Bildungswesen in Deutschland und Frankreich

Kulturhoheit und Verwaltungsstruktur

Die Schulsysteme Deutschlands und Frankreichs unterscheiden sich in erster Linie darin, dass das Schulwesen in ganz Frankreich einheitlich aufgebaut ist, wohingegen das Schulwesen in Deutschland in jedem Bundesland anders organisiert ist.

Der Revolutionsforderung nach 'égalité' in allen Bereichen des Lebens folgend, liegt die Kulturhoheit in Frankreich in staatlicher Hand. Schon Napoleon I. begann mit der Vereinheitlichung und Zentralisierung des Bildungswesens, an dessen Struktur sich seither trotz des Dezentralisierungsgesetzes aus dem Jahre 1982 kaum etwas geändert hat. Im föderalistischen Deutschland hingegen besitzen die einzelnen Bundesländer im schulischen und kulturellen Bereich weitgehende Souveränität. Aus diesem Grund beschränkt sich im folgenden die Betrachtung des deutschen Schulwesens - wenn nicht anders erwähnt - auf den Freistaat Bayern.

Die vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst in München festgelegten Bildungsziele, Bildungsinhalte, pädagogischen Richtlinien und Abschlüsse haben also nur in Bayern Gültigkeit, wohingegen das ministère de l'Educa-tion nationale in Paris diese Vorgaben verbindlich für ganz Frankreich festlegt. Dementsprechend groß ist der Aufwand des französischen Erziehungsministeriums: Es ist mit 1,3 Millionen beschäftigten Lehrern und Verwaltungsangestellten die größte Behörde Frank-reichs, wenn nicht sogar das "größte[s] zentral gelenkte[s] Unternehmen der Welt".

Geleitet wird das französische Erziehungsministerium vom ministre de l'Education na-tionale, dem inspecteurs généraux de l'Education nationale in beratender Funktion unterstellt sind. Danach ist Frankreich in 25 Verwaltungsbezirke des Bildungswesens (académies) aufgeteilt, die größtenteils mit den régions identisch sind und jeweils von einem recteur geleitet werden. In jedem département gibt es schließlich einen inspecteur d'académie, der für die Umsetzung der ministeriellen Regelung in allen Schulen seines Departements verantwortlich ist. Das bayerische Kultusministerium umfasst zwölf Direktorate, die sich mit den einzelnen Schularten befassen. Es wird vom Kultus-sinister geleitet, dem je zwei Staatssekretäre und Ministerialdirektoren zur Seite stehen. Für die Realschulen und Gymnasien sind neun bzw. acht ständige Ministerialbeauftragte zuständig, während die Grundschulen, Hauptschulen und beruflichen Schulen noch einmal in sieben Verwaltungsbezirke eingeteilt sind.

Um dennoch eine gewisse Einheitlichkeit der Schulbildung in Deutschland zu gewährleisten, vor allem im Hinblick auf die Abschlüsse, wurde die Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder ins Leben gerufen, in der Abgesandte der Bundesländer Entscheidungen von überregionaler Bedeutung treffen. Darüber hinaus gibt es die Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung, in der Fragen des Schulwesens gemeinsam von Vertretern aus Bund und Ländern erörtert werden.

Für den Hochschulbereich beider Länder gelten von den oben genannten Regelungen jedoch einige Ausnahmen. In Frankreich haben die staatlichen Lehrpläne im Tertiärbereich keine Geltung, so dass jede Hochschule im Prinzip das lehrt und prüft, "was sie für richtig hält". Auch die Hochschulen Bayerns besitzen einige Selbstverwaltungsrechte, unterstehen aber in manchen Bereichen dem bayerischen Kultusministerium oder dem Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft.

Aufbau des Bildungswesens und Schularten

Elementarbereich

Der Vorschulbereich gilt in Bayern im eigentlichen Sinne nicht als Teil des Schulwesens und trägt somit keine ausgeprägten schulischen Züge. Die Zuständigkeit liegt daher auch nicht beim Kultusministerium, sondern beim Bayerischen Staatsministerium für Arbeit, Soziales, Familie, Frauen und Gesundheit. In Frankreich hingegen wird der Elementarbereich als erster Abschnitt des Schulwesens angesehen und weist daher bereits einen stark schulischen Charakter auf.

Die vorschulische Erziehung ist in Frankreich in staatlicher Hand und wird in écoles maternelles oder seltener in classes enfantines mixtes in der section maternelle einer école primaire erteilt. Bemerkenswert ist hierbei die Wahl der Bezeichnungen 'école' und 'classe', die die schulische Ausrichtung erkennen lassen. In Bayern wird die Erziehung im Vorschulbereich von den Kindergärten übernommen, von denen aber nur 28 Prozent vom Staat geleitet werden, der Rest wird von privaten, meist gemeinnützigen Organisationen geführt. Der Staat hat aber auch bei diesen Kindergärten Kompetenzen, vor allem im Personalbereich.

Die école maternelle nimmt bei genügender Reife schon Zweijährige auf, normalerweise ist sie aber wie der Kindergarten für Drei- bis Sechsjährige gedacht; die classes enfantines mixtes werden nur von Fünf- und Sechsjährigen besucht. Weder in Frankreich noch in Bayern ist der Besuch des Elementarbereichs verpflichtend, aber in Frankreich wird davon viel reger Gebrauch gemacht: Dort nehmen über ein Drittel der Zweijährigen, ca. 95 Prozent der Dreijährigen und fast alle Vier- und Fünfjährigen diese Möglichkeit wahr, in Bayern hingegen tun dies nur 78,9 Prozent der Drei- und Vierjährigen und 88,5 Prozent der Fünf-jährigen. Die Kindergärten können halbtags oder bei Bedarf ganztägig besucht werden, die écoles maternelles dauern immer den ganzen Tag (siehe 3.). In Bayern werden Gruppen von 20 bis 25 Kindern gebildet. In Frankreich besuchen die Zwei- bis Vierjährigen die petite section, die Vier- bis Fünfjährigen die section moyenne und die Fünf- bis Sechsjährigen die grande section. Die Gruppen sind hierbei sehr groß, sie können bis zu 35 Kinder umfassen.

Im Kindergarten wird sehr viel Wert auf die Entfaltung des Charakters und der Fähigkeiten der Kinder gelegt, in spielerischer Weise wird soziales Verhalten, Kreativität, Kommunikationsfähigkeit und Hygienebewusstsein entwickelt. In der école maternelle wurde dagegen lange Zeit sehr stark auf die Erziehung zu Ordnung, Gehorsam und Disziplin Wert gelegt, "erst langsam fanden die Erkenntnisse der Kinderpsychologie und -pädagogik [...] Eingang". Die bayerischen Erzieher und Kinderpfleger werden an beruflichen Fachschulen ausgebildet, während die französischen Erzieher ebenso wie die instituteurs pädagogische Hochschulen (écoles normales) besuchen. In der grande section der école maternelle werden die Kinder bereits intensiv auf Lesen, Rechnen und Schreiben vorbereitet, teilweise wird sogar schon spielerisch mit Fremdsprachen begonnen. Durch die Kindergärten soll zwar ein gleitender Übergang zum schulischen Lernen ermöglicht werden, mit dem schulischen Lernen selbst wird aber noch nicht begonnen.

Der Eintritt in den Primarbereich erfolgt im Normalfall jeweils nach Vollendung des sechsten Lebensjahres. In Bayern besteht aber die Möglichkeit, Sechsjährige, die noch keine ausreichende schulische Reife zeigen, einmalig um ein Jahr 'zurückzustellen'. Sie besuchen dann den Schulkindergarten, in dem sich die pädagogische Arbeit in kleinen Gruppen auf die Reifeverzögerung der Kinder konzentriert.

Primarbereich

Mit dem Eintritt in den Primarbereich beginnt die Schulpflicht. In beiden Ländern gibt es hier jeweils nur eine Schulform: in Frankreich die fünfjährige école primaire (auch école élémentaire genannt), in Bayern die vierjährige Grundschule. Sie legen den Grundstein der schulischen Ausbildung, indem sie in das schulische Lernen einführen und grundlegende Kenntnisse und Fähigkeiten für das spätere Lernen vermitteln.

Die Grundschule umfasst die Jahrgangsstufen eins bis vier, die école primaire indes ist in drei Stufen unterteilt: Nach dem einjährigen cours préparatoire (CP) folgt der zwei-jährige cours élémentaire (CE 1, CE 2) und schließlich der zweijährige cours moyen (CM 1, CM 2). In jedem cours werden dabei einheitlich 27 Unterrichtsstunden pro Woche erteilt, während die Unterrichtszeit in der Grundschule erst langsam von Klasse zu Klasse ansteigt: von 22 Wochenstunden in der ersten Klasse über 24 Wochenstunden in der zweiten Klasse bis hin zu 27 Wochenstunden in der dritten und vierten Klasse. An der école primaire findet Ganztagsunterricht statt, wohingegen an der Grundschule nur vormittags Unterricht gehalten wird. Sollten allerdings beide Elternteile ganztägig berufstätig sein, so besteht die Möglichkeit, die Kinder nachmittags in den Hort zu schicken, wo sie unter Betreuung ihre Hausaufgaben machen und spielen können.

Im ersten Schuljahr liegt der Schwerpunkt darauf, den Schülern Grundfertigkeiten im Lesen, Rechnen und Schreiben beizubringen. Wenn ein französischer Schüler dabei das Klassenziel des CP nicht erreichen sollte, so darf er dennoch in den CE 1 vorrücken. Dies ist jedoch eine Ausnahme, denn normalerweise muss man sowohl in der école primaire als auch in der Grundschule bei Verfehlen des Klassenziels die besagte Klasse wiederholen. In der école primaire sind außerdem im Gegensatz zur Grundschule schriftliche Hausaufgaben seit 1956 offiziell verboten, doch kaum ein instituteur hält sich tatsächlich daran. In den ersten beiden Jahren der Grundschule findet der 'Grundlegende Unterricht' statt, bei dem die Fächer Deutsch, Mathematik, Heimat- und Sachkunde, Musik und Bewegungserziehung sowie Kunsterziehung zu einem Block von 15 (erste Klasse) bzw. 16 (zweite Klasse) Wochenstunden zusammengefasst werden. In diesen Fächern erteilt der Klassenlehrer keinen Unterricht im Stundenrhythmus nach einem festgelegten Stundenplan, sondern er geht in kleineren Zeitabschnitten vor und wechselt öfters zwischen den einzelnen Fächern ab. Diese Methode beruht auf der Erkenntnis, dass sich kleine Kinder nur eine sehr begrenzte Zeit lang auf ein und dieselbe Sache konzentrieren können. In den Zeugnissen der ersten und zweiten Jahrgangsstufe werden die Leistungen der Schüler noch nicht durch Noten, sondern in Form eines pädagogischen Wortgutachtens beurteilt.

Nach der école primaire wechseln die französischen Schüler an ein collège über, in Bayern besuchen zwei Drittel der Schüler nach der Grundschule eine Hauptschule, der Rest tritt in ein Gymnasium ein. Während in Frankreich jedoch alle Schüler, die das Klassenziel des CM 2 erreicht haben, in das collège übertreten dürfen, so sind in Bayern an den Besuch des Gymnasiums gewisse Bedingungen geknüpft: In der vierten Klasse muss in den Fächern Deutsch, Mathematik und Heimat- und Sachkunde ein Mindestdurchschnitt von 2,5 erreicht werden, und der Klassenlehrer muss die Eignung für das Gymnasium bestätigen.

Sekundarstufe Eins

Ãœbersicht

Das bayerische Schulwesen ist ab der Sekundarstufe Eins gegliedert, dass heißt die Schüler können entsprechend ihrer Fähigkeiten und Interessen verschiedene Schularten besuchen: Zur Wahl stehen die Hauptschule, das Gymnasium, die Realschule und die Wirtschaftsschule. In Frankreich hingegen gibt es in der Sekundarstufe Eins im wesentlichen eine einheitliche Schulform: "le collège unique".

Allgemeinbildender Sektor der Sekundarstufe Eins

In seiner Schulreform aus dem Jahre 1975 schuf der damalige französische Erziehungsminister Haby den Ausdruck "l'école commune à tous". Unter diesem Begriff sind die école primaire und das collège zusammengefaßt, also die Schulen, die von jedem fran-zösischen Schüler zur Erfüllung der Schulpflicht besucht werden müssen. Da in Bayern die Hauptschule nicht von allen Schülern besucht wird, darf diese Bezeichnung aber nicht mit dem Begriff Volksschule gleichgesetzt werden, der für die Grundschule und die Hauptschule verwendet wird.

Das vierjährige collège ist in zwei Abschnitte unterteilt: Die sixième und die cinquième bilden die Beobachtungsstufe (cycle d'observation), in der allen Schülern einheitlicher Unterricht erteilt wird. Die Orientierungsstufe (cycle d'orientation) besteht aus der quatrième und der troisième. Hier erfolgt zwar keine richtige Zweigwahl wie an den ent-sprechenden bayerischen Schulen, aber die Schüler können durch Wahlpflichtfächer und zusätzlich durch Wahlfächer immerhin gewisse Schwerpunkte entsprechend ihrer Neigungen setzen. Am Ende der troisième kann man den Schulabschluss brevet des collèges machen, der sich aber nicht bewährt hat, weil er auf dem Arbeitsmarkt nicht anerkannt wird. Er dient daher nur zur Überprüfung der schulischen Leistungen.

Die allgemeinbildenden Schulen der bayerischen Sekundarstufe Eins unterscheiden sich vor allem in ihren Zielsetzungen hinsichtlich der weiteren Ausbildung ihrer Schüler.

Die Hauptschule umfasst die Klassen fünf bis neun und vermittelt eine grundlegende Allgemeinbildung. Sie will ihre Schüler gezielt an die Arbeitswelt heranführen und auf eine Lehre vorbereiten. Dies wird durch viele berufsvorbereitende Fächer, durch Betriebserkundungen und durch Betriebspraktika erreicht. Themen werden an der Hauptschule eher praktisch-anschaulich als theoretisch-abstrakt behandelt. Für alle Schüler, die keine andere Schule besuchen, ist der Besuch der Hauptschule zur Erfüllung der Schulpflicht verbindlich. Jeder Schüler, der das Klassenziel der neunten Jahrgangsstufe erreicht, erhält das 'Zeugnis über den erfolgreichen Hauptschulabschluss'. Die meisten Schüler erwerben zusätzlich mit einer Prüfung das 'Zeugnis über den qualifizierenden Hauptschulabschluss', da dieses bei den Arbeitgebern ein besseres Ansehen hat.

Das Gymnasium dauert neun Jahre und ist in drei Abschnitte gegliedert: Die Unterstufe (fünfte bis siebte Klasse) und die Mittelstufe (achte bis zehnte Klasse) gehören zur Sekundarstufe Eins, die Oberstufe (elfte bis dreizehnte Klasse) gehört bereits zur Sekundarstufe Zwei. Das Gymnasium vermittelt eine vertiefte Allgemeinbildung und bereitet in erster Linie auf einen Hochschulbesuch vor. Es erfolgt vorwiegend eine geistige Auseinandersetzung mit theoretisch-abstrakten Problemstellungen. Von der fünften bis zur elften Jahrgangsstufe verlaufen verschiedene Zweige, von denen jedes Gymnasium einen oder mehrere anbietet:

    Humanistischer Zweig mit Schwerpunkt auf den antiken Sprachen Latein und Griechisch Neusprachlicher Zweig mit Schwerpunkt auf den modernen Sprachen Europas Mathematisch-naturwissenschaftlicher Zweig Musischer Zweig mit Schwerpunkt auf den Fächern Deutsch, Musik und Kunsterziehung Wirtschaftswissenschaftlicher Zweig mit Schwerpunkt auf den Fächern Rechnungswesen und Wirtschafts- und Rechtslehre Sozialwissenschaftlicher Zweig, der auf soziale Aufgaben in Familie und Gesellschaft vorbereitet.

Nach erfolgreichem Besuch der zehnten Klasse erhält man das 'Zeugnis über die Oberstufenreife' (mittlerer Schulabschluss), das zum Eintritt in die Oberstufe des Gymnasiums berechtigt. Etwa neun Zehntel der Schüler treten tatsächlich in die Oberstufe ein, der Rest wechselt zumeist an eine berufliche Schule über.

Die Realschule umfasst die Jahrgangsstufen sieben bis zehn und stellt einen Mittelweg zwischen Hauptschule und Gymnasium dar. Neben allgemeinem Wissen werden auch berufsvorbereitende Kenntnisse vermittelt, Lerninhalte werden teils theoretisch-abstrakt, teils praktisch-konkret behandelt. An die Realschule kann sich daher sowohl eine berufliche Ausbildung als auch ein Besuch höherer Schulen anschließen. Der Eintritt in die Realschule erfolgt nach der sechsten Klasse der Hauptschule, in der in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch ein Mindestdurchschnitt von 2,5 erreicht werden muss; außerdem ist die Zustimmung des Klassenlehrers erforderlich. In der siebten Klasse ist der Unterricht für alle Schüler gleich, ab der achten Klasse wählen sie eine der drei Ausbildungsrichtungen:

    Ausbildungsrichtung I mit Schwerpunkt auf der Mathematik und den Naturwissenschaften bereitet auf technische Berufe vor Ausbildungsrichtung II bereitet auf Berufe in Wirtschaft und Verwaltung vor Ausbildungsrichtung III kann verschiedene Schwerpunkte im musisch-künstlerischen, hauswirtschaftlichen oder sozialen Bereich setzen, von denen jede Realschule einen oder mehrere anbietet.

Nach erfolgreicher Abschlussprüfung am Ende der zehnten Jahrgangsstufe erhält man das 'Zeugnis über den Realschulabschluss' (mittlerer Schulabschluss).

Beruflicher Sektor der Sekundarstufe Eins

Nach der Beobachtungsstufe gibt es am collège mehrere Möglichkeiten einer beruflichen Ausbildung. Am technischen Zweig des collège erhalten die Schüler nach drei Jahren den Berufsabschluss certificat d'aptitude professionnelle (CAP), der sie als Facharbeiter oder qualifizierte Angestellte in einem der ca. 500 erlernbaren Berufe ausweist. Die bis zu zweijährigen classes préprofessionnelles de niveau sollen die Schüler allgemein auf den Eintritt ins Berufsleben vorbereiten. Diejenigen Schüler, die beabsichtigen, eine Lehre zu machen, besuchen zur Vorbereitung die classes préparatoires à l'apprentissage. Im Laufe der bis zu zweijährigen Ausbildung finden auch Betriebspraktika statt. Diese Ausbildungen, die teilweise nicht am collège selbst, sondern an einem lycée professionnel stattfinden, haben aber ein relativ geringes Ansehen, weil sie vor allem von schwächeren Schülern gewählt werden.

Die Wirtschaftsschule umfasst die Jahrgangsstufen sieben bis zehn und ist die einzige berufliche Schule Bayerns, die bereits in der Sekundarstufe Eins beginnt. Sie vermittelt eine berufliche Grundbildung in den Bereichen Wirtschaft und Verwaltung, und wenn ein Schüler nach der Wirtschaftsschule eine Lehre in diesen Bereichen macht, so wird ihm ein Jahr der Ausbildungsdauer gutgeschrieben. Der Übertritt an die Wirtschaftsschule erfolgt nach der sechsten Klasse der Hauptschule, wobei in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch ein Mindestdurchschnitt von 2,5 und die Zustimmung des Klassenlehrers bezüglich der Eignung für die Wirtschaftsschule vorliegen müssen. In der siebten Klasse wird allen Schülern einheitlicher Unterricht erteilt, ab der achten Klasse besuchen sie einen der beiden folgenden Zweige:

    Ausbildungsrichtung H legt den Schwerpunkt auf die kaufmännischen Fächer Ausbildungsrichtung M legt den Schwerpunkt nicht allein auf die kaufmännischen Fächer, sondern erteilt auch verstärkten Unterricht in Mathematik und Physik und erleichtert den Schülern damit auch einen Besuch höherer Schulen

Die Ausbildungsrichtung H gibt es auch in dreijähriger Form, hier erfolgt der Übertritt erst nach der siebten Klasse der Hauptschule. Alle Schüler, die die Abschlussprüfung am Ende der zehnten Jahrgangsstufe erfolgreich ablegen, erhalten das 'Zeugnis über den Wirtschaftsschulabschluss' (mittlerer Schulabschluss).

Sekundarstufe Zwei

Allgemeinbildender Sektor der Sekundarstufe Zwei

In Bayern treten die Gymnasiasten nach dem Erwerb der Oberstufenreife in die 1972 neu gestaltete Oberstufe ein, in Frankreich führt die 'lange Sekundarstufe Zwei' nach dem collège auf das dreijährige lycée.

Den Schülern soll in beiden Ländern die Möglichkeit gegeben werden, sich unter Berücksichtigung ihrer Fähigkeiten, Neigungen und Berufsziele im Lehrangebot Schwerpunkte zu setzen. Dadurch wird die für das Studium notwendige Selbständigkeit und Eigenverantwortung entwickelt, denn das vorrangige Ziel ist es, die Studierfähigkeit der Schüler zu gewährleisten.

In der elften Jahrgangsstufe des Gymnasiums werden die verschiedenen Zweige der Unter- und Mittelstufe abgeschlossen. Die zwölfte und die dreizehnte Klasse bilden die Kollegstufe, die statt in zwei Schuljahre in vier Ausbildungsabschnitte (12/1, 12/2, 13/1 und 13/2) eingeteilt ist. Die Kollegstufe wird auch als Kursphase bezeichnet, denn der bisherige Klassenverband wird aufgelöst und in jedem Fach durch Kurse ersetzt. Jeder Kollegiat wählt sich dabei aus einem breiten Fächerspektrum zwei Leistungskurse und mehrere Grundkurse aus, wobei zwar ein Rahmenprogramm vorgegeben ist, dennoch aber eine relativ große Wahlmöglichkeit besteht. In den fünfstündigen Leistungskursen werden fachspezifische Denkweisen und Arbeitsformen sowie allgemeine Arbeitstechniken für Studium und Beruf kennen gelernt, die zwei- bis vierstündigen Grundkurse sichern die vertiefte Allgemeinbildung. Der Ausbildungsabschnitt 13/2 schließt mit der Abiturprüfung ab, bei deren Bestehen man das 'Zeugnis über die Allgemeine Hochschulreife' erhält. Es berechtigt zum Studium aller Studiengänge an allen Hochschulen.

Am lycée kann man entweder den allgemein bildenden Zweig wählen und ein baccalauréat général (häufig mit bac abgekürzt) erwerben, oder man tritt in den technischen Zweig ein und macht ein baccalauréat de technicien (BTn) oder ein brevet de technicien (BT). Hierbei erlauben aber nur das bac und das BTn den Eintritt in den Hochschulbereich. In der seconde wird noch weitgehend einheitlicher Unterricht erteilt, in der première und in der terminale dagegen nimmt die Zahl der Pflichtfächer immer mehr ab, die Zahl der Wahlpflicht- und Wahlfächer dafür immer mehr zu. Die vormals acht verschiedenen Arten des bac wurden 1995 auf drei Arten begrenzt (série économique et sociale, série littéraire, série scientifique), die ehemals 17 Arten des BTn wurden zu sieben Arten zusammengefasst (darunter série médico-sociale, série science et technologie industrielle). Um die terminale zu entlasten, wird ein Teil der Abschlussprüfungen schon am Ende der première abgelegt (unter anderem im Fach Französisch), die meisten Prüfungen finden aber am Ende der terminale statt.

Das Abitur und das baccalauréat bestehen jeweils aus einem schriftlichen und einem mündlichen Teil. In Bayern muss dabei die Abiturprüfung in den beiden Leistungskursen und in einem Grundkurs schriftlich sowie in einem Grundkurs mündlich (Colloquium) abgelegt werden. Beide Prüfungen werden landesweit einheitlich gestellt, doch während in Bayern das schriftliche Abitur vom jeweiligen Kursleiter benotet wird, so geht das Prinzip der Chancengleichheit in Frankreich so weit, dass dem Schüler nicht einmal der Korrektor seiner schriftlichen Arbeit bekannt ist. Damit soll verhindert werden, dass sich der Schüler auf den Stil des Lehrers einstellt.

Im Schuljahr 1992/93 erhielten in Bayern 17,1 Prozent eines Jahrgangs das Abitur, in Frankreich waren es im Jahr 1992 51,1 Prozent einer Altersklasse. Beim Vergleich dieser Statistiken muss man aber berücksichtigen, dass es das erklärte Ziel der Franzosen ist, möglichst viele Schüler zum baccalauréat zu führen. So wurde Mitte der 80er Jahre der Plan ausgegeben, dass bis zum Jahr 2000 "80 Prozent eines Altersjahrgangs" bacheliers sein sollen.

Beruflicher Sektor der Sekundarstufe Zwei

Allgemeines

Im beruflichen Sektor der Sekundarstufe Zwei besteht sowohl in Bayern als auch in Frankreich die Möglichkeit, einen Berufsabschluss durch Ausbildung in einer Schule oder durch parallele Ausbildung in einer Schule und einem Betrieb zu erwerben.

Berufsausbildung im 'Dualen System'

Bei einer Lehre im 'Dualen System' besucht der Auszubildende abwechselnd im Tages- oder Wochenrhythmus eine Schule und einen Betrieb. Schule und Betrieb arbeiten hierbei eng zusammen und ergänzen sich gegenseitig: Die Schule - in Bayern die Berufsschule, in Frankreich das centre de formation d'apprentis - vermittelt das fachtheoretische Wissen und stärkt überdies die Allgemeinbildung, während der Betrieb dem Lehrling die fachpraktischen Kenntnisse beibringt. Der Auszubildende schließt dabei einen Ausbildungsvertrag mit einem Meisterbetrieb ab und bekommt während der Lehre den tariflich festgelegten Mindestlohn bezahlt.

In Frankreich ist die Lehre im 'Dualen System' weitgehend auf das Handwerk beschränkt, sie dauert drei Jahre und schließt mit dem certificat d'aptitude professionelle ab.

In Bayern sind die meisten der ca. 380 Lehrberufe in 13 Fachgebiete zusammengefasst. Im ersten Ausbildungsjahr erhalten alle Schüler desselben Fachgebietes an der Berufsschule eine einheitliche Grundausbildung, und in den folgenden ein bis zweieinhalb Jahren spezialisiert man sich immer weiter auf seinen Lehrberuf. Dieses System gibt dem Auszubildenden später eine größere Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt. Am Ende der Lehre muss die Abschlussprüfung der Berufsschule und eine Prüfung vor der Industrie- und Handelskammer bzw. vor der Handwerkskammer abgelegt werden. Der Berufsabschluss des 'Dualen Systems' wird in ganz Deutschland anerkannt, man ist folglich nach der Lehre nicht an seinen Ausbildungsbetrieb gebunden, sondern man kann seinen Arbeitsort frei wählen.

Schulische Berufsausbildung

In Frankreich führt die 'kurze Sekundarstufe Zwei' nach dem collège auf das lycée professionnel ("bis zum RPR-UDF-Wahlsieg 1986: L.E.P. = lycée d'enseignement professionnel"). Hier erwerben die Auszubildenden nach zweijährigem Vollzeitunterricht den Berufsabschluss brevet d'études professionnelles (BEP). Das BEP weist sie zwar wie das CAP als Facharbeiter oder qualifizierte Angestellte aus, gilt im Gegensatz zum CAP aber nicht nur für einen bestimmten Beruf, sondern für ganze Berufsbereiche: es kann im Fachgebiet Industrie, Wirtschaft, Handel, Verwaltung oder Sozialwesen gemacht werden.

Auch die bayerischen Berufsfachschulen vermitteln in Vollzeitunterricht eine abgeschlossene Berufsausbildung in vielen Bereichen, die Ausbildungsdauer und der Abschluss ist aber von Berufsfachschule zu Berufsfachschule verschieden. Die meisten Berufsabschlüsse der Berufsfachschule können nur hier erworben werden, einige aber ebenso im 'Dualen System'.

Bewertung der Berufsausbildung

Während in Deutschland rund zwei Drittel der Auszubildenden ihren Beruf im 'Dualen System' erlernen, so ist dies in Frankreich nur bei einem Drittel der Lehrlinge der Fall.

In Bayern hat die berufliche Ausbildung ein sehr gutes Ansehen. Sie wird auch ständig zusammen von Staat und Wirtschaft überarbeitet und verbessert, um sich den schnell ändernden wirtschaftlichen und technischen Gegebenheiten anpassen und damit möglichst gut qualifizierte Arbeitskräfte ausbilden zu können.

Die meisten französischen Lehrlinge machen eine schulische Berufsausbildung, doch diese wird von den Unternehmern wenig geschätzt, da sie zu wenig auf die Bedürfnisse der Wirtschaft eingeht. "Die Folge ist, dass Frankreich [mit ca. 25 Prozent] eine der höchsten Jugendarbeitslosigkeitsquoten in Europa hat". Um diesen Missstand zu beseitigen, wurden in den letzten Jahren die "jumelages école-entreprise" ausgebaut und verbindliche Betriebspraktika eingeführt.

Tertiärbereich

In einem Hochschulstudium erlernen die Studenten Berufe, für die wissenschaftliche Erkenntnisse erforderlich sind. Für technische Studiengänge gibt es sowohl in Frankreich als auch in Bayern spezielle Hochschulen.

Auf dem heutigen Arbeitsmarkt wird ein zumindest zeitweiliges Auslandsstudium als erwünschte Zusatzqualifikation von immer größerer Wichtigkeit, und so besteht zwischen Deutschland und Frankreich ein reger Studentenaustausch: 1991 waren 3.994 Franzosen an deutschen Hochschulen und 5.682 Deutsche an französischen Hochschulen eingeschrieben. Frankreich ist damit nach den Vereinigten Staaten von Amerika das beliebteste Zielland deutscher Hochschüler für ein Auslandsstudium.

Universitäten

Die bayerischen Landesuniversitäten und die französischen universités bieten jeweils nur eine begrenzte Anzahl an Studiengängen an, weil nicht jeder Fachbereich an jeder Hochschule vertreten ist. Da in den letzten Jahrzehnten immer mehr Studenten an die Universitäten strömten, musste in Deutschland in manchen Studienfächern eine Zulassungsbeschränkung ('numerus clausus') eingeführt werden. Nun haben nur noch diejenigen Abiturienten einen Studienplatz sicher, die den für ihr Studienfach notwendigen Notendurchschnitt vorweisen können. Auch in Frankreich wurde 1983 aus demselben Grund über die Einführung einer solchen Maßnahme diskutiert, sie wurde aber nicht durchgeführt.

In Bayern gibt es in den meisten Studienfächern nur wenige Pflichtvorlesungen, und auch die Vorgaben, wann die einzelnen Prüfungen im Laufe des Studiums abgelegt werden müssen, lassen den Studierenden viel Freiraum. Von den Hochschülern wird also sehr viel Selbständigkeit und Eigenverantwortlichkeit erwartet, sie müssen das Lehrangebot nach ihrem Ermessen nützen und eigenständig lernen. In Frankreich dagegen ist das Studium viel stärker reglementiert: Es gibt eine Vielzahl "vorgeschriebene[r] Lehrveranstaltungen, u.a. Vorlesungen (cours magistraux), 'Seminare' (travaux dirigés), Übungen (travaux pratiques)", und der Wissensstand der Studenten wird in etlichen, über das ganze Jahr verteilten Examen überprüft.

Auch der Studienaufbau ist in Frankreich sehr streng organisiert, denn jeder Studiengang ist einheitlich in drei Abschnitte eingeteilt. Die erste, zweijährige Stufe ist eine Orientierungsphase mit allgemeiner Ausbildung, an deren Ende das diplôme d'études universitaires générales (DEUG) steht. "Das DEUG wurde vor allem geschaffen, um vielen Studierenden angesichts der hohen Studienabbruchsquoten zumindest ein staatlich anerkanntes Diplom zu geben. Denn noch immer brechen über sechzig Prozent der französischen Universitätsstudenten ihr Studium vorzeitig, d.h. vor allem nach ein oder zwei Jahren, ab.". Der zweite Abschnitt ist eine Vertiefungs- und Spezialisierungsphase, die nach einem Jahr mit einer licence oder nach zwei Jahren mit einer maîtrise abgeschlossen wird. Die dritte Stufe wird nur noch von sehr wenigen Studenten besucht, man spezialisiert sich weiter und erwirbt nach einem Jahr ein diplôme d'études approfondies (DEA) oder ein diplôme d'études supérieures spécialisées (DESS). Im Anschluss daran kann noch eine thèse folgen, die nach zwei bis vier Jahren mit dem doctorat abschließt. In Bayern hingegen sind die einzelnen Studiengänge unterschiedlich aufgebaut und dauern verschieden lange; die durchschnittliche Studiendauer beträgt dabei vier bis sechs Jahre. Das Studium wird mit einem Diplom, Magister oder Staatsexamen beendet, man kann auch noch eine Promotion (Doktorarbeit) oder eine Habilitation (Erwerb der Lehrberechtigung an einer Hochschule) anschließen.

Das Studium der Medizin weicht sowohl in Frankreich als auch in Bayern in seinem Aufbau und in seiner Reglementierung von den jeweils oben genannten Prinzipien ab.

Technische Studiengänge

In Frankreich erfolgen die zweijährigen technischen Studiengänge an den instituts universitaires de technologie (IUT) und an den sections de techniciens supérieurs (STS), in Bayern finden diese Studienrichtungen an den Technischen Hochschulen und an den mindestens vierjährigen Fachhochschulen statt.

Die STS sind meist lycées angegliedert und schließen mit dem brevet de technicien supérieur (BTS) ab, die den universités angeschlossenen IUT enden mit dem diplôme universitaire de technologie (DUT). Während das BTS nur für den erlernten Beruf gilt, so ist das DUT für ein breiteres Berufsfeld gültig. Nach erfolgreichem Fachhochschulabschluss erhält man ein Diplom, dem zur Unterscheidung vom Diplom der Technischen Universität das Kürzel 'FH' angehängt werden muss.

Die Fachhochschulen antworten auf die Forderungen der heutigen Wirtschaft, indem sie die Studierenden auf Hochschulniveau, aber stark praxisorientiert ausbilden. Aus diesem Grund müssen Fachhochschullehrer mindestens fünf Jahre praktische Berufserfahrung vorweisen können, und jeder Hochschüler muss mindestens zwei Praxissemester machen. Auch die Studenten der IUT müssen ein Praktikum absolvieren, und 15 Prozent der Dozenten kommen aus dem Berufsleben.

Grandes Ecoles

Eine Eigenart des französischen Hochschulwesens ist sein Dualismus, d. h. die strikte Trennung zwischen den für alle bacheliers offenen universités und den Grandes Ecoles, die ihre wenigen Studienplätze ausschließlich an die besten Schüler vergeben.

Die meisten Grandes Ecoles sind in staatlicher Hand und unterstehen verschiedenen Ministerien. Bei Eintritt in diese Grandes Ecoles wird man teilweise in den Beamtenstand erhoben und bekommt ein entsprechendes Gehalt. Unter den Studenten jeder Grande Ecole entwickelt sich ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl, das auch im späteren Leben weitergepflegt wird.

Auf die Grandes Ecoles bereiten die zweijährigen classes préparatoires aux grandes écoles (oft 'prépas' genannt) vor, die an lycées angeschlossen sind. Schon hier beginnt die Auslese der Besten: "Nur zehn Prozent der Abiturienten gelingt [...] der Einstieg in die prépas". Um schließlich in die Grandes Ecoles aufgenommen zu werden, muss man die schweren Auswahlprüfungen (concours) bestehen, doch wiederum "gelangen nur 10 Prozent der Kandidaten ans Ziel".

Neben der theoretischen wird auch auf die praktische Ausbildung viel Wert gelegt. Die Studenten der Grandes Ecoles machen deshalb viele Betriebspraktika im In- und Ausland, und ein erheblichen Anteil der Dozenten sind keine Hochschulprofessoren, sondern kommen aus dem Berufsleben. Von den Studierenden wird Vielseitigkeit, Flexibilität und Kreativität gefordert, denn es sollen anpassungsfähige "'Generalisten', keine 'Fachleute' gemacht werden". Die Ausbildung in einer Grande Ecole steht generell auf einem sehr hohen Niveau, hier wird die Elite der Nation ausgebildet.

Organisation des Bildungswesens

Abschließend erfolgt eine Betrachtung ausgesuchter Vergleichspunkte hinsichtlich der Organisation des Bildungswesens in Deutschland und Frankreich.

Der Besuch aller staatlichen Schulen in Frankreich und Deutschland ist kostenlos. Während an den französischen Hochschulen Einschreibgebühren von umgerechnet bis zu 570 DM entrichtet werden müssen, so werden an deutschen Hochschulen bislang noch keine Studiengebühren erhoben, ihre Einführung ist derzeit aber im Gespräch.

An Privatschulen jedoch muss in beiden Ländern ein zum Teil erhebliches Schulgeld bezahlt werden. Der Privatschulbereich spielt aber im deutschen Schulwesen eine eher untergeordnete Rolle, denn nur jeder fünfzigste Schüler besucht eine Privatschule. Anders in Frankreich, denn hier unterrichten die écoles privées ("von ihren Befürwortern école[s] libre[s] genannt" mehr als ein Siebtel aller Schüler.

Im 'loi de séparation' aus dem Jahre 1905 wurden in Frankreich Staat und Kirche voneinander getrennt, das französische Schulwesen ist daher neutral gegenüber Religion, Philosophie und Politik. An staatlichen Schulen Frankreichs wird deshalb kein Religionsunterricht erteilt, es besteht aber die Möglichkeit, einen freiwilligen Religionsunterrichts außerhalb der regulären Schulzeit zu besuchen. Die meist katholischen écoles privées erteilen jedoch Religionsunterricht. In Deutschland dagegen wird mit Ausnahme Brandenburgs an allen Schulen katholischer und evangelischer Religionsunterricht gehalten, Angehörigen anderer Konfessionen und Bekenntnislosen wird als Ersatz Unterricht im Fach Ethik erteilt.

In allen deutschen Schulen werden Leistungen auf einer Notenskala von eins bis sechs (die beste Note jeweils zuerst genannt) bewertet, mit Ausnahme der Kollegstufe des Gymnasiums, in der diese Skala durch eine differenziertere Punkteskala von 15 bis null ersetzt wird. In Frankreich werden die Noten im Primarbereich auf einer Skala von A bis E oder von I bis V, im Sekundarbereich auf einer Skala von A bis E oder von 20 bis null vergeben.

Alle Abschlussprüfungen werden für ganz Frankreich einheitlich und zentral gestellt. Dasselbe gilt zwar auch für Bayern, nicht jedoch für die meisten anderen Bundesländer, in denen die Aufgaben der Abschlussprüfungen schulintern festgelegt werden.

In Deutschland sind die einzelnen Ferientermine sowie der Beginn und das Ende des Schuljahres von Bundesland zu Bundesland verschieden, die Sommerferien dauern aber einheitlich sechs bis sieben Wochen. In ganz Frankreich dagegen fängt das Schuljahr am selben Tag an und hört am selben Tag auf, die grandes vacances dauern acht bis neun Wochen. Um den alljährlichen Verkehrsproblemen in der Ferienzeit Herr zu werden, wurde Frankreich in drei zones eingeteilt, deren Ferientermine um ein paar Tage gegeneinander versetzt sind. Insgesamt haben die französischen Schüler mehr Ferien als die deutschen: In Frankreich gibt es nur ca. 176 Schultage, in Deutschland dagegen bis zu 240.

Als Ausgleich für das längere Schuljahr ist der Schultag eines deutschen Schülers kürzer als der eines französischen. In Deutschland findet der Unterricht von Montag bis Freitag statt, im allgemeinen beginnt er um 8.00 Uhr und dauert bis 13.00 Uhr. Er kann aufgrund der unterschiedlichen Stundenzahlen aber schon früher enden (z.B. in der Grundschule) oder bis in den Nachmittag dauern (z. B. in der Oberstufe des Gymnasiums). In Frankreich wird schon ab der école maternelle Ganztagsunterricht erteilt, und zwar ebenfalls von Montag bis Freitag mit Ausnahme des Mittwochnachmittags. Der Unterricht beginnt um 8.00 Uhr und dauert bis 16.30 Uhr, wobei zwischen 12.00 Uhr und 14.00 Uhr eine Mittagspause stattfindet. Die Schulstunden dauern in Frankreich 55 Minuten, in Deutschland nur 45 Minuten.

Résumé

Comme le système éducatif franc ais est centralisé, les directives du ministère de l'Education nationale sont en vigueur dans toute la France. En Allemagne, par contre, chaque Land peut décider de l'organisation de son système éducatif, ainsi que les règlements bavarois sont fixés par le Bayerisches Staatsministerium für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst.

L'éducation pré-scolaire n'est pas obligatoire. En France, elle a lieu dans les écoles maternelles qui sont déjà très semblables aux écoles, en Bavière, les enfants fréquent les Kindergarten qui n'ont pas de charactère scolaire.

La scolarité obligatoire commence à l'âge de six ans. Les enfants entrent dans l'enseignement élémentaire qui pose la première pierre de la formation scolaire. L'enseignement élémentaire se passe dans les écoles primaires francaises durant cinq ans et dans les Grundschulen bavaroises durant seulement quatre ans.

Dans le premier cycle du second degré, tous les élèves franc ais vont au collège. En Bavière, les élèves peuvent choisir selon leurs capacités et intérêts entre trois écoles différentes: la Hauptschule prépare à un apprentissage, le Gymnasium mène à l'enseignement supérieur et la Realschule représente un juste milieu entre les deux autres. Dans le premier cycle du second degré, on peut aussi déjà commencer une formation professionnelle. En France, il y a le secteur technologique du collège, les classes préparatoires à l'apprentissage et les classes préprofessionnelles de niveau. En Bavière, la Wirtschaftsschule forme les élèves dans le secteur commercial et administratif.

Dans le second cycle du second degré, les élèves du Gymnasium entrent dans le Gymnasiale Oberstufe qui aboutit au baccalauréat (Abitur). Les élèves du collège vont au lycée et y passent un baccalauréat général, un baccalauréat de technicien ou un brevet de technicien. Les baccalauréats consistent d'un examen écrit et d'un examen oral, et tous ceux qui y réussissent ont le droit d'entrer dans l'enseignement supérieur.

De plus, il y a le secteur professionnel. Les lycées professionnels et les Berufsfachschulen finissent par un diplôme professionnel, mais on peut de même faire une formation professionnelle dans le 'système dual': on fréquente d'une part la Berufsschule ou bien le centre de formation d'apprentis où on apprend les connaissances théoriques, et d'autre part une entreprise où on rec oit les aptitudes pratiques. En général, la formation professionnelle bavaroise est plus estimée par les employeurs que celle en France.

L'enseignement supérieur prépare aux métiers nécessitant des connaissances scientifiques. On fait ses études à l'université, mais en France, les études sont plus strictement reglées et ont plus d'unité qu'en Bavière. Pour les études technologiques, on fréquente les instituts universitaires de technologie et les sections de techniciens supérieurs ou alors les Technische Universitäten et les Fachhochschulen. Les Grandes Ecoles représentent une particularité de l'enseignement supérieur franc ais. Contrairement aux universités, le nombre d'étudiants est limité. Seuls les bacheliers les meilleurs sont acceptés, et la formation est de très haute qualité. Les classes préparatoires aux grandes écoles y mènent.

Sauf les écoles de l'enseignement supérieur francaises, toutes les écoles publiques sont gratuites en France et en Allemagne. A cause de la laicité, il n'y a pas d'instruction religieuse dans les écoles publiques francaises, mais dans celles en Allemagne. En France, le secteur privé est plus important qu'en Allemagne. Les dates des vacances et de l'année scolaire diffèrent entre les Länder, mais sont presque communes pour toute la France. De plus, les élèves allemands ont normalement moins de cours par jour que les élèves franc ais.

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