Das Sozialprodukt und Wirtschaftswachstum

Das Sozialprodukt und Wirtschaftswachstum
Das Bruttosozialprodukt(BSP) ist eine reprĂ€sentative GrĂ¶ĂŸe fĂŒr den Wert aller innerhalb eines Jahres produzierten GĂŒter. DarĂŒberhinaus wird es hĂ€ufig als Wohlstandsindikator verwendet.
Die Wachstumsrate
Die Konjunkturlage bewertet man hÀufig anhand der Wachstumsrate des BSP. Die VerÀnderungsrate des BSP berechnet sich, indem man die VerÀnderung durch das Sozialprodukt des Vergleichsjahres dividiert.
Dann gilt:
Wachstumsrate=(VerÀnderung*100)/Sozialprodukt
Beispiel:
Das Sozialprodukt steigt von 800 Mrd DM auf 832 Mrd DM an. Dann betrÀgt die Wachstumsrate.
w=32*100/800=4%
Der Maßstab des Wachstums
Man unterscheidet allgemein das nominale und reale Wachstum des Bruttosozialproduktes. Das nominale Bruttosozialprodukt wird auf der Grundlage des unbereinigten Bruttosozialproduktes berechnet. Die VerĂ€nderungen in der Bevölkerungszahl und im Preisniveau b leiben also unberĂŒcksichtigt. Das reale Wachstum des BSP wird hingegen zu Preisen des festgelegten Basisjahres berechnet. Durch dieses Verfahren wird die Geldentwertung berĂŒcksichtigt.
Beispiel:
Das BSP steigt von 800 Mrd DM auf 880 Mrd DM. Die Preissteigerungsrate betrÀgt 6%. Berechne die nominale und reale Steigerung des BSP.
Nominale Steigerung:
W=80*100/800=10%
Reale Steigerung:
W= Nominale Steigerung - Preissteigerungsrate
W=10% - 6%=4%
Die Wachstumsfaktoren
Die Betrachtung der Wachstumsfaktoren erfolgt unter der allgemeinen Annahme, dass eine vollbeschÀftigte Volkswirtschaft stÀndig wachsen muss, damit der Grad der BeschÀftigung erhalten bleibt. Diese Vermutung beruht auf der allgemeinen Erfahrung, dass in einer stagnierenden Volkswirtschaft aufgrund von Rationalisierungsinvestitionen die Anzahl der benötigten ArbeitskrÀfte stÀndig geringer wird. Alle Wachstumsfaktoren haben ProduktivitÀtssteigerungen als Grundlage gemeinsam. Die verschiedenen Wachstumsfaktoren l assen sich nach Produktionsfaktoren gliedern.
Der Produktionsfaktor Arbeit
Durch den Produktionsfaktor Arbeit ist sowohl eine quantitative als auch qualitative Ausweitung der Produktion möglich.
    Eine quantitative Ausweitung lÀsst sich durch steigende Bevölkerungszahlen, Teilnahme anderer Bevölkerungsschichten an der Produktion. Eine qualitativer Anstieg der Produktion lÀsst sich durch eine bessere Bildung und mehr Leistungswillen der Arbeitnehmer erreichen.
Der Produktionsfaktor Boden
Mit Hilfe des Produktionsfaktors Boden lÀsst sich lediglich eine quantitative Ausweitung der Produktion erreichen. Dies kann z.B. durch Neulandgewinnung oder Bodenverbesserung erfolgen.
Der Produktionsfaktor Kapital
Der Produktionsfaktor Kapital bietet vielfÀltige Möglichkeiten eine Ausweitung der Produktion sowohl in qualitativer als auch quantitativer Hinsicht zu erreichen.
    Eine quantitative Ausweitung ist durch Erweiterungsinvestitionen möglich (z.B. Anschaffung neuer Maschinen) Eine qualitative Verbesserung lÀsst sich durch Investitionen erreichen Rationalisierungsinvestitionen wirken primÀr quantitativ, rufen jedoch hÀufig auch qualitative Verbesserungen hervor.
Die Wachstumskonzepte
Man unterscheidet grundsĂ€tzliches qualitative und das quantitative Wachstumskonzept. Das quantitative Wachstumskonzept bedeutet im Grundsatz die stĂ€ndige Steigerung der Produktion. Damit steigen auch die negativen FolgeschĂ€den der Produktion gleichzeitig a n. Die Kosten zur Beseitigung von UmweltschĂ€den erhöhen in diesem Zusammenhang das BSP also zusĂ€tzlich, ohne dass eine reale Wohlstandsverbeserung erreicht wird. Bei den qualitativen Wachstumskonzepten versucht man hingegen, negative Folgen der Produktion s oweit wie möglich zu vermeiden. Zu den qualitativen Konzepten zĂ€hlt beispielsweise der Vorschlag, SachgĂŒter durch Dienstleistungen zu ersetzen und so, Rohstoffe zu sparen.
Die TrÀger des Wachstums
Das mögliche Wirtschaftswachstum hĂ€ngt im wesentlichen von zwei Faktoren ab. Dies ist das Produktionspotential (gesamtwirtschaftliches Leistungsangebot) und die gesamtwirtschaftliche Nachfrage. Ein Wirtschaftswachstum ergibt sich demnach, wenn die Nachfrag e nach KonsumgĂŒtern oder InvestitionsgĂŒtern ansteigt. Auf der anderen Seite können auch qualitative oder quantitative Verbesserungen in Bezug auf das Produktionspotential zu einem Wirtschaftswachstum fĂŒhren. Die Anhebung der FaktorqualitĂ€ten, deren VerfĂŒg b arkeit und Kosten sind Beispiele in diesem Zusammenhang. Auch durch VorgĂ€nge, die nicht von den Unternehmen selbst ausgehen, kann das Produktionspotential gesteigert werden. So kann beispielsweise der Staat die Rahmenbedingungen (Steuern, Gesetze) Ă€ndern u nd damit die Effizienz der Produktion durch Kostensenkungen steigern.
Konjunktur
Die Konjunktur wird im normalen Sprachgebrauch hĂ€ufig fĂŒr eine Charakterisierung der allgemeinen GeschĂ€ftslage der Wirtschaft verwendet. TatsĂ€chlich bezeichnet Konjunktur jedoch einen sich periodisch wiederholenden Vorgang in der Wirtschaftsentwicklung. Di e Konjunktur verlĂ€uft nĂ€mlich in Zyklen, d.h. Phasen mit hohen, geringen oder negativen Wachstumsraten folgen aufeinander und wiederholen sich in bestimmten ZeitabstĂ€nden. Man spricht auch von einem wellenförmig sich wiederholenden Konjunkturzyklus. Der l a ngfristige Wachstumstrend ist dabei abnehmend, d.h. das durchschnittliche Wachstum des BSP wird von Phase zu Phase geringer. Die Konjunkturzyklen werden allgemein von verschiedenen Faktoren beeinflußt.
Die Faktoren fĂŒr die Schwankungen
Bei der langfristigen Betrachtung des Konjunkturverlaufs seit Beginn der Industrialisierung hat man festgestellt, dass es ungefĂ€hr alle 50 Jahre einen ungewöhnlich starken Aufschwung gibt, der mit bahnbrechenden Erfindungen zusammen fĂ€llt. Diese GesetzmĂ€ĂŸig keit konnte fĂŒr die Jahre 1800, 1850, 1900 und 1950 festgestellt werden. Diese langfristigen Wellen (Kondratjew - Wellen) werden allerdings von kurzfristigeren Wellen ĂŒberlagert.
    Unter den kurzfristigeren Wellen ist der Wachstumstrend als der langfristigste zu sehen. Der Wachstumstrend berechnet sich aus dem Durchschnitt des Wachstums des BSPs in vergangenen Perioden und wird als Indikator fĂŒr zukĂŒnftige Perioden verwandt. Die konjunkturellen Schwankungen sind als mittelfristig fĂŒr den Konjunkturverlauf anzusehen. Die konjunkturellen Schwankungen ergeben sich aus dem gesetzmĂ€ĂŸigen periodischem Wellenverlauf der Konjunktur. Die saisonalen Konjunkturschwankungen sind als kurzfristig anzusehen. Diese Schwankungen ergeben sich aus den Auswirkungen der jeweiligen Jahreszeit. So werden beispielsweise im Baugewerbe die UmsĂ€tze im Winter stark zurĂŒckgehen
Die Konjunkturzyklen im Einzelnen
Man unterscheidet vier Phasen des Konjunkturzyklus
    Die Krise/ das Tief (Depression) Den Aufschwung (ProsperitÀt) Die Hochkonjunktur (Boom) Den Abschwung (Rezession)
Alle vier Konjunkturzyklen lassen sich durch bestimmte VerÀnderungen bei Kriterien wie BeschÀftigung und KapazitÀtsauslastung charakterisieren. Diese werden in der folgenden Tabelle dargestellt und verglichen.
Gesamtwirtschaftliche GrĂ¶ĂŸe
Krise
Aufschwung
Hoch
Abschwung
KapazitÀtsauslastung
niedrig
steigt
hoch
sinkt
Produktion
niedrig
steigt
steigt
sinkt
Gewinne
sinken
steigen stark
hoch
sinken
Investitionen
sinken
steigen stark
steigen
Sinken stark
Nachfrage
sinkt
steigt stark
hoch
sinkt
Preise
niedrig
steigen
steigen stark
Sinken
BeschÀftigung
sinkt
steigt
steigt stark
sinkt stark
Löhne
niedrig
steigen
steigen stark
Sinken stark
Zinsen
niedrig
steigen
steigen stark
Sinken
Sparen
hoch
sinkt stark
sinkt
steigt
Von den aufgefĂŒhrten Kriterien sind die KapazitĂ€tsauslastung und die BeschĂ€ftigung die wichtigsten zur Unterscheidung der vier Kriterien. Die BeschĂ€ftigung trifft nĂ€mlich auch gleichzeitig eine Aussage ĂŒber die Produktion und die Löhne. Die KapazitĂ€tsausla stung ist hingegen ein besonders deutlicher Indikator fĂŒr die Konjunkturlage. In den beweglichen Phasen des Konjunkturzyklus (ProsperitĂ€t und Rezession) steigt oder fĂ€llt die KapazitĂ€tsauslastung entsprechend. In den Zustandsphasen des Konjunkturzyklus ve r bleibt die KapazitĂ€tsauslastung hingegen auf einem konstanten Stand (hoch oder tief). Die ProsperitĂ€t bezeichnet man hĂ€ufig auch als Mengenkonjunktur, weil hier das Wachstum ausschließlich ĂŒber die Steigerungen der Produktion erreicht wird. Die Hochkonju nk tur wird auch Preiskonjunktur, da ein Wachstum in dieser Phase nur noch durch Preissteigerungen erzielt werden kann.
Der Vergleich der Theorie der Phasen der Konjunkturzyklen mit der RealitÀt
Betrachtet man den Konjunkturverlauf der BRD seit 1960 so lassen sich insgesamt folgenden Aussagen in Bezug auf die Konjunkturtheorie treffen.
    Die KapazitĂ€tsauslastung ist ein relativ gutes Kriterium fĂŒr die Konjunktur. Sie verlĂ€uft fast immer parallel zu den jeweiligen Steigerungen des Bruttosozialproduktes. Der Trend, ArbeitskrĂ€fte in Krisen zu entlassen hat abgenommen. Der Trend, neue ArbeitskrĂ€fte in Phasen der Hochkonjunktur einzustellen, hat zugenommen. Zwischen Investitionen und BeschĂ€ftigungszahl besteht nicht immer ein direkter Zusammenhang. 1985 wurden beispielsweise in einer Phase des Aufschwungs, ArbeitskrĂ€fte eingestellt, aber keine neuen Investitionen getĂ€tigt. Zwischen Investitionen und Nachfrage (privater Verbrauch) lĂ€sst sich entgegen der Theorie kein direkter Zusammenhang erkennen.
Die Bewertung von Konjunkturtheorien, Prognosen und Statistiken.
Um Konjunkturprognosen zu erstellen, betrachtet man normalerweise die realen Schwankungen des Sozialproduktes. Die Schwankungen weisen eine gewisse RegelmĂ€ĂŸigkeit in Form von Wachstumszyklen auf. Ein solcher Zyklus dauert ungefĂ€hr 8 bis 9 Jahre und lĂ€sst si ch in vier Phasen unterteilen. Am Anfang steht stets ein krĂ€ftiger Aufschwung, der vom Tiefpunkt ausgeht. Es folgen dann eine Phase langsam abnehmender Wachstumsraten und dann ein erneuter Anstieg bis zum Gipfelpunkt. Nach diesem setzt die vierte Phase de s Abschwungs bis zum neuen Tiefpunkt ein. Aufgrund dieses Verlaufs lĂ€sst sich von einer vierphasigen M - Form der Wachstumszyklen sprechen.


Zeichnet beispielsweise die laufende Entwicklung des realen Bruttoinlandsproduktes von Vierteljahr zu Vierteljahr in den Jahren 1982 bis 1993 auf, so erkennt man die M - Form dieses 5.Wachstumszyklus durch die Verbindung der Hoch - und Tiefpunkte der Verlaufs punkte. Über diesen Zeitraum lassen sich folgende Feststellungen treffen.
    Die 1.Phase begann ungefĂ€hr Ende 1981 und dauerte bis Mitte 1984 an. Ende 1984 (Beginn von Phase 2) gingen die Wachstumsraten zurĂŒck und erreichten schließlich 1987 ihren Tiefpunkt (Übergang von Phase 2 zu Phase 3) Ab Ende 1987 (Beginn von Phase 3) nahmen die Wachstumsraten des Bruttoinlandsproduktes wieder zu und erreichten Anfang 1990 (Ende Phase 3) ihr absolutes Maximum im 5. Wachstumszyklus. Ab Mitte 1990 (Beginn Phase 4) nahmen die Wachstumsraten sehr stark ab. Anfang 1992 werden die Wachstumsraten negativ, d.h. das reale Bruttoinlandsprodukt geht absolut zurĂŒck.
Die hohen negativen Wachstumsraten des Bruttoinlandsproduktes Mitte und Ende 1992 fĂŒhrten zu der Annahme, dass man sich in der tiefsten Rezession seit der Nachkriegsentwicklung befinde. Betrachtet man jedoch die Abschwungphasen der vergangenen fĂŒnf Abschwun gphasen, so lĂ€sst sich diese Behauptung kaum aufrecht erhalten. Mit Ausnahme des 1. Wachstumszyklus wurden bei allen anderen Abschwungphasen die Wachstumsraten Ă€hnlich stark negativ. Allerdings ist im 5. Konjunkturzyklus die Steilheit des Abschwungs wesent l ich grĂ¶ĂŸer, d.h. er verlĂ€uft ĂŒber einen relativ kurzen Zeitraum. Dies fĂŒhrt mit hoher Wahrscheinlichkeit zu der Überbewertung des Abschwungs von 1992. Im 3.Quartal 1993 begann dann der 3. Konjunkturzyklus mit seiner 1.Phase. Am Anfang des Jahres 1995 lĂ€ĂŸ t sich der Übergang von Phase 1 in Phase 2 ansetzen. Die Konjunktur verlĂ€uft seit diesem Zeitpunkt jedoch zuwider jeder Theorie. Anstelle eines normalen und der Theorie entsprechenden langsamen RĂŒckgang des Bruttoinlandsproduktes in Phase 2 brach die Indus tr ieproduktion dramatisch ein. Gleichzeitig hat sich jedoch die KapazitĂ€tsauslastung seit dem 1. Quartal 1995 weiter erhöht. Dies ist ein eindeutiger Widerspruch. Um diesen aufzuklĂ€ren, bedarf es einer genaueren Betrachtung der anderen wirtschaftlichen Da ten. Ein starker RĂŒckgang der AuftragseingĂ€nge aus dem Ausland aufgrund des schwachen Dollars hat primĂ€r zu einer AbkĂŒhlung des GeschĂ€ftsklimas sowie des Verlaufes der Industrieproduktion gefĂŒhrt. Auch aus dem Inland ist keine Belebung der Industrieproduk tion zu erwarten, weil die Inlandsnachfrage seit Jahren gleichgeblieben ist. Dies wird auch an den langfristig nahezu konstanten EinzelhandelsumsĂ€tzen deutlich. Daher war der Aufschwung seit Mitte 1993 auch hauptsĂ€chlich durch die steigende Nachfrage aus d em A usland begrĂŒndet. Diese geht nun ebenfalls zurĂŒck. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt sieht ebenfalls nicht besonders gut aus. War die Arbeitslosigkeit trotz guter Konjunktur in den Jahren 1993 und 1994 durch Rationalisierungen zur Erhaltung der Konkurrenz fĂ€hig keit gegenĂŒber dem Ausland nur minimal gesunken, so wird sie nun wieder steigen. Dies zeigen auch die neuesten Zahlen. In den Sommermonaten ist die Zahl der Arbeitslosen nur um ca. 10000 zurĂŒckgegangen, d.h. sie ist saisonbereinigt gestiegen. Im Gege nsatz zu der Entwicklung dieser Konjunkturmerkmale steht jedoch weiterhin die steigende KapazitĂ€tsauslastung. Eine ErklĂ€rung fĂŒr diesen Widerspruch liefert bestenfalls die Umstellung der deutschen Industriestatistik. Anfang 1995 wurde die bisherige Branche nglied erung und Gewichtung durch eine Neue ersetzt. Genau seit diesem Zeitpunkt tritt auch der nicht zu erklĂ€rendende Widerspruch zwischen der Entwicklung der Industrieproduktion und der KapazitĂ€tsauslastung auf. Die Statistiker versuchen nun die neuen Ri chtlini en auch auf die Jahre 1991 und 1994 anzuwenden und so wieder einen brauchbaren Vergleich zu ermöglichen. Dies ist allerdings nur bei einem Bruchteil der Daten möglich. Genaue Wirtschaftsdaten sind jedoch unbedingt notwendig, weil die private Hausha lte ihre n Konsum und die Unternehmen ihre Investitionen vielfach nach den Konjunkturprognosen richten. Im Extremfall könnten die falschen Statistiken daher zu einem weitgehenden Konsumverzicht der Haushalte und damit zu einer lang anhaltenden Wirtschaftsk rise fĂŒhr en.
Verschiedene Konjunkturtheorien
Die klassische Konjunkturtheorie
Die klassische Konjunkturtheorie wurde im wesentlichen durch Say begrĂŒndet. Seiner Auffassung nach sind Wirtschaftskrisen nicht möglich, weil jeder Anbieter gleichzeitig auch wieder als Nachfrager auftritt. Nimmt man nun an, dass als Zahlungsmittel fĂŒr GĂŒte r wiederum GĂŒter fungieren, so wird einer doppelten Nachfrage stets ein doppeltes Angebot gegenĂŒberstehen. Die Verwendung von Geld als Wertaufbewahrungsmittel wird von dieser Modellvorstellung selbstverstĂ€ndlich nicht zugelassen. Das stets vorhandene Glei c hgewicht zwischen Angebot und Nachfrage ĂŒbertrĂ€gt Say auch auf den Arbeitsmarkt. Es kann kein Überangebot von ArbeitskrĂ€ften geben, weil bei einer großen Zahl von zur VerfĂŒgung stehenden ArbeitskrĂ€ften die Löhne sinken. Die Unternehmer können dann mehr A rb eiter einstellen. Daraus folgt schließlich, dass eine sich selbst ĂŒberlassene Volkswirtschaft immer automatisch zu VollbeschĂ€ftigung tendiert. Staatliche Eingriffe sind daher nach der Meinung von Say nicht notwendig. Sie wĂŒrden nur die individuelle Freih eit des Einzelnen beschrĂ€nken und damit der Wirtschaft schaden. Say trifft bei diesem Modell eine Reihe von Bedingungen, die fĂŒr seine Zeit noch recht erfĂŒllbar sind. So muss ein konstantes Preisniveau vorrausgesetzt (inflationĂ€re Tendenzen werden also ausg esc hlossen) und der technische Fortschritt ausgeschlossen werden. Werden alle Anforderungen erfĂŒllt, so kann es normalerweise nicht zu Krisen kommen. Say rĂ€umt lediglich ein, dass exogene Faktoren wie Kriege kurzzeitige Konjunkturschwankungen verursachen k önnt en.
Die neoklassische Konjunkturtheorie
Die klassische Konjunkturtheorie wurde um einige Bedingungen erweitert. Auf der neoklassischen Theorie basieren auch heute noch eine Reihe von wirtschaftlichen ErklĂ€rungsmodellen wie die Nachfrage (z.B. in Bezug auf Grenznutzen) - und Preistheorie. Im Gegen satz zur Klassik berĂŒcksichtigt die Neoklassik z.B. die wirtschaftliche Entwicklung. DarĂŒberhinaus dominiert in der Neoklassik die subjektive Wertlehre, d.h. der Wert und Preis eines Gutes richtet sich nicht wie in der objektiven Wertlehre nach der zur He r stellung notwendigen Arbeitsmenge sondern nach der individuellen WertschĂ€tzung eines Wirtschaftssubjektes fĂŒr das jeweilige Produkt. ZwangslĂ€ufig steht bei allen Betrachtungen nach dem neoklassischen Modell daher auch die Nachfrageseite im Vordergrund. E be nso wie in der Klassik legt man bei völlig variablen Löhnen und Preisen eine Tendenz zum Gleichgewicht zu Grunde. Hintergrund dieses Gleichgewichtsdenkens sind die Gewinn - und Nutzenmaximierung der Marktteilnehmer. Hieraus wird deutlich, dass auch das ne okl assische Modell von einer Reihe von Annahmen ausgeht. Dazu gehören:
    Eine Vielzahl von Anbietern steht einer Vielzahl von Nachfragern gegenĂŒber (atomistische Konkurrenz). Außerdem besteht freier Marktzutritt. Alle Anbieter von Arbeitskraft sind homogen. Es besteht Markttransparenz, d.h. alle Marktteilnehmer können sofort auf LohnverĂ€nderungen usw. reagieren. Die ArbeitskrĂ€fte sind mobil, d.h. sie wechseln immer dorthin, wo sie die besten Arbeitsbedingungen vorfinden.
In der Neoklassik wird nun neben dem GĂŒtermarkt auch der Arbeits - und Geldmarkt betrachtet. Auf dem Arbeitsmarkt nimmt mit steigendem Reallohnsatz das Angebot an ArbeitskrĂ€ften zu; bei sinkenden Reallöhnen fragen die Unternehmer mehr Arbeit nach. Aufgrund von bestehender Nachfrage und Angebot wird sich ein bestimmter Gleichgewichtslohn ergeben. Es herrscht dann VollbeschĂ€ftigungsgleichgewicht, d.h. alle die zum Gleichgewichtslohn arbeiten wollen, erhalten einen Arbeitsplatz. Es gibt also lediglich eine frei willige Arbeitslosigkeit. Auch bei steigendem Angebot (z.B. durch Bevölkerungswachstum) bildet sich wiederum ein Gleichgewichtslohn heraus (dieser ist nun niedriger), zu dem alle Arbeitswilligen beschĂ€ftigt werden können. Der Marktmechanismus sichert also die VollbeschĂ€ftigung. Hierin stimmt die Neoklassik also vollkommen mit der Klassik ĂŒberein. Allerdings rĂ€umen die Theoretiker der Neoklassik ein, dass es eine kurzfristiges Ungleichgewicht geben kann. In einem solchen Fall setzt ein Anpassungsprozeß ein. D ie Möglichkeit einer kurzfristigen Arbeitslosigkeit wird demnach eingerĂ€umt. Langfristig sichert jedoch der Marktmechanismus die StabilitĂ€t. Kurzfristige Arbeitslosigkeit kann in der Neoklassik in verschiedenen Varianten auftreten.
    Bei zu hohen Löhnen ĂŒbersteigt das Angebot die Nachfrage, d.h. es gibt eine Hochlohnarbeitslosigkeit. Dann muss der Lohn soweit gesenkt werden, dass Angebot und Nachfrage wieder ĂŒbereinstimmen. Durch VerĂ€nderungen in der Nachfragestruktur (Nachfrage nach einem Produkt geht zurĂŒck, wĂ€hrend sie nach einem anderen zunimmt) kann es zu kurzfristiger struktureller Arbeitslosigkeit auf TeilarbeitsmĂ€rkten kommen. Damit werden sich jedoch gleichzeitig Pre is - und Lohnsenkungen fĂŒr das weniger nachgefragte Gut und Erhöhungen fĂŒr das mehr nachgefragte Produkt ergeben. Schließlich folgt daraus wieder die Tendenz zum Gleichgewicht. Friktionelle Arbeitslosigkeit kann auftreten, wenn jemand eine Stelle kĂŒndigt, aber nicht sofort wieder eine neue besetzt.
Die Konjunkturtheorie von Keynes
Keynes ist der Auffassung, dass die neoklassische Konjunkturtheorie von Voraussetzungen ausgeht, die sich in der RealitĂ€t nicht antreffen lassen. BestĂ€tigt werden seine Überlegungen durch die Weltwirtschaftskrise nach dem 1.Weltkrieg. In dieser tritt erstma ls eine langfristige Arbeitslosigkeit auf, die es nach der klassischen Theorie eigentlich nicht geben kann. Keynes entwickelt daraufhin ein neues Konjunkturmodell, das die SchwĂ€chen des Kapitalismus (die langfristige Arbeitslosigkeit) beseitigen soll. Der wesentliche Aspekt des Keynesiasmus ist der Eingriff des Staates zur Nachfrage und Investitionssteigerung. Kritiker behaupten, Keynes verfolge damit langfristig eine Verstaatlichung der Produktionsmittel. Diese Unterstellung entspricht jedoch keinesfalls d en tatsĂ€chlichen Überlegungen. Keynes hielt den Kapitalismus fĂŒr das einzig richtige Wirtschaftssystem, weil es die individuelle Freiheit der Wirtschaftssubjekte und Objekte garantiert. Insoweit stimmt Keynes mit Adam Smith ĂŒberein. Keynes ist jedoch der M einung, dass die Wirtschaft in Krisen nicht völlig sich selbst ĂŒberlassen werden könne. Langfristige Arbeitslosigkeit und schließlich der Niedergang des Kapitalismus könnten die Folge sein. Zur Sicherung der Existenz des Kapitalismus fordert Keynes daher di e Aufgabe der "NachtwĂ€chterrolle" des Staates. Im einzelnen sieht sein Modell folgende Punkte vor:
- Grundposition: Die klassische Wirtschaftstheorie basiert auf einer Reihe von Vor­aussetzungen, die jedoch in der RealitĂ€t nur selten erfĂŒllt sind. Daher treten in der Wirklichkeit Probleme wie langfristige Massenarbeitslosigkeit auf, die von der Theorie eigentlich ausgeschlossen werden.
Zu den von Keynes kritisierten PrÀmissen gehören:
- Die in der Neoklassik streng vorgenommene Trennung des monetĂ€ren Sektors, also von Geld und Produktion widerspricht der RealitĂ€t. Geld wird nĂ€mlich auch als Wertaufbewahrungs (Vorsichts) - oder Spekulationsmittel und nicht nur als Tauschmittel verwandt wi rd. Der von Say aufgestellte Grundsatz, dass Nachfrage und Angebot immer gleich sind, weil jeder Anbieter auch in glei­cher Weise nachfragen, trifft damit nicht mehr zu. So ist es wahrscheinlich, dass die Haushalte aus Vorsicht einen Teil ihres Einkommens a u ch dann nicht ausgeben, wenn die Zinsen extrem niedrig sind. Dann ist das Angebot plötzlich grĂ¶ĂŸer als die Nachfrage, d.h. es kommt zu ProduktionseinschrĂ€nkungen, RĂŒckgĂ€ngen der InvestitonsgĂŒternachfrage und Arbeitslosigkeit. Es wird also auch ein gesamt wi rtschaftliches Gleichgewicht bei UnterbeschĂ€ftigung herge­stellt. An diesem Beispiel wird der direkte Zusammenhang zwischen dem Geldmarkt und dem Umfang der Produktion deutlich.
- Durch "stillgelegtes" Geld ist also Arbeitslosigkeit zu Stande gekommen. Die Neoklassik geht nun davon aus, dass diese nur kurzfristig sein kann, weil durch das Überangebot von ArbeitskrĂ€ften die Löhne sinken und damit die Unternehmer wieder mehr Personen einstellen. In der RealitĂ€t sind jedoch die Löhne durch Ge­werkschaftsvertĂ€ge u.Ă€. nach unten weitgehend starr. Bei einem NachfragerĂŒck­gang gibt es dadurch eine unfreiwillige Arbeitslosigkeit, d.h. nicht alle Personen, die bereit sind zum Marktlohn zu ar beiten, finden eine Stelle. Aber auch, wenn man flexible Preise und Löhne annimmt, wĂŒrde es nach Keynes niemals zu einer Wiederherstellung der VollbeschĂ€ftigung kommen. Bei sinkenden Löhnen wĂŒrde nĂ€mlich die Konsumnachfrage der Haushalte zurĂŒckgehen. Das E rwarten von weiteren Lohnsenkungen könnte diesen Effekt noch verstĂ€rken. Zusammenfassend lĂ€sst sich also sagen, dass es keine automatische RĂŒckkehr zur VollbeschĂ€ftigung gibt, wie dies in der Neoklassik angenommen wird.
- Die unfreiwillige Arbeitslosigkeit wird also weiter bestehen, weil es ein gesamt­wirtschaftliches Gleichgewicht bei UnterbeschĂ€ftigung gibt. Ohne die Einwirkung von exogenen Faktoren wĂŒrde sich also eine langfristige Massenarbeitslosigkeit ergeben. Die u nfreiwillige Arbeitslosigkeit kann nur beseitigt werden, wenn sich die Nachfragekurve wieder nach rechts verschiebt. Dies wird jedoch nicht von selber geschehen. Nach Keynes ist es nun die Aufgabe des Staates, als Nachfrager aufzutreten und damit in das W i rtschaftsgeschehen einzugreifen.
Die makroökonomische Analyse der Volkswirtschaft
Voraussetzungen
Die Höhe der Produktion und des Volkseinkommens hÀngt von einer Reihe von Faktoren ab wie z.B.
    den vorhandenen BodenschĂ€tzen der GrĂ¶ĂŸe und der Bildung der Bevölkerung dem technologischen Stand dem Kapitalstock (Sackkapital, bereits produkzierte Produktionsmittel) dem Wirtschaftsystem der Nachfrage nach Konsum - und InvestitionsgĂŒtern
Betrachtet man nun die kurzfristige gesamtwirtschaftliche Entwicklung, so lassen sich all diese Faktoren bis auf die Nachfrage nach Konsum - und InvestitionsgĂŒtern als konstant annehmen, weil sie sich nur langfrsitig bedeutend Ă€ndern könnten. Im Kapitalstoc k können zwar kurzfristige VerĂ€nderungen auftreten, diese wirken sich jedoch erst langfristig aus. Bei der kurzfristigen gesamtwirtschaftlichen Betrachtung wendet man also die ceteris - paribus - Klausel an. Aus dieser Betrachtung folgt, dass ausschließlich di e gesamtwirtschaftliche Nachfrage die Höhe der Produktion, der BeschĂ€ftigung und den Umfang des Volkseinkommens bestimmt. Zwischen diesen einzelnen GrĂ¶ĂŸen bestehen wieder Beziehungen und VerknĂŒpfungen, so dass sich ein kumultativer Prozeß ergibt, d.h. die G r Ă¶ĂŸen beeinflussen sich gegenseitig und die Auswirkungen auf die Volkswirtschaft verstĂ€rken sich. Wenn beispielsweise die Nachfrage nach InvestitionsgĂŒtern aufgrund sinkender Unternehmensgewinne zurĂŒckgeht, so geht die Höhe der InvestitionsgĂŒterproduktion z urĂŒck. Damit werden im InvestitionsgĂŒtersektor auch weniger ArbeitskrĂ€fte benötigt. Die vorgenommenen Entlassungen fĂŒhren wiederum zu einem sinkendem Volkseinkommen, so dass die Arbeitnehmerhaushalte weniger nachfragen können. Die sinkende gesamtwirtscha ftl iche Nachfrage hat dann wiederum eine sinkende KonsumgĂŒterproduktion und weitere Entlassungen zur Folge. Dieser Prozeß verstĂ€rkt sich also immer weiter (kummultative Eigenschaft) und kommt erst dann zum Stillstand, wenn sich die gesamtwirtschaftliche N achf rage und das gesamtwirtschaftliche Angebot wieder ausgleichen. Dieser Ausgleich wird auf einem niedrigeren als dem Ausgangsniveau, d.h. bei UnterbeschĂ€ftigung, stattfinden. Das sich auf diese Weise ergebene Volkseinkommen wird dann als Gleichgewichtse inkom men bezeichnet. In der makroökonomischen Betrachtungsweise werden außerdem Wirtschaftssubjekte, die gleiche oder Ă€hnliche wirtschaftliche Verhaltensweisen zu bestimmten Gruppen, den Agregaten, zusammengefaßt. So gibt es in der Makrökonomie beispielsw eise d ie Agregate Haushalte, Unternehmen, Staat und Ausland. Bei dieser Betrachtungsweise bleiben jedoch VerĂ€nderungen innerhalb des einzelnen Agregats (z.B. Einkommensumverteilung bei den Haushalten) unberĂŒcksichtigt. Diese werden erst bei der mikroökono mischen Betrachtungsweise deutlich. DarĂŒberhinaus versucht man bei der makroökonomischen Analyse VerĂ€nderungen durch Verhaltens - und Definitionsgleichungen zu kennzeichnen. Die Gleichung fĂŒr das BSP
BSP=Konsum der Haushalte+Konsum des Staates + Bruttoinvestitionen + Expote - Importe
ist z.B. eine Definitionsgleichung. Bei einer Definitionsgleichung wird die Berechnung einer wirtschaftlichen GrĂ¶ĂŸe immer explizit festgelegt. Die Verhaltensgleichungen drĂŒcken hingegen eine Hypothese ĂŒber das vorraussichtliche Verhalten der Wirtschaftssub jekte und dessen Einfluß auf andere gesamtwirtschaftliche GrĂ¶ĂŸen aus. Die Verhaltensgleichungen lassen sich als Funtkion mit einer abhĂ€ngigen und einer unabhĂ€ngigen Variable schreiben. Die Variable, deren VerĂ€nderungen mit Hilfe einer Hypothese erklĂ€rt wi r d, ist dabei die unabhĂ€ngige Variable die andere ist die abhĂ€ngige Variable.
Die Konsumfunktion
Der Konsum der privaten Haushalte ist von verschiedenen Faktoren abhĂ€ngig. Dazu gehören die Höhe des zur VerfĂŒgung stehenden Einkommens (Yv), die BevölkerungsgrĂ¶ĂŸe (B), das angesammelte Vermögen der Haushalte (Vg), die Einkommensverteilung (Yv, also das Ve rhĂ€ltnis von Lohn - und Gewinnquote), das Preisniveau(P) und die erwartete Einkommensentwicklung (Ye). Die AbhĂ€ngigkeit des Konsums von diesen GrĂ¶ĂŸen lĂ€sst sich dann als Verhaltensgleichung folgendermaßen darstellen.
C=C(Yv,B,Vg,Yv,P,Ye),
Diese Gleichung ist jedoch von mehreren Variablen abhĂ€ngig. Dies erschwert die Betrachtung wesentlich. Um den Einfluß einer unabhĂ€ngigen Variable auf die abhĂ€ngige Variable (hier: Konsum) untersuchen zu können, muss man die ceteris - paribus - Klausel anwenden. Man nimmt setzt daher alle Einflußfaktoren des Konsums bis auf das verfĂŒgbare Einkommen konstant. Die konstant gesetzten GrĂ¶ĂŸen werden dann als Konsumneigung zusammengefaßt. Unter dieser Voraussetzung erhĂ€lt man folgende Gleichung:
C=C(Yv) [allgemeine Konsumfunktion]
Zur Vereinfachung wird außerdem angenommen, dass eine Volkswirtschaft ohne staatliche AktivitĂ€ten und ohne staatliche Eingriffe vorliegt. Dann ist das verfĂŒgbare Einkommen gleich dem Volkseinkommen und dem Nettosozialprodukt. Es gilt also:
C=C(Y)
Diese Gleichung berĂŒcksichtigt allerdings die Konsumneigung noch nicht. Man geht in der Makroökonomie davon aus, dass bei einem Volkseinkommen von null der private Konsum nicht ebenfalls null ist, sondern auf einer bestimmten GrĂ¶ĂŸe verbleibt. Die Haushalte werden in einer solchen Situation nĂ€mlich ihre Vermögenswerte auflösen und auf diese Weise trotz nicht mehr vorhandenen Volkseinkommens weiterhin einen privaten Konsum ermöglichen. Hier kommt also die Konsumneigung zum tragen. Der bei einem Volkseinkommen von null auftretende Konsum wird auch als autonomer Konsum (Ca) bezeichnet. Die Interpretation des autonomen Konsums ist weitgehend umstritten. Man kann ihn beispielsweise als den Mindestkonsum (Existenzminimum ) deuten. Auf jeden Fall charakterisiert der autonome Konsum jedoch den Einfluß der Konsumneigung auf das Verhalten der privaten Haushalte. Unter BerĂŒcksichtigung der Konsumneigung (des autonomen Konsums) ergibt sich dann als Konsumfunktion:
C=C(Y)+Ca
C=cY+Ca
Nimmt man einen autonomen Konsum von 30 und c=0,7 an, so erhÀlt man folgenden Graphen:

Wie man aus dem Graphen erkennt, Ă€ndern sich das Volkseinkommen und die Konsumausgaben proportional zueinander. Der Graph der Konsumfunktion hat daher eine positive Steigung. DarĂŒber hinaus lĂ€sst sich erkennen, dass der Anteil des Konsums am Volkseinkommen mit steigendem Einkommen geringer wird. Dies lĂ€sst sich aus der Berechnung des Quotienten C/Y (durchschnittliche Konsumquote) ableiten.
Berechnung:
Y
C
C/Y
0
30


50
65
1,30
100
100
1
150
135
0,90
200
170
0,85
Im Graphen gibt der Tangens des Winkels (=gleich der Steigung der Halbgeraden) der Halbgeraden durch den jeweiligen Punkt des Graphen der Konsumfunktion die durchschnittliche Konsumquote beim jeweiligen Volkseinkommen an. Es lĂ€sst sich also sagen, dass mit z unehmenden Volkseinkommen ein immer geringerer Anteil des Einkommens fĂŒr den Konsum verwendet wird. ZwangslĂ€ufig muss daher das Sparen bei steigendem Einkommen zunehmen. Zeichnet man im Graphen die 1. Winkelhalbierende, so gibt diese den Fall an, dass die Haushalte ihr gesamtes Einkommen fĂŒr den Konsum verwenden wĂŒrden. Man erkennt, dass im Intervall von 0 bis 100 der Graph von C ĂŒber der Halbgeraden verlĂ€uft, d.h. der Konsum ist grĂ¶ĂŸer als das Volkseinkommen. Dies ist nur möglich, wenn vorhandene Vermögenswerte aufgelöst werden. Bei einem Volkseinkommen grĂ¶ĂŸer als 100 verlĂ€uft der Graph der Konsumfunktion ĂŒber der Halbgeraden, d.h. das Volkseinkommen ist grĂ¶ĂŸer als das Konsum. Die Haushalte verwenden also einen immer grĂ¶ĂŸer werdenden Teil ihres Einkommens z um Sparen. Bei einem Volkseinkommen von 100 reicht das Einkommen gerade aus, um die Konsumvorhaben zu erfĂŒllen (Schnittpunkt des Graphen der Konsumfunktion und der Halbgeraden). Man bezeichnet dieses Einkommen daher als Basiseinkommen (Cb). Bei jedem Einkomme n unter dem Basiseinkommen wird entspart (durchschn.. Konsumquote grĂ¶ĂŸer 1), bei jedem Einkommen ĂŒber dem Basiseinkommen (durchschn.. Konsumquote kleiner 1) wird gespart. Neben der durchschnittlichen Konsumquote lĂ€sst sich auch die marginale Konsumquote betrachten. Die marginale Konsumquote mißt den Betrag, den die Haushalte bei einer EinkommensĂ€nderung fĂŒr zusĂ€tzlichen Konsum ausgeben. Die marginale Konsumquote ist also die Steigung des Graphen der Konsumfunktion in dem jeweiligen Punkt. Im betrachteten Fall ist die marginale Konsumquote gleich 0,7. Von jeder zusĂ€tzlichen Mark Einkommen wĂŒrden die Haushalte also nur 70 Pfennige fĂŒr den Konsum ausgeben. Im allgemeinen ist die Konsumquote kleiner als eins. Dies ist auf die Veranlagung der Haushalte zum Sparen (Schaffung von LiquiditĂ€tsreserven) zurĂŒckzufĂŒhren. Im Beispiel ist die marginale Konsumquote als konstant angenommen. In der RealitĂ€t kann man jedoch feststellen, dass der Konsumzuwachs bei steigendem Einkommen immer geringer wird. Allgemein lĂ€sst sic h die Steigung c des Graphen der Konsumfunktion durch die Konsumneigung charakterisieren. Den Schnittpunkt des Graphen der Konsumfunktion mit der C - Achse bestimmt hingegen der autonome Konsum Ca. Die marginale Konsumquote könnte beispielsweise bei steigend er Arbeitslosigkeit zurĂŒckgehen. Ebenso wĂŒrde der autonome Konsum sich bei steigender Bevölkerungszahl erhöhen. Der Einfluß der Konsumneigung auf die Höhe des Konsums lĂ€sst sich beispielsweise an der Einkommensverteilung aufzeigen. Man unterscheidet also d en Konsum der Arbeitnehmerhaushalte (CA) und den Konsum der Unternehmerhaushalte (CU). Man nimmt nun an, dass das durchschnittliche Einkommen der Unternehmerhaushalte wesentlich höher ist als das der Arbeitnehmerhaushalte. Daher ist die marginale Konsumquote bei d en Unternehmern wesentlich niedriger als bei den Arbeitnehmern. Andererseits haben die Unternehmerhaushalte auch einen höheren Anspruch, d.h. einen höheren autonomen Konsum. VerĂ€ndert sich nun die Einkommensverteilung, d.h. erhöht sich z.B. die Lohnquote gegenĂŒber der Gewinnquote, so wird sich auch die gesamte marginale Konsumquote erhöhen. Dies erklĂ€rt sich durch die höhere marginale Konsumquote der Arbeitnehmerhaushalte, d.h. eine höhere Lohnquote wirkt sich auf den Konsum prozentual mehr aus als eine höhere Gewinnquote.

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