Das Sozialprodukt und Wirtschaftswachstum
Das Bruttosozialprodukt(BSP) ist eine reprĂ€sentative GröĂe fĂŒr den Wert aller innerhalb eines Jahres produzierten GĂŒter. DarĂŒberhinaus wird es hĂ€ufig als Wohlstandsindikator verwendet.
Die Wachstumsrate
Die Konjunkturlage bewertet man hÀufig anhand der Wachstumsrate des BSP. Die VerÀnderungsrate des BSP berechnet sich, indem man die VerÀnderung durch das Sozialprodukt des Vergleichsjahres dividiert.
Dann gilt:
Wachstumsrate=(VerÀnderung*100)/Sozialprodukt
Beispiel:
Das Sozialprodukt steigt von 800 Mrd DM auf 832 Mrd DM an. Dann betrÀgt die Wachstumsrate.
w=32*100/800=4%
Der MaĂstab des Wachstums
Man unterscheidet allgemein das nominale und reale Wachstum des Bruttosozialproduktes. Das nominale Bruttosozialprodukt wird auf der Grundlage des unbereinigten Bruttosozialproduktes berechnet. Die VerĂ€nderungen in der Bevölkerungszahl und im Preisniveau b leiben also unberĂŒcksichtigt. Das reale Wachstum des BSP wird hingegen zu Preisen des festgelegten Basisjahres berechnet. Durch dieses Verfahren wird die Geldentwertung berĂŒcksichtigt.
Beispiel:
Das BSP steigt von 800 Mrd DM auf 880 Mrd DM. Die Preissteigerungsrate betrÀgt 6%. Berechne die nominale und reale Steigerung des BSP.
Nominale Steigerung:
W=80*100/800=10%
Reale Steigerung:
W= Nominale Steigerung - Preissteigerungsrate
W=10% - 6%=4%
Die Wachstumsfaktoren
Die Betrachtung der Wachstumsfaktoren erfolgt unter der allgemeinen Annahme, dass eine vollbeschÀftigte Volkswirtschaft stÀndig wachsen muss, damit der Grad der BeschÀftigung erhalten bleibt. Diese Vermutung beruht auf der allgemeinen Erfahrung, dass in einer stagnierenden Volkswirtschaft aufgrund von Rationalisierungsinvestitionen die Anzahl der benötigten ArbeitskrÀfte stÀndig geringer wird. Alle Wachstumsfaktoren haben ProduktivitÀtssteigerungen als Grundlage gemeinsam. Die verschiedenen Wachstumsfaktoren l assen sich nach Produktionsfaktoren gliedern.
Der Produktionsfaktor Arbeit
Durch den Produktionsfaktor Arbeit ist sowohl eine quantitative als auch qualitative Ausweitung der Produktion möglich.
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Eine quantitative Ausweitung lÀsst sich durch steigende Bevölkerungszahlen, Teilnahme anderer Bevölkerungsschichten an der Produktion. Eine qualitativer Anstieg der Produktion lÀsst sich durch eine bessere Bildung und mehr Leistungswillen der Arbeitnehmer erreichen.
Mit Hilfe des Produktionsfaktors Boden lÀsst sich lediglich eine quantitative Ausweitung der Produktion erreichen. Dies kann z.B. durch Neulandgewinnung oder Bodenverbesserung erfolgen.
Der Produktionsfaktor Kapital
Der Produktionsfaktor Kapital bietet vielfÀltige Möglichkeiten eine Ausweitung der Produktion sowohl in qualitativer als auch quantitativer Hinsicht zu erreichen.
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Eine quantitative Ausweitung ist durch Erweiterungsinvestitionen möglich (z.B. Anschaffung neuer Maschinen) Eine qualitative Verbesserung lÀsst sich durch Investitionen erreichen Rationalisierungsinvestitionen wirken primÀr quantitativ, rufen jedoch hÀufig auch qualitative Verbesserungen hervor.
Man unterscheidet grundsĂ€tzliches qualitative und das quantitative Wachstumskonzept. Das quantitative Wachstumskonzept bedeutet im Grundsatz die stĂ€ndige Steigerung der Produktion. Damit steigen auch die negativen FolgeschĂ€den der Produktion gleichzeitig a n. Die Kosten zur Beseitigung von UmweltschĂ€den erhöhen in diesem Zusammenhang das BSP also zusĂ€tzlich, ohne dass eine reale Wohlstandsverbeserung erreicht wird. Bei den qualitativen Wachstumskonzepten versucht man hingegen, negative Folgen der Produktion s oweit wie möglich zu vermeiden. Zu den qualitativen Konzepten zĂ€hlt beispielsweise der Vorschlag, SachgĂŒter durch Dienstleistungen zu ersetzen und so, Rohstoffe zu sparen.
Die TrÀger des Wachstums
Das mögliche Wirtschaftswachstum hĂ€ngt im wesentlichen von zwei Faktoren ab. Dies ist das Produktionspotential (gesamtwirtschaftliches Leistungsangebot) und die gesamtwirtschaftliche Nachfrage. Ein Wirtschaftswachstum ergibt sich demnach, wenn die Nachfrag e nach KonsumgĂŒtern oder InvestitionsgĂŒtern ansteigt. Auf der anderen Seite können auch qualitative oder quantitative Verbesserungen in Bezug auf das Produktionspotential zu einem Wirtschaftswachstum fĂŒhren. Die Anhebung der FaktorqualitĂ€ten, deren VerfĂŒg b arkeit und Kosten sind Beispiele in diesem Zusammenhang. Auch durch VorgĂ€nge, die nicht von den Unternehmen selbst ausgehen, kann das Produktionspotential gesteigert werden. So kann beispielsweise der Staat die Rahmenbedingungen (Steuern, Gesetze) Ă€ndern u nd damit die Effizienz der Produktion durch Kostensenkungen steigern.
Konjunktur
Die Konjunktur wird im normalen Sprachgebrauch hĂ€ufig fĂŒr eine Charakterisierung der allgemeinen GeschĂ€ftslage der Wirtschaft verwendet. TatsĂ€chlich bezeichnet Konjunktur jedoch einen sich periodisch wiederholenden Vorgang in der Wirtschaftsentwicklung. Di e Konjunktur verlĂ€uft nĂ€mlich in Zyklen, d.h. Phasen mit hohen, geringen oder negativen Wachstumsraten folgen aufeinander und wiederholen sich in bestimmten ZeitabstĂ€nden. Man spricht auch von einem wellenförmig sich wiederholenden Konjunkturzyklus. Der l a ngfristige Wachstumstrend ist dabei abnehmend, d.h. das durchschnittliche Wachstum des BSP wird von Phase zu Phase geringer. Die Konjunkturzyklen werden allgemein von verschiedenen Faktoren beeinfluĂt.
Die Faktoren fĂŒr die Schwankungen
Bei der langfristigen Betrachtung des Konjunkturverlaufs seit Beginn der Industrialisierung hat man festgestellt, dass es ungefĂ€hr alle 50 Jahre einen ungewöhnlich starken Aufschwung gibt, der mit bahnbrechenden Erfindungen zusammen fĂ€llt. Diese GesetzmĂ€Ăig keit konnte fĂŒr die Jahre 1800, 1850, 1900 und 1950 festgestellt werden. Diese langfristigen Wellen (Kondratjew - Wellen) werden allerdings von kurzfristigeren Wellen ĂŒberlagert.
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Unter den kurzfristigeren Wellen ist der Wachstumstrend als der langfristigste zu sehen. Der Wachstumstrend berechnet sich aus dem Durchschnitt des Wachstums des BSPs in vergangenen Perioden und wird als Indikator fĂŒr zukĂŒnftige Perioden verwandt. Die konjunkturellen Schwankungen sind als mittelfristig fĂŒr den Konjunkturverlauf anzusehen. Die konjunkturellen Schwankungen ergeben sich aus dem gesetzmĂ€Ăigen periodischem Wellenverlauf der Konjunktur. Die saisonalen Konjunkturschwankungen sind als kurzfristig anzusehen. Diese Schwankungen ergeben sich aus den Auswirkungen der jeweiligen Jahreszeit. So werden beispielsweise im Baugewerbe die UmsĂ€tze im Winter stark zurĂŒckgehen
Man unterscheidet vier Phasen des Konjunkturzyklus
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Die Krise/ das Tief (Depression) Den Aufschwung (ProsperitÀt) Die Hochkonjunktur (Boom) Den Abschwung (Rezession)
Gesamtwirtschaftliche GröĂe |
Krise |
Aufschwung |
Hoch |
Abschwung |
KapazitÀtsauslastung |
niedrig |
steigt |
hoch |
sinkt |
Produktion |
niedrig |
steigt |
steigt |
sinkt |
Gewinne |
sinken |
steigen stark |
hoch |
sinken |
Investitionen |
sinken |
steigen stark |
steigen |
Sinken stark |
Nachfrage |
sinkt |
steigt stark |
hoch |
sinkt |
Preise |
niedrig |
steigen |
steigen stark |
Sinken |
BeschÀftigung |
sinkt |
steigt |
steigt stark |
sinkt stark |
Löhne |
niedrig |
steigen |
steigen stark |
Sinken stark |
Zinsen |
niedrig |
steigen |
steigen stark |
Sinken |
Sparen |
hoch |
sinkt stark |
sinkt |
steigt |
Der Vergleich der Theorie der Phasen der Konjunkturzyklen mit der RealitÀt
Betrachtet man den Konjunkturverlauf der BRD seit 1960 so lassen sich insgesamt folgenden Aussagen in Bezug auf die Konjunkturtheorie treffen.
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Die KapazitĂ€tsauslastung ist ein relativ gutes Kriterium fĂŒr die Konjunktur. Sie verlĂ€uft fast immer parallel zu den jeweiligen Steigerungen des Bruttosozialproduktes. Der Trend, ArbeitskrĂ€fte in Krisen zu entlassen hat abgenommen. Der Trend, neue ArbeitskrĂ€fte in Phasen der Hochkonjunktur einzustellen, hat zugenommen. Zwischen Investitionen und BeschĂ€ftigungszahl besteht nicht immer ein direkter Zusammenhang. 1985 wurden beispielsweise in einer Phase des Aufschwungs, ArbeitskrĂ€fte eingestellt, aber keine neuen Investitionen getĂ€tigt. Zwischen Investitionen und Nachfrage (privater Verbrauch) lĂ€sst sich entgegen der Theorie kein direkter Zusammenhang erkennen.
Um Konjunkturprognosen zu erstellen, betrachtet man normalerweise die realen Schwankungen des Sozialproduktes. Die Schwankungen weisen eine gewisse RegelmĂ€Ăigkeit in Form von Wachstumszyklen auf. Ein solcher Zyklus dauert ungefĂ€hr 8 bis 9 Jahre und lĂ€sst si ch in vier Phasen unterteilen. Am Anfang steht stets ein krĂ€ftiger Aufschwung, der vom Tiefpunkt ausgeht. Es folgen dann eine Phase langsam abnehmender Wachstumsraten und dann ein erneuter Anstieg bis zum Gipfelpunkt. Nach diesem setzt die vierte Phase de s Abschwungs bis zum neuen Tiefpunkt ein. Aufgrund dieses Verlaufs lĂ€sst sich von einer vierphasigen M - Form der Wachstumszyklen sprechen.
Zeichnet beispielsweise die laufende Entwicklung des realen Bruttoinlandsproduktes von Vierteljahr zu Vierteljahr in den Jahren 1982 bis 1993 auf, so erkennt man die M - Form dieses 5.Wachstumszyklus durch die Verbindung der Hoch - und Tiefpunkte der Verlaufs punkte. Ăber diesen Zeitraum lassen sich folgende Feststellungen treffen.
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Die 1.Phase begann ungefĂ€hr Ende 1981 und dauerte bis Mitte 1984 an. Ende 1984 (Beginn von Phase 2) gingen die Wachstumsraten zurĂŒck und erreichten schlieĂlich 1987 ihren Tiefpunkt (Ăbergang von Phase 2 zu Phase 3) Ab Ende 1987 (Beginn von Phase 3) nahmen die Wachstumsraten des Bruttoinlandsproduktes wieder zu und erreichten Anfang 1990 (Ende Phase 3) ihr absolutes Maximum im 5. Wachstumszyklus. Ab Mitte 1990 (Beginn Phase 4) nahmen die Wachstumsraten sehr stark ab. Anfang 1992 werden die Wachstumsraten negativ, d.h. das reale Bruttoinlandsprodukt geht absolut zurĂŒck.
Verschiedene Konjunkturtheorien
Die klassische Konjunkturtheorie
Die klassische Konjunkturtheorie wurde im wesentlichen durch Say begrĂŒndet. Seiner Auffassung nach sind Wirtschaftskrisen nicht möglich, weil jeder Anbieter gleichzeitig auch wieder als Nachfrager auftritt. Nimmt man nun an, dass als Zahlungsmittel fĂŒr GĂŒte r wiederum GĂŒter fungieren, so wird einer doppelten Nachfrage stets ein doppeltes Angebot gegenĂŒberstehen. Die Verwendung von Geld als Wertaufbewahrungsmittel wird von dieser Modellvorstellung selbstverstĂ€ndlich nicht zugelassen. Das stets vorhandene Glei c hgewicht zwischen Angebot und Nachfrage ĂŒbertrĂ€gt Say auch auf den Arbeitsmarkt. Es kann kein Ăberangebot von ArbeitskrĂ€ften geben, weil bei einer groĂen Zahl von zur VerfĂŒgung stehenden ArbeitskrĂ€ften die Löhne sinken. Die Unternehmer können dann mehr A rb eiter einstellen. Daraus folgt schlieĂlich, dass eine sich selbst ĂŒberlassene Volkswirtschaft immer automatisch zu VollbeschĂ€ftigung tendiert. Staatliche Eingriffe sind daher nach der Meinung von Say nicht notwendig. Sie wĂŒrden nur die individuelle Freih eit des Einzelnen beschrĂ€nken und damit der Wirtschaft schaden. Say trifft bei diesem Modell eine Reihe von Bedingungen, die fĂŒr seine Zeit noch recht erfĂŒllbar sind. So muss ein konstantes Preisniveau vorrausgesetzt (inflationĂ€re Tendenzen werden also ausg esc hlossen) und der technische Fortschritt ausgeschlossen werden. Werden alle Anforderungen erfĂŒllt, so kann es normalerweise nicht zu Krisen kommen. Say rĂ€umt lediglich ein, dass exogene Faktoren wie Kriege kurzzeitige Konjunkturschwankungen verursachen k önnt en.
Die neoklassische Konjunkturtheorie
Die klassische Konjunkturtheorie wurde um einige Bedingungen erweitert. Auf der neoklassischen Theorie basieren auch heute noch eine Reihe von wirtschaftlichen ErklĂ€rungsmodellen wie die Nachfrage (z.B. in Bezug auf Grenznutzen) - und Preistheorie. Im Gegen satz zur Klassik berĂŒcksichtigt die Neoklassik z.B. die wirtschaftliche Entwicklung. DarĂŒberhinaus dominiert in der Neoklassik die subjektive Wertlehre, d.h. der Wert und Preis eines Gutes richtet sich nicht wie in der objektiven Wertlehre nach der zur He r stellung notwendigen Arbeitsmenge sondern nach der individuellen WertschĂ€tzung eines Wirtschaftssubjektes fĂŒr das jeweilige Produkt. ZwangslĂ€ufig steht bei allen Betrachtungen nach dem neoklassischen Modell daher auch die Nachfrageseite im Vordergrund. E be nso wie in der Klassik legt man bei völlig variablen Löhnen und Preisen eine Tendenz zum Gleichgewicht zu Grunde. Hintergrund dieses Gleichgewichtsdenkens sind die Gewinn - und Nutzenmaximierung der Marktteilnehmer. Hieraus wird deutlich, dass auch das ne okl assische Modell von einer Reihe von Annahmen ausgeht. Dazu gehören:
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Eine Vielzahl von Anbietern steht einer Vielzahl von Nachfragern gegenĂŒber (atomistische Konkurrenz). AuĂerdem besteht freier Marktzutritt. Alle Anbieter von Arbeitskraft sind homogen. Es besteht Markttransparenz, d.h. alle Marktteilnehmer können sofort auf LohnverĂ€nderungen usw. reagieren. Die ArbeitskrĂ€fte sind mobil, d.h. sie wechseln immer dorthin, wo sie die besten Arbeitsbedingungen vorfinden.
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Bei zu hohen Löhnen ĂŒbersteigt das Angebot die Nachfrage, d.h. es gibt eine Hochlohnarbeitslosigkeit. Dann muss der Lohn soweit gesenkt werden, dass Angebot und Nachfrage wieder ĂŒbereinstimmen. Durch VerĂ€nderungen in der Nachfragestruktur (Nachfrage nach einem Produkt geht zurĂŒck, wĂ€hrend sie nach einem anderen zunimmt) kann es zu kurzfristiger struktureller Arbeitslosigkeit auf TeilarbeitsmĂ€rkten kommen. Damit werden sich jedoch gleichzeitig Pre is - und Lohnsenkungen fĂŒr das weniger nachgefragte Gut und Erhöhungen fĂŒr das mehr nachgefragte Produkt ergeben. SchlieĂlich folgt daraus wieder die Tendenz zum Gleichgewicht. Friktionelle Arbeitslosigkeit kann auftreten, wenn jemand eine Stelle kĂŒndigt, aber nicht sofort wieder eine neue besetzt.
Keynes ist der Auffassung, dass die neoklassische Konjunkturtheorie von Voraussetzungen ausgeht, die sich in der RealitĂ€t nicht antreffen lassen. BestĂ€tigt werden seine Ăberlegungen durch die Weltwirtschaftskrise nach dem 1.Weltkrieg. In dieser tritt erstma ls eine langfristige Arbeitslosigkeit auf, die es nach der klassischen Theorie eigentlich nicht geben kann. Keynes entwickelt daraufhin ein neues Konjunkturmodell, das die SchwĂ€chen des Kapitalismus (die langfristige Arbeitslosigkeit) beseitigen soll. Der wesentliche Aspekt des Keynesiasmus ist der Eingriff des Staates zur Nachfrage und Investitionssteigerung. Kritiker behaupten, Keynes verfolge damit langfristig eine Verstaatlichung der Produktionsmittel. Diese Unterstellung entspricht jedoch keinesfalls d en tatsĂ€chlichen Ăberlegungen. Keynes hielt den Kapitalismus fĂŒr das einzig richtige Wirtschaftssystem, weil es die individuelle Freiheit der Wirtschaftssubjekte und Objekte garantiert. Insoweit stimmt Keynes mit Adam Smith ĂŒberein. Keynes ist jedoch der M einung, dass die Wirtschaft in Krisen nicht völlig sich selbst ĂŒberlassen werden könne. Langfristige Arbeitslosigkeit und schlieĂlich der Niedergang des Kapitalismus könnten die Folge sein. Zur Sicherung der Existenz des Kapitalismus fordert Keynes daher di e Aufgabe der "NachtwĂ€chterrolle" des Staates. Im einzelnen sieht sein Modell folgende Punkte vor:
- Grundposition: Die klassische Wirtschaftstheorie basiert auf einer Reihe von VorÂaussetzungen, die jedoch in der RealitĂ€t nur selten erfĂŒllt sind. Daher treten in der Wirklichkeit Probleme wie langfristige Massenarbeitslosigkeit auf, die von der Theorie eigentlich ausgeschlossen werden.
Zu den von Keynes kritisierten PrÀmissen gehören:
- Die in der Neoklassik streng vorgenommene Trennung des monetĂ€ren Sektors, also von Geld und Produktion widerspricht der RealitĂ€t. Geld wird nĂ€mlich auch als Wertaufbewahrungs (Vorsichts) - oder Spekulationsmittel und nicht nur als Tauschmittel verwandt wi rd. Der von Say aufgestellte Grundsatz, dass Nachfrage und Angebot immer gleich sind, weil jeder Anbieter auch in gleiÂcher Weise nachfragen, trifft damit nicht mehr zu. So ist es wahrscheinlich, dass die Haushalte aus Vorsicht einen Teil ihres Einkommens a u ch dann nicht ausgeben, wenn die Zinsen extrem niedrig sind. Dann ist das Angebot plötzlich gröĂer als die Nachfrage, d.h. es kommt zu ProduktionseinschrĂ€nkungen, RĂŒckgĂ€ngen der InvestitonsgĂŒternachfrage und Arbeitslosigkeit. Es wird also auch ein gesamt wi rtschaftliches Gleichgewicht bei UnterbeschĂ€ftigung hergeÂstellt. An diesem Beispiel wird der direkte Zusammenhang zwischen dem Geldmarkt und dem Umfang der Produktion deutlich.
- Durch "stillgelegtes" Geld ist also Arbeitslosigkeit zu Stande gekommen. Die Neoklassik geht nun davon aus, dass diese nur kurzfristig sein kann, weil durch das Ăberangebot von ArbeitskrĂ€ften die Löhne sinken und damit die Unternehmer wieder mehr Personen einstellen. In der RealitĂ€t sind jedoch die Löhne durch GeÂwerkschaftsvertĂ€ge u.Ă€. nach unten weitgehend starr. Bei einem NachfragerĂŒckÂgang gibt es dadurch eine unfreiwillige Arbeitslosigkeit, d.h. nicht alle Personen, die bereit sind zum Marktlohn zu ar beiten, finden eine Stelle. Aber auch, wenn man flexible Preise und Löhne annimmt, wĂŒrde es nach Keynes niemals zu einer Wiederherstellung der VollbeschĂ€ftigung kommen. Bei sinkenden Löhnen wĂŒrde nĂ€mlich die Konsumnachfrage der Haushalte zurĂŒckgehen. Das E rwarten von weiteren Lohnsenkungen könnte diesen Effekt noch verstĂ€rken. Zusammenfassend lĂ€sst sich also sagen, dass es keine automatische RĂŒckkehr zur VollbeschĂ€ftigung gibt, wie dies in der Neoklassik angenommen wird.
- Die unfreiwillige Arbeitslosigkeit wird also weiter bestehen, weil es ein gesamtÂwirtschaftliches Gleichgewicht bei UnterbeschĂ€ftigung gibt. Ohne die Einwirkung von exogenen Faktoren wĂŒrde sich also eine langfristige Massenarbeitslosigkeit ergeben. Die u nfreiwillige Arbeitslosigkeit kann nur beseitigt werden, wenn sich die Nachfragekurve wieder nach rechts verschiebt. Dies wird jedoch nicht von selber geschehen. Nach Keynes ist es nun die Aufgabe des Staates, als Nachfrager aufzutreten und damit in das W i rtschaftsgeschehen einzugreifen.
Die makroökonomische Analyse der Volkswirtschaft
Voraussetzungen
Die Höhe der Produktion und des Volkseinkommens hÀngt von einer Reihe von Faktoren ab wie z.B.
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den vorhandenen BodenschĂ€tzen der GröĂe und der Bildung der Bevölkerung dem technologischen Stand dem Kapitalstock (Sackkapital, bereits produkzierte Produktionsmittel) dem Wirtschaftsystem der Nachfrage nach Konsum - und InvestitionsgĂŒtern
BSP=Konsum der Haushalte+Konsum des Staates + Bruttoinvestitionen + Expote - Importe
ist z.B. eine Definitionsgleichung. Bei einer Definitionsgleichung wird die Berechnung einer wirtschaftlichen GröĂe immer explizit festgelegt. Die Verhaltensgleichungen drĂŒcken hingegen eine Hypothese ĂŒber das vorraussichtliche Verhalten der Wirtschaftssub jekte und dessen EinfluĂ auf andere gesamtwirtschaftliche GröĂen aus. Die Verhaltensgleichungen lassen sich als Funtkion mit einer abhĂ€ngigen und einer unabhĂ€ngigen Variable schreiben. Die Variable, deren VerĂ€nderungen mit Hilfe einer Hypothese erklĂ€rt wi r d, ist dabei die unabhĂ€ngige Variable die andere ist die abhĂ€ngige Variable.
Die Konsumfunktion
Der Konsum der privaten Haushalte ist von verschiedenen Faktoren abhĂ€ngig. Dazu gehören die Höhe des zur VerfĂŒgung stehenden Einkommens (Yv), die BevölkerungsgröĂe (B), das angesammelte Vermögen der Haushalte (Vg), die Einkommensverteilung (Yv, also das Ve rhĂ€ltnis von Lohn - und Gewinnquote), das Preisniveau(P) und die erwartete Einkommensentwicklung (Ye). Die AbhĂ€ngigkeit des Konsums von diesen GröĂen lĂ€sst sich dann als Verhaltensgleichung folgendermaĂen darstellen.
C=C(Yv,B,Vg,Yv,P,Ye),
Diese Gleichung ist jedoch von mehreren Variablen abhĂ€ngig. Dies erschwert die Betrachtung wesentlich. Um den EinfluĂ einer unabhĂ€ngigen Variable auf die abhĂ€ngige Variable (hier: Konsum) untersuchen zu können, muss man die ceteris - paribus - Klausel anwenden. Man nimmt setzt daher alle EinfluĂfaktoren des Konsums bis auf das verfĂŒgbare Einkommen konstant. Die konstant gesetzten GröĂen werden dann als Konsumneigung zusammengefaĂt. Unter dieser Voraussetzung erhĂ€lt man folgende Gleichung:
C=C(Yv) [allgemeine Konsumfunktion]
Zur Vereinfachung wird auĂerdem angenommen, dass eine Volkswirtschaft ohne staatliche AktivitĂ€ten und ohne staatliche Eingriffe vorliegt. Dann ist das verfĂŒgbare Einkommen gleich dem Volkseinkommen und dem Nettosozialprodukt. Es gilt also:
C=C(Y)
Diese Gleichung berĂŒcksichtigt allerdings die Konsumneigung noch nicht. Man geht in der Makroökonomie davon aus, dass bei einem Volkseinkommen von null der private Konsum nicht ebenfalls null ist, sondern auf einer bestimmten GröĂe verbleibt. Die Haushalte werden in einer solchen Situation nĂ€mlich ihre Vermögenswerte auflösen und auf diese Weise trotz nicht mehr vorhandenen Volkseinkommens weiterhin einen privaten Konsum ermöglichen. Hier kommt also die Konsumneigung zum tragen. Der bei einem Volkseinkommen von null auftretende Konsum wird auch als autonomer Konsum (Ca) bezeichnet. Die Interpretation des autonomen Konsums ist weitgehend umstritten. Man kann ihn beispielsweise als den Mindestkonsum (Existenzminimum ) deuten. Auf jeden Fall charakterisiert der autonome Konsum jedoch den EinfluĂ der Konsumneigung auf das Verhalten der privaten Haushalte. Unter BerĂŒcksichtigung der Konsumneigung (des autonomen Konsums) ergibt sich dann als Konsumfunktion:
C=C(Y)+Ca
C=cY+Ca
Nimmt man einen autonomen Konsum von 30 und c=0,7 an, so erhÀlt man folgenden Graphen:
Wie man aus dem Graphen erkennt, Ă€ndern sich das Volkseinkommen und die Konsumausgaben proportional zueinander. Der Graph der Konsumfunktion hat daher eine positive Steigung. DarĂŒber hinaus lĂ€sst sich erkennen, dass der Anteil des Konsums am Volkseinkommen mit steigendem Einkommen geringer wird. Dies lĂ€sst sich aus der Berechnung des Quotienten C/Y (durchschnittliche Konsumquote) ableiten.
Berechnung:
Y |
C |
C/Y |
0 |
30 |
|
50 |
65 |
1,30 |
100 |
100 |
1 |
150 |
135 |
0,90 |
200 |
170 |
0,85 |
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