Abraham Lincoln
Die Kindheit Der politische Aufstieg Die Sklaverei Die Spaltung des Landes Die Rede von Gettysburg Die Wiedervereinigung Das Attentat
Die Kindheit
Abraham Lincoln wurde am 12. Februar 1809 in einer BlockhĂŒtte am Rande von Nolin Creek im Staate Kentucky geboren. Die Lincolns waren eine der armen Farmerfamilien, die es in diesem Staat in Massen gab. Zusammen mit seinem Vater Thomas, Mutter Nancy und Schwester Sarah, zog er zwei Mal um: das erste Mal nach Knob Creek und das zweite Mal nach Indiana. Nach dem Tod von Nancy 1818, heiratete Thomas ein zweites Mal, da er nicht alleine fĂŒr die Familie sorgen konnte. Seine neue Frau hiess Sarah Bush Jonston, Sally genannt. Sie war Abraham eine bessere Mutter, da sie ihn akzeptierte wie er war und dafĂŒr sorgte, dass er etwas Bildung erhielt. Sally besorgte ihm BĂŒcher ĂŒber die Vereinigten Staaten und deren ersten PrĂ€sidenten, George Washington. Diese las er ĂŒberall, sogar in den Pausen bei der Feldarbeit. Er hatte jedoch keine ausreichende Schulbildung, weil sie ihren Wohnort soviel wechselten. Da sein Vater ihn zum Farmer ausbilden wollte, leistete er Feldarbeit fĂŒr benachbarte Felder. FĂŒr die geleistete Arbeit wurden ihm 25 Cents bezahlt, die er aber an seinen Vater bis zum 21. Lebensjahr abgeben sollte. 1830, als er 21 Jahre alt war, zogen sie nach Illinois, wo er wieder die Felder bearbeiten sollte. Doch ihm reichte es, und im Jahre 1831 verliess er seine Familie.
Der politische Aufstieg
Er landete in New Salem, wurde zum FĂŒhrer von Raufbolden und fand Arbeit in einem Laden. Dort trat er in den örtlichen Debattierklub ein. Die Angehörigen waren anfangs misstrauisch, waren aber schnell von ihm ĂŒberzeugt, als er sein Rednertalent anwandte. Er begann sein Selbststudium fortzusetzen und sich mit Politik zu befassen. Die Politik fesselte ihn so sehr, dass er sich 1832 fĂŒr die gesetzgebende Versammlung des Staates Illinois zur Wahl aufstellen liess. Im zweiten Anlauf hatte er schliesslich GlĂŒck und wurde aufgenommen. Doch schon stand ein weiteres Ziel auf seiner Liste: Anwalt. Im MĂ€rz 1837 wurde er nach langem Selbststudium in Springfield als Anwalt zugelassen. Dort angekommen, bekam er aus lauter Sympathie gratis ein Quartier von einem Ladenbesitzer. Durch seine Redegewandtheit verschaffte er sich rasch einen Namen als Anwalt. Bald standen ihm die HĂ€user der wohlhabenden Familien offen, und im Jahre 1839 verliebte er sich in eines der klĂŒgsten und reichsten MĂ€dchen der Stadt: Mary Ann Todd. Obwohl ihre Eltern mit Lincolns bescheidener Herkunft nicht einverstanden waren, liessen sich Abraham Lincoln und Mary Ann Todd am 4. November 1842 im Haus von Marys Schwester trauen. 1848 errichteten sie schliesslich ihr eigenes Heim. Im selben Jahr gelang Lincoln auch sein bis dahin grösster politischer Sieg: er wurde mit einer Zweidrittelmehrheit zum Abgeordneten des Kongresses der Vereinigten Staaten gewĂ€hlt.
Die Sklaverei
Nach der UnabhĂ€ngigkeit Amerikas litt Europa an Rohstoffmangel. Amerika mangelte es an Maschinen und Fabriken. So begannen amerikanische Schiffe Baumwolle, Tabak, Erz und anderen Rohmaterialien nach Europa zu transportieren. Als Tausch erhielten sie dafĂŒr Maschinen und Maschinenteile. Die Plantagen und Minen wurden grösser und grösser. Bald standen nicht mehr genug Arbeiter zur VerfĂŒgung um das Potential voll auszunutzen. So wurden aus den Kolonien der europĂ€ischen MĂ€chte Sklaven zum Tausch angeboten. Schon bald kamen riesige Galeeren mit schwarzen ArbeitskrĂ€ften in den HĂ€fen der Vereinigten Staaten an. Der Sklavenmarkt in Amerika war zwar schon seit dem 17. Jahrhundert im Gange, wurde aber noch nie so offen und stark betrieben wie zur Zeit des Handels mit Europa. In die stinkenden FrachtrĂ€ume der Schiffe wurden die Sklaven eingeschlossen und sahen den Himmel erst drei Monate spĂ€ter wieder. Der KapitĂ€n des Schiffes musste stets damit rechnen, dass, wenn etwa eine Seuche an Bord ausbrach, oder etwas anderes schief lief, etwa 85% der Sklaven wĂ€hrend der Ăberfahrt starben.
Die Spaltung des Landes
Zu Lincolns Zeit war es so, dass der SĂŒden Amerikas, mit seinem tropischen Klima, der Teil war, in dem die Plantagen errichtet wurden und die Farmer Einzug hielten. Der Norden hingegen war fĂŒr landwirtschaftliche Betriebe nicht geeignet, so errichtete man Banken, GeschĂ€fte und Fabriken. Der SĂŒden lebte von der Sklaverei, wĂ€hrend der Norden sie regelrecht verabscheute. Also wollte der Norden die Sklaverei abschaffen, was der SĂŒden natĂŒrlich nicht zulassen konnte. So wollte sich der SĂŒden vom Norden trennen. Dem Norden und dem SĂŒden wurden also je zwölf Staaten zugeteilt. Abraham Lincoln, selbst Nordstaatler, war an diesem Streit natĂŒrlich ĂŒber alles interessiert. Er verabscheute die Sklaverei und alles was damit zusammenhing.
1848 stand schliesslich seine Wiederwahl zum Abgeordneten des Kongresses an. Doch er bekam nicht genug Stimmen und musste enttĂ€uscht den Anwaltsberuf wieder aufnehmen. Es war die GrĂŒndung der Republikanischen Partei, die die Wendung in Lincolns Schicksal herbeifĂŒhrte. Sie hatte sich die BeschrĂ€nkung der Sklaverei auf die alten Sklavenstaaten und die Rettung der Union vor dem Auseinanderbrechen als Ziel gesetzt. Nun brauchte diese Partei einen FĂŒhrer. Einen guten Politiker, der gewandt reden und eine Menschenmenge ĂŒberzeugen konnte. Sie brauchten Abraham Lincoln. Schliesslich wurde er 1856 zum AnfĂŒhrer der Partei erkoren. Doch sein grösster politischer Erfolg sollte noch kommen. Am 6. November 1860 wurde er mit einer ĂŒberragenden Mehrheit zum PrĂ€sidenten der Vereinigten Staaten gewĂ€hlt. Doch diese Wahl löste auch den Krieg aus. Die SĂŒdstaaten wollten keine Republikaner im Weissen Haus sehen. Im MĂ€rz 1861 erklĂ€rten die Staaten South Carolina, Alabama, Louisiana, Mississippi, Florida, Georgia und Texas ihre UnabhĂ€ngigkeit.
Lincoln wollte sich jedoch nicht damit abfinden. Es musste einen Ausweg geben, die Union zu bewahren, notfalls mit Gewalt. So griffen die Konföderierten einen unionstreuen ArmeestĂŒtzpunkt im Hafen von Charlestown, South Carolina an. Der legendĂ€re amerikanische BĂŒrgerkrieg hatte begonnen.
Elf Staaten standen schliesslich auf der Seite der Konföderierten. Zu den sieben ersten kamen nun noch Arkansas, Virginia, North Carolina und Tennessee dazu. Sie hatten im Gegensatz zur Union besser ausgebildete GenerĂ€le mit mehr Erfahrung, wĂ€hrend die Union ihnen zahlenmĂ€ssig ĂŒberlegen war.
Die erste grosse Niederlage des Nordens sollte sich am 21. Juli 1861 ereignen, denn die Unionstruppen ergriffen panikartig die Flucht. Doch es kam noch schlimmer. Im April 1862 verlor die Union bei einer zwei Tage langen Schlacht 13.000 MÀnner und etwas spÀter, als General McClellan Richmond, die Hauptstadt der Konföderierten einnehmen wollte, verlor die Union gleich 37.000 MÀnner. Nach der dritten Niederlage des Nordens mit 14.000 Toten, gingen die Konföderierten 20 Meilen vor Washington in Stellung. Eine Belagerung bahnte sich an.
Abolitionisten schlugen Lincoln schliesslich vor, ein Verbot gegen die Sklaverei zu erheben. Er lehnte jedoch ab, mit dem Grund, die Grenzstaaten könnten sich gegen den Norden wenden. Die Abolitionisten kamen wenig spĂ€ter wieder und meinten, dass bei lĂ€ngerem Zögern England, das starken Handel mit dem SĂŒden betrieb, sich gegen die Union verschwören könnte. Doch Lincoln lehnte erneut ab. NatĂŒrlich wollte er die Sklaverei abschaffen, aber es war ein grosses Risiko. So legte er die Angelegenheit zu den anderen Problemen, die er auch mit seiner Frau hatte. Sie liebten sich zwar nach wie vor, jedoch kam es oft zu Streitereien. Die Kinder schafften es aber immer wieder ihre Eltern zusammen zu bringen. Robert war zwar fast erwachsen, aber Willie und Tad, elf und acht, schĂ€umten ĂŒber vor Lebenslust. Bis zu jenem Tag im Februar 1862, als die Beiden schwer erkrankten. Tad konnte geheilt werden, wĂ€hrend Willie sterben musste. Daraufhin verliess Lincolns Frau, Mary, ihr Zimmer fĂŒr ein Vierteljahr nicht mehr.
Am 23. September erklĂ€rte Lincoln, dass er allen Sklaven der Rebellenstaaten die Freiheit erlassen wĂŒrde, falls die Konföderierten nicht bis zum 1. Januar 1863 bereit wĂ€ren, Frieden zu schliessen. Der Januar kam, und der Kampf ging weiter. Also unterzeichnete er das Dokument zur Abschaffung der Sklaverei in allen SĂŒdstaaten, mit Ausnahme derer, die die Union bereits zurĂŒckerobert hatte. Doch es nĂŒtzte nichts. Der Krieg setzte sich fort und die Union verlor Schlacht um Schlacht.
Die Wende setzte sich am 1. Juli 1863 ein. In der blutigsten Schlacht, in der ĂŒber 40.000 Tote zu beklagen waren, traten die Rebellen den RĂŒckzug an. Sechs Tage spĂ€ter traf die Meldung ein, die besiegeln sollte, dass der Norden endgĂŒltig den Krieg gewonnen hatte: General Grant hatte Vicksburg eingenommen, eine Stadt am Mississippi, die er seit Mai belagerte.
Die Rede von Gettysburg
Am 19. November hielt Lincoln in Gettysburg vor 150.000 Menschen die wahrscheinlich berĂŒhmteste Rede in der Geschichte der Vereinigten Staaten:
"Vor 87 Jahren grĂŒndeten unsere VĂ€ter einen neuen Staat, aus Freiheit geboren und dem Gedanken geweiht, dass alle Menschen gleich geschaffen sind. Nun sind wir in einen grossen Bruderkrieg verstrickt, der erweisen wird, ob dieser Staat auf Dauer bestehen kann. Wir sind auf einem grossen Schlachtfeld dieses Krieges. Wir sind hier, um einen Teil dieses Schlachtfeldes jenen als letzte RuhestĂ€tte zu weihen, die ihr Leben gaben, auf dass der Staat lebe. Doch in einem tiefen Sinn können wir diese Erde nicht segnen, und wir können sie nicht heiligen. Doch die tapferen MĂ€nner, Lebende und Tote, die hier kĂ€mpften, haben sie geweiht, weit mehr als unsere schwachen KrĂ€fte es vermögen, so wie wir es auch nicht vermögen, ihren Ruhm zu schmĂ€lern. Die Welt wird niemals vergessen, was jene MĂ€nner hier vollbrachten. Uns, den Lebenden, ziemt es vielmehr, uns dem unvollendetem Werk zu weihen, das jene, die hier kĂ€mpften, so edelmĂŒtig voranbrachten. An uns ist es, uns der grossen Aufgabe zu widmen, die noch vor uns liegt; mögen wir von diesen ehrwĂŒrdigen Toten lernen, uns mit noch grösserer Hingabe der Sache zu verschreiben, fĂŒr die sie alles gegeben haben; mögen wir den hehren Vorsatz fassen, dass diese Toten nicht umsonst gestorben sein sollen; möge die Nation mit Gottes Hilfe eine Wiedergeburt der Freiheit erleben, auf dass die Herrschaft des Volkes durch das Volk und fĂŒr das Volk nicht untergehe auf dieser Erde."
Leider fand diese Rede bei der Menge nur mÀssigen Applaus.
Die Wiedervereinigung
Im MĂ€rz 1864 wurde General Grant zum obersten Befehlshaber der Unionsarmeen ernannt. Er eroberte mit seinen Truppen Territorium fĂŒr Territorium. Durch dieses VorrĂŒcken schlossen sich alle Sklaven, der zurĂŒckgewonnenen Staaten, den Truppen der Union an, so dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis die Union endgĂŒltig siegte.
Trotz dieses Erfolges sah es so aus, als ob Lincoln sein PrĂ€sidentenamt verlieren wĂŒrde, denn die Wahlen standen bevor, er war nicht gerade sehr populĂ€r und der Norden sehnte den Frieden herbei. Sollte er etwa Frieden schliessen und die Sklaverei wieder bewilligen? Nein. Er musste das Risiko eingehen. Die Entscheidung sollte sich bewĂ€hren. Anfang September nahm General Sherman eine der grossen StĂ€dte des SĂŒdens ein: Atlanta. Diese Errungenschaft hatte auch Auswirkungen auf die PrĂ€sidentenwahlen. Am 8. November, dem Tag der Wahl, wurde Lincoln zum PrĂ€sident wiedererwĂ€hlt.
FĂŒnf Monate spĂ€ter, am 9. April 1865, ergab sich schliesslich der SĂŒdstaatengeneral Lee und unterschrieb die Kapitulationsurkunde. Amerika war wieder vereint. WĂ€hrend die Menschen auf den Strassen feierten, widmete sich Lincoln seiner Arbeit, denn das verwĂŒstete Land sollte neu aufgebaut und die einstigen Rebellen sollten sich an einen Lebensstil ohne Sklaven gewöhnen.
Das Attentat
Es geschah am Karfreitag, den 14. April 1865. Lincoln fuhr mit seiner Frau und Freunden zu einer Theatervorstellung. WĂ€hrend sie das Volk mit anhaltendem Applaus empfing, entfernte sich ihr LeibwĂ€chter von der PrĂ€sidentenloge. Dieser fatale Fehler sollte Lincolns Schicksal besiegeln. Niemand beachtete den Mann, der sich an den PrĂ€sidenten anschlich. Der Schuss fiel. Schreie erklangen. Ein Mann stĂŒrzte zur BrĂŒstung, stach einen von Lincolns Begleitern nieder und verschwand mit einem lauten Aufprall hinter der BĂŒhne. Alle Augen richteten sich auf die zusammengesackte Gestalt des PrĂ€sidenten, der von der Kugel des AttentĂ€ters tot im Sessel lag. Die Menge geriet in Panik. Ein Armeearzt schaffte Lincoln in das benachbarte GebĂ€ude. Rasch wurden weitere Ărzte konsultiert, VizeprĂ€sident Andrew Johnson verstĂ€ndigt und Polizeieinheiten zur Suche nach dem Mörder ausgeschickt. Jegliche BemĂŒhungen, den PrĂ€sidenten zu retten waren jedoch zwecklos. Wenige Wochen spĂ€ter wurde Lincolns Mörder, der sich als ein gewisser Wilkes Booth herausstellte, in Washington hingerichtet. Lincoln selbst hatte aber seine Ziele erreicht: er hatte sein Land vor der Selbstzerstörung bewahrt und es von der Sklaverei befreit. Er war der erste, nicht aber der letzte PrĂ€sident der Vereinigten Staaten, der einem Attentat zum Opfer fallen sollte.
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