Kämpfe um die Macht
Kämpfe um die Macht
Ende 1918 erhob sich die Volksmarine - Division in Berlin gegen die provisorische Regierung. Ebert bat die Oberste Heeresleitung um Hilfe, die eine kriegserfahrene Division in Berlin einmarschieren ließ. Es kam zu blutigen Kämpfen. Schließlich konnte die Ruhe wiederhergestellt werden. Aber der Einsatz der Truppen gegen Revolutionäre wurde Ebert zum Vorwurf gemacht. Viele Menschen, vor allem Arbeiter, waren entsetzt, dass es zu diesem Kampf kommen konnte.
Die Führung der revolutionären Gruppen, die auf dem Reichskongreß der Arbeiter - und Soldatenräte unterlegen waren, nutzte die Stimmung aus. Sie rief am 5. Januar 1919 zu Massendemonstrationen gegen die Regierung Ebert auf. Es kam zu machtvollen Kundgebungen. Bewaffnete Massen zogen durch Berlin. Revolutionäre Stoßtrupps besetzten Zeitungsgebäude, Bahnhöfe und öffentliche Bauten. Es gab aber keine einheitliche Führung des Aufstandes. Deshalb waren die Aktionen planlos und nicht aufeinander abgestimmt. Die Regierung war durch den Aufstand überrascht worden. Sie war aber entschlossen, den Kampf aufzunehmen. Sie bildete Freikorps und rief militärische Verbände nach Berlin. Bis zum 13. Januar wurde in Berlin erbittert gekämpft. Dann war der Aufstand niedergeschlagen.
Die Weimarer Republik
Aufbau und Festigung der Republik
Der letzte kaiserliche Reichskanzler übertrug am 9. November 1918 sein Amt dem Sozialdemokraten Friedrich Ebert. Die radikale Linke versuchte die Revolution zu vollenden; sie erstrebte einen Rätestaat. Arbeiter - und Soldatenräte hatten vielerorts die Macht bereits übernommen. Es kam zu schweren Straßenkämpfen (Spartakusaufstand in Berlin, Januar 1919). Mit Hilfe des Heeres warf Ebert den Aufstand nieder. Die Regierung stützte sich dabei auf Freiwilligenverbände (Freikorps), die von Offizieren der alten kaiserlichen Armee angeworben und befehligt wurden. Sie verband sich mit den Kräften der Rechten, die antidemokratisch eingestellt waren, um die parlamentarische Demokratie zu sichern.
Die Wahlen zur Nationalversammlung ergaben einen großen Erfolg der Weimarer Koalition (SPD, DDP und Zentrum erhielten 78% der Sitze). Ebert wurde Reichspräsident. Die Weimarer Verfassung gab dem Volk erhebliche Rechte, aber die Stellung des Reichspräsidenten war sehr stark (Artikel 48). Neben zahlreichen Aufständen der Kommunisten versuchte mehrmals die Rechte Eine Gegenrevolution (Kapp - Putsch 1920, durch Generalstreik zusammengebrochen). Nur mühsam konnte sich die Regierung behaupten. Die ,,Dolchstoßlegende", der zufolge das deutsche Heer, ,,im Felde unbesiegt", durch Verrat der Heimat den Gegnern unterlegen sei, fand im Bürgertum viel Anklang. Demokratische Politiker wurden von Anhängern der radikalen Rechten ermordet. In den Wahlen von 1920 verlor die Weimarer Koalition ihre Mehrheit. Die Inflation die zur Verarmung weiter Schichten führte, und die unnachgiebige Haltung der Siegermächte erhöhten die inneren Spannungen. Deutsche Bitten die Reparations - leistungenn zu vermindern, wurden abgeschlagen. Frankreich besetzte 1923 das Ruhrgebiet, um pünktliche Lieferungen der Reparationen zu erzwingen. Kommunistische Aufstände und der Hitler - Putsch in München 1923 bedrohten erneut den Bestand des Reiches. Die Regierung Stresemann brach den passiven Widerstand an der Ruhr ab und führte eine Währungsreform durch.
Nachdem Deutschland schon 1922 mit dem Rapallo - Vertrag eine Verbindung mit der Sowjetunion hergestellt hatte, bemühte sich Außenminister Stresemann seit 1924 um bessere Beziehungen zu den Siegermächten. Die Reparationsfrage erwies sich dabei als erhebliches Hindernis, wenn auch der Dawes - und der Youngplan gewisse Erleichterungen brachten. Mit dem Locarno - Pakt (l925) kam Deutschland freiwillig dem französischen Sicherheitsstreben entgegen; das führte zu einer wesentlichen Entspannung. Deutschland wurde in den Völkerbund aufgenommen (1926). Auf Anregung des amerikanischen Außenministers Kellogg wurde 1928 von 15 Staaten ein Vertrag unterzeichnet, der den Krieg ächtete; allerdings enthielt er keine Möglichkeit, die Einhaltung des Vertrags zu erzwingen.
Die innenpolitische Lage beruhigte sich, vor allem infolge einer wirkungsvollen Sozialpolitik und des überraschend großen wirtschaftlichen Aufschwungs, der freilich erheblich von ausländischen Krediten abhängig war und die Landwirtschaft nicht erfaßte. Der Anstieg des Lebensstandards wurde vom Reich, Länder und Gemeinden durch eine erfolgreiche Sozialpolitik ergänzt (Gesundheitsfürsorge, öffentlich geförderter Wohnungsbau und Arbeitslosenversicherung). Die Wahl Hindenburgs zum Reichspräsidenten 1925 bewies den wachsenden Einfluß der Rechten, deren radikale Gruppen die Verständigungspolitik Stresemanns unablässig bekämpften.
Friedrich Ebert
Der erste demokratisch gewählte Präsident in der Geschichte des deutschen Volkes, Friedrich Ebert, wurde 1871 als Sohn eines Schneidermeisters in Heidelberg geboren. Nach einer Sattlerlehre ging er auf Wanderschaft und kam 1891 nach Bremen. Sehr früh trat er der SPD bei. Seit 1893 schrieb Ebert als Redakteur bei der Bremer Parteizeitung. Er wurde auch Gewerkschaftsmitglied und übernahm das Amt des Arbeitersekretärs. In dieser Rolle hatte er Arbeitnehmer in Fragen des Arbeits -, Miets - und Versicherungsrechts zu beraten. Allein im Jahr 1905 hatte er 13000 Beratungsfälle zu bearbeiten. Dieser Umgang mit den alltäglichen Sorgen der kleinen Leute prägte Eberts Auffassung von Politik. Sozialismus war für ihn der ständige Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit. 1900 wurde Friedrich Ebert Abgeordneter im Bremer Parlament, der Bürgerschaft. Als Abgeordneter des Wahlkreises Elberfeld - Barmen (heute Wuppertal) kam er 1912 in den Reichstag. 1913 wurde Ebert zum Vorsitzenden der SPD gewählt. Bei Kriegsausbruch 1914 gehörte er zu den Befürwortern der Kriegskredite. Er glaubte der Reichsregierung, dass der Krieg ein Verteidigungskrieg gegen das zaristische Rußland sei. 1917 arbeitete Ebert in einem Ausschuß mit, der eine Friedensresolution des Reichstages entwarf. Max von Baden, Chef der letzten kaiserlichen Reichsregierung, übergab am 9. 11. 1918 Friedrich Ebert das Kanzleramt. Im Februar 1919 wurde er von der Nationalversammlung zum Reichspräsidenten gewählt.
In seiner Amtsführung hielt sich Friedrich Ebert streng an die neue Verfassung (5. 86). Er erkannte aber sehr schnell die umfassenden politischen Gestaltungsmöglichkeiten, die mit dem Amt des Reichspräsidenten verbunden waren. Dieser Umstand hat wesentlich dazu beigetragen, dass die neue Republik in den schwierigen Nachkriegsjahren nicht auseinanderbrach. Von den Rechtsparteien wurde er heftig angegriffen. In 173 Beleidungsprozessen verteidigte er seine Person und sein Amt. Weil er in diesem Zusammenhang eine wichtige Krankenhausbehandlung nicht antrat, starb Friedrich Ebert schon 1925.
Die Weimarer Republik
Die Auflösung der Republik
Im 1. Weltkrieg hatten die USA ihre Industrieanlagen in gewaltigem Maße ausgebaut. Nach der Umstellung auf die Friedensproduktion fand die Industrie zunächst genügend Absatz, weil sie den im im Krieg nicht befriedigten Bedarf im eigenen Land decken musste. Das führte - zusammen mit der Rückzahlung der Kriegsschulden - zu einem großen Geldübertluß in den USA; das Geld wurde wieder an das Ausland, besonders Deutschland ausgeliehen, diente z.T. aber auch der weiteren Modernisierung der eigenen Fabriken.
Durch die Erhöhung der Zahl der Beschäftigten und der Löhne war zunächst genügend Kaufkraft vorhanden, um die ständig steigenden Produktion abzunehmen. Die mächtig anschwellende Reklame weckte neuen Bedarf Schließlich kam es zu einer Überproduktionskrise Die Lagerbestände wurden immer größer und drückten auf die Preise. Große Mengen von Aktien wurden an der Börse zum Verkauf angeboten; die Kurse stürzten (,,schwarzer Freitag" 24.10.1929). Banken und Sparkassen wurden als Kreditgeber in den Strudel mit hineingerissen. Viele Banken brachen zusammen, viele Sparer verloren ihr Geld.
Der Rückgang der Produktion erforderte die Stillegung mancher Betriebe. Die arbeitslos gewordenen Menschen fielen als Käufer weitgehend aus; dadurch sank der Absatz noch weiter, die Produktion wurde wieder gedrosselt, die Arbeitslosenzahl vergrößerte sich erneut.
Bei der Verflechtung der Weltwirtschaft war es unvermeidlich, dass die Krise in einem wichtigen Industrieland auch andere Länder beeinträchtigte. Statt durch weltweite Zusammenarbeit den Rückgang einzudämmen, begannen nun alle Staaten, ihr Heil im Schutze der eigenen Wirtschaft zu sehen. Hohe Schutzzollmauern wurden errichtet, die Ausfuhr durch staatliche Maßnahmen gefördert, die Einfuhr dagegen eingeschränkt. Der Welthandel sank.
Zu einer weltweiten Katastrophe wurde die Krise dadurch, dass die großen amerikanischen Kredite aus dem Ausland zurückgezogen wurden, weil die USA jetzt selbst Kapitalmangel hatten. Besonders hart traf die Krise Deutschland und Österreich, da es hier an finanziellen Reserven fehlte. Da die Parteien der ,,Großen Koalition" (SPD, Zentrum,DDP, VP) sich nicht auf Maßnahmen zur Überwindung der Krise einigen konnten, ernannte Hindenburg Brüning zum Kanzler einer Regierung, die nur vom Vertrauen des Reichspräsidenten getragen war (1930 - 1932). Brüning regierte mit Notverordnungen gemäß Art. 48 der Verfassung. Die wirtschaftliche Notlage (1932:
6 Mill. Arbeitslose) radikalisierte die Wählerschaft. Seit 1930 hatte die NSDAP und die KPD in den Wahlen immer größere Erfolge. Dem Terror ihrer Kampfverbände fielen zahlreiche Menschen zum Opfer. Hitler der ,,Führer" der faschistischen NSDAP, war ein geschickter Redner und Organisator. Im Mittelpunkt seiner Ideologie stand die ,,Rassenlehre". Nach ihr wären die Deutschen als ,,Herrenvolk" allen anderen Völkern überlegen; ihr Hauptfeind wären die Juden. Der Lebensraum der Deutschen läge im Osten; ihn zu erobern wäre ihre geschichtliche Aufgabe. Der Einzelne hätte sich der ,,Volksgemeinschaft" unterzuordnen; diese müsste eine Kampfgemeinschaft sein, aufgebaut nach den ,,Führerprinzip".
In der Präsidentenwahl 1932 siegte Hindenburg über Hitler. Bald darauf entließ er Brüning und ernannte Papen zum Reichskanzler. Dieser sollte noch autoritärer regieren.
Im 3uli 1932 setzte er die preußische Regierung ab, da sie - aus Parteien der Weimarer Koalition gebildet - der geplanten Beseitigung der Demokratie im Reich hatte Widerstand leisten können. Dieser Verfassungsbruch wurde ohne Gegenwehr hingenommen. Papen fand ebensowenig die Unterstützung Hitlers wie sein Nachfolger Schleicher. Papen und einflußreiche Kreise aus der Wirtschaft und Großgrundbesitz bewogen den lange zögernden Reichspräsidenten, am 30.1.1933 Hitler zum Reichskanzler zu ernennen.
Um Frieden und Demokratie (1918 - 1933)
Die Wahlen zur Nationalversammlung: ...fanden am 19. Januar 1919 statt. Sie ergaben einen Sieg derjenigen Parteien, die sich zu dieser Republik bekannten: die SPD bekam 38%, die DDP (Deutsche Demokratische Partei) 19% und das Zentrum (Z) 20 % der Stimmen. Links dieser Parteien stand die USPD, die aber nur 8 % erreichte. Die KPD (Kommunistische Partei Deutschlands, ehemals Spartakus - Bund) hatte sich nicht beteiligt. Auf der "Rechten" standen die Deutsche Volkspartei (DVP), die damals die Republik ablehnte, mit 4 % und die Deutschnationale Volkspartei (DNVP), die den Kaiser wiederhaben wollte, mit 10 % der Stimmen. Die Wahlen zur Nationalversammlung zeigten, dass die grosse Mehrheit des deutschen Volkes bereit war, den Weg eine demokratischen Neuordnung Deutschlands zu gehen.
Die Weimarer Republik
Am 19. Januar 1919 hatte das deutsche Volk seine Abgeordneten zur Nationalversammlung gewählt. Nun rief sie Ebert nach Weimar zur Verfassungsberatung. In Berlin war es zu unruhig. Von den radikalen Linken war ein Generalstreik ausgerufen worden, es kam zu immer mehr Zusammenstössen und Krawallen in der Reichshauptstadt. Am 11. Februar 1919 wählte die Nationalversammlung mit 277 von 421 Stimmen Ebert zum ersten Präsidenten der ersten deutschen Republik.
Die Verfassung: Am 31. Juli beendete die Nationalversammlung in Weimar die Verhandlungen über die neue, demokratische Verfassung des Deutschen Reiches.
Umsturzversuche & Gewalttaten: Die Gegner der neuen Republik: Die Anhänger des alten Kaiserstaates: Sie sprachen vom Verrat an einem unbesiegten Feldheer, und nannten alle, die sich am 9. November 1918 für eine Republik ausgesprochen hatten, "Novemberverbrecher"; Anhänger eines Führerstaates: ...die zwar keinen Kaiser, aber trotzdem einen starken Mann in der Führung haben wollten und "feige Demokraten" verachteten. Auf der anderen Seite arbeiteten diejenigen an einem Umsturz, denen die deutsche Revolution 1918 nicht weit genug gegangen war. Von nun an brodelte und putschte es bis 1923.
Die Inflation: Banknoten waren vor dem ersten Weltkrieg von Goldreserven gedeckt, die während dem Krieg und nach dem Krieg (Reparationen) verbraucht wurden. Trotzdem druckte die Notenpresse weiterhin Geldscheine. Das gedruckte Papiergeld besass keine Deckung mehr. Die "Kaufkraft" der Mark sank. Seit 1918 wurde das Geld mit jedem Jahr, später mit jedem Monat wertloser. Die Geldentwertung stieg im Jahre 1923 so stark, dass schliesslich Löhne und Preise jeden Tag neu festgesetzt werden mussten. Ein Dollar, der 1913 noch 4,20 Mark gekostet hatte, kostete im November 23 4.200.000.000 Mark... Die Inflation galoppierte. Die Inflation verschärfte die Spannungen zwischen Reich und Arm. 'So wurden die reichen immer reicher, während die armen noch ärmer wurden.' (Golo Mann) - Was den Parteien radikal links und radikal rechts einen starken Zulauf an enttäuschten Bürgern brachte.
Der Ruhrkampf: Die Wirtschaftliche Not und vor allem die Inflation hingen eng mit der Bedrängung der deutschen Republik durch die Siegermächte zusammen. Am 26. Dezember 1922 stellte die "Internationale Reparationskommission" einen Rückstand der deutschen Holzlieferung fest. Am 7. Januar 1923 Rückstände in der Kohlelieferung. Am 10. Januar rückten daraufhin Franzosen ins Ruhrgebiet ein, um die Kohlelieferung selbst in die Hand zu nehmen. Die Reichsregierung rief zum passiven Widerstand auf. Der "Ruhrkampf" entbrannte. Die Franzosen reagierten darauf mit harten Massnahmen: Es gab Verhaftungen und Standgerichtsurteile; es kam zu Schiessereien und Todesopfern. Tausende "widerspenstige Beamte und Angestellte" wurden ausgewiesen. Aber die zerrüttete deutsche Währung zwang die Regierung, den Ruhrkampf am 26. September 1923 erfolglos abzubrechen.
Die Jahre der Stabilisierung: Die Wende zum besseren: Die Jahre 1919 bis 1923 waren Krisenzeit. Wie sollte die junge deutsche Republik diese Notzeit durchstehen? Unter Gustav Stresemann vollzog sich die Wende. Er übernahm im August 1923, in der schwersten Zeit des Ruhrkampfes als Reichskanzler und Aussenminister die Hauptlast der Regierung. Er beendete den (sinnlosen) Ruhrkampf und führte eine Ordnung der Finanzen ein. Er kassierte schwere Angriffe aufgrund des Beendens des Ruhrkampfes. Wenig später wurde seine Regierung gestürzt. Er konnte aber weiterhin als Aussenminister arbeiten. Der ungedeckte Fehlbetrag des Reiches betrug 589 Trillionen (!!) Mark. Ende November folgte die Währungsreform: Die "Rentenmark" wurde eingeführt. 1 Billion Papiermark waren eine Rentenmark. Mit dem "Wunder der Rentenmark" begann eine allmähliche Erholung der deutschen Wirtschaft.
Die Verständigungspolitik: Stresemann ging nach dem Ruhrkonflikt einen anderen Weg, nämlich den der Verständigung. Er bewirkte eine Senkung der Reparationen und 1926 sogar den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund. Er wurde (natürlich) nicht von allen Deutschen geschätzt, auch Schmähungen und Beschimpfungen waren das Echo.
Der Tod Friedrich Eberts: Ebert war durch die Hetze seiner Gegner von Links und Rechts förmlich zu Tode getrieben worden. Sie nannten ihn einen "versoffenen Sattlergesellen", einen "roten Hund", einen "Arbeiterverräter". Am härtesten traf ihn aber, als er als "Landesverräter" beschimpft wurde, weil er sich 1918 an einem Munitionsarbeiterstreik beteiligt hatte. Er hätte, so hiess es, damit den deutschen Truppen der Front den Dolch in den Rücken gerammt. Dass er der Streikleitung nur beigetreten war,, um den Streik zu beenden, wurde verschwiegen. Ebert stellte Strafantrag. Das Gericht befand, dass Ebert wirklich ein Landesverräter sei. Er legte Berufung ein und kämpfte ohne auf seine angeschlagene Gesundheit zu achten weiter um seine Ehre. Am 28. Februar 1925 starb der erste Präsident der Weimarer Republik an einer verschleppten Krankheit.
Der wirtschaftliche Aufstieg: Die Stabilisierung der Mark brachte die deutsche Wirtschaft in einen deutlichen Aufwind. Das Vertrauen in die Währung förderte die Bereitschaft zur Investition. Die Werke kriegten neue Maschinen, der Mittellandkanal wurde quer durch Deutschland gezogen. Das Verkehrswesen an sich ging aufwärts. In der Elektrotechnik und in der Chemie wurde Deutschland wieder führend.
Der soziale Fortschritt: Sicherung des Arbeitsfriedens; Ausbau der sozialen Fürsorge. Die tägliche Arbeitszeit wurde auf 8 h verkürzt. Die Gewerkschaften wurden als berufene Vertreter der Arbeitnehmer anerkannt. Die Löhne wurden in Verträgen verhandelt & festgesetzt, nicht mehr vom Fabrikherren. 1927 wurde die Arbeitslosenversicherung eingeführt. Sozialversicherung; Krankenversicherung. Jugendfürsorge & Jugendpflege wurde überall ausgebaut. Überall entstanden Jugendherbergen. Gegen den Preiswucher wurden Mieterschutzgesetze erlassen.
Die Gleichberechtigung der Frauen: Politische Gleichberechtigung für Frauen. In Weimar 1919 waren 41 Frauen in der Nationalversammlung.
Volksbildung, Wissenschaft, Kunst: Schon 1925/26 gab Deutschland doppelt so viel für die Förderung der Volksbildung, für Kunst & Wissenschaften aus wie 1913/14. 1929/30 waren diese Ausgaben 3 1/2 mal so gross. 1920 wurde die Grundschule eingerichtet. Nun hatten alle Kinder dieselben Chancen. Von den 28 Wissenschaftlichen Nobelpreisen zwischen 1919 und 1927 fielen 9 auf deutsche Gelehrte.
Schattenseiten & Gefahren: Stabilisierung der wirtschaftlichen Verhältnisse hiess zugleich: Stabilisierung der politischen Verhältnisse. Die Reichstagswahlen 1928 ergaben Gewinne für die Parteien in der Mitte zu Lasten der Radikalen. Nach 1923 (Währungsreform) war Deutschland auch wieder interessant für Kredite geworden, flossen Kredite aus den USA nach Deutschland. Das war das Problem:
Die Weimarer Republik
Die Entwicklung der Weimarer Republik
Der junge und schwache Staat sah sich schweren wirtschaftlichen und aussenpolitischen Schwierigkeiten ausgesetzt. Wie alle anderen Staaten, konnte auch Deutschland die enormen Kriegskosten nicht durch Steuern und Anleihen decken. In Deutschland war diese Situation besonders schlimm, konnte man doch im Ausland keinen Kredit aufnehmen, da man diesen auf den Schlachtfeldern verspielt hatte. So wurde bedenkenlos Papiergeld gedruckt und in Umlauf gebracht. Die Folge davon war eine gewaltige Inflation. Dieser gewaltigen Inflation ausgesetzt, war eine wirtschaftliche Gesundung natürlich unmöglich.
Die innenpolitischen Schwierigkeiten ergaben sich, weil wie schon erwähnt, die radikale Linke und die Rechte den neuen Staat ablehnten. Dazu kam, dass die Rechten die Regierung für die harten Bedingungen des Versailler Vertrags verantwortlich machte. Diese Propaganda fiel bei manchem deutschen Bürger - wenn auch zu unrecht - auf offene Ohren und verschlechterte das politische Klima nachhaltig.
Auch die Reichswehr begann ihre Symphatien zu offenbaren. Bei Gewalttaten und Aufständen der Linken pflegte die Reichswehr energisch durchzugreifen, bei der Rechten zeigte man sich wesentlich verständnisvoller.
Ebenfalls stark gebeutelt wurde der junge Staat von den Siegermächten und deren Reparations - forderungen von 223 Milliarden Goldmark. Wie sollte Deutschland die Forderungen jemals begleichen können, wen ihm überhaupt nicht die Chance gelassen wurde für eine florierende Wirtschaft besorgt zu sein. Vor allem Frankreich wollte in dieser Frage keine Konzessionen eingehen und somit vergab man die Chance die junge Demokratie zu stärken und somit in der Bevölkerung zu verankern.
So kam es, dass Deutschland seine Zahlungsunfähigkeit erklären musste. Daraufhin entschloss sich Frankreich im Januar 1923 zur Besetzung des Ruhrgebietes. Man wollte somit zumindest die Kohlelieferungen sicherstellen und hatte ein Pfand in der Hand.
Die deutsche Regierung konnte nur mit passivem Widerstand reagieren. So wurden die Franzosen boykottiert. Allerdings führte dies auch zu Sabotageakten und Zunahme der nationalistischen Tendenz. Der passive Widerstand wurde erst im September 1923 beendet, weil man bemerkte, dass dadurch die Kommunisten - mit französischer Unterstützung - auftrieb bekommen hatten. Zu dieser Zeit versuchte ein kleiner Schnauzbärtiger mit dem Namen Hitler die Regierung zu stürzen. Nach einer wilden Schiesserei und der Gefangennahme der Redelsführer endete dieser Putschversuch. Hitler, der grosse Symphatien in der Bevölkerung und auch im Gerichtssaal besass, wurde lediglich zu 5 Jahren verurteilt - von denen er nur ein halbes Jahr absitzen musste. Während seines Gefängnisaufenthaltes schrieb er auch sein Machwerk: "Mein Kampf".
Ruhe kehrte in Deutschland erst durch Einführung einer neuen Währung, die die Wirtschaft stabilisierte ein. Zugleich gelangten in Frankreich und England versöhnlichere Regierungen an die Hebel der Macht und man konnte sich in der Reparationsfrage einigen.
Der Niedergang der Weimarer Republik
Die Weltwirtschaftskrise: Im Oktober 1929 traf das ein, was Stresemann befürchtet hatte: Ein Börsenkrach in New York, verursacht durch die gute Konjunktur und die Überproduktion der Industrie in den USA, führte zu einer schweren Wirtschaftskrise in den USA. Jetzt forderten die Banken plötzlich ihr Geld von Deutschland zurück. Deutschland geriet in den Sog der Depression der USA. In der Folge wurde das Geld knapp. Die Industrie musste zurückstecken und viele Arbeiter wurden entlassen. Die Krise weitete sich zur Weltwirtschaftskrise aus. So setzte 1930 in Deutschland, wie auch in den USA und anderen Ländern, eine grosse Arbeitslosigkeit ein.
Die politischen Folgen: Jetzt hatten es all diejenigen leicht, die von Anfang an gegen die Republik waren. Wer jetzt angesichts der Arbeitslosigkeit behauptete, das alles wäre ein Produkt der Demokratie, fand viele gläubige Zuhörer. Die Regierung zerfiel, eine neue Koalition kam nicht zustande. Der Reichspräsident (seit Eberts Tod Generalfeldmarschall von Hindenburg) setzte statt dessen die Regierung ein. Er bekam immer mehr die totale Macht, der Reichstag immer weniger.
Die Radikalisierung: Während dieser Krisenzeit formten sich die Gegner der Republik. Dies waren vor allem die Kommunisten und die Nationalsozialisten. Sie waren gegen alle, die für die Rep. Waren, und gegen einander. Sie schlugen sich in Saalschlachten und Strassenkämpfen.
Die Kommunisten: Die Kommunistische Partei Deutschlands unter Ernst Thälmann war inzwischen schon völlig von Moskau abhängig. Sie kämpften für ein "Sowjetdeutschland" und für die Weltrevolution. Der Hauptgegner war die SPD.
Die Nationalsozialisten: Den grössten Anstieg unter den radikalen Parteien zeigte die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) unter Adolf Hitler. Jahrelang war sie klein geblieben, bis jetzt der Nährboden für sie vorhanden war. Jetzt wählten Arbeiter und Kleinbürger Hitler.
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