Probleme im Vorderen Orient und geographisch inter
I.) Rentenkapitalismus:
Quellen:
Definition: Ein vor allem im Bereich der altorientalischen Hochkultur verbreitetes Wirtschaftssystem, bei dem das kapitalistische Erwerbsstreben nicht auf die Produktion von Gütern ausgerichtet ist, sondern sich auf das Abschöpfen von Ertragsanteilen, den Renten, aus den abhängig gemachten Betrieben der meist hoch verschuldeten Bauern konzentriert. Investitionen zur Erhaltung oder gar zur Steigerung der Produktivität werden nicht geleistet.
Eingeführt wurde der Name dieses Wirtschaftssystems von Hans Bobek.
Hans Bobek: Der, am 17.5.1903 in Klagenfurt geborene, österreichische Geograph studierte 1949 bis 1951 an der Hochschule für Welthandel in Wien, nachdem er zuerst kurze Zeit als Professor in Freiburg im Breisgau tätig war. Schon kurze Zeit nach seinem Studiumsende wurde er an der dortigen Universität tätig. Hans Bobek ist unter anderem auch Begründer der modernen funktionalen Betrachtungsweise in der Stadtgeographie, sowie auch Mitbegründer der modernen Sozialgeographie.
Allgemeingeschichtliches: Die Länder des Orients sind heute rentenkapitalistisch geprägte Entwicklungsländer alter Kulturtradition. Die vieltausendjährige, für die Entfaltung unserer Kulten so entscheidend wichtige Geschichte des Orients ist keineswegs zurückliegende Vergangenheit oder nur eine zu unserem Bildungsgut gehörende historische Reminiszenz. Sie reicht viel mehr bis in die unmittelbare Gegenwart hinein. Im Laufe der vergangenen Jahrtausende haben sich nämlich im Orient sehr spezifische Wirtschafts - und Gesellschaftssysteme herangebildet. Diese erscheinen heute in festen Formen geprägt und erweisen sich gegenüber jeder moderneren, wirtschaftlichen und technischen Erschließung als ein hartnäckig resistenter Faktor. Gerade die alte und hochentwickelte Zivilisation des Orients verleiht damit der Problematik der dortigen Entwicklungsländer eine eingerastete Note.
Der Rentenkapitalismus in der Landwirtschaft: Insbesondere die traditionellen Handelsstrategien des Rentenkapitalismus reichen als schwere Hypothek einer vieltausendjährigen Geschichte bis in die unmittelbare Gegenwart des Vorderen Orients hinein. Am klarsten und eindeutigsten prägte sich das System des orientalischen Rentenkapitalismus im Bereich der Landwirtschaft aus. Bis zum sozialen Umbruch, der mit der ägyptischen Revolution im Jahre 1952 begann, konnte sich die Masse der bäuerlichen Bevölkerung im Orient nur einen kleinen Teil des Ertrags ihrer Bemühungen für sich behalten. Die in der Stadt ansässigen Großgrundbesitzer, Notabeln, Geldleiher oder Kaufleute stellten dem Fellachen zwar Boden, Bewässerungsanlagen, Saatgut, nicht selten auch Geräte sowie Zugtiere zur Verfügung, hatten aber auch das Privileg des Rententitels, das ihnen als Gegenleistung für die zur Verfügung gestellten "Produktionsfaktoren" die Hälfte, oftmals auch 3/4 und gelegentlich auch 9/10 der Ernte des Fellachen zusprach. Zusätzlich zur Abgabe solcher Ernteanteile wurde vielfach noch die Zahlung außerordentlich hoher Zinsen für Darlehen, Vorschüsse usw. gefordert.
Das Leben der Fellachen im Alltag: Aufgrund solcher rentenkapitalistischer Verstrickungen war der Bauer im Orient noch vor vierzig, fünfzig Jahren vielerorts eine eigenartige Mischung zwischen Pächter, Landarbeiter und bodengebundenem Leibeigenen. Er erschien in jeder Hinsicht von außenstehenden Mächten abhängig und hatte allein das Risiko von Dürrejahren, Überschwemmungen, Heuschreckenschwärmen usw. zu tragen. Elend, Krankheit, sklavenähnliche Abhängigkeit und die damit verbundene wirtschaftliche Unsicherheit waren die entscheidenden Faktoren im Leben des orientalischen Fellachen.
Ein tiefer Fatalismus beherrschte das Leben der Menschen; irgendein Plan für die Zukunft, ein Sparen oder Vorsorgen erschien gänzlich zwecklos.
Da die Arbeit nicht lohnte, wurde sie als Fluch empfunden und möglichst umgangen.
Rentenkapitalismus in der Gegenwart: Trotz vieler Reformen der letzten Jahrzehnten trifft man auch heute noch oft auf solche rentenkapitalistischen Bindungen: Kleinbauern sind zwar heute frei und nicht mehr "privat" verschuldet, dafür aber sehr hoch bei staatlichen Geldgebern. An Zurückzahlung ist auch heute fast nicht zu denken, da allein die Zinszahlung einen zu großen Teil der Ernte vertilgt.
Dieses altüberlieferte Wirtschafts - und Sozialsystem hat sich bis heute noch als starr, konservativ und sehr stabil erwiesen, allerdings werden Fortschritte der westlichen Welt gerne aufgenommen und in das System eingebaut.
II.) Terroranschläge:
Quellen:
Anschlag vom 11. '97 in Luxor: Die Einnahmen von Diensten an Urlaubern, die auch im Vorderen Orient eine große Rolle spielen und deshalb vielen Menschen im Orient als Haupt - bzw. Nebeneinnahmequelle dienen, werden immer wieder durch Anschläge von Fundamentalisten auf Touristen gebremst. Zum Beispiel wurde ein starkes Zurückgehen des Tourismus in Ägypten nach dem Terroranschlag auf Touristen verzeichnet, als am 17. November 1997 66 Menschen um ihr Leben kamen, als islamistische Fundamentalisten wahllos in die Menge von Urlaubern aus Deutschland, der Schweiz, Frankreich und Japan feuerten. Zum Attentat, welches vor den Tempelanlagen "Hatschepsut" bei Luxor stattfand, bekannte sich bis dato zwar keine Organisation. Doch kann man mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass militante Islamisten verantwortlich sind.
Dieser Anschlag war seit 02.10.1992 schon der vierzehnte und auch blutigste.
Gründe für solche Anschläge, laut Standart:
1.) Faschistische Gruppierungen wollen den Staatsoberhäuptern auf die wirtschaftliche und soziale Misere, die im ganzen Staat verbreitet ist, aufmerksam machen
2.) National Orientierte Gruppen setzen politische Propaganda als Selbsthilfe für mehr soziale Gerechtigkeit ein oder wollen nur auf sich aufmerksam machen, um an mehr Unterstützter und dadurch an mehr Macht zu gelangen.
3.) Ein weiterer Grund ist die schlechte Befindlichkeit der arabischen Welt nach Ende des Kolonialismus.
4.) Der triftigste Grund aber sind islamistische, militante Organisationen, die veralteten, konservativen, bereits abgeschafften Kulten und Gesetzen ihrer Religion nachtrauern und als letzte Chance die Vernichtung von Reformationen und andersdenkenden Menschen sehen.
Fundamentalismus im Islam: Seit 1992 wurden 80 000 Menschen in Algerien Opfer des Bürgerkrieges zwischen der Regierung und Fundamentalisten. Allein in Algerien starben Anfang 1997 über 200 Menschen bei Bombenanschlägen der GIA, einer Islamistischen Partei Algeriens.
Dann: Internationales Aufhorchen als es 1996/97 fast zu Friedensverhandlungen zwischen Regierung und GIA gekommen wäre, die aber scheiterten, da sich die pro - islamische Hamas - Bewegungen gespalten zeigten: Während die aus den palästinensischen Autonomiegebieten stammende Anhängerschaft Bereitschaft zeigte, mit der Palästinenserführung um Präsident Jasir Arafat zu verhandeln, setzten die in Syrien und dem Libanon beheimatete Hamas ihre anti - israelischen Anschläge fort.
In Afghanistan forcierten die Taliban - Milizen den Wiederaufbau des Staatwesens auf der Grundlage der islamischen Gesetze (Scharia).Noch schwerer in der Bilanz wiegt aber die skrupellose Mißachtung der Menschenrechte durch die islamistischen Fundamentalisten in Iran. Gewiß, auch in "sozialistischen" und "kapitalistischen" Staaten des Orients werden Menschenrechte mißachtet - aber nicht so brutal - systematisch und nicht im Namen und zu Ehren Gottes und des Islam.
Auch, der 1982 ermordete ägyptische Präsident und Träger des Friedensnobelpreises Anwar Sadat hat kurz vor seinem Tod festgestellt, dass diese unmenschlichen Regimes den Beinamen "islamisch" zu Unrecht beanspruchen; ".. .denn der Islam sei kein Bekenntnis zum Fanatismus, zum Haß, zur gnadenlosen Orthodoxie, sondern eine Religion der Toleranz, des Ausgleichs, der Menschlichkeit, der Versöhnung. Angesichts des schiitischen Fundamentalismus und der islamischen Revolution im Iran ist man als Außenstehender hier zu einer Stellungnahme aufgerufen und sollte keinesfalls wertfrei - distanziert bleiben.. .," so Anwar Sadat.
Eine Wende zum Besseren? Erst seit Beginn der 90er Jahre zeichnet sich im Vorderen Orient eine allmähliche Wende zum Besseren ab: Die rigorose und gnadenlose Durchsetzung einer orthodoxisch - islamischen Rechts - und Gesellschaftsordnung tritt in vielen Ländern, insbesondere im Iran, gegenüber der pragmatischen Lösung zurück.
Westliche Industriekultur und Technik gelten nicht mehr eo ipso verderblich; gemäßigtere, kompromißbereitere religiöse und politische Führer beginnen sich durchzusetzen.Argumentation: Fundamentalismus Denkhaltung und Tathandlung, die ihre Einsicht aus höherer, nicht weiter ableitbarer Offenbarung bezieht und die prinzipielle Nichtidentität von intra - und extrapsychischen Vorgängen leugnet.
Der Fundamentalist ist nicht mehr in der Lage, die eigene Vorgehensweise grundsätzlich zu relativieren, weil er die Relevanz von alternativen Bezugssystemen leugnet.
Was für den modernen und aufgeklärten Zeitgenossen eine verhandelbare Position darstellt, ist für den Fundamentalisten eine Frage ums Ganze und das bedeutet: sie ist eben nicht verhandelbar.
Fundamentalismus heißt im Allgemeinen: radikales Vertreten von politischen oder religiösen Grundsätzen.
III.) Kurdenproblem:
Quellen:
Die Kurden, ein westasiatisches Volk, welchem 25 Mio. Menschen angehören, zwar eine eigene Kultur und Sprache, einen iranischen Dialekt, hat, jedoch keinen eigenen Staat.
Ihr hauptsächlicher Lebensraum befindet sich im Gebiet über dem Euphrat, zwischen Zagrosgebirge und Großem Kaukasus.
Die meisten Kurden sind Ackerbauern oder Halbnomaden, betreiben aber auch Kleinhandel.
Etwa die Hälfte der Kurden lebt in der Türkei, die übrigen sind im Iran (24%), im Irak (18%), in Syrien (5%) und Armenien (3%) ansässig. Heute leben auch ca. 500 000 wegen der Kurdenkriege geflüchtete Kurden in unserem Nachbarland Deutschland, während bei uns in Österreich relativ wenige leben.
Der Kampf um den eigenen Staat: Die 1978 von Abdullah Öcahan gegründete linksextremistische Arbeiterpartei Kurdistans, die PKK, setzte sich zunächst für die Anerkennung der kurdischen kulturellen und nationalen Anerkennung ein, gab aber 1994 die Forderung nach einem von der Türkei unabhängigen Kurdenstaat auf und tritt seither für Autonomie und Gleichberechtigung aller Völker ein. Der Unabhängigkeitskampf im Vorderen Orient forderte allein bis Mitte 1997 rund 21 000 Todesopfer.
Kämpfe zwischen Türken und Kurden: Bei blutigen Auseinandersetzungen zwischen der türkischen Armee und Rebellen der PKK in Anatolien kamen im Oktober 1996 mehr als 200 Menschen ums Leben.
Nach wiederholten Angriffen startete die türkische Armee eine große Offensive gegen PKK - Stützpunkte im Nordirak. Während sich PKK - Chef Öcahan im Jänner 1997 verhandlungsbereit zeigte, lehnte die konservativ - islamistische Regierung der Türkei weiterhin Gespräche mit der PKK ab.
Die beiden rivalisierenden Kurdenorganisationen schlossen schließlich, in der 1991 nach dem Golfkrieg im Nordirak eingerichteten UNO - Schutzzone, eine Friedensabkommen: Masuds Barsams Demokratische Partei Kurdistans (KDP) und Dschahal Talabanis Patriotische Union Kurdistans (PUK) unterzeichneten im Oktober 1996 nach mehrwöchigen Kämpfen und vielen Zwischenfällen einen Waffenstillstand.
Eine der Ursachen für diese weitere Auseinandersetzung war mit Sicherheit der Streit um die Einnahmen aus dem Grenzhandel in der wirtschaftlich schwachen (UNO - ) Schutzzone.
IV.) Schiiten - Sunniten:
Quellen:
Schiiten: Die Schiiten ist die kleinere der beiden Hauptgruppen des Islams, die im Unterschied zu den Sunniten Anhänger der Schia sind, das heißt nur Ali Ibn Talib, den Vetter und Schwiegersohn Mohammeds, und seine Nachkommen als die rechtmäßigen Nachfolger des Propheten, als Imame, anerkennen. Mit rund 50 Millionen Anhängern machen die Schiiten etwa 1/10 der Muslime aus. Während sie jedoch im Iran, im Irak, in Indien, Pakistan und in Ostafrika die Mehrheit bilden, sind sie in Bangladesch, in Syrien, Libanon und Jemen nur eine Minderheit.
Die Schiiten sind in mehrere Sekten gespalten, zum Beispiel gibt es die Ismailiten, die Zaiditen oder die "extremistischen Ghulaten". Die stärkste Gruppe stellen die Imamiten dar. Sie anerkennen zwölf Imame, die ihnen als frei von Sünde und mit unmittelbarem Wissen begabt gelten. Der zwölfte Imam befindet sich seit 873 in Verborgenheit, man erwartet seine Wiederkehr als Mahdi. Besondere Verehrung geniest der zweite Imam, Husain, an dessen Märtyrertod in Karbala im Jahre 680 alljährlich mit Trauerspielen erinnert wird.
Sunniten: Sie bilden nach den Schiiten die größte Gruppe im Islam, die über 90% der Muslime umfaßt. Der Begriff Sunna, den die Sunniten auf ihre Gruppe beziehen ("Menschen der Sunna"), bedeutet vermutlich "Mitte des Weges". Er bezieht sich demnach nicht, wie allgemein angenommen, auf Sunna, das "Vorbild" des Propheten Mohammed, da alle islamischen Gruppen und Sekten die Sunna, neben dem Koran, als verbindliche Lehre anerkennen.
Die Lehren der Sunniten bildeten sich gegen Ende des 9. Jahrhunderts heraus, während ihre Theologie als einheitliches System im 10. Jahrhundert entwickelt wurde. Damit reagierten die Sunniten auf frühe Abspaltungsbestrebungen anderer islamischer Gruppen, wie z. B. der Charidschiten, Mutasiliten und der Schiiten. Die Betonung der Bestimmung des menschlichen Schicksals durch den Willen Gottes entstand in der Auseinandersetzung mit der Überzeugung der Mutasiliten von der absoluten Freiheit des menschlichen Willens. Innerhalb der sunnitischen Theologie haben sich vier Gesetzesschulen entwickelt: die Schafiiten, die Hanefiten, die Malikiten und die Hanbaliten.
Heute lebt der Großteil der Sunniten im südlichen Syrien, in Palestina und im Diyarbakïr - Gebiet.
Unterschiede zwischen den Hauptgruppen des Islams (Sunniten - Schiiten):
Autorität: Im Mittelpunkt des imamitischen und ismaelitischen Glaubens steht ihre jeweilige Vorstellung von der Rechtmäßigkeit des Imams, wodurch sie sich von der Autoritätsauffassung der Sunniten und schiitischen Zaiditen grundlegend unterscheiden. Sowohl die Sunniten wie auch die Zaiditen lehnen den Glauben an die absolute Macht der Imame ab, insbesondere die Vorstellung, dass sie sich im Besitz des wissenschaftlichen Gesamtwissens (wie Rechtswissenschaft, Theologie und Exegese) befinden.
Gesetz, Ritus und Theologie: Da im Koran nur wenige Vorschriften, Riten und doktrinäre Stellungnahmen enthalten sind, greifen die meisten Muslime zur Bekräftigung ihrer Riten, Gesetze und Theologie auf den Hadith zurück.
Im Unterschied zu den Sunniten glauben die Imamiten und Ismailiten, dass die Aussprüche und das exemplarische Handeln ihrer Imame gleichfalls das Ergebnis göttlicher Eingebung sind und somit wie jene des Propheten (aufgrund ihrer von Gott verliehenen Erkenntnis, Unfehlbarkeit und Makellosigkeit) auch als Hadith betrachtet werden könne. Obwohl die Sunniten und Zaiditen die imamitischen und ismaelitischen Imame als echte Übermittler des prophetischen Hadith anerkennen, lehnen sie jedoch den Hadith, der nicht auf den Propheten, sondern auf einen Imam zurückgeht, entschieden ab.
Rechtswissenschaft und neu auftretende Fälle: Sowohl die Zaiditen wie auch die traditionellen Imamiten zitieren dieselben Gesetzesquellen wie die Sunniten, und zwar den Koran, den Hadith, den Konsens der Gemeinschaft (Ijma) und die sich auf die menschliche Vernunft gründenden Rechtsgutachten (Ijtihad). Allerdings betrachten die Imamiten den Konsens als gemeinschaftliche Übereinstimmung mit einem Imam.
Das Rechtsgutachten ist eine Gesetzesquelle für neu auftretende Fälle. Diesbezüglich unterscheiden sich die Imamiten von den Sunniten bloß darin, dass sie als Vergleichsmittel zwischen bereits aufgetretenen und neu auftretenden Fällen die deduktive Beweisführung (Akl) anstatt der analogen (Kijas) einsetzen. Sowohl Sunniten wie auch Zaiditen und Imamiten betrachten derartige Rechtsgutachten als zeitlich begrenzt und subjektiv, wobei es zulässig ist, diese offen zu diskutieren. Folglich werden Sunniten, Zaiditen und Imamiten bezüglich der Rechtsgutachten gewisse Freiheiten eingeräumt.Ritus: Die Riten der Schiiten und der Sunniten weichen in einigen Punkten voneinander ab. Während alle drei schiitischen Gruppen die Ermordung Alis und seines Sohnes, des Imams Husain, betrauern, haben die schiitischen Imamiten verschiedene Riten bezüglich der beiden Märtyrer institutionalisiert und heben sich somit von den anderen Schiiten sowie von den Sunniten ab. Der zweite von den Imamiten eingeführte Ritus ist die jährliche Trauerfeier zu Ehren des Enkels des Propheten und dritten Imams Husain Ibn Ali Ibn Abi Talib, der bei Karbala zu Aschura, im Monat Muharram (Tazija) den Märtyrertod starb.
V.) Armenien
Quellen:Armenien, Republik in der westasiatischen Region Transkaukasien, die im Norden von Georgien, im Osten von Aserbaidshan sowie im Westen und Süden von der Türkei begrenzt wird. Armenien, das früher eine Republik der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) war, ist ein gebirgiges Land mit einer begrenzten Fläche landwirtschaftlich nutzbaren Bodens. Heute ist Armenien Mitglied der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS). Das Land ist ein hochindustrialisierter Staat.
Bevölkerung: 1992 zählte Armenien rund 3,4 Millionen Einwohner. Mehr als 90 Prozent davon sind Armenier. Etwa fünf Millionen Armenier leben im Ausland, unter anderem 1,5 Millionen in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion, eine Million in den Vereinigten Staaten und 400 000 in Frankreich.
Geschichte:
Armenien ist einer der ersten Orte menschlicher Besiedlung. Ein Großteil seiner Geschichte wurde Armenien von fremden Mächten kontrolliert, zum Beispiel von den Assyrern, Persern, Römern, Mongolen, Türken und Russen. Zwischenzeitlich war das Land immer wieder für kurze Perioden unabhängig, am längsten unter der Herrschaft des armenischen Königs Tigranes des Großen. Später wurde Armenien der erste christliche Staat der Weltgeschichte (301 n. Chr.).
Kyros II. (der Große), König von Persien und Gründer des Persischen Reiches, eroberte das Land 549 v. Chr., und Armenien wurde eine Provinz (Satrapie) des Persischen Reiches. Das führte dazu, dass Armenien ein Satellitenstaat Roms wurde.
Doch der asarkidische König Tiridates III. befreite mit Hilfe des römischen Kaisers Diokletian das Land.
Christliches Armenien: Als ein Zentrum der Christenheit bekämpfte Armenien nach dem 4. Jahrhundert die Perser, die Anhänger des Zoroastrismus waren. Die Araber übernahmen mit ihrer Eroberung Persiens 642 auch die Oberherrschaft in Armenien. 653 jedoch wählte der arabische Kalif einen armenischen Prinzen zum Verwalter des Landes und ernannte ihn zum Patrizier von Armenien. Dagegen wurden die im türkischen Teil lebenden Armenier bereits nach dem Fall Konstantinopels im Jahre 1453 unter der Führung eines armenischen Bischofs neu organisiert. Nachdem die Russen 1828/29 einen Teil der Region eingenommen hatten, zogen die meisten Armenier in das von den Russen besetzte Gebiet. Türkische Greueltaten
Geschichte in diesem Jahrhundert:
Durch machtpolitische Überlegungen wurde auch Großbritannien in armenische Angelegenheiten verwickelt. Während des 1. Weltkrieges (1914 - 1918) wurde Armenien zum Schlachtfeld russischer und türkischer Armeen. Man schätzt, dass rund 800000 Armenier während des Krieges bei Massakern starben oder verhungerten. Das moderne Armenien
Am 26. Mai 1918 riefen die Armenier, die bis dahin unter der Herrschaft des Zaren gestanden hatten, ihre Unabhängigkeit aus und errichteten die Unabhängige Republik Armenien, die 1920 von den Alliierten anerkannt wurde.
Während des Griechisch - Türkischen Krieges von 1920 bis 1922 stellten sich die Armenier auf die Seite der Griechen. 1921 wurde schließlich ein Abkommen geschlossen: Die Republik Armenien trat rund die Hälfte ihres kaukasischen Gebiets an die Türkei ab. 1922 gründete die Armenische Republik zusammen mit den Sozialistischen Sowjetrepubliken Aserbaidschan und Georgien die Transkaukasische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik, die eine der vier ursprünglichen Republiken der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) wurde. Eine eigene Armenische Sozialistische Sowjetrepublik wurde 1936 gebildet.
1989 erklärte der Oberste Gerichtshof die Enklave zu einem Teil Armeniens und erklärte Armenien zu einem unabhängen Staat. 1992 wurde Armenien Mitglied der Vereinten Nationen.
Im Jahre 1990 erklärte der Oberste Sowjet von Armenien das Land zur unabhängigen Republik und wählte Lewon Ter - Petrosjan, den Führer der Armenischen Nationalen Bewegung, zu seinem Präsidenten.
1993 besiegten die armenischen Truppen die aserbaidshanische Armee in mehreren Schlachten, was zur Errichtung einer armenischen Kontrolle in Nagornyi - Karabach und den angrenzenden Gebieten führte.
Sprache: Die Armenische Sprache ist eine indogermanische Sprache, die man lange für einen iranischen Dialekt hielt, weil sie viele iranische Lehnwörter enthält, die bereits im Altertum in den armenischen Wortschatz eingegangen waren. Das Alphabet umfaßt 38 verschiedene Buchstaben. Armenisch wird von den Armeniern in der Republik Armenien, in der Türkei und in armenischen Gemeinden im Nahen Osten, Europa und den USA gesprochen. Man weiß, dass das Armenische die älteren Sprachen des historischen Armenien spätestens im 7. Jahrhundert v. Chr. ersetzt hat. Im 5. Jahrhundert, einer Blütezeit der armenischen Kultur, entstand eine reiche armenische Literatur. Man schätzt, dass vor dem 2. Weltkrieg in Armenien rund 50 Dialekte gesprochen wurden. Russisch ist ebenfalls weit verbreitet.
Armenien, kulturgeographisch gesehen, ist das historische Gebiet in Westasien, das bereits im Altertum ein unabhängiges Land, welches aus dem südlichen Kaukasien und dem nordöstlichen Kleinasien bestand. Der südwestliche Teil der Region gehört heute zur Türkei, der südöstliche zu Iran und der nordwestliche Teil zur Republik Armenien. Armenien hat ein angenehmes Klima, das von kühl - gemäßigt bis subtropisch reicht. Anders als im türkischen und iranischen Teil Armeniens werden im Bereich der Republik Armenien die Mineralvorkommen und das ertragreiche Agrarland ausgiebig genutzt.
Die Armenische Kirche ist eine der ältesten christlichen Kirchen. Durch die Bibelübersetzung des armenischen Mönches und Gelehrten Sankt Mesrop festigte sich das Christentum in Armenien. 1439 willigte ein Teil der Mitglieder der armenischen Kirche in eine Union mit der römisch - katholischen Kirche ein. Der überwiegende Rest der armenischen Kirche wird von einem Katholikos angeführt, der in Etschmiadsin, einem Kloster neben Erewan in Armenien lebt.
Die Kirche der Armenier ist die armenisch - apostolische (orthodoxe) Kirche.
Die Armenische Literatur sind in armenischer Sprache geschriebene literarische Werke. Die armenische Literatur gehört zu den ältesten Literaturen der Welt. Vor der Einführung des Christentums in Armenien im 3. Jahrhundert v. Chr. war die armenische Literatur in assyrischer oder medopersischer Schrift gehalten. Mesrops Systematisierung des armenischen Alphabets im Jahr 410 leitete im 5. Jahrhundert, dem Goldenen Zeitalter der armenischen Kultur, eine Periode reger literarischer Aktivität ein. Die bedeutendsten armenischen Schriftsteller dieser Zeit arbeiteten als Übersetzer. Von Moses von Chorene stammt ein Geschichtswerk und ein topographisches Werk über Armenien. Der Einfall der Seldschuken und die arabische Herrschaft über Armenien vom 6. bis zum 10. Jahrhundert führte zu einem Niedergang der armenischen Literaturproduktion. Um 1850 entstand vor allem in den russischen und türkischen Gebieten Armeniens eine moderne Schule armenischer Schriftsteller, deren Mitglieder ausschließlich in zeitgenössischen armenischen Dialekten schrieben.
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