Sport und Ethik - Doping im Sport

Der große Sport beginnt dort, wo die Gesundheit endet.

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Was ist Doping?

1.1 Definition Doping

1.2 Begriffsbestimmungen

2. Gründe oder Motive für den Griff zum Dopingmittel

2.1 Ist in Anbetracht des harten Wettbewerbs, dem ein Hochleistungssportler ausgesetzt ist, sein Griff zum "unerlaubten" Doping nicht geradezu verständlich? Wird dieser Griff nicht sogar durch den Gedanken gefördert die Existenzgrundlagen entzogen zu bekommen?

3. Ist der Spitzensportler noch entscheidungsfrei? Unterliegt er nicht geradezu einem Zwang, zum Dopingmittel zu greifen?

4. Körperliche Integrität vs. charakterliche Integrität: wer setzt die Grenzen?

5. Schlussbetrachtung

6. Literaturverzeichnis

Einleitung

Trotz einer langen Reihe von Dopingskandalen, in die unter anderem olympische Spitzenathleten verwickelt waren und sind, fahren Leistungssportler fort illegale Methoden der Leistungssteigerung ohne Rücksicht auf Gesundheit und Karriere einzusetzen. Seit geraumer Zeit stehen immer wieder heftige Doping-Diskussionen im Mittelpunkt des Hochleistungssports. So auch zur Zeit am Beispiel Dieter Baumanns. Auch im Breitensport finden sich zunehmend Interessenten für leistungssteigernde Produkte, die im Rahmen dieser Hausarbeit jedoch keine Be(tr)achtung finden.

Ziel dieser Hausarbeit ist es, das Dopingproblem im Sport transparent zu machen und vielschichtig zu hinterfragen. Unsere Absicht ist es durch mehrdimensionale Betrachtungsweise, das heißt unter gesellschaftlicher und ethischer Sicht das Thema Doping im Leistungssport zu beleuchten.

· Was ist Doping?

1.1 Definition Doping

"Doping ist die Verabreichung oder der Gebrauch körperfremder Substanzen in jeder Form und physiologischer Substanzen in abnormaler Form oder auf abnormalem Weg an gesunde Personen mit dem einzigen Ziel der künstlichen und unfairen Steigerung der Leistung für den Wettkampf." (Europarat 1963) (Berendonk, 1992, 22).

1.2 Begriffsbestimmungen

"Doping ist der Versuch einer unphysiologischen Steigerung der Leistungsfähigkeit des Sportlers durch Anwendung (Einnahme, Injektion oder Verabreichung) einer Dopingsubstanz durch den Sportler oder eine Hilfsperson ... vor einem Wettkampf oder während eines Wettkampfes und für die anabolen Hormone auch im Training." (Berendonk, 1992, 22).

Doping-Substanzen im Sinne dieser Richtlinien sind insbesondere Phenyläthylaminderivate (Weckamine, Ephedrine, Adrenalinderivate), Narkotika, Analeptika und anabole Hormone. Sportartspezifisch können weitere Substanzen, z. B. Alkohol, Sedative, Psychopharmaka, unter den Dopingsubstanzen aufgeführt werden. (Berendonk, 1992, 22).

2. Gründe oder Motive für den Griff zum Dopingmittel

Sportler sowie Trainer erhoffen sich durch die Einnahme von Dopingmitteln und durch das Anwenden bestimmter Dopingmethoden die autonom geschützten Leistungsreserven zu mobilisieren, d. h. u. a. durch die Einnahme bestimmter chemischer Substanzen ihre Leistung dahin zu verbessern, wie es unter rein biologischen Gesichtspunkten nicht möglich erscheint. Mit dem Ziel Rekorde aufzustellen, "die ... die Schallmauer der tatsächlich unverfälschten menschlichen Leistungsfähigkeit" (Lünsch, 1991, 58) durchbrechen. Der Griff zum Dopingmittel wird zunehmend bestimmt durch die zunehmende Leistungsdichte, des Wettlaufes von Werbemanagern nach Ausnahmeathleten mit dem Ziel sie unter Vertrag zu nehmen, den verlangten Leistungsnormen aufgrund von einzelnen Bestleistungen, die der nächste Athlet wieder überbieten "muss" sowie der Presse und des Denkens unserer Leistungsgesellschaft nach dem "Citius-Altius-Fortius-Gedanken" (schneller-höher-weiter), um die verlangten Leistungen zu erbringen. Mangelnde Bedenken hinsichtlich des Griffs zu Dopingpräparaten oder -methoden sind eine logische Konsequenz: die Integrität der Person wurde von der Integrität des Körpers ersetzt. Doping wird am besten als eine Konsequenz des Ehrgeizes verstanden, die Leistung zu verbessern, ohne dass dieser Ehrgeiz jeglichen Beschränkungen unterworfen ist. "Doping repräsentiert kurz gesagt eine Ideologie ungehemmter Leistung, die exakt die Quelle ihrer Anziehungskraft für Spitzensportler und die sportinteressierte Öffentlichkeit ist." (Hoberman, 1992, 23). Traditionellerweise haben die Regeln der Sportlichkeit die Beziehungen zwischen Sportlern geregelt, deren sportliche Fähigkeiten weniger wichtig waren als ihre ehrenvollen Absichten; wobei die Muskeln weniger zählten als sportlichen Motive des Sportlers. "Der 'Gentleman' des 19. Jahrhunderts ging das sportliche Training nicht mit der Zielstrebigkeit des tieferklassigen 'Berufssportlers' der Gegenwart an, der sogar zu Dopingmitteln greifen könnte. Dieses Ethos der ehrenhaften Selbstbeherrschung ist keinesfalls ausgelöscht, aber es hat gegenüber der modernen Fixierung auf Leistung und Produktivität, die das Ideal des Fairplay überlagert hat, an Boden verloren. Tatsächlich hat das Leistungsprinzip das Ideal der 'sportlichen' Selbstberrschung im vorherrschenden Ethos des Elitesports fast gänzlich ersetzt." (Hoberman, 1992, 32)

2.1 Ist in Anbetracht des harten Wettbewerbs, dem ein Hochleistungssportler ausgesetzt ist, sein Griff zum "unerlaubten" Doping nicht geradezu verständlich?

Wird dieser Griff nicht sogar durch den Gedanken gefördert die Existenzgrundlagen entzogen zu bekommen?

Athleten als Profis, deren Beruf der Sport ist, sehen sich innerhalb der Vorbereitungsphase und auf Wettkämpfen einem permanenten Konkurrenz- und Leistungsdruck ausgesetzt. Es geht längst nicht mehr darum der Beste zu sein und sportliche Höchstleistung als Erprobung der Grenze tatsächlich unverfälschter menschlicher Leistungsfähigkeit zu beweisen; vielmehr geht es darum der Beste zu sein, weil der Spitzensportler, solange er mit guten Leistungen aufwartet, dem Staat und der Gesellschaft in erster Linie gut und auch teuer ist. "In Erwartung respektabler Leistung wird in und um die medaillenträchtigen Athleten, die sportlichen Vorbilder der Jugend und Aushängeschilder der Nation, in deren Schatten sich politische Prominenz und Funktionäre gerne sonnen, investiert." (Lünsch, 1991, 48). Der Sport ist eine gesellschaftlich relevante Größe, was die Zahl seiner Mitglieder, der Verbände und das öffentliche Interesse sowie Medien immer wieder unterstreichen. Nicht zuletzt wird der Spitzensportler damit unter Druck gesetzt, dass er Höchstleistungen nicht nur erbringen muss, um den Zuschauer zu unterhalten und um sich am Gegner zu messen, sondern auch um sich finanziell abzusichern. Er muss der Nation ein Aushängeschild sein sowie die Wirtschaftlichkeit des Sports, sei es durch Medien und Politik, erhalten können. Während eine grundlegende Berufsausbildung die Zukunftsbasis für den "Normalbürger" bildet, muss der Sportler durch Höchst- bzw. Bestleistungen seinen Lebensunterhalt verdienen. Entscheidet sich der Sportler für den Profisport, kann er somit aus Trainingsgründen nicht am Arbeitsprozess teilnehmen, will sich aber verständlicherweise ernährt und langfristig abgesichert wissen. Tatsache ist, dass je nach Sportart, die körperliche Leistungsfähigkeit eines Spitzensportlers zeitlich begrenzt ist. Innerhalb dieses Limits entscheidet sich sein persönlicher, beruflicher und existentieller Werdegang nach dem Leistungssport. Während der "Normalbürger" am Ende des Monats seinen Lohn erhält, ist der Spitzensportler auf Werbepartner oder die Sporthilfe angewiesen, die ihn finanziell unterstützen und fördern.

-Die Deutsche Sporthilfe z. B. hat das Programm der "Optimalförderung" ins Leben gerufen. Mit diesem Programm kann sich der Spitzensportler, -die sogenannte potentielle Medaillenhoffnung-, finanziell absichern. Der Sportler verpflichtet sich schriftlich, für bestimmte Leistungen zu garantieren. Dabei sind erbrachte Trainings- und Wettkampfleistungen Parameter für die Zuteilung der "Optimalförderung." "Diese wird auf der Basis sogenannter 'Leistungsvorgaben' abgeschlossen, also jenen Leistungen, die anhand von jetzigen Zeiten, Weiten und Höhen in zwei bis drei Jahren, z. B. bei den Olympischen Spielen, zu erwarten sind." (Lünsch, 1991, 48). Sportlern mit herausragender Leistung wird finanzielle Gegenleistung garantiert. Erfüllt der Sportler die Leistung nicht, so schafft die Sporthilfe einen finanziellen Ausgleich zu einer verkürzten Arbeitszeit des Sportlers auch weiterhin. Die finanzielle Absicherung aber, die nur in Verbindung mit der vertraglich festgelegten Leistung gilt, entfällt. Diese Absicherung beinhaltet einen bestimmten zukunftsangelegten Leistungsgeldbetrag nach Beendigung der Laufbahn zu erhalten, da der Sportler, weil er nicht arbeitet, sondern trainiert, durch Arbeits- und Rentenausfall zukünftig nicht finanziell benachteiligt werden soll. Das impliziert, dass der Berufssportler Sport nicht mehr als Breitensportler betreibt oder im Rahmen körperlicher Ertüchtigung, sondern zunehmend unter den Druck gerät, der Beste sein zu müssen, um den Anforderungen gerecht zu werden, die die o. g. Geldgeber fordern, damit diese ihr Geld möglichst gewinnbringend investieren können. D. h. Leistung zu erbringen, um sich finanziell abzusichern. Dies nicht nur kurzfristig durch seine limitierte physiologische Leistungsfähigkeit, sondern auch langfristig durch den bleibenden Eindruck, den er durch seine Höchstleistungen hinterlässt und ihn in eine Reihe von Persönlichkeiten einreiht, an die sich die Menschheit erinnert. "Der durch den Sport überdurchschnittlich sanierte Erfolgsathlet kann sich nach Beendigung seiner aktiven Laufbahn meist auf einen geruhsamen Lebensabend einstellen. Dagegen wird der vom Erfolg wenig bedachte Athlet, der nur auf den Leistungssport ausgerichtet war, sich wohl oder übel in die lange Reihe des 'Sportproletariats' einordnen müssen." (Lünsch, 1991, 58).

3. Ist der Spitzensportler noch entscheidungsfrei? Unterliegt er nicht geradezu einem Zwang, zum Dopingmittel zu greifen?

Gehen wir von dem fatalen Gedanken aus, dass dem menschlichen Organismus tatsächlich keine Grenzen gesetzt sind, frei nach dem Gedanken -alles was wissenschaftlich möglich ist, wird eines Tages auch wissenschaftlich realisiert-, trainiert der Sportler unermüdlich nach dem "Citius-Altius-Fortius-Gedanken" weiter. Er sieht sich aber spätestens im Wettkampf mit seinen Grenzen der momentanen Leistungsfähigkeit gemessen am Gegner konfrontiert. Dieser Gedanke zieht automatisch einen Wunsch nach mehr Leistung nach sich, um noch bessere Leistungen zu erbringen als der Gegner, um der kommerziellen Entwicklung des Leistungssports Genüge zu werden und dem Druck von Medien und Funktionären Stand zu halten. Übt er seinen Beruf weiterhin aus, so gerät er aufgrund der zunehmenden Leistungsdichte in eine fatale Abhängigkeit, die er einzig kompensieren kann durch mehr Leistung und dem Erfüllen von dem, was von ihm verlangt wird.

Der harte Wettbewerb zielt im Detail also darauf ab, durch Höchstleistungen, nicht nur zu Ruhm zu gelangen, einem Wunsch der in einer hochbevölkerten hoch-technologisierten Welt, wo der Einzelne nur noch ein Teil der Gesellschaft ist, menschlich erscheint, um sich zu identifizieren und Jemand zu sein, sondern setzt auch im Hochleistungssport mit allen Konsequenzen den bedingungslosen Einsatz des Athleten voraus. Diese radikale, durch nationales Prestige oder kommerzielle Interessen forcierte Entwicklung, als Athlet bedingungslosen Einsatz zu erbringen, wirft automatisch die Frage nach dem 'Wie' auf.

Somit mag es nicht überraschend erscheinen, dass viele Sportler bereit sind, ihre Gesundheit oder sogar ihr Leben aufs Spiel zu setzen, um Rekorde und Siege zu erzielen, die aus rein physiologischer und biologischer Sicht nahezu unmöglich erscheinen, die aber durch die Einnahme von bestimmten leistungsfördernden Substanzen möglich gemacht werden können.

4. Körperliche Integrität vs. charakterliche Integrität: wer setzt die Grenzen?

Unserer hochtechnologisierter Welt, wo Dinge immer wieder möglich gemacht werden, die vor Jahren noch unmöglich erschienen, lässt den Leistungssportler der Versuchung erliegen, den Körper wie eine Maschine zu behandeln. Jedoch gerät diese unethische Vorstellung in Konflikt mit den tief verwurzelten Vorstellungen der Menschen über die menschliche Identität. Nach Weizsäcker (Hoberman, 1992, 37) sei das Ergebnis dieses Konflikts eine Rechnung mit der Idee von den menschlichen Grenzen. "Dass die spezifischen von der Natur selbst gesetzten Grenzen nicht überschritten werden sollten, steht ausser Frage. Was fraglich bleibt, ist, wie genau diese Grenzen definiert werden müssen." (Weizsäcker, 1985)1. Die Versuchung, diese Grenzen zu überschreiten, ist bei einigen Sportlern überwältigend geworden, was im Zuge der zunehmenden Entmenschlichung der Sportler, Leistungen zu erbringen, die physiologisch unmöglich erscheinen, verständlich ist.

Jedoch wo beginnen diese Grenzen, die einen gedopten Sportler von einem nicht gedopten Sportler unterscheiden? "Die Formulierung einer allgemein akzeptierten Definition des Dopings ist das grundlegende (und bisher ungelöste) ethische Problem der modernen Sportwissenschaft, denn das Konzept beinhaltet eine wissenschaftliche Dimension (Physiologie und Pharmakologie), eine soziale Dimension (die Auswahl von Normen und Schwellen) und eine persönliche Dimension (die Werte und Absichten des Athleten, der verbotene Substanzen einsetzt)." (Hoberman, 1992, 121). Die scheinbaren Motive des Sportlers, Dopingmittel zu verwenden, wurden in den vorigen Abschnitten beleuchtet.

Betrachtet man die Sportwelt, so steht man vor dem unmöglichen Problem ein allgemeingültiges Wertesystem für eine Gruppe von Menschen zu definieren, was den Einzelnen in seinem Wertesystem entweder bestätigt oder nicht, da die Werte eines Menschen subjektiv sind. Die einzige Möglichkeit, die die Sportwissenschaft hat, um Grenzen zu setzen, ist eine allgemeingültige Definition in Worten zu finden. Das Problem jedoch eine eindeutige Definition zu beschreiben, liegt in mehreren Faktoren begründet: "1. Das dauernde Aufkommen neuer und potentiell leistungssteigernder Substanzen oder die Re-Evaluation 'traditioneller' Dopingsubstanzen. 2. Sich wandelnde Einstellungen gegenüber der Steigerung sportlicher Leistungen und die Notwendigkeit angemessener Einschränkungen. 3. Die annähernde Unmöglichkeit, die Absichten zu bestimmen, die ein Sportler mit dem Einsatz verbotener Drogen verfolgt." (Hoberman, 1992, 121-122).

So formulierte Sir Arthur Porrit, der Vorsitzende der Britischen Gesellschaft für Sportmedizin, im Jahr 1965: "Doping zu definieren, ist sehr schwierig, wenn nicht gar unmöglich, und dennoch weiß jeder, der Leistungssport betreibt, oder der Dopingmittel verabreicht, genau, was es bedeutet. Die Definition liegt nicht in Worten, sondern in der charakterlichen Integrität." (Hobermann, 1992, 122)2. Nach Lünsch (1991, 58) ist das menschliche "Subjekt" der Mittelpunkt jeglicher sportlicher Auseinandersetzung und Aktion, die unter humanen Bedingungen zu verstehen sind, weshalb der Sport zweifelsohne einen ethischen Rang gewinnt. Das eigentliche Ethos kann jedoch nur von dem handlungs- und verantwortungsbewussten Sportler selbst getragen werden.

Da aber wie bereits erwähnt, die Integrität der Person von der Integrität des Körpers ersetzt zu sein scheint, ist es nahezu unmöglich an die charakterliche Integrität und das Verantwortungsbewusstsein des Einzelnen zu appellieren mit dem Wissen um Leistungsdruck und dem unterschiedlichen Wertesystem aufgrund von Subjektivität.

1985 sprach der damalige deutsche Bundespräsident Richard von Weizsäcker auf einem Treffen des westdeutschen Nationalen Olympischen Komitees über das Thema des modernen Sports und seine Verflechtung in einem bioehtischen Dilemma. Er verwies auf den fanatischen Erfolg des modernen Sports als eine Form der Kultur und sprach des weiteren das "innere Gesetz" des Sports an, das er mit dem olympischen Motto "Citius-Altius-Fortius" gleichsetzte. "Dieser konstante Vergleichsprozess stellt die Dynamik und die Faszination des Sports dar. Es ist ein Ausdruck des dynamischen Charakters der westlichen Zivilisation, die durch Wissenschaft und Technologie der Welt-Zivilisation, so wie wir sie kennen, Gestalt gegeben hat." (Weizsäcker, 1985)3. "Er sagt weiter, dass das grundlegende Gesetz dieser Zivilisation das Leistungsprinzip sei, das er gleichzeitig mit der Idee des nahezu endlosen Fortschritts verband. Auf gleicher Weise entspringt das Charisma des Sports aus seinem Versprechen grenzenloser Leistung, und hier beginnt der Konflikt. Der menschliche Körper im Gegensatz zu technischen Geräten könne nicht grenzenlos umgewandelt werden." (Hoberman, 1992, 36).

5. Schlussbetrachtung

Die Faszination des Sports im herkömmlichen Sinne, hervorgerufen durch die schöne und schlichte Idee einen sportlichen Wettkampf durchzuführen, hat nachgelassen. Sport als körperliche Ertüchtigung, mit dem Ziel sich am Gegner zu messen und dadurch von vielen als Unterhaltung verehrt, ist in den letzten Jahrzehnten untergegangen in einer Flut von undurchschaubaren Dopingaffären. Der Zweifel an dem natürlichen Ehrgeiz nach optimaler Leistung, Vertrauen auf Fairness und Natürlichkeit des Gegners, spontane Freude an der besonderen Leistung, wird immer wieder durch neu aufkommende Dopingfälle bestätigt. So zum Beispiel in den letzten Jahren die wohl erschreckendsten und auch überraschendsten Fälle von Merlene Ottey, Ben Johnson und Linford Christie, die eindeutig des Dopings überführt wurden. Nicht zu vergessen der tragische Tod von Birgit Dressel in den 80er Jahren.

Die zunehmende Leistungsdichte lässt den Berufssportler der Versuchung erliegen zu Dopingmitteln zu greifen um Leistung zu erbringen. Eine allumfassende Definition für Doping kann nicht gefunden werden. Es muss jedoch eine Definition in Worten geben, um Grenzen zu setzen und eine gewisse Hemmschwelle aufrecht zu erhalten, die das Problem des Dopings teilweise eingrenzt. Denn wenn die meisten sportlichen Rekorde einen chemischen Nährboden besitzen, wird der Sportgedanke nicht zusehends pervertiert?

Sportler die sich trotz allem für Doping entscheiden, müssen abgeschreckt werden, um die Natur des Körpers und die Integrität des Sports nicht in Frage zu stellen. Gedopte Sportler müssen ein Berufsverbot erhalten, sonst findet der "Citius-Altius-Fortius-Gedanke" nicht mehr nur auf körperlicher Ebene statt, sondern auch beim Griff zum Dopingmittel. Es müssen Exempel statuiert werden, damit sich der Griff zum Dopingmittel nicht verselbstständigt. Die Folge einer Verselbstständigung wäre der Verlust und die Auflösung der natürlichen, der unverfälschten und der biologisch möglichen Leistungsgrenzen.

Dass der Sportler das endgültige Ergebnis seines Dopingmissbrauchs in Form von Berufsverbot in letzter Instanz alleine zu tragen hat, ist zu vermuten; er kann aber nicht Alleinschuldiger sein. Verantwortung tragen auch Gesellschaft, Medien, Funktionäre sowie unsere Wirtschaft.

"Die Welt des Sports könnte sich verändern, wenn Abstriche in Sachen Weiten, Höhen und Zeiten gemacht würden." (Lünsch, 1991, 56).

Sind nicht viele Sportarten dadurch zerstört worden, indem die Sportler einem ruinösen Training unter nicht Berücksichtigung physiologischer Grundsätze unterzogen wurden?

Die Frage ist doch, ob der olympische Sport nichts anderes ist, als ein sich im Verlauf der letzten hundert Jahre abspielendes gigantisches biologisches Experiment mit dem menschlichen Organismus?!

"Eine Welt ohne Regeln ist der schnellste Weg ins Chaos. Das gilt für Doping genauso wie in der Drogenpolitik oder ganz banal im Straßenverkehr." (Andreas Lorenz, 1999)4.

"Sauberen Athleten kann im Kampf gegen Doping nur noch durch Politik und Polizei geholfen werden". (Dieter Baumann, 1999)5. "Wenn vielleicht auch sonst nichts mehr von seiner Sportler-Legende übrigbleibt, liegt in diesem Zitat die einzige Hoffnung auf Besserung. Und wenn dazu im kommenden Jahr Polizei-Razzien im Olympischen Dorf von Sydney

notwendig wären.

6. Literaturverzeichnis

Berendonk, B.: Doping. Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Rheinbek bei Hamburg, 1992.

Digel, H.: Probleme und Perspektiven der Sportentwicklung. Meyer & Meyer Verlag, Aachen, 1997.

Hoberman, J.: Sterbliche Maschinen: Doping und die Unmenschlichkeit des Hochleistungssports. Meyer & Meyer Verlag, Aachen, 1994.

Huhn, K.: Doping, Doping und kein Ende. Verlag Bock und Kübler, Woltersdorf, 1991.

Lorenz, A.: Berliner Morgenpost. 22. November 1999.

Lünsch, H.: Doping im Sport. perimed-Fachbuch-Verl.-Ges., Erlangen, 1991.

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