Adalbert Stifter
Lebenslauf
Stifter wurde als Sohn des Leinenwebers Johann Stifter und seiner Frau Magdalena am 23.10.1805 in Oberplan/Moldau (heute: Horni-Planá, CSFR) geboren. Sein Vater wurde 1817 von einem umstürzenden Flachswagen erschlagen. Für den ältesten Sohn in einer Familie mit fünf (lebenden) Kindern, zu denen sich in der neuen (1820 geschlossenen) Ehe der Mutter mit dem um sieben Jahren jüngeren Bäcker Ferdinand Mayer noch ein Stiefbruder gesellte, begann ein hartes und entbehrungsreiches Leben, in dem sich S. stark an die Großeltern anschloss.
Zusammen mit dem Großvater Augustin Stifter versorgte er die kleine Landwirtschaft. Der Vater der Mutter, der Fleischhauer Franz Friepes, brachte seinen Enkel, gegen den Rat des Ortsgeistlichen, 1818 in die Lateinschule der Benediktiner nach Kremsmünster, wo Stifer bis 1826 die glücklichste Zeit seines Lebens verbrachte. Die josephinisch aufgeklärt-frommen Lehrer des Stifts Kremsmünster erwecken in ihm die Liebe zur Literatur ebenso wie die Neugierde des wissenschaftlich und künstlerischen Blicks auf und in die Natur. Stifer hat später lange zwischen den Berufen des Malers, des Wissenschaftlers und des Poeten geschwankt. Mit mehr als 160 bekannt gewordenen Zeichnungen, Aquarellen und Ölbildern war er bis in seine Lebensjahre hinein ein "begeisterter Landschaftsmaler".
Mit der Aufnahme eines nicht abgeschlossen Studiums der Jurisprudenz (von 1826 bis 1830) begann Stifers 22 Jahre dauernder Aufenthalt in Wien. Durch bohemeartige Lebensflucht (Verweigerung von Abschluss- und Einstellungsexamina) und Unentschiedenheit (Liebe zu Fanny Greipl, mit dem Höhepunkt um 1829) führte er sein Leben in eine schwere Krise (Gerüchte über starken Alkoholkonsum in den dreißiger Jahren). 1837 heiratete Stifer die Putzmacherin Amalie Mohaupt (lebte von 1811 bis 1883), die Tochter eines vermögenslosen pensionierten Leutnants. Nach zwei Pfändungen (1837 und 1841) versuchte Stifer als Vorleser und Hauslehrer seine finanzielle Lage zu bessern. Er verkehrt dadurch, freilich stets als ein sozialer Außenseiter, im Salon der Fürstin Maria Anna Schwarzenberg und unterrichtete Richard von Metternich, den ältesten Sohn des Staatskanzlers, von 1843 bis 1846 in Mathematik und Physik. 1850 wurde Stifer provisorisch, 1854 endgültig zum Schulrat. 1853, in der anschwellenden Denkmalsbewegung, wurde er auch zum Landeskonservator von Oberösterreich ernannt. Der Versuch, mit der Aufnahme der sechsjährigen Nichte Amalies, Juliana Mohaupt, als Pflegetochter der Ehe neue Kraft zu geben, scheiterte. Im April 1859 wurde das Mädchen tot aus dem Wasser geborgen. Seit 1863 zeigten sich Symptome einer Leberzirrhose, die sich trotz zahlreicher Kuren rasch verschlimmerte. Am 28.01.1868 verübte er Selbstmord.
Werke
Seine ersten Erfolge feierte er mit der Erzählung "Condor" (1840). In der Zeit von 1840 bis 1846 entstanden die Novellen "Abdlas", "Brigitta", "Der Hochwald", "Zwei Schwestern" und "Die Mappe meines Urgroßvaters". 1853 entstand "Bunte Steine", eine Sammlung von Erzählungen. Stifters epische Kunst gipfelte in den Romanen "Der Nachsommer" (1857) und "Witiko" (von 1865 bis 1867). Weitere Werke sind "Der beschriebene Tännling", "Der fromme Spruch", "Nachkommenschaften", "Hagestolz" und "Waldbrunnen". Die Erzählung "Bergkristall", die Stifter 1845 schrieb, gehört der Sammlung "Bunte Steine" an, die 1852 veröffentlicht wurde.
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