Hernán Cortés

Hernán Cortés
Gnadenloser Eroberer oder begnadeter Diplomat?
    Auswanderung und Bewährung Heimlicher Aufbruch und erste Kontakte Unerwartete Hilfe und Misstrauen Verrat und nochmals Verrat Hinterhalte und indianische Unterstützung Marsch und Erstaunen Empfang und Entthronung Velázquez und Narvàez Befreiung und Flucht Sieg und Machtspiel Vorbereitung und Vorkampf Sturz und Eroberung Gründung und königliche Einschreitung Wiederaufbau und neue Entdeckung Hin und zurück Algier und Unterbewertung Enttäuschung und Tod

Auswanderung und Bewährung
Im Jahre 1485 wurde Hernán Cortés in Medellín, in Spanien geboren. Mit 14 Jahren besuchte er die Universität in Salamanca, wo bereits seine Eltern studiert hatten. Nach zwei Jahren wurde er aber bereits wieder zurück geschickt. Immerhin hatte er ein bisschen der lateinischen Sprache erlernt und konnte gute Verse und Gedichte verfassen. In den darauffolgenden Jahren arbeitete er in einem Notariat. 1504 reiste er nach Santo Domingo, um dort sein Glück in der Kriegführung zu suchen. Ihm wurden in der Stadt Azúa Land und Indianer als Leibeigene ausgehändigt. Dank seinen juristischen Vorkenntnisse, konnte er als Ratsschreiber tätig werden. Jedoch gelang es ihm nie die Lust als Befehlshaber, oder zumindest als Soldat zu fungieren, in den Hintergrund zu stellen. So nahm er an dem Feldzug 1511 des Diego de Velázquez teil, dessen Mission es war, die Ureinwohner Kubas zu unterwerfen. Er konnte Velázquez positiv beeinflussen, und als jener zum Gouverneur ernannt wurde, konnte Cortés profitieren und wurde seinerseits zum Geheimschreiber erkoren. In den nächsten Jahren widmete er sich ganz seinem Land und konnte eine Menge Gold abbauen, was ihn zu einem wohlhabenden und begehrten Junggesellen machte. Deshalb kam es etwas später auch zu der Heirat mit Catalina Suárez, die von einer Adelsfamilie auf Granada abstammte. Als die Berichte Grijalbas von seiner Entdeckung des Mayareichs und dessen Goldschätze eintrafen, plante Velázquez sofort eine neue Expedition. Cortés hatte es einzig Andrés de Duero zu verdanken, dass ihn Velázquez als Oberbefehlshaber bestimmte. Sofort machte sich Cortés an die Ausstattung einer Flotte, wobei er sein Land verpachtete und Kredit aufnahm. Schlussendlich verfügte er über ein Geschwader von sechs Schiffen mit etwa 300 Mann Besatzung. Er erhielt den Befehl, die Gebiete, zusammen mit dem verschwundenen Grijalba näher auszukundschaften und Karten anzulegen, die vor allem Ankerplätze und Durchfahrten genau darstellten. Die Eroberung und Besiedlung wollte Velázquez, der inzwischen am spanischen Königshof einen Antrag auf den Titel des mächtigsten Mannes in der Neuen Welt gestellt hatte, für sich aufheben. Er wollte darum auch, dass Cortés nur mit einer kleinen Flotte aufbrach. Als er aber von seinen Vorbereitungen erfuhr, entzog er ihm deshalb das Kommando wieder.
Heimlicher Aufbruch und erste Kontakte
Das liess Cortés natürlich nicht über sich ergehen, schliesslich hatte er auch über zwei Drittel der Kosten für die Aufstellung der Expedition aus eigener Tasche bezahlt. So stach er in der Nacht heimlich mit der unvollständigen Flotte in See und erreichte am 18. November 1518 Macaca, einen Hafen westlich von Santiago, wo er sich die erforderlichen Vorräte und Waffen besorgte. Hier stiessen auch mehr Männer zu ihm. Angesehene Offiziere und Soldaten, die dem Unternehmen den gewissen Reiz zur Anteilnahme sicherten. In Havanna, der damals wahrscheinlich wirtschaftlich blühendsten Stadt der Karibik, machte er einen weiteren Halt und besorgte sich hier vor allem Kanonen und Musketen. Am Ende war seine kleine Streitmacht von 300 Mann auf ein stolzes Heer von 600 Mann angestiegen und die Flotte von sechs auf über fünfzehn Schiffe. Gouverneur Velázquez liess es jedoch nicht an Sabotageakten fehlen, um die Flotte am Auslaufen zu hindern, konnte aber nichts bewirken, da die Mannschaft ganz auf der Seite Cortés stand. Antón de Alaminos wurde zum Hauptnavigator ernannt. Er hatte bereits unter Kolumbus gedient. Am 18 Februar 1519 nahm man nun endlich Kurs auf Yukatan. Während der Überfahrt spaltete sich das Geschwader, auf Grund eines starken Sturms. Cortés erreichte das Ziel mit seinem Schiff als letzter und musste als erstes die Indianer in Yukatan beruhigen, die über den Überfall auf einen ihrer Tempel des Pedro de Alvarado erbost waren. Danach versuchte er sie zu bekehren. Als seine Worte nichts nützten, zerstörte er ihre Götzenbilder und stellte an ihrer Stelle, christliche Altare auf. In den Gefangenenlagern der Maya fand Cortés auch einen spanischen Gefangen namens Jéronimo de Aguilar. Da der sich die Sprache der Maya angeeignet hatte konnte man ihn ab sofort als Dolmetscher gebrauchen. Am 4. März beschloss Cortés, das Kap Catoche zu umsegeln und den Rio Grijalba hinaufzufahren. Jedoch war es ihm nicht möglich, an Land zu gehen, da die Ufer des Stroms von Kriegern übersät waren. Trotzdem wollte er andocken und notfalls kämpfen.
Unerwartete Hilfe und Misstrauen
Am 25. März rüstete er seine Truppen und zog dem 40.000 Mann fassendem Heer entgegen. Mit den Kavallerieeinheiten konnte er die Kakaofelder der Mayas nicht überqueren und musste einen Umweg in Kauf nehmen. Trotzdem hatte Cortés den Sieg den Pferdeeinheiten zu verdanken, weil die Indianer Pferde nicht kannten und sie für eine Art Götter hielten. So ergriffen sie panikartig die Flucht. Auf diesem Schlachtfeld wurde die Stadt Santa Maria de la Victoria gegründet. Die total eingeschüchterten Einheimischen boten den Spaniern den Frieden an und schenkten ihnen als Friedensangebot 20 ihrer schönsten Mädchen. Unter ihnen auch Malitzin, die zum Teil auch noch aztekischer Abstammung war. So war sie in der Lage, die Worte der Spanier ihrem Volk mitzuteilen. Sie war es, die Cortés einen Sohn schenkte, der Don Martín Cortés getauft wurde. Durch ihre Anwesenheit wurde der Handel mit den Indianern zustande gebracht. Sie trat somit in die Rolle einer Pocahontas. In den nächsten Tagen erreichte Cortés San Juan de Ulúa, wo er auf den freundlich gesinnten Stamm der Totonaken traf. Er bat die Abgesandten an Bord und beschenkte sie mit Plunderwaren. Am nächsten Tag bekam er Besuch des Statthalters von Moctezuma und tauschte mit ihm Geschenke aus. Die Begleiter des Statthalters zeichneten die Schiffe und die Spanier selbst, um ihrem Herrscher einen Eindruck vorweisen zu können. Moctezuma schickte den Fremden immer mehr Gold, um sie davon abzuhalten, in die Nähe der aztekischen Hauptstadt, Tenochtitlan, zu kommen. Er ahnte nichts von den Plänen einer Eroberung. Cortés jedoch baute an der Küste Mexikos einen Stützpunkt, um die vielleicht einmal benötigte, militärische Unterstützung vom Mutterland aufrecht zu erhalten. Rica Villa de la Vera Cruz, die erste spanische Siedlung auf amerikanischem Boden, war entstanden. Damit widersetzte er sich natürlich klar den Befehlen von Velázquez. Um jenen ein wenig zu besänftigen, schickte er ihm eine Botschaft, in der er ausdrückte, sein Amt niederzulegen und die Stadt zu übergeben. Er hatte genau ins Schwarze getroffen, denn die Antwort des Gouverneurs liess verlauten, Cortés in seinem Amt zu bestätigen und ihn sogar noch zu befördern.
Verrat und nochmals Verrat
Als seine Absicht, Tenochtitlan einzunehmen, unter seiner Truppe bekannt wurde, breitete sich grosse Unzufriedenheit aus. Durch seine Überzeugungskunst gelang es Cortés aber die Menge zu beruhigen und sogar Verbündete, in Form der Totonaken, die schon lange von Moctezuma unterdrückt wurden, zu finden. Mit einer genialen Hinterhältigkeit, nämlich azteckische Beamte durch die Totonaken gefangen zu nehmen und diese von spanischen Soldaten befreien zu lassen, waren einerseits die Totonaken enger an Cortés gebunden, andererseits hatte er sich in das Vertrauen Moctezumas gesichert. Um am spanischen Hof Eindruck zu schinden, schickte er eine Galeere, beladen mit Gold, in Richtung Spanien. Gouverneur Velázquez versuchte sie abzufangen, aber dieses Unternehmen scheiterte an den Navigationskünsten der beiden Beauftragten Puertocarrero und Montejo. Bischof Juan Rodríguez de Fosca war es, der den Abgesandten in Spanien Schwierigkeiten bescherte. Mit Hilfe von Cortés Vater wurde jener allerdings beiseite geschafft. Die Geschenke waren bei König Karl ein voller Erfolg und er sandte Cortés Unterstützung von drei Schiffen. Den Velázquezanhängern unter Cortés Truppe gefiel das gar nicht, so machten sich Verräter auf, ihrem Gouverneur zu berichten, was im Gange war. Sie wurden aber ihrerseits verraten. Um solchen Massnahmen vorzubeugen, liess Cortés die Deserteure hängen und seine gesamte Flotte im Hafen versenken. Alle Wege nach Kuba waren somit versperrt.
Hinterhalte und indianische Unterstützung
Am 16. August brach das Heer, trotz den vielen Umständen, nach Tenochtitlan auf. Sie wanderten in der Nähe der Stadt Xalapa über den Paso del Obisco, einen Bergpass, auf dem ein arktisches Klima herrscht. Später streiften sie die beiden Indianerstädte Tezuitlan und Tlatlauhquitepec. Danach entschied Cortés, auf Empfehlung der Totonaken, die Strasse nach Tlaxcala zu nehmen, denn die Bewohner dieser Stadt waren im Krieg mit den Azteken. Dort angekommen, wurden sie zwar gebührend empfangen, aber der Stadtrat beschloss, die Spanier anzugreifen, um ihre Stärke herauszufinden. So trafen die 500 Spanier mit ihren 3.000 Alliierten, den Totonaken auf eine gewaltige Armee tlaxcaltekischer Krieger von 30.000 Mann. Dank enormen waffentechnologischen Fortschritten, gewannen die Spanier dieses Gefecht, sowie das zweite und das dritte, das in der Nacht stattfand. Cortés hatte starke Verluste erlitten, so bot er seinem Gegner den Frieden an, welcher dankend angenommen wurde. Es wurde ein Bündnis zwischen den beiden Völkern geschlossen. Schliesslich, am 12. Oktober, marschierte die Truppe, mit nur 5.000 der 100.000 zur Verfügung gestellten Tlaxcalteken, in Richtung Cholula. Dort lockte man sie in die Stadt und wollte sie heimtückisch angreifen. Cortés, der jedoch die Situation erkannt hatte, bat um ein Treffen ausserhalb der befestigten Mauern. Nichts ahnend erschienen die Abgeordneten, sowie über 2.000 Gefolgsleute und wurden von den Spaniern niedergemetzelt, während indessen die Tlaxtalketen die ungeschützte Stadt plünderten. Die Azteken, die immer noch nicht begriffen hatten, was die Spanier vorhatten, berieten sich und kamen zu dem Urteil, ihre eigentlichen Gegner zu empfangen, anstatt sie zu bekämpfen.
Marsch und Erstaunen
Am 1. November war nun endlich der vorerst letzte Marsch angesagt. Das Ziel kennen wir alle: Tenochtitlan. Die Route verlief zwischen dem Popocatepetl und dem Iztaccihuatl hindurch. Hier trennten sich die Spanier von den Totonaken, die diese niederen Temperaturen nicht mehr ertrugen und den Rückweg antreten mussten. Cortés konnte dies aber locker wegstecken, da während ihrer Reise konstant neue Indianergruppen zu ihnen gestossen waren. Er liess einige Kundschafter den damals aktiven Vulkan, Popocatepetl, erklimmen, um den Azteken zu beweisen, dass ihr Gott ihn nicht einschüchtern konnte. Als der Zug die Tundra der Umgebung des Vulkans verliess und das prächtige Hochland von Anahuac betrat, liess der prachtvolle Anblick Tenochtitlans, die Männer vor Ehrfurcht beinahe erblassen. In dieser, von einem gewaltigem Schutzwall umgeben Stadt, dürften gut und gerne 300.000 Menschen Platz gefunden haben. Sie verfügte über eine ausgezeichnete Infrastruktur, die vor allem die Marktplätze verband, auf denen bis zu 50.000 Händler ihre Waren verkaufen konnten. Das Trinkwasser bezog die Stadt aus einem etwa 500 Meter entfernt liegenden See. Sie selbst war ja in mitten eines Salzwassersees erbaut worden.
Empfang und Entthronung
Cortés überquerte auf einem Damm den See, wo er aber schon bald auf einen Erkundungstrupp Moctezumas traf. Der Befehlshaber war der Fürst von Texcoco, der die Spanier am 8. November an die fast vier Meter hohe Stadtmauer führte, wo hoch aufgerichtet der grosse Herrscher, Moctezuma, auf sie wartete. Er begrüsste Cortés und kniete vor ihm nieder. Später führte er sie in seinen Palast, der ihnen als Schlaf - und Ruhestätte dienen sollte. Voller Hass kamen die Azteken den Indianern in Cortés Begleitung entgegen, von denen sie ja betrogen wurden, sie wagten es aber nicht sie auszuweisen. Cortés bemerkte, dass die Brücken, die das Stadtzentrum mit dem Rest verbanden, die einzige Fluchtmöglichkeit darstellten. Wollte Moctezuma ihn also in einen Hinterhalt locken, brauchte er sie nur zu zerstören, und Cortés und seine Krieger sässen in der Falle. So gab er sofort den Bau von einigen kleinen Schiffen in Auftrag, mit denen er schnell entkommen konnte. Dies schien aber vorerst nicht notwendig zu sein, denn Moctezuma erschien regelmässig, um seinen neuen Freunden Geschenke auszuhändigen. Er stellte ihnen einen riesigen Gebäudekomplex zur Verfügung, in dem die Spanier und die Indianer Unterschlupf fanden. Die Anwesenheit der Soldaten löste allerdings unter der Bevölkerung Unruhe aus, und erstmals kam auch die Regierung Moctezumas ins Schwanken. Cortés versuchte Moctezuma, in dem er ihm angab, seine Untertanen würden ihm besser Folge leisten, wenn er den christlichen Glaube annehme, zu bekehren, was ihm leider nicht gelang, doch billigte der König den Bau einer Kappelle in der Stadt. Durch puren Zufall stiessen die Arbeiter dabei auf die Goldvorräte, die ja den eigentlichen Grund für ihre Expedition nach Mexiko waren. Cortés wollte das Gold aber lieber zu einem günstigeren Zeitpunkt bergen. So wurde die Kammer wieder sorgfältig versiegelt. Später traf die Nachricht in Tenochtitlan ein, die besagte, Indianer hätten die spanische Kolonialstadt Veracruz angegriffen und dabei ihren Kommandeur Escalante getötet. Diesen Vorwand nutzte Cortés, um Moctezuma in seinen eigenen Mauern festzunehmen. Er beschuldigte ihn für diesen Angriff verantwortlich zu sein. Von nun an gab Cortés die Befehle, nicht persönlich, doch teilte er seine Wünsche Moctezuma mit, und dieser veranlasste das Notwendige. Der einmal so stolze Herrscher belog seine Untertanen und erklärte, er wolle nur in der Nähe Cortés sein, um besser kommunizieren zu können. Cortés ging sogar soweit, dass er ein Dokument vorbereiten liess, das alle Rechte als König des aztekischen Reiches an Karl V. übergeben sollten. Tatsächlich unterzeichnete Moctezuma. Warum er diese Demütigung über sich ergehen liess und Cortés nicht einfach aus der Stadt jagte, ist unbekannt, wahrscheinlich aus Aberglaube von den weissen Göttern. Schon bald trafen spanische Kolonisatoren aus dem Heimatland ein und erkundeten die Gebiete Mexikos. Jetzt wagte Cortés auch den Goldschatz unter der Kappelle auszugraben. Moctezuma musste tatenlos zusehen. Mit der Zerstörung der Götzenbilder in der Stadt ging Cortés schlussendlich doch einen Schritt zu weit. Selbst der bisher so zurückhaltende Moctezuma forderte ihn auf, seine Stadt zu verlassen. Er half ihm bei der Wiederherstellung seiner Schiffe, die Cortés damals ja absichtlich versenkt hatte, um ihn schnellstmöglich verabschieden zu können.
Velázquez und Narvàez
Inzwischen wurde auch sein grosser Widersacher, der Gouverneur von Kuba, Diego Velázquez, aktiv. Er sandte eine Flotte von 20 Schiffen unter der Führung von Pànfilo de Narvàez aus, um Cortés zurückzuholen. Die Streitmacht landete fast an derselben Stelle wie ihre Vorgänger vor etwa einem Jahr. Narvàez belagerte die Stadt Veracruz, wobei er sie aber nicht mit Gewalt einnehmen wollte, sondern Abgesandte in das Fort zum Statthalter Gonzálo de Sandoval schickte. Jener war jedoch nicht bestechlich, liess die Diplomaten gefangen nehmen und schickte sie nach Tenochtitlan, wo sie ihr Anliegen Cortés persönlich vortragen konnten. Moctezuma, der durch indianische Botschafter von der Landung der Spanier erfahren hatte, richtete Cortés aus, jetzt sei es ja kein Problem mehr, die Schiffe zu besteigen und Mexiko zu verlassen. Narvàezs Diplomaten trafen in der Zwischenzeit auch schon in der aztekischen Hauptstadt ein. Cortés empfing sie freundlich, mit Geschenken und einem Festmahl. Später schickte er sie wieder nach Veracruz zurück, zusammen mit einem Brief an Narvàez, der Cortés Bitte zu einem Bündnis überbrachte. Narvàez lag jedoch viel mehr daran, seinen Landsmann zu demütigen, und zerriss seinen Brief, als er ihn gelesen hatte. So blieb Cortés nichts anderes übrig, als die Stadt mit circa 80 Männern hinter sich zu lassen und die Rückkehr nach Veracruz anzutreten. Der Rest seiner Männer, inklusive der Artillerie, blieb unter dem Kommando von Pedro de Alvarado in Tenochtitlan.
Befreiung und Flucht
Auf dem Wege nach Südosten stiessen 2000 Chinanteken zu ihnen, weitere 600 Tlaxcalteken und auch Juan Velázquez de Léon, ein Verwandter des Gouverneurs von Kuba, mit etwa 150 spanischen Soldaten. In Veracruz angekommen, vereinte sich Cortés Heer, mit der Stadtgarde von 60 Soldaten und ihrem Befehlshaber Sandoval. Schliesslich marschierte die Armee in Richtung der Totonakenhaupstadt, wo Narvàez sein Lager aufgeschlagen hatte. Die völlig überraschten Krieger hatten keine Chance und Narvàez wurde gefangen genommen. Diese Gefahr war also abgewendet, doch wie sah die Situation in Tenochtitilan aus? Die Azteken hatten die Chance wahrgenommen und eine Rebellion angefacht. Lange würden sich die Truppen nicht mehr halten können. Sofort befahl Cortés seinen vier Untergeordneten Ordaz, Velázquez de Léon und Lujo, die bereits wieder auf Erkundung waren, nach Tenochtitlan zu gehen und für Ordnung zu sorgen. Er selbst machte sich ebenfalls auf den Weg. In der Aztekenhauptstadt brauchte es jetzt die Fähigkeiten eines Diplomaten und das waren leider nicht diejenigen von Alvarado. Dies bewies er auch mit der Ermordung von 600 Menschen in der Nähe der Garnison. Dieser Fehler sollte vielen tapferen Soldaten den Hungertod bescheren, denn die Azteken trennten die Nahrungsmittelverbindung zu den Tlaxcalteken ab. Am 24. Juni 1520 traf endlich Cortés mit seiner Armee von insgesamt 4800 Einheiten vor den Toren der Stadt ein. Am selben Tag wurde auch Moctezuma wegen seiner Inkompetenz von seinem Thron gestürzt, und an seiner Stelle, sein Bruder Ciutlahuac zum König erkoren. Damit hatten die Spanier einen wertvollen Mann in der aztekischen Regierung verloren. Die Truppen drangen in die Stadt ein und schlugen sich ihren Weg durch die Strassen hindurch, wo ihre Kammeraden in der Garnison warteten. In den darauffolgenden Tagen bauten sich die Soldaten Schilde, die aber gegen die Steine, welche die Azteken von den Dächern warfen, nichts nützten. Das Hauptziel der Spanier war der Palast, den sie einzunehmen versuchten, indem sie die Häuser an seiner Seite abbrannten, um über ein freies Schussfeld zu verfügen. Noch einmal besann sich Moctezuma und appellierte an sein Volk, die Kämpfe einzustellen, doch er wurde von einem Stein, den einer seiner Untertanen nach ihm warf, schwer getroffen und starb. Der einstmals so gefürchtete Herrscher wurde achtlos zu den anderen Toten geworfen. Die Spanier sahen ein, dass es unmöglich war, die Stellung zu halten, so liess Cortés tragbare Brücken bauen, mit denen er die Löcher in den Dämmen überwinden konnte, die ja bekanntlich die einzige Fluchtmöglichkeit darstellten. Der Goldschatz wurde bis auf ein Fünftel unter den Männern aufgeteilt. Dann, am 30. Juni des Jahres 1520, ging sie los, die verzweifelte Flucht aus der aztekischen Hauptstadt.
Sieg und Machtspiel
Sie schafften es tatsächlich zu entkommen, doch die Verluste waren riesig. Die gesamte Artillerie, sowie 450 Spanier fielen dem Gegner zum Opfer. Unter ihnen auch Velázquez de Léon, der Cortés so treu gedient hatte. Cortés entschied nach Tlaxcala zu fliehen, aber sein Weg sollte von Hunger, Durst und Indianerüberfällen geplagt sein. In Otompan, am 7. Juli, traf das erschütterte Heer auf eine enorme Übermacht von 200.000 aztekischen Kriegern. An einen Rückzug war nicht zu denken, denn sie waren umzingelt, also mussten sie den schieren Selbstmord wagen und sich in den Kampf stürzen. Als Cortés den Kriegsherren Cihuaca erkannte, bahnte er sich mit seinen besten Kämpfern den Weg zu ihm hindurch und stach ich ihn nieder. Unter den führerlosen Azteken brach Panik aus. Cortés konnte das Unmögliche möglich machen und die Schlacht für sich entscheiden. Nachdem die Diplomatie zur Eroberung des Aztekenreiches gescheitert war, begann er eine neue Armee aufzustellen, um mit militärischer Macht sein Ziel zu erreichen. Indessen trat in Spanien der Bischof von Burgos wieder einmal ins Rampenlicht. Er stachelte den Stellvertreter Karls, Mercurito Gattinara, dazu an, einen Abgeordneten nach Santo Domingo zu schicken, um den von Cortés gefangengehaltenen Pánfilo de Narváez zu befreien. Doch als Karl in sein Land zurückkehrte, schlug er sich auf die Seite Cortés und erstickte alle Versuche, die Eroberungen des Mannes, der Spanien so viel Ruhm erwies, zu stören.
Vorbereitung und Vorkampf
In Mittelamerika war Cortés mit der Gründung der Stadt Segura de la Frontera beschäftigt, die er in der Nähe von Tepeyacac an der Grenze errichtete. Sie sollte den Weg von Veracruz nach Tlaxcala sichern. Infolge kleiner Angriffe nahmen die Spanier zuerst Quauhauechoallan ein, dann Itzocan und am Schluss das ganze Gebiet Oaxaca. Um Tenochtitlan auch vom See aus angreifen zu können, liess Cortés Martín López 13 kleinere Schiffe bauen, die er in etwa 1000 Metern Entfernung vom See von Texcoco, lagerte. Hier bauten die Indianer einen Kanal, welcher eine Verbindung zum See herstellen würde. So waren sie von indianischen Überraschungsangriffen sicher. Ausserdem enterte Cortés vier spanische Schiffe. Ihre Besatzung erklärte sich willig, sich seiner Armee anzuschliessen. Nun konnte er wieder auf Artillerieunterstützung zählen. Er schickte zwei Karavellen nach Santo Domingo und Santiago Vega (Jamaika), um Soldaten anzuwerben. In Tenochtitlan war es wieder einmal an der Zeit, den König zu wechseln, weil Cuitlahuac an einer Krankheit verstarb. Der neue Herrscher hiess Quauhtémoc und war der Neffe des toten Moctezumas. Am 28. Dezember folgte Cortés mit seiner Armee den Booten und stellte die Zelte an der Stelle, an der der Kanal begann, auf. Nachdem alle Dörfer, die am See lagen, geplündert und abgebrannt waren, wollten auf einmal alle aztekischen Verbündeten den Spaniern helfen. Im März 1521, trafen in Veracruz drei Schiffe ein, mit militärischer Unterstützung und dem königlichen Schatzmeister. Mit ihrer Hilfe, startete Cortés am 5. April einen Feldzug in die Gebiete südlich von Tenochtitlan, wo er die Hauptstadt der Tlalhuicateken, Quauhnahuac, besetzte.
Sturz und Eroberung
Endlich, am 20. Mai, begann die Belagerung der aztekischen Hauptstadt. 650 Fusssoldaten, 190 Schützen, 80 Dragoner, 24.000 Indianer und fast 20 Geschütze standen vor den Toren Tenochtitlans, bereit, die Stadt dem Erdboden gleich zu machen. Dazu kamen noch die 13 Schiffe, gegen die die indianischen Kanus keine Chance hatten und beim Zusammenprall mit ihnen in den Fluten des Sees verschwanden. Cortés zerstörte das Aquädukt, das die Stadt mit Wasser versorgte und blockierte die Nahrungsmittelversorgung. Danach nahm er die Festung Xoloc ein, die am Schnittpunkt der Dämme von Itzapalapan und Coyohuacan lag. Am 13. August legte er den Azteken ein Friedensangebot vor. Nachdem dieses abgelehnt worden war, stürmte er Tenochtitlan. Obwohl sich die Verteidiger erbittert wehrten, hatten sie gegen die gut organisierten Truppen Cortés nicht den Hauch einer Chance. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung der Hauptstadt wurde niedergemetzelt. Auf der Seite der Spanier waren 100 Mann zu beklagen, während sich die Verluste ihrer indianischen Verbündeten auf etwa 10.000 steigerten. Die einzige Enttäuschung waren die wenigen Goldschätze, die die Spanier erbeuteten. Der legendäre Schatz des Moctezuma blieb verborgen.
Gründung und Einschreitung
Zwischen 1522 - 1524 war die Zeit der Städtegründung in Mexiko. Sandoval baute die Städte Medellìn (nach der Geburtsstätte Cortés benannt), Espíritu Santos, Coliman und Michoacan, Pedro de Alvarado die Stadt Zacatula und Cortés selbst die Stadt Santisteban del Puerto. Hier in der Nähe landete auch eine Expedition des Francisco de Garay. Seine Männer plünderten Indianerdörfer und übten Terror unter dem Volk aus. Jedoch verhielten sie sich so undiszipliniert, dass sie von den Eingeborenen in einen Hinterhalt gelockt und niedergemetzelt wurden. Das beweist wieder einmal die Führerqualitäten von Cortés, dem so etwas nie passiert wäre. Cortés schickte Ávila und Quinones nach Spanien, um dem König Bericht zu erstatten und Gold zu überbringen. Beiden war das Glück jedoch nicht hold. Ávila wurde auf einem Zwischenhalt auf den Azoren getötet und Quinones von französischen Piraten gefangengenommen. Das Gold kam somit in die Hände von Franz I., während die Briefe von Cortés doch noch irgendwie ihren Weg nach Spanien fanden. So erfuhr Karl von den Machenschaften des Bischofs von Burgos und den Sabotageversuchen von Velázquez und setzte beiden ein Ende. Er erklärte Cortés zum neuen Gouverneur von Neuspanien.
Wiederaufbau und neue Entdeckung
Cortés hatte Tenochtitlan bereits wieder auf eine Einwohnerzahl von 30.000 gebracht, den alten Handel zum Teil wiederhergestellt und eine Festung mit 70 Kanonen erbauen lassen. Auch stellte er anstelle des alten Tempels, eine riesige christliche Kathedrale auf. Cortés erliess die Regel, dass jeder Spanier seine Frau mit sich nehmen musste. So hoffte er die Auswanderungsrate nach Spanien zu dämpfen. Seine Frau, Dona Catalania, kam selbst von Kuba, um von nun an bei ihm zu leben. Sie verstarb aber nach kurzer Zeit. Hauptmann Christóbald de Olid wurde im Jahre 1523 von Cortés beauftragt, an der Nordküste Honduras eine neue Siedlung zu gründen. Jener wollte den Spuren Cortés folgen und gründete sein eigenes Reich. Dies konnte Cortés nicht straflos geschehen lassen. So beauftragte er Francisco de la Casas mit der Ermordung des Unfolgsamen. Mit Mühe konnte de la Casas seinen Befehl ausführen. Nachdem Cortés aber nichts mehr von de la Casas gehört hatte, gedachte er, sich selbst auf den Weg nach Honduras zu machen. In Begleitung des ehemaligen Aztekenkönigs Quauhtémoc als Geisel sowie seinen Gefolgsleuten Gonzálo de Sandoval, Luis Marín und Dona Marina. Dieses Unternehmen sollte jedoch nicht mehr als seinen Ruf als Tyrann fördern, denn er liess einen aztekischen Fürsten aufs grausamste foltern, weil er über eine Information verfügte, dass der Fürst ein Verschwörung plane. Eine positive Errungenschaft waren neue geographische Kenntnisse, wie zum Beispiel, dass Yukatan auf einer Halbinsel stand und nicht etwa auf einer Insel, wie man bis zu diesem Zeitpunkt angenommen hatte.
Hin und zurück
Nach fast zwei Jahren Absenz, kehrte Cortés, im Juni 1526 nach Veracruz zurück, nachdem er einen Halt in Kuba gemacht hatte und feststellte, dass Diego Velázquez, der einstige Gouverneur, gestorben war. Etwa Selbstmord? In Veracruz angekommen, wurde er mit Jubel empfangen, da ihn bereits alle für tot glaubten. Seine weiteren Pläne, nämlich die spanische Herrschaft bis nach Asien und in die Südsee auszustrecken, wurden durch das Misstrauen am spanischen Hof zunichte gemacht. Die Regierungsmitglieder im Mutterland vermuteten, er sei auf Unabhängigkeit bedacht, was ganz offenbar nicht der Fall war, denn Cortés war stets ein untergebener und treuer Patriot. So segelte er im Mai 1528 kurzerhand nach Palos, Spanien, und bat um eine Audienz beim König. Wenige Tage nach der Ankunft musste er den Tod seines treuen Helfers Gonzálo de Sandoval in Kauf nehmen. Der Heerführer starb im Alter von 31 Jahren. Cortés gelang es, beim König die Anschuldigungen zurückzuweisen, doch wurde ihm das Amt als Gouverneur Neuspaniens entzogen und ihm anstelle, die Auszeichnung eines Marquis verliehen. Dazu erhielt er Ländereien in Mexiko. Nach einer schweren Erkrankung heirate Cortés die Tochter des Grafen von Aguilar, Juana Zúniga. Sie öffnete ihm die Pforte zu einem der mächtigsten Adelshäuser in Spanien. Als er 1530 nach Mexiko zurückkehrte, bezog er seinen Wohnsitz in Texcoco, wo er sich dem Handel widmete. 1532 schickte er eine kleine Flotte in Richtung Kalifornien. Eines der Schiffe, das in Neu Galicia landete, wurde von Núnez de Guzmán geentert. Er gab jedoch das Schiff auf Cortés Aufforderung wieder heraus. Cortés eigentliches Ziel war es, in Kalifornien neue Städte zu erbauen, er sah aber ein, dass das nur eine Menge Geld kostete. 1535 reiste Cortés schliesslich persönlich nach Kalifornien und gründete nun doch eine Niederlassung, namens Santa Cruz. Der neue Gouverneur, der in Cortés eine Konkurrenten sah, wusste ihm das Leben schwer zu machen. Dies war auch der Grund, warum Cortés 1540 mit seinem Sohn nach Spanien fuhr. Er trug seine Beschwerden dem Indienrat vor, welcher ihm allerdings keine grosse Beachtung schenkte. So residierten Cortés und sein Sohn noch ein Weile im Mutterland.
Algier und Unterbewertung
1541 vereinbarten die beiden an dem Feldzug Karls V. gegen Algier teilzunehmen. Ihr Schiff kam dabei in einen grossen Sturm und versank. Vater und Sohn gelang es immerhin, ihr Leben zu retten. Nach einer langen Belagerung Algiers einigten sich die Befehlshaber, sich nach Spanien zurückzuziehen. Wie wir Cortés kennen, gab sich dieser nicht zufrieden und wollte mit ein paar Soldaten die Garnison einnehmen, doch die Erlaubnis dazu wurde ihm nicht erteilt. Man begründete, dass es ein Unterschied sei, gegen gepanzerte europäische Veteranen zu kämpfen, als gegen einen Haufen unausgebildeter Indianer. Man bedachte aber nicht, dass es auch einen Unterschied darstellte, gegen die doppelte Menge von Gegnern zu kämpfen.
Enttäuschung und Tod
So verliess der enttäuschte Cortés Spanien, in Richtung Mexiko, da er hier ja sowieso kein Mitspracherecht hatte. Er sollte sein Ziel nie erreichen. In Sevilla musste er einen Arzt konsultieren, infolge einer tödlichen Krankheit. Die Hilfe kam zu spät. Am 11. Oktober, stellte er sein Testament aus und verstarb am 2. Dezember des Jahres 1547. Endlich fand er in Neapel, in der Gruft seiner Urenkelin, Ruhe. In Spanien wurde Hernán Cortés Erfolge nie richtig anerkannt, bei den Indianern aber sollte er auf immer als weisser Gott in Erinnerung bleiben.

 

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