Ökologie und Unternehmen
Inhaltsverzeichnis (Gliederung)
1.0 Gliederung Seite 1
2.0 Einleitung Seite 2
2.1 Ökologie und Unternehmen Seite 2
2.2 Historisches zur Schering AG (Umweltschutz) Seite 3
3.0 Umweltschutzphilosophie der Schering AG Seite 4
3.1 Umweltschutzgrundsätze der Schering AG Seite 4
3.2 Umweltschutzkosten Seite 6
3.3 Wettbewerbsnachteile durch Umweltschutzkosten Seite 8
4.0 Umweltpolitik im Unternehmen Seite 104.1 Anforderungen an das Umweltmanagement Seite 10
4.2 Voraussetzungen für erfolgreiche Umweltpolitik Seite 11
4.3 Umweltpolitik der Schering AG Seite 13
5.0 Umweltschutzeinrichtungen (Luft, Wasser) Seite 14
5.1 Verfahren zur Luftreinhaltung bei der Schering AG Seite 17
5.2 Verfahren zur Wasserreinhaltung und zur Reduktion des Wasserverbrauchs Seite 18
6.0 Aussichten Seite 20
7.0 Literaturverzeichnis / Anhang Seite 21
2.0 Einleitung
"Wir sind bestrebt, die uns durch Gott geschenkte Gesundheit der Luft durch Unsere Vorsorge, soweit Uns dies möglich ist, rein zu erhalten. Wir verfügen deshalb, dass es niemanden gestattet ist, in Gewässern, die weniger als eine Meile von einer Ansiedlung entfernt liegen, Flachs oder Hanf zu wässern, weil dadurch die Beschaffenheit der Luft ungünstig verändert wird. ..., denn es werden dadurch auch die Fische mit Giftstoffen durchsetzt und ebenso die Gewässer, aus denen Mensch und Tier trinken"
Friedrich II (1231)
2.1 Ökologie und Unternehmen
Seit jeher wird die Umwelt durch den Menschen verändert. Anfänglich waren es Jäger und Sammler welche den Tierherden folgten, um stets einen Vorrat an Nahrung zu haben. Später ließen der Mensch sich an geeigneten Orten nieder und begann den Boden zu bestellen; die Geburt der landwirtschaftlichen Gemeinschaften. Die Umwelt wurde durch Brandrodung so verändert, dass Ackerbau betrieben werden konnte. Der Mensch erfand einfache Werkzeuge um den Boden zu bestellen, und Waffen um sich gegen andere Gemeinschaften verteidigen zu können. Es gelang ihm aus dem Gestein Erze zu gewinnen und diese dann zu bearbeiten.
Umweltverschmutzungen, hervorgerufen durch die Schadstoffemission bei Brandrodung und Metalverarbeitung, stellte zu dieser Zeit keine direkte Bedrohung der Lebensweise dar. Erste Umweltprobleme ergaben sich erst durch den Anstieg der Bevölkerungsdichte in Ballungszentren. Verunreinigtes Wasser und nicht beseitigte Abfälle waren die ökologischen Hauptprobleme.
Obwohl seit jeher Umweltprobleme immer wieder das Leben des Menschen bedrohten, dauerte es bis Mitte des 20. Jahrhundert um die Gefahr zu erkennen. Die Umweltschäden, hervorgerufen durch die Produktion von Gütern des täglichen Bedarfs waren nicht mehr zu übersehen. Als originäre Ursache der Umweltbelastung wurde die Wechselbeziehung zwischen Industrialisierung und Bevölkerungswachstum erkannt.
Heute arbeiten Unternehmen aktiv an der Reduktion abgegebener Schadstoffe an die Umwelt. Hervorgerufen wurde dieses Verhalten nicht nur durch das gesetzliche Regelwerk, welches es den Unternehmen verbietet Schadstoffe ungereinigt in die Umwelt zu abzugeben, vielmehr steht auch die Verbesserung der Lebensqualität im Vordergrund.
Angeregt durch die Medien ist umweltverträgliche Produktion immer mehr im Mittelpunkt öffentlichem Interesses. Politische Orientierung an einer sozial ökologischen Marktwirtschaft, das Duale System, hohe finanzielle Belastungen bei Mißachtung der Gesetze sind Anzeichen für ein Umgestalten der Produktionsmethoden. Das veränderte Anspruchsverhalten der Menschen hat dazu geführt, dass alternative Produktionswege gefunden werden müssen um ökologisch vertretbare Schwellenwerte nicht zu überschreiten.
Diese Belegarbeit soll das Umwelmanagement der chemischen Industrie näher erläutern. Am Beispiel der Schering AG wird gezeigt wo sich das betriebliche Engagement zu einer ökologisch vertretbaren Produktion derzeit befindet und welche Aussichten für die Zukunft bestehen.
2.2 Historisches zur Schering AG (Umweltschutz)
Die Schering AG begann Ende der sechziger Jahre dem Schutz der Umwelt eine eigenständige Bedeutung einzuräumen. Seit daher sind Sicherheit und Umweltschutz (neben optimaler Qualität und Wirtschaftlichkeit) gleichrangige Erfolgsfaktoren, um die Zukunft des Unternehmens zu sichern.
Die Investitionskosten für die Einrichtungen des betrieblichen Umweltschutzes haben bei der Schering AG zwischen 1975 bis 1985 mehr als 100 Mio DM betragen. 1988 wurden dann zum erstmalig in 10 Leitsätzen die Sicherheits- und Umweltschutzvorsätze vorgeschrieben. Die Leitsätze beinhalten wichtigste Regeln Für Gesundheit, Sicherheit und Umweltschutz und entsprechen dem Standart internationaler Anforderungen.
1990 unterzeichneten der Vorstand und der Gesamtbetriebsrat eine Betriebsvereinbarung zum Umweltschutz. 1991 wurden für Umweltschutz-Investitionen und Betriebskosten 183 Mio DM aufgewendet. Bis zum heutigen Zeitpunkt stiegen die jährlichen Ausgaben für den Umweltschutz kontinuierlich.
3.0 Umweltschutzphilosophie der Schering AG Sicher zu arbeiten und die Umwelt zu schützen, erfordert Verantwortung, Wissen, Einsicht, Engagement und Motivation. Daher muss der Dialog nach innen und außen ernst und betrieben werden um eine aktive, kontinuierliche, offene und zielgruppengerechte Unternehmenskommunikation zu schaffen. Die Bedeutung von Sicherheit und Umweltschutz muss richtig erkannt werden um das eigene Verhalten zu überdenken und zu verbessern. Die Mitarbeiter müssen Hinweise und Anleitungen bekommen, damit ein umweltgerechter Umgang mit allen Stoffen und Materialien gesichert ist.
3.1 Umweltschutzgrundsätze der Schering AG
Noch vor Jahren beschränkte man sich beim Umweltschutz darauf, die bei der Produktion entstandenen Nebenprodukte und Rohstoffe schadlos zu entsorgen oder zur Wiederverwertung zu nutzen. Um von dieser "End of Pipe-Technologie" Abstand zu gewinnen werden schon heute bei Schering die Weichen in Forschung und Entwicklung umgestellt, so kann Vorsorge für die Sicherheit und für den Umweltschutz getroffen werden. Entsorgungsprobleme werden im Vorfeld vermieden oder zumindest verringert. Der prozeßintegrierte Umweltschutz die folgenden drei Grundsätze gleichrangig betrachtet:
Die Qualität und Wirksamkeit unserer Präparate muss sichergestellt sein. Die Sicherheit für Mitarbeiter und Nachbarn muss gewährleistet sein. Die Wirtschaftlichkeit von Produkt und Produktion sowie umweltverträgliche Gesichtspunkte müssen berücksichtigt werden.
Neukonzipierte Anlagen und Verfahren reduzieren die Umweltbelastungen. Des weiteren sind aber auch Verfahrensänderungen und Verbesserungen während des Produktionsprozesses sehr wirkungsvoll. Die Erfahrung hat bei Schering gezeigt, dass durch parallel zur Produktion laufende Verbesserungen kostengünstiger und umweltverträglicher produziert werden konnte. So erreichte man beispielsweise durch die Optimierung von Synthesestufen eine wesentlich größere Ausbeute an Wirkstoffen. Auch war der Anfall an Nebenprodukten und Reststoffen verringert worden, was dann den Energieaufwand der Recyclingmaßnahmen verringerte. Als weitere Folge hieraus hat sich die Inanspruchnahme von Entsorgungsanlagen reduziert, was zu einem erneuten Einsparen von Roh- und Hilfsstoffen (und Kosten) führte.
Die Erarbeitung von Lösungen der Umweltfragen geschieht bei Schering in enger Kooperation zwischen den Funktionen Verfahrenstechnik, Systemoptimierung und Zentrale Sicherheit, sowie dem Arbeitskreis Stoffstrom-Management. Primäres Ziel muss es sein, die Belange für Umweltschutz und Sicherheit frühzeitig zu erkennen und zu bedenken. Nur so können eventuelle Risiken von Verfahren und Substanzen schon im Vorfeld erkannt und eingeschätzt werden.
3.2 Umweltschutzkosten
Die Umweltschutzkosten für die Standorte Bergkamen und Berlin haben sich 1995 auf 106 Mio DM verringert. Der Rückgang nach 1993 erklärt sich aus der Ausgliederung der Sparte Pflanzenschutz in die Höchst Schering AgrEvo GmbH. Die weitere Reduzierung ab 1994 resultiert aus den Kosteneinsparmaßnahmen, die in allen Bereichen des Unternehmens zur Steigerung der Effizienz durchgeführt wurden.
Abbildung 1 Umweltschutzkosten
Die Kosten für die Sicherheitsabteilungen betrugen 7 Millionen DM. Mit diesem Aufwand konnten beispielsweise unsere Unfallzahlen gesenkt und die Anlagensicherheit verbessert werden.
Die Umweltschutzkosten gliederten sich wie folgt auf:
Leistungen der Umweltschutzabteilungen: 11 %
Recycling 32 %
Aufarbeitung 39 %
Entsorgung 11 %
Sonstiges (Umweltforschung, Sanierungen) 7%
Durch Recycling und Aufarbeitung wurden Beschaffungskosten von rund 20 Millionen DM eingespart. Den größten Beitrag dazu lieferte die Lösemittelrückgewinnung mit rund 18 Millionen DM eingesparten Beschaffungskosten.
Abbildung 2
Die Schering AG bekennt sich zu einer zukunftsverträglichen Entwicklung. Damit ist gemeint, dass die unternehmerischen Ziele nur durch ausgewogenes Berücksichtigen von gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Belangen realisiert werden. Bei der Erforschung und Entwicklung neuer Produkte und Produktionsmethoden wird sicherheits- und umweltbewußt gehandelt. Ein unternehmerisches Leitziel ist es, die Sicherheit, den Umweltschutz und die Gesundheit der Mitarbeiter ständig zu verbessern. Aufwendungen die der Schering AG dadurch entstanden sind, geben sich in Abbildung zwei wieder.
Für integrierten Umweltschutz und End of Pipe Maßnahmen investierte Schering 1996 22,8 Millionen DM (Vorjahr 27,5 Millionen DM), das entspricht 10% des gesamten Investitionsvolumens. Gegenüber 1994 verringerten sich die Umweltschutz-Investitionen um 17 %. Beim Vergleich mit den Jahren vor 1993 ist zu berücksichtigen, dass diese noch die Investitionen ehemaliger zu Schering gehörender Sparten enthielten. Darüber hinaus hat Schering verstärkt in integrierende Maßnahmen investiert, wodurch höhere Investitionen für End of Pipe Technologien eingespart werden konnten. Die hohen Investitionen im Bereich Wasser in den Jahren 1991 bis 1994 lassen sich auf die Prozeßwasser-Aufbereitungs-Anlage in Bergkamen sowie auf Grundwasser- und Bodenschutzmaßnahmen zurückführen. Der hohe Anteil an Investitionen im Bereich Luft für das Jahr 1995 ist vor allem begründet durch die Anpassung der Kraftwerksanlagen und die Anlage zur Klimawassererzeugung im Werk Charlottenburg.
Abbildung 3 Umweltschutz-Investitionen nach Medien
3.3 Wettbewerbsnachteile durch Umweltschutzkosten
Ein Unternehmen so beweist seine Durchsetzungsfähigkeit meistens durch langfristig erzielte Gewinne. Dadurch wird gezeigt, dass es einem Unternehmen gelungen ist sich über längere Zeit auf die Bedürfnissen der Konsumenten, aber auch auf die Marktpolitik der Wettbewerbskonkurrenten, einzustellen. In den meisten Fällen zeit sich die unternehmerische Wettberwerbsfähigkeit durch erfolgreiche Kostenminimierung (In bestimmten Märkten dominieren auch andere Kriterien, beispielsweise Qualität, Lieferfristen, etc.).
Der Einsatz neuer Techniken im Bereich einer entorgungsorientierter Produktion ist meist mit sehr hohen Kosten behaftet. Diese Kosten führen zwangsweise zu Wettbewerbsnachteilen für das Unternehmen. Gutgemeinte Neuerungen können also die Wettbewerbsfähigkeit mindern und somit die Standortsicherug gefährden.
Es zeigt sich hier, dass umweltbewußte Produktion mehr als nur eine Modeerscheinung ist, vielmehr ist es eine Frage der Verantwortung. Das Unternehmen muss sich aber mehreren Verantwortungen stellen. Hierzu gehört auch die Verantwortung gegenüber den Arbeitskräften, die Sicherung ihrer Arbeit also und somit der Erhalt ihrer sozialen Stellung. Auch kann es nicht im Interesse der Unternehmung sein, durch der Umwelt dienende Einsparprogramme in der Wettbewerbsfähigkeit gehemmt zu werden.
Zu nennen sind hier natürlich an erster Stelle die Unternehmen aus den verschiedenen Bereichen der Energiewirtschaft, die vor allem gegen Maßnahmen, die sich speziell auf den Absatz ihres Energieträgers auswirken können, Stellung beziehen. Dadurch ergibt sich dann die Situation, dass jeweils eine allgemeine Befürwortung von Maßnahmen zur rationellen und umweltgerechten Energieverwendung mit der Ablehnung bestimmter Strategien verknüpft wird, wobei zur Begründung regelmäßig auf eventuelle Folgeprobleme für die Energiewirtschaft als Ganzes beziehungsweise für die gesamte Volkswirtschaft verwiesen wird.
Auch zeigt sich, dass staatliche Regulation nicht immer der richtige Weg zum Umweltschutz ist. Durch drastische Gesetze werden kleinere Unternehmen gezwungen einen zeitaufwendigen und kostenträchtigen Umweg zu finden oder eine Reaktion bleibt, in Erwartung der doch günstigeren Sanktionen gänzlich aus.
Bis heute ist es unmöglich, die durch Produktionsprozesse transformierten Ressourcen, der äußeren Natur, wieder auf selbe oder ähnliche Weise unbelastet zurückzuführen. Gerade aber hier liegt der Schlüssel zu einem ökologisch ökonomischen Einklang.
4.0 Umweltpolitik im Unternehmen
Die Umweltpolitik muss die Gesamtziele und Handlungsgrundsätze der Unternehmung beschreiben. Es muss darauf geachtet werden, dass alle Umweltvorschriften eingehalten werden. Dies geschieht durch die Benutzung der besten, wirtschaftlich vertretbarer, vorhandenen Technik. Der internen Umweltschutz muss kontinuierlich erneuert und überarbeitet werden. Langfristig muss das mentale und organisatorische Umfeld geschaffen werden, welches den wirksamen industriellen Umweltschutz ermöglichen kann.
Die betriebliche Umweltpolitik ist vom Unternehmen frei festzulegen, wird jedoch durch gesonderte Vorgaben in einem gesetzlichen Rahmen gehalten. Somit ist die betriebliche Umweltpolitik eigenständig und kann durch eine Umwelterklärung unabhängig publiziert werden. Die Grundlage der internen Umweltpolitik ist die betriebliche Umweltphilosophie, welche sich im Lauf der letzten Jahre stark gewandelt hat. Heute hat man erkannt dass die totale irreversible Ausbeutung der Erde, im Dienste ökonomischen Handelns, sich mit den Zielen einer ressourcengerechten Produktion nicht vereinbaren lässt. Es muss ein Gleichgewicht zwischen Nutzen und ökonomischen Gleichgewicht geschaffen werden. In einem verantwortungsbewußtem, modernen Unternehmen muss die Umweltpolitik ein wichtiger Bestandteil aller wirtschaftlichen Tätigkeiten sein. Sie muss einer fortsetzenden negativen Einflußnahme auf die Umwelt entgegenwirken und die dadurch schon entstandenen Schäden beseitigen.
4.1 Anforderungen an das Umweltmanagement
Eine ökologisch orientierte Unternehmensführung muss grundsätzliche Forderungen an ein offensives und präventives Umweltmanagement stellen. Hierzu gehört zum einen, dass der Umweltschutz zum übergeordneten, vorrangigem Unternehmensziel erhoben wird (also auf die gleiche Position wie beispielsweise Gewinnmaximierung oder Kostenminimierung). Des weiteren muss dafür gesorgt werden, dass eine umweltorientierte Unternehmenspolitik als wesentliches Element in alle Bereiche der Unternehmensführung integriert wird. Die gesamte Unternehmenspolitik soll ökologieverträglich gestaltet sein und zur Chefsache erklärt werden (das heißt dass mindestens ein Umweltverantwortlicher in der Geschäftsebene existiert).
Weiter muss auch darauf geachtet werden, dass die Mitarbeiter allen Unternehmensebenen bei der Zielerreichung mitwirken müssen. Ständige Information und Schulungen der Mitarbeiter sind hierfür Voraussetzung. Um eine stetige Verbesserung der bestehenden Umweltschutzsituation zu erreichen, ist eine durchgängige Kontrolle und Analyse aller Prozesse innerhalb des Unternehmens nötig. Auch muss ein umweltfreundliches Produktprogramm mit umweltorientiertem Marketing-Mix festgelegt werden
4.2 Voraussetzungen für erfolgreiche Umweltpolitik
Basis jeder Umweltpolitik im Unternehmen ist die betriebsinterne Umweltschutzphilosophie, welche die primären Ziele und Grundgedanken des unternehmerischen Umweltschutzes verankert. Darauf baut sich die Umweltschutzpolitik des Unternehmens auf. Die Zielsetzungen der Umweltschutzpolitik charakterisieren sich durch drei Hauptprinzipien: das Vorsorgeprinzip, das Verursacherprinzip und das Kooperationsprinzip. Im einzelnen unterscheiden sich diese Prinzipien durch die folgenden Festlegungen:
l Vorsorgeprinzip Die Umwelt muss vorausschauend geschützt und schonend in Anspruch genommen werden. Hier kann die Unternehmung Verantwortung übernehmen und ihre Umweltpolitik durch ressourcenschonende und umweltgerechte Produktion unterstreichen. Der Verweis auf eine ökologisch orientierte Produktion, in Form eines Aufdrucks auf die Verpackung genügt nicht.
l Verursacherprinzip
Wer die Umwelt belastet oder ihr Schaden zufügt, muss für die Kosten der Beseitigung aufkommen. Umweltschäden verursachen hohe Kosten für das Unternehmen, zudem leidet das Image des Unternehmens sehr daran.
l Kooperationsprinzip
Umweltschutz ist eine grenzüberschreitende Angelegenheit. Ausgehend davon muss eine globale Zusammenarbeit der Menschen und der Wirtschaftsunternehmen geschaffen werden. Ein betriebliches Umweltprogramm muss eine ökologisch vertretbare Produktion regeln. Umweltorganisationen kooperieren mit den Unternehmen und können so wichtige Informationen weiterleiten. (z.B. Schulung und Ausbildung der Mitarbeiter) Anhand der betrieblichen Umweltschutzpolitik wird dann das unternehmerische Umweltschutzprogramm festgelegt. Dabei kann zwischen einem allgemeinem Programm, welches die Umweltschutzmaßnahmen im generellen beinhaltet, einem produktionsspezifischem Programm und einem produktspezifischem Programm.
Abschließend ist die Organisation des Umweltschutzes zu bestimmen. Hier wird die Verantwortlichkeit der Mitarbeiter festgelegt und auch die zur Realisation bestimmten Personen und Instrumente. Gesetze, Verordnungen, Vorschriften und internationale Standards stellen Rahmenbedingungen, welche unbedingt eingehalten werden müssen. Die betriebliche Kommunikation, sowie interne und externe Informationsmethoden sind zu bestimmen und auszuführen. Des weiteren sind Methoden zur Produktionskontrolle und zur Kostenüberwachung auszuarbeiten, Projekte zur Realisation von Verbesserungsmaßnahmen zu organisieren.
4.3 Umweltpolitik der Schering AG
Das Ziel der Schering AG ist es, sichere Produkte auf hohem Qualitätsniveau zu erzeugen, um diese dann im Wettbewerb erfolgreich vermarkten zu können. Der wirtschaftliche Nutzen darf aber zu keiner Zeit über das Wohl der Mitarbeiter (und Umwelt) oder deren Sicherheit gestellt sein.
Zur unternehmerischen Verantwortung der Schering AG gehört es, Arbeitsunfälle zu vermeiden, Arbeitsplätze menschengerecht zu gestalten, anwendungssichere Produkte zu entwickeln, ressourcenschonend zu produzieren und Umweltbelastungen zu vermeiden.
Der Umweltschutz ist bei der Schering AG zur Chefsache erklärt worden, so tragen alle Führungskräfte besondere Verantwortung für ihre Mitarbeiter. Zudem sind die Führungskräfte dadurch gezwungen Mitarbeiter zu schulen und zu motivieren. So wird Vorsorge für die Gesundheit aller Mitarbeiter getragen.
Die Wartung und Überwachung der Anlagen ist ein essentieller Bestandteil der betrieblichen Umweltpolitik. Es wird versucht ein Höchstmaß an Sicherheit zu erreichen um so die eigenen Mitarbeiter, das betriebliche Umfeld und die Natur vor Störfällen schon im Vorfeld zu schützen. Bei einem begründeten Verdacht auf eine Störung wird jede betroffene Anlage stillgelegt und erst nach beseitigen der Störung wieder in den Produktionsprozeß integriert.
Das körperliche, seelische und soziale Wohlbefinden der Mitarbeiter ist zu berücksichtigen, so sind die Mitarbeiter in der Lage an der Gestaltung ihrer Arbeitsplätze aktiv teilzunehmen.
Schon bei der Entwicklung von Produkten und Verfahren werden wissenschaftliche, technische und wirtschaftliche Möglichkeiten genutzt, um die Umweltbelastungen zu verringern. Umweltbelastungen durch Schadstoffemission in Abluft oder Abwasser, sowie die Entstehung von Reststoffen sind zu vermindern.
Falls für die Realisation der unternehmerischen Ziel Fremdleistungen angenommen werden müssen, so muss sich von der Sachkenntnis und der Zuverlässigkeit der Partner überzeugt werden.
Ein offener Dialog zu den Mitarbeitern und der Öffentlichkeit ist nötig, um das Vertrauen in ein verantwortungsbewußtes Handeln zu festigen.
5.0 Umweltschutzeinrichtungen (Luft, Wasser)
Die Politik der "Hohen Schornsteine" ist heute nicht mehr ableitbar als Spiegelbild für die Emissionsmenge aus den zulässigen Immisionsbelastungen einer Region. Große Anerkennung findet hier, als wirtschaftliches Instrument zur Luftreinhaltung, die Vergabe von Lizenzen aus den USA. Der Grundgedanke besteht in der Festlegung einer maximal zulässigen Emissionsmenge, deren Aufteilung auf die verschiedenen Emittenten durch handelbare Lizenzen erfolgt. Der Staat ist hierbei in der Lage die Reduktion der Emissionsmengen entscheidend zu beeinflussen, indem in einer bestimmten Periode weniger Lizenzen vergeben werden. Dieses Prinzip führt in der Theorie (aber auch ansatzweise in der Praxis) zu einer Optimierung der Luftreinhaltungskosten, da es für Unternehmen mit geringeren Grenzvermeidungskosten äußerst lukrativ ist, die Rechte an solche mit höheren Grenzvermeidungskosten zu verkaufen. (Vorausgesetzt der Marktpreis für die Emissionsrechte ist geringerer als die eigenen Grenzvermeidungskosten.
In Deutschland regelt die TA Luft gegenwärtig etwa 180 Schadstoffe emissionsseitig und zwölf immisionsseitig. Jeder einzelne Schadstoff müsste also an einer gesonderten Börse gehandelt werden. Als äußerst schwierig und kostspielig erscheint zudem die spätere Kontrolle der tatsächlich abgegebenen Schadstoffmenge und deren Zusammensetzung. Zudem würde eine "reine" Zertifikatslösung auch gegen die verfassungsrechtliche Grundprinzipien aus dem Bundes-Immissionsschutz-Gesetz verstoßen.
Abbildung 4
Bei der Schering AG nahmen die Ausgaben für Umweltschutz-Investitionen in den vergangenen Jahre kontinuierlich ab. Dies lag zum einen an den hohen Anfangsinvestitionen, aber auch zum anderen am Anschlagen der vorangegangenen Maßnahmen und dem stetig wachsendem Umweltbewußtsein der Mitarbeiter.
Speziell zur Luftreinhaltung wurden bei der Schering AG verschiedene Regelungen getroffen. Beispielsweise wurde im Werk Charlottenburg 1995 die bisherige Kohlefeuerung durch einen mit Erdgas betriebenen Kessel ersetzt. Im Werk Wedding wurden im Oktober 1995 zwei, mit extra leichtem Heizöl betriebenen, Hochdruckkessel ebenfalls auf Erdgas umgerüstet. Das Werk in Bergkamen wird zur Zeit komplett modernisiert und von Kohle auf Erdgas umgestellt.
Durch diese Maßnahmen verringerte sich die Abgasemission aller drei Energieanlagen.
Abbildung 5 CO2-Emmisionen aus Energieerzeugung Abbildung 6 Emmisionen aus Verbrennungsanlagen
An allen drei Standorten der Schering AG (Bergkamen, Wedding und Charlottenburg) werden eigene Kraft- beziehungsweise Heizwerke betrieben. Als Brennstoff wird sowohl Steinkohle als auch Heizöl eingesetzt. Durch die Verbrennung von Steinkohle, Heizöl und Erdgas entsteht neben Kohlendioxid, welches zu den Hauptverursachern der globalen Erwärmung gezählt wird, auch Schwefeldioxid, Stickoxid und Kohlenmonoxid. Die Schering AG ist stetig bemüht die durch Verbrennung entstehende Schadstoffemission zu verringern. Aus den obigen Abbildungen (Abbildung 5, Abbildung 6) lässt sich leicht ablesen, dass sich die Verbrennungsemissionen seit 1986 kontinuierlich verringert haben.
Durch das Umstellen einzelner Verbrennungseinheiten auf Erdgasverbrennung wurde der Großteil des Rückgangs der Verbrennungsemission erzielt. Erdgas zeichnet sich gegenüber anderer fossiler Brennstoffe dadurch aus, dass bei der Verbrennung die geringsten Emissionen entstehen. Aus diesem Grund wird auch in Zukunft die Brennstoffumstellung (auf Erdgasbasis) vorangetrieben.
Prozentual drückt sich die Reduktion der Abgabenemission wie folgt aus: Im Erhebungszeitraum von 1986 bis 1996 wurde bei der Kohlendioxid-Emission ein Rückgang von ca. 29% erreicht. Die Schwefeldioxid-Emission konnte um ca. 95% gesenkt werden. Bei Stickoxiden wurde die Schadstoffabgabe um die Hälfte und bei Kohlenmonoxid um ca. 60% gesenkt.
Schering plant für 1997 den Anteil des umweltfreundlicheren Erdgases (zur Energieerzeugung) weiterhin zu erhöhen. So sollte Erdgas langfristig einen 90% Anteil aller eingesetzten Brennstoffe erhalten. Das langfristige Ziel aber muss es sein, die CO2-Emmisionen entsprechend der Empfehlungen der Rio-Konferenz weiter zu verringern.
5.1 Verfahren zur Luftreinhaltung bei der Schering AG
Zur Luftreinhaltung werden bei der Schering AG verschiedene Maßnahmen gefördert. Das Grundprinzip hierbei besteht im ständigen Bemühen einer Minimierung der Abluftmengen. Durch die Installation modernster Abluftreinigungsanlagen, gelang es die Emission organischer Lösungsmittel um ca. 85% zu reduzieren (1986 - 1994). Des weiteren wurden emissionsarme Anlagen und geschlossenen Anlagen eingeführt sowie Vakuumsysteme, Trennprozesse und Verfahren optimiert. Die Ziele waren: Minimierung der Abluftmengen, Kapselung von Apparaten, Beseitigung undichter Stellen, Gaspendelung bei Umfüllsystemen, Installation besonders zugeschnittener Abluftreinigungsanlagen.
Da an den drei verschiedenen Standorten der Schering AG unterschiedliche Produkte hergestellt werden und deshalb auch unterschiedliche Produktionsprozesse ablaufen, sind jeweils verschiedene Verfahren zur Reinigung lösungsmittelbeladener Abluft im Einsatz. Im Werk Bergkamen beispielsweise durch die Absorption an Aktivkohle, thermische Nachverbrennung mit Energiegewinnung in den Werken Bergkamen und Charlottenburg und die von Der Schering AG selbst entwickelte Abluftwäsche durch Absorption in einer Reinigungsflüssigkeit im Berliner Werk Wedding.
Bei der Absorption durch Reinigungsflüssigkeit gelangt die lösungsmittelbelastete Apparateabluft durch ein Rohrsystem in die sogenannten Wäscher. In ihnen werden die Lösemittelreste in einem Glykolether ausgewaschen. Nach diesem Absorptionsvorgang ist die gereinigte Abluft sauber und kann in die Atmosphäre abgegeben werden. Der lösemittelbeladene Glykolether wird in der Destillation von den Lösungsmitteln abgetrennt und anschließend den Wäschern wieder zugeführt. Die so im Kreislauf gefahrene Reinigungsflüssigkeit kann mehrere Jahre ihren absorbierenden Dienst erfüllen.
Durch den Einsatz von FCKW (Flourchlorkohlenwasserstoff) wurde in der Vergangenheit der Ozonabbau in der Stratosphäre maßgeblich beeinflußt. Zweifellos kann FCKW zu den Hauptverursachern des Ozonabbaus gezählt werden. FCKW wird bei der Schering AG nur noch in älteren Kälte- und Klimaanlagen eingesetzt, welche bald ersetzt werden sollen. Bei größeren Neuanlagen zur Erzeugung von Klima- und Prozeßkälte werden bevorzugt Absorptionsmaschinen und Ammoniakkälteanlagen eingesetzt. Ammoniak ist ein Kältemittel mit niedrigem spezifischem Energieverbrauch, besitzt kein Ozonabbaupotential und trägt deshalb nicht zum Treibhauseffekt bei. Die Verwendung von Ammoniak stellt eine umweltverträgliche und langfristig sichere Lösung zur Prozeßkälteerzeugung dar. Im Werk Charlottenburg wird zur Zeit eine zentrale Klimawassererzeugung mit energieeffizienten Absorptionskälteanlagen installiert, welche die bisherigen FCKW-Kältemaschinen ersetzen werden. Als Absorptionsmittel wird hier Lithiumbromid / Wasser verwendet.
5.2 Verfahren zur Wasserreinhaltung und zur Reduktion des
Wasserverbrauchs
Einen Schwerpunkt des betrieblichen Umweltschutzes bei der Schering AG bildete in den vergangenen Jahren der Gewässerschutz. Wasser wird in der Produktion, für die Dampferzeugung und als Kühlmittel eingesetzt. Da die überwiegende Verwendung von Wasser zur Kühlung und zur Dampferzeugung genutzt wird, wurde bei der Schering AG darauf geachtet, dass das Wasser mehrfach benutzt werden kann. Durch das Einrichten verschiedener Kreislaufsysteme konnte ein sparsamer Umgang mit Wasser erreicht und eine Reduktion von kapp 14% (1994 - 1995) erzielt werden. Die Lösemittel-Emissionen konnten also in den Vergangenen Jahren ständig gesenkt werden, auch lagen die CSB-Frachten deutlich unter dem Vergleichswert des Vorjahres.
Eine kontinuierliche Verringerung der Lösemittel-Emission im Abwasser wurde zwischen 1991 und 1996 erreicht. Zudem werden alle Reinabwässer, zu denen auch das zur Kühlung verwendete Grundwasser zählt, überwacht und für den Fall einer Grenzwertüberschreitung wird automatisch auf die Schutzwasserableitung umgestellt. In allen Werken werden die Abwässer zudem in einer betriebseigenen Kläranlage vorbehandelt und gereinigt. Hierzu stehen unterschiedliche Verfahren zur Verfügung: Zum einen werden die betrieblichen Abwässer, bevor sie in öffentliche Reinigungsanlagen gelangen, von Schwimmstoffen und Sedimenten gereinigt. Zum anderen ist eine Prozeßabwasser-Aufbereitungsanlage im Einsatz, welche die Prozeßabwässer von chemischen Wirkstoffen und halogenhaltigen Bestandteilen befreit. Auch werden die Abwässer in der werkseigenen Kläranlage mechanisch, chemisch und biologisch gereinigt. Ein großer Teil der so zurückgewonnenen Lösungsmittel wird aufbereitet und dann wieder erneut in der Produktion eingesetzt.
Wie schon oben erwähnt unterliegen die betrieblichen Abwässer einer ständigen Kontrollen. Auch ist es bei der Schering AG üblich, dass bei Bauvorhaben, welche mit Bodenarbeiten verbunden sind, der Boden und das Grundwasser auf mögliche Verunreinigungen untersucht werden. Hierzu werden externe Sachverständiger hinzugerufen und bei Auffinden von Verunreinigungen mit Behörden abgestimmte Maßnahmen eingeleitet.
Ebenso werden auch alle unterirdischen Lösemitteltanks und Rohrleitungen regelmäßig überprüft. 1986 wurden so während einer Routinekontrolle im Werk Wedding undichte Stellen an den Lösemitteltanks entdeckt. Bei sofort eingeleiteten Maßnahmen wurden ca. 1400 Kubikmeter Grundwasser abgesaugt und in den Abwasser-Destillationskollonen gereinigt. Mit Hilfe der zuständigen Berliner Senatsverwaltung wurde ein Sanierungskonzept entwickelt und der verunreinigte Boden gereinigt. Zudem wurden bis 1990 mehr als eine Million Kubikmeter Grundwasser gefördert, gereinigt und in ein Oberflächengewässer geleitet. Die Reinigung des Wassers erfolgte über verschiedene Strip-Anlagen mit nachgeschalteten Aktivkohle-Filtern.
6.0 Aussichten Alle schon erwähnten Verbesserungsmaßnahmen und Neueinführungen, durch deren Hilfe die Sicherheit und die Umwelteinflüsse der Produktion gewährleistet werden sollen, sind bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Die Besondere Anstrengung muss weiterhin der Reduzierung des Energieverbrauchs dienen, da sich gerade hier zeigt dass Umweltschutz in eine vernetztem System abläuft. Der Betrieb von Umweltschutzanlagen für Abwasser- und Abluftreinigung zum Beispiel erfordert zusätzliche Mengen an Energie, es muss alles daran gesetzt werden diesem Trend entgegenzuwirken.
Das Management und alle Mitarbeiter bei der Schering AG müssen auf vielen Gebieten ihren Beitrag dazu leisten, dass auch die nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Umwelt mit ausreichenden Ressourcen vorfinden werden.
Es muss ein ausgewogenes Verhältnis zwischen wirtschaftliche, gesellschaftlichen und ökologischen Zielen angestrebt werden.
7.0 Literaturverzeichnis / Anhang Umweltbericht der Schering AG 1995
Schneidewind, U., Chemie zwischen Wettbewerb und Umwelt, Metropolis-Verlag, 1995
Steger, U., Umweltmanagement, Gabler-Verlag, 1993
Birke, M., Umweltschutz im Betriebsaltag, Westdeutscher Verlag, 1994
Butterbrodt, D., Umweltmanagement, Hanser-Verlag, 1995
Longolius, S., Eine Branche lernt Umweltschutz, Edition Sigma 1993 Strip-Anlage: In einer Strip-Anlage wird lösemittelhaltiges Wasser gereinigt, indem es im Gegenstrom mit Luft vermischt wird. Die flüchtigen Lösemittel gelangen so vom Wasser in die Prozeßluft, die über Filter oder Katalysatoren gereinigt wird. Das Wasser kann bei Bedarf noch zusätzlich über Aktivkohle nachgereinigt werden.
CSB: Chemischer Sauerstoffbedarf. Chemisch-analytischer Summenparameter für die Beurteilung der Belastung von Wasser mit organischen Verbindungen. Es wird der Verbrauch an Sauerstoff gemessen, der nötig ist, um die Verbindungen vollständig in ihre Oxidationsprodukte, in CO2 und Wasser umzusetzen. Ein hoher CSB-Wert weist auf hohe Belastung hin.
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