird, "sondern als ein evolvierendes selbstorganisierendes System"19.

2.11.2 Kritische Würdigung

Es ist fraglich, ob sich soziale Systeme, die durch menschliches Handeln bestimmt sind, durch sich selbst steuernde Regelkreise erklären lassen und ob Systeme dieser Art auch für die zukünftige Gestaltung betrieblicher Prozesse eingesetzt werden können. Ferner stellt sich die Frage, ob eine Wissenschaft, die nicht bestehende Zusammenhänge erklärt, sondern zukünftige Wirklichkeiten entwirft, infolge der Komplexität der Faktoren noch Betriebswirtschaftslehre genannt werden kann, oder nicht eher eine neue, eigenständige Wissenschaft darstellt.

2.12. Der ökologieorientierte Ansatz

2.12.1 Beschreibung

Als die Umwelt noch ein freies Gut war, konnten keine Marktpreise für die Nutzung natürlicher Ressourcen, also auch keine Kosten, für die Betriebe entstehen. Gerade weil Umweltverschmutzung in den meisten Fällen nicht qualifizierbar ist20, war es nicht möglich, den "Verbrauch" der Betriebe zu bewerten. Die steigende Verunreinigung der Natur durch die Industrie gilt heute jedoch als die Hauptursache der Umweltzerstörung, so dass der Staat sich dahingehend gezwungen sah einzugreifen, Preise oder Bedingungen zur Preisbildung in Form von Gebühren für bspw. die Entsorgung von schadstoffbelasteten Rückständen sowie Ge- und Verbote für die Produktion festzusetzen. Daraus ergaben sich zusätzliche Kosten für das Unternehmen, so dass das Problem der Umweltverschmutzung seitens der Unternehmen zwangsläufig in die Betriebswirtschaftslehre integriert werden musste.

Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz können in der Praxis jedoch in einem Zielkonflikt stehen, da eine erhöhte Kostenbelastung und mitunter eine sinkende Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens gefolgert werden kann.

Der ökologische Ansatz bietet zwei Grundformen:

die ethisch-normative ökologische Betriebswirtschaftslehre

die "betriebliche Umweltökonomie"

Bei der ethisch-normativen ökologischen Betriebswirtschaftslehre steht nicht mehr die Gewinnmaximierung im Vordergrund, sondern vielmehr das Bestreben, Ökologie und Betriebswirtschaft zu vereinbaren.

Die Grundform der "Einbeziehung ökologischer Fragestellungen in die traditionelle BWL" (Wöhe) bzw. die "Betriebliche Umweltökonomie" ist hingegen keine völlige Neuorientierung, sondern sieht den Umweltschutz als ein Element des betriebswirtschaftlichen Zielsystems (Wöhe) an. Es wird zum Teilgebiet der Betriebswirtschaft und steht nicht als Konkurrenzziel zum Gewinnstreben.

2.12.2 Kritische Würdigung

Es ist anzumerken, dass dem ethisch-normativen ökologischen Ansatz utopische und praxisferne Überlegungen zugrunde liegen. Darüber hinaus ist gerade dieser Ansatz in einem Markt, der durch Verdrängungswettbewerb und Konkurrenzdruck gekennzeichnet ist, nicht haltbar.

Da die betriebliche Umweltökonomie lediglich den Prozeß der betrieblichen Leistungserstellung unter dem Aspekt des Umweltschutzes und der daraus resultierenden Kosten und Erlöse betrachtet, ist es fraglich, ob sie tatsächlich eine neue Teildisziplin der BWL darstellt, da dieser auch mit herkömmlichen Instrumenten berücksichtigt werden kann.

2.13 Der empirischorientierte Ansatz

2.13.1 Beschreibung

Beim empirischorientierten Ansatz wird davon ausgegangen, dass Hypothesen aufgestellt werden, die empirisch auf ihre Gültigkeit untersucht werden. Diese Hypothesen stellen sich in der Theorie der Unternehmung als betriebswirtschaftliche Entscheidungsmodelle dar.

2.13.2 Kritische Würdigung

Die Probleme bei diesem Ansatz bestehen darin, dass die Theorie der Unternehmung nicht dynamisch ist. In der Praxis sind die Möglichkeiten, empirisches Material zu sammeln, eher gering. Zudem ist das gewonnene Datenmaterial oft nicht repräsentativ. Daher ist es empfehlenswert, Experimente zur Datengewinnung heranzuziehen, um auf diese Weise die Realität durch Theorien darzustellen. Witte und seine Mitarbeiter entwickelten diese Theorie der Unternehmung durch die Betonung des Nutzen der Forschungsergebnisse für die Unternehmungspraxis weiter und erreichten damit auch eine eher nachvollziehbare wie auch praktisch anwendbare Methodik.

2.14 Verhaltensorientierter Ansatz

2.14.1 Beschreibung

Der dem entscheidungsorientierten Ansatz entlehnte verhaltensorientierte Ansatz der Betriebswirtschaftslehre fokussiert "unter Aufgabe des Rationalprinzips das tatsächliche Entscheidungsverhalten von Einzelpersonen und Organisationen mit Hilfe der Erkenntnisse der Verhaltenswissenschaften"21.

Es kann also festgehalten werden, dass der wesentliche Unterschied zur Gutenbergs primär theoretisch konzipierten Betriebswirtschaftslehre darin liegt, dass mit dem verhaltensorientierten Ansatz auch die Erklärung menschlichen Verhaltens in das Kenntnisobjekt der Betriebswirtschaftslehre einbezogen wird.

Wichtigstes Ziel dieses Ansatzes ist es, unter Zuhilfenahme psychologischer, soziologischer und sozialpsychologischer Aspekte, das Verhalten eines "homo oeconomicus" in Betrieben und an Märkten erklärbar und prognostizierbar zu machen, um daraus nutzbringende Handlungsanweisungen abzuleiten. Zum reinen verhaltensorientierten Ansatz sind noch zwei Nebenströmungen aufgekommen, die hier nur namentlich Erwähnung finden sollen:

verhaltenswissenschaftliche Absatztheorie

verhaltenswissenschaftliche Organisationstheorie

2.14.2 Kritische Würdigung

Ein Kritikpunkt wendet sich gegen die Ablehnung des Rationalprinzips als Basis betriebswirtschaftlicher Forschung, da durch die Annahme rationalen Verhaltens keine Aussage über den wirklich handelnden Menschen gemacht wird, sondern lediglich eine methodologische Vorentscheidung getroffen werde, um eine eindeutige Erklärung beobachtbarer Tatbestände zu erhalten.

Skepsis sollte auch bezüglich des komplexen Erkenntnisobjektes, dem Verhalten in Organisationen und Märkten, herrschen, da zurecht Zweifel dahingehend aufkommen können, dass eine solch komplexe Materie in Form von Gesetzen beschrieben werden kann.

Letztendlich fehlt auch die speziell ausgerichtete ökonomische Perspektive. Nichtsdestotrotz sollte man auch die Auffassung berücksichtigen, dass durch die Zuhilfenahme verwandter Wissenschaften ein breiteres Verständnisfeld betriebswirtschaftlicher Entscheidungsfindung erreicht wird und von daher die mögliche Prozeßoptimierung exponential verlaufen kann.

Abschließend soll nur der Vollständigkeit halber der risikotheoretische Ansatz nach Knight angeführt sein, der als Ziel die Erklärung der Entstehung von Unternehmungen und von Unternehmergewinnen ausgibt. Dabei wird erstmals eine Unterscheidung zwischen den Begrifflichkeiten "Risiko" und "Unsicherheit" vorgenommen. Die Entstehung von Unternehmungen als Mehrpersonengebilde wird dabei auf verschieden Risikoeignungen der am Wirtschaftsprozeß Beteiligten zurückgeführt.

3. Schlußkommentar

Als kritischer Schlußkommentar soll angemerkt werden, dass sich im Laufe des ausgehenden Jahrhunderts viele eigenständige Ansätze in der BWL entwickelt und in der lehrenden Meinung etabliert haben.

Fließende Übergänge bis hin zu unüberbrückbar erscheinenden Kontroversen zeichnen das Gesamtbild des zu bearbeitenden Themenkomplexes.

Trotzdem bleibt zu vermerken, dass jeder der skizzierten Ansätze in der Einzelbetrachtung haltbar sowie vertretbar ist, allerdings im betriebswirtschaftlichen Zusammenspiel manigfaltiger sowie rückgekoppelter Einzelfaktoren - wie bspw. den Geschehnissen des Marktes, dem Faktor Mensch als Arbeitskraft und Individuum zugleich - immer wieder auf benachbarte Ansätze zurückzugreifen hat, um Rechtfertigung zu erhalten.

Zusätzlich steht als in nahezu allen Ansätzen als erkennbares Oberziel die Gewinnoptimierung, so dass bspw bei dem verhaltensorientierten Ansatz der bittere Beigeschmack von Kostenreduzierung, Optimierung sämtlicher Ressourcennutzung und dem Menschen als Produktionsfaktor mitklingt.

Schlußendlich muss als allgemeine Kritik ganz klar herausgehoben werden, dass keine der abgebildeten Ansätze der Betriebswirtschaft die Praxis in ihrer hohen Komplexität vollständig abbilden kann. Um zu einer umfassenderen Ansatztheorie zu gelangen, müsste der Versuch unternommen werden, verschiedene Ansätze miteinander zu verbinden. Mit der somit erreichten einheitlichen Ansatztheorie könnten mehrere Phänomene gleichzeitig unter verschiedensten Gesichtspunkten analysiert werden. Die Integration verschiedener kompatibler Ansätze kann somit zu Theorien führen, die sich für die Analyse von breiteren Fragestellungen eignen, als die zu speziellen Problemen entwickelten Einzelansätze.

Literaturverzeichnis

Gabler Wirtschaftslexikon, Wiesbaden 1993, 13. Auflage

Hopfenbeck, W.: Allgemeine Betriebswirtschafts- und Managementlehre, Landsberg/Lech 1996, 10., vollst. überarb. Auflage

Specht, G.: Einführung in die Betriebswirtschaftslehre, Stuttgart 1997, 2. Auflage

Wöhe: Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, München 1996, 19. Auflage

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