Marcel Reich-Ranicki

Einleitung

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1920 geboren in polnischer Kleinstadt Wloclawek an der Weichsel

Vater sprach polnisch, Mutter deutsch

Jude

spricht noch heute zu Hause mit seiner Frau polnisch

1929 Umzug mit Eltern nach Berlin

Judentum keine Bedeutung in seinem Leben

Kenntnisse nur aus dem Preußschen Gymnasium

bereits in der Schule großes Interesse an Literatur

Schule sogar Auslöser

Aufsatz: "kein Schulaufstatz mehr, für literarischen Versuch zu schwach"

im Aufsatz meistens 1

kam als Jude gut zu recht

1938 Abitur: Gerhard Hauptmann, Stellung zum Nationalsozialismus,

aber soziale Frage

wird dann aber nicht zum Studium zugelassen (Jude)

= Lehrling in einer Exportfirma

1938 Deportation nach Polen

1943 Heirat von Teofila

flieht M. R.-R. mit seiner Frau aus dem Warschauer Ghetto

wird dann von polnischem Ehepaar aufgenommen

= er und seine Frau überleben, beider Eltern nicht

Russen sind Befreier = zunächst überzeugter Kommunist

1946 tritt er der polnischen Partei bei

1948 Chef des Generalkonsulats der Republik Polen in London

nennt sich nun Marceli Ranicki

bittet um Demission aus der Partei wegen Antisemitischer Haltung der Partei

= Ausschluß und sogar einige Tage Einzelhaft

findet Arbeit in einem Verlag (Polen)

= schreibt über deutsche Literatur: marxistische Literaturtheorie

ihm heute noch ungangenehm

z.B. über Rilke: er verschweige "wesentliche Konflikte der Epoche" und diene der "herrschende Rasse"

Warschau Korrespondent der FAZ empfiehlt M. R.-R. an Lit.-chef Fr. Sieburg

"Wohl Jude wie?" erste Entgegnung Sieburgs, dann

er scheine "ein wenig von deutscher Literatur zu verstehen"

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1958 von Warschau nach Deutschland

erster Artikel von ihm in der FAZ

Teilnahme bei einer Tagung der "Gruppe 47"

1960 erster Beitrag in Zeit, Verriß über Graß' "Blechtrommel"

"Die Blechtrommel ist kein guter Roman",

"In dem Graß scheint - alles in allem - ein Talent zu stecken"

mäkelt und monierte über verschiedene Autoren

an Gruppe 47 ließ er keinen Zweifel, war bei allen Tagungen = Profilierung

Unerbittlich im Nachhaken, Nachfragen, Zuspitzen;

stellte sich ein wenig dumm und brachte andere Rednber aus ihrem Konzept

schreibt über:

Alfred Andersch, Ingeborg Bachmann, Böll, Günter Eich, Graß, Alexander Klu ge, Martin Walser, Gabriele Wohnmann

1963 "Deutsche Literatur in Ost und West",erstes Buch

nutzt seinen Vorsprung an Kenntnissen aus seiner Zeit in Polen

setzt sich für Autoren in Ostdeutschland ein

1968/1969 lehrt eran amerikanischen Universitäten

1970 "Lauter Verriße", sehr bekanntes Werk (Zeigen!!!)

fortan erscheint sein Namen fas auschließlich in Verbindung mit diesem Titel

1971-1975 Gastprofessor für Neue Deutsche Literatur an der Universität in Stock holm und Uppsala

1973 Literaturchef bei FAZ und gibt Zeit auf

will unabhängig von Feuilletonchef sein = kämpft solange bis dies im Im pressum steht

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seit 1974 Honorar Professor an Uni Tübingen

1988 beendet seine Anstellung bei der FAZ

Premiere von "Das literarische Quartett"

mit M. R.-R., Hellmuth Karasek und Sigrid Löffler

mit einem Gast werden ca. 5 Romane besprochen

M. R.-R. dominiert allerdings Empfehlung!!!

1991/1992 Heinrich-Heine-Gastprofessur in Düsseldorf

seit 1992 Ehrendoktor der Uni Augsburg

Autoritär

scheucht Sekretärinnen herum, nervt in Konferenzen, setzt Mitarbeiter unter Druck= väterlich-autoritär

zu jungen Kollgen: "Setzen, Sie sich, Lieber!", Pause, "Ich habe ihr neues Manusscipt gelesen und bin erstaunt: Das ist gut geschrieben, das ist sogar hervorragend! Mal Hand aufs Herz: Haben Sie das selbst geschrieben?", Pause, "Nehmen Sie es gleich in ihre nächste Nummer! Und nun gehen Sie mit Gott, aber gehen Sie!"

= unangenehm, direkt

"er soll den Mund halten" = aggresive Härte, Unbeherschtheit

Folge:

viel Feinde, wenig Freunde

Peter Handke: "Ich würde es nicht einmal bedauern, wenn der stirbt."

das beklagt er nicht, cuh der Theaterkritiker Kerr war einsam

Sein einziger (literarischer) Freund über Jahre: Siegfried Lenz

(M. R.-R. hat auch keine einzige Kritik über ihn geschrieben)

Ãœber Walsers "Jenseits der Liebe": "Ein belangloser, ein schlechter, miserabler Roman", und weiter "Es lohnt sich nicht, auch nur ein Kapitel, auch nur eine einzige Seite des Buches zu lesen."

= mutig, direkt, fast unverschämt

korrekt

ordnet gern: seine Favoriten: Lessing,Gothe,Büchner,Heine,Fontante,Thomas Mann

weniger Hölderlin, Klopstock, George, Trakl, Celan

liest nur im Anzug

seine Angriffe sind heimliche Selbstkritik: Nachprüfung seiner eigenen Urteile,

(Nachprüfung zeigen!!!) Entgegnung auf sich selbst

Freund der Erotik

er meint er könne Schriftsteller erziehen: z.B. Adolf Muschg

Star weil: einfach,direkt, anders, hart, besonders

"Sie können nicht mit jeder Frau dieser Welt schlafen", Pause, "Hören Sie zu ich bin noch nicht fertig: Das ist noch lange kein Grund es nicht wenigstens zu versuchen"

= macht sich zuerst lächerlich, dann das "aber" = witzig,lustig, komisch

Gestik

Sprachfehler: Scharfes R (Pole), Lifpelt!!!

moduliert mit der Stimme

interessante Persönlichkeit

oft karikiert, imitiert (Standardprogramm: Telefonbuch)

unerwartete Reaktion: z.B. Arschloch

Buchveröffentlichungen: "Literatur der kleinen Schritte",

"Lauter Verisse",

"Über Ruhestörer",

"Nachprüfung",

"Thomas Mann und die Seinen",

"Thomas Bernhard",

"Max Frisch",

"Ohne Rabatt. Ãœber Literatur aus der DDR"

"Der doppelte Boden",

"Lauter Lobreden",

"Wer schreibt provoziert",

"Was halten Sie von Thomas Mann",

"In Sachen Böll - Ansichten und Einsichten",

"Meine Schulzeit im dritten Reich",

"Frankfurter Anthologie",

"Deutsche Geschichten 1900-1980"

"Romane von gestern - heute gelesen",

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